Hi Leute!
Heute berichte ich über ein eher unbekannteres Thema, den sogenannten Werther-Effekt.
Unter dem Werther Effekt versteht man das psychologische Phänomen, dass die ausführliche Berichterstattung eines Selbstmordes (beispielsweise genaue Zeit, Ort, Methode), hauptsächlich im Fernsehen, zu Nachahmungstätern führt und zu einem erheblichen Anstieg der Selbstmordrate. Dies war vor allem 1981 auch in Deutschland zu beobachten, als eine sechsteilige, fiktive Fernsehreihe über den Suizid eines Schülers, die Selbstmordrate unter 15- bis 19-Jährigen zu 175% über den Durchschnitt trieb.
Der Name, wie man sich vielleicht schon denken kann, stammt von Goethes vielleicht sogar erfolgreichstem Roman „Die Leiden des jungen Werthers“. In dem Roman beschreibt Goethe die unglückliche Verliebtheit des Werthers in Lotte, welche aber schon einem anderen versprochen war, dieser Roman hat teilweise auch autobiografische Züge und Goethe verarbeitet in diesem seinen Liebeskummer, da genau wie Werther er in eine bereits verlobte Frau verliebt war. Zum Ende des Buches hin nimmt sich Werther aus lauter Liebeskummer schließlich das Leben. Nach Veröffentlichung des Buches (welche anonym erfolgte) fand dieser geschilderte Suizid extrem viele Nachahmer, der Roman eröffnete eine regelrechte Suizidwelle, die kaum aufzuhalten war.
Heutzutage, besonders bei Suiziden prominenter Persönlichkeiten, ist dieser Effekt zu beobachten. Explizit, wenn die Suizide „heroisiert“, romantisiert oder die Gründe des Suizids ausführlich erläutert werden, steigt die Selbstmordrate, da sie sich erhoffen ebenso eine Wirkung zu erzielen. Außerdem ist zu beobachten, dass je bekannter und beliebter die Person war, desto höher der Nachahmungseffekt. Durch die heutige Medienpräsenz wird dieser Effekt sogar eindeutig verstärkt, da man den Medien fast nicht „entkommen“ kann, und macht ihn besonders heikel heutzutage.
Aber kann man nicht irgendetwas tun, um dem Nachahmungseffekt entgegen zu wirken? Tatsächlich kann man das und es wird auch schon darauf geachtet. Suizide werden nicht mehr so „ausgeschlachtet“, das heißt: der Name, das Alter, der Ort, die Methode, alles das wird nicht mehr so präzise angegeben, um einer Identifikation in der Bevölkerung entgegen zu wirken, denn wie genauer und unreflektierter über den Suizid berichtet wird, desto mehr Menschen (besonders in der Alters- und Geschlechtsgruppe) tun es dieser Person nach. Das ist auch unter anderem der Grund für die Richtlinie 8.5 im Pressekodex, die besagt, dass bei der Berichterstattung über Suizid Zurückhaltung verlangt ist.
Man könnte zwar jetzt gegen diesen Effekt argumentieren, was auch schon öfter geschehen ist und sagen, dass die ausführliche Berichterstattung über einen Suizid nur Suizide verursacht hat, die sowieso irgendwann passiert wären, sie also nur nach vorne verschoben hat. Dem ist entgegen zu wirken, dass wenn es so wäre, nach der Suizidwelle die Rate der Selbsttötungen zurückgehen würde, denn die nach vorne geschobenen Suizide wären ja schon passiert, was statistisch gesehen jedoch nicht der Fall war.
Der Werther-Effekt ist also keine Erfindung, sondern sehr real und eine beängstigende Gefahr, die nur durch unsere heutigen Medien verhindert und verursacht werden kann.
Was haltet ihr davon? Habt ihr vielleicht schon davon gehört? Findet ihr diesen Effekt genauso erschreckend oder findet ihr, dass so etwas doch sowieso vorhersehbar ist?