Eigentlich fängt es schon "harmlos" bei TV Formaten wie Tatort oder Aktezeichen XY an. Krimis gehören seit Jahren zu den beliebtesten Serien und Filmen der Deutschen und generieren regelmäßig Top Quoten im TV.
Der am häufigsten genannte Grund, wieso True Crime so beliebt ist, ist die Involvierung. die Realitätsnähe übt wohl eine besondere Faszination auf die Menschen. Durch die echten Fälle fühlen wir uns ins Geschehen direkt involviert, als würden wir selbst auf Tätersuche gehen. Manche Fälle werden sogar so präsentiert, dass man selbst mitraten kann. Wen würden wir Verdächtigen? Wie deuten wir die Hinweise? Wodurch hat sich der oder die Täter verraten? Ich glaube jeder von uns rätselt bei Krimis & Co gerne mit und fühlt sich wie die Trovatos höchstpersönlich.
Außerdem darf der Nervenkitzel nicht vergessen werden. Echte Fälle bieten noch mehr Nervenkitzel als inszenierte Krimis, da jeder im realen Leben damit konfrontiert sein könnte. Der Hintergedanke, dass dieser Fall wirklich passiert ist, ist für viele Menschen ein Anreiz.
Eine der größten Fragen, die Menschen sich stellen ist wohl: Was hat diese Person zu so einer Tat getrieben? Wir wollen die Psyche und die Motive hinter den Taten verstehen. Deswegen interessiert uns auch
die Lebensgeschichte von Serienmördern und Verbrechern so.
Beängstigend, aber leider wahr: die Vorbereitung spielt eine große Rolle. Wer regelmäßig True Crime Podcasts oder Dokus konsumiert, schult die eigenen Instinkte und wird hellhöriger und vorsichtiger. Die Rekonstruktion der echten Fälle öffnet vielen die Augen, nicht zu leichtgläubig durchs Leben zu gehen.
Und so nebenbei kann man tatsächlich auch was lernen. Man erfährt mehr über Rechtssysteme, psychologische so wie anatomische Fakten oder Ermittlungsarbeit. Vor allem auch, weil oftmals echte Rechtsmediziner, Polizisten oder Psychologen dabei sind.
Im Endeffekt ist es einfach die Unterhaltung, die True Crime Filme, Podcasts & Co bieten.
Wahre Verbrechen üben eine seltsame Faszination auf uns aus und True Crime Serien, so wie Podcasts werden immer beliebter. Irgendwie zieht uns das Böse magisch an, und so schrecklich die Verbrechen auch sind, können wir irgendwie nicht wegsehen. Aber warum ist das so? Und was ist daran gefährlich?
Was ist True Crime überhaupt?
True Crime widmet sich der Darstellung realer Kriminalfälle, überwiegend der von Mordfällen oder anderen Straftaten, die sich entweder durch besondere Schwere oder aufgrund einer besonders ungewöhnlichen oder schrecklichen Vorgehensweise der Täter auszeichnen. Den Startschuss gab 2014 der Podcast "Serial", in dem der Mord an der Schülerin Hae Min Lee an der Woodlawn High School aufgeklärt werden sollte.
Mittlerweile steht hinter dem Begriff eine gesamte Online Community, wo Menschen ihre eigenen Theorien zu (ungeklärten) Kriminalfällen aufstellen und mit anderen Nutzern
gemeinsam analysieren. Es gibt bereits Fälle, die aufgrund der Erkenntnisse dieser Communities von den zuständigen Behörden neu aufgerollt wurden und daraufhin sogar geklärt werden konnten. Ein Beispiel dafür ist der Golden State Killer.
Zu den beliebtesten True Crime Podcasts gehören heute Mord auf Ex, Mordlust, Verbrechen von Nebenan und ZEIT Verbrechen. Aber auch sämtliche Verfilmungen auf Netflix & Co gehen durch die Decke. Die Serie "Dahmer" über den Serienmörder Jeffrey Dahmer, "Dont Fuck With Cats" oder der Film "Extremely Wicked, Shockingly Evil And Vile" über das Leben von Ted Bundy waren monatelang Platz 1 der User.
True Crime ist ein zweischneidiges Schwert, denn man darf nie vergessen: Hinter den Fällen stecken Menschen, die gelitten oder sogar ihr Leben gelassen haben. Ist es überhaupt angebracht das Leid anderer als Unterhaltung zu nutzen? Zudem bringt das öffentliche Sprechen über die Fälle bei Angehörigen und Hinterbliebenen Emotionen zurück, die sie nicht noch einmal durchleben wollen.
Dass es bei True Crime um wahre Verbrechen geht, sollte eigentlich jeden empören und Partei für die Opfer ergreifen lassen. Doch gerade bekannte Serienmörder werden oft romantisiert und glorifiziert. So entsteht ein richtiger Fan-Kult. Im schlimmsten Fall können True Crime Formate fragwürdige Sympathie für einen Mörder wecken. Die Tatsache, dass die Täter in Verfilmungen in den Fokus gerückt werden macht das ganze nicht leichter. Oft wird weit in die Kindheit der Täter ausgeholt, und gezeigt was für eine schwierige Kindheit sie doch hatten. Sowas setzt eine völlig falsche Wahrnehmung in Gange und die Zuschauer fangen sogar an sie zu bemitleiden. Es gibt sogar Fanpages für Ted Bundy & Co, aus dem einfachen Grund, weil er konventionell attraktiv war.
Der Begriff "Copycat-Crime" wird verwendet, wenn Personen Taten nachahmen. Logischerweise hat das nicht unbedingt mit dem Konsum von True Crime Formaten zu tun, aber durch die erhöhte Präsenz von vielen Fällen im Internet & Co, kann es durchaus sein, dass einige Menschen sich inspirieren lassen und auch so bekannt werden wollen, wie die bekannten Täter, deren Leben verfilmt wurde.
Wusstet ihr, dass in Deutschland pro Jahr "nur" etwa 200-300 Morde geschehen? Die Zahl wird wegen True Crime Formate oft viel höher geschätzt.
Wie seht ihr das Ganze? Seid ihr selber True Crime Fans oder findet ihr diese Fazination komisch? Gibt es (ungelöste) Fälle, die euch bis heute noch beunruhigen?