Zehn Monate ohne Shampoo - Fazit |
Zehn Monate ohne Shampoo - Fazit Fast auf den Tag genau vor zehn Monaten habe ich angefangen, mir meine Haare komplett ohne Shampoo zu waschen. Ich habe das ganze Projekt damals gestartet, weil es meinen Haaren und besonders meiner Kopfhaut zu diesem Zeitpunkt echt miserabel ging. Ich hatte eine total gereizte Kopfhaut, die ich mir ständig blutig gekratzt habe und meine Haare musste ich mir jeden.einzelnen.fucking.Tag waschen! Ich habe mich also, bevor ich mit das Ganze gestartet habe, darüber informiert, wie man am besten von Haarewaschen mit Shampoo auf Haarewaschen ohne Shampoo umsteigen kann. Wer nachlesen möchte, was ich da als Ersatzprodukte gerade in der Anfangszeit genutzt habe und zum Teil auch jetzt noch benutze und wie ich zu Beginn auf das ganze Thema zugegangen bin, kann das hier nachlesen. Da es heute genau zehn Monate her ist, seit ich meinen ersten Blogeintrag dazu gemacht habe, dachte ich mir, dass ich euch vielleicht eine Art Résumé zu meinen Erfahrungen in den letzten Monaten zukommen lasse. Ich werde hierbei aber keinesfalls probieren, euch das Ganze künstlich schön zu reden, da auch ich damit zum Teil negative Erfahrungen gemacht habe. Allerdings hat mir das Projekt auch wirklich was gebracht und diese positiven Aspekte will ich vor allem mit euch teilen. Wer also vielleicht selber mit dem Gedanken spielt, sowas mal auszuprobieren oder sich auch einfach nur so für das Thema interessiert, sollte jetzt mal genau die Augen aufsperren und weiterlesen Wie lief der Einstieg für mich? Dazu muss ich sagen, dass man gerade in den ersten paar Wochen echt Durchhaltevermögen beweisen muss und ich es euch nur wärmstens ans Herz legen würde, damit anzufangen, wenn ihr Ferien oder längeren Urlaub habt. Meine Haare waren am Anfang echt extrem fettig und sahen auf gut deutsch richtig scheiße aus und das trotz dessen, dass ich sie mir alle zwei Tage gründlich gewaschen habe. Auch der Geruch war jetzt nicht so wirklich angenehm. Da war ich wirklich heilfroh, dass ich zu der Zeit tatsächlich Semesterferien hatte und so kaum einer gesehen hat, dass ich wochenlang auf dem Kopf aussah, wie eine Vogelscheuche. Meine Kopfhaut hat gejuckt wie Sau und ich hab mich echt gefühlt, wie der letzte Penner... Da hat es mir persönlich sehr geholfen während dieser Zeit die Haare zwei bis drei Mal pro Tag mit einer sehr feinzackigen Bürste (z.B. Tangle Teezer) ordentlich durchzukämmen, dann juckt zumindest die Kopfhaut nicht mehr so doll. Aber das Warten hat sich gelohnt! Nach drei bis vier Wochen haben sich dann meine Haare und vor allem meine Kopfhaut wieder beruhigt und meine Haare sahen wieder gesellschaftsfähig aus. Ich habe dann auch relativ schnell gemerkt, dass es besonders meiner Kopfhaut richtig gut tut, dass ich nicht mehr die ganzen Chemikalien der normalen Shampoos jeden Tag auf dem Kopf hatte. Besonders diese blutigen Stellen sind wahnsinnig schnell verschwunden und nach etwa 1 1/2 Monaten sahen meine Haare wieder vollkommen normal aus und das tun sie bis heute. Ich hab euch hier mal ein Bild von meinen Haaren reingestellt, wie sie vor etwa einer Woche aussahen. Leider habe ich zu der Zeit damals noch keine regelmäßigen Bilder von meinen Haaren gemacht, sonst hätte ich euch diese Entwicklung von übelst fettig zu normal aussehend recht gut demonstrieren können. Welche Ersatzprodukte habe ich benutzt? (Sachen, die ich nur einmalig ausprobiert habe oder die extrem scheiße waren, lass ich mal weg) Natron In den ersten zwei Wochen habe ich mir meine Haare mehrmals mit Natron gewaschen. Dazu habe ich das Pulver (das ist so ein weißes Pulver, was es häufig in kleinen abgepackten Tüten zu kaufen gibt) in heißem Wasser aufgelöst und dann den Brei (anders kann ich es echt nicht beschreiben) in die Kopfhaut einmassiert. Das hat auch für ein bis zwei Haarwäschen extrem gut geholfen und die Haare sahen danach auch nicht mehr fettig aus. Allerdings kann man sowas nur etwa alle 4-5 Tage machen, da sonst die Kopfhaut gereizt werden könnte. Außerdem waren die Haare zwar danach nicht mehr fettig, aber sehr strohig und sind ganz schön "geflogen", also habe ich mich nach kurzer Zeit dazu entschieden, auf etwas anderes umzusteigen. Roggenmehl Das war dann mein zweiter Versuch, etwas zu finden, womit ich mir auf Dauer die Haare waschen kann. Jedoch habe ich auch das nur ein paar Mal gemacht, da sich trotz dessen, dass auch hier das Mehl gut in heißem Wasser aufgelöst wird, immer wieder Klümpchen in den Haaren verfangen haben, die man dann in mühsamer Kleinarbeit wieder rauspicken muss... Die Haare fühlen sich danach zwar gut an und sind auch nicht mehr fettig, aber die Mehlklümpchen haben einfach zu sehr gestört. Apfelessig Das war ein absoluter Glücksgriff und ist auch etwas, was ich die ganze Zeit über konsequent jede Woche einmal in die Haare mache und auch weiterhin beibehalten werde. Hierbei wird eine große Wasserflasche etwa 2-3 fingerbreit mit Apfelessig (da reicht auch das ganz billige Zeug von Lidl/ Edeka etc.) gefüllt und der Rest mit normalen (warmen bis heißem; je nach dem, wie es euch am liebsten ist) Wasser. Das wird dann einfach nach dem Haarewaschen langsam über den Kopf gegossen und einmassiert; danach ein bisschen mit Wasser nachspülen. Erst war ich da etwas skeptisch, da das Zeug wirklich gestunken hat, aber der Geruch verfliegt innerhalb von ein paar Minuten und man merkt schon beim Auswaschen, wie geschmeidig und seidig die Haare werden. Die Haarspülung mit Apfelessig kann ich übrigens jedem empfehlen, auch, wenn ihr eure Haare mit Shampoo wascht (ist auch um einiges billiger, als fertige Haarspülungen und -kuren). Naturhaarseife Das ist dann auch das Produkt, bei dem ich letztendlich hängen geblieben bin. Solche Naturhaarseifen findet ihr relativ leicht, wenn ihr in solchen Bioläden oder im Internet guckt. Ich kann euch übrigens auch nur wärmstens die Seifen von Lush (eine Ladenkette, die komplett ohne Tierversuche und ohne schädliche chemische Zusätze herstellt; hat auch eine kleine Filiale in Braunschweig) und Simones Seifenmanufaktur (kleiner Laden ebenfalls in Braunschweig; man kann auch online bestellen) empfehlen. Beim Duschen wird dann die Haarseife am Haaransatz (nicht bis in die Spitzen) verteilt und einmassiert. Ist ein bisschen aufwendiger, als mit Shampoo zu waschen, da man hier wirklich ein Seifestück in der Hand hat. Mit ein bisschen Übung geht das aber auch sehr einfach. Was mich an der Haarseife so sehr begeistert hat, ist, dass ich mir damit wirklich jedes Mal, wenn ich mir meine Haare wasche (alle zwei bis drei Tage) die Haare damit waschen kann (also nicht wie bei Natron/ Roggenmehl nur alle paar Haarwäschen) und es exakt den selben Effekt hatte, wie Shampoo, nur eben, dass ich mir danach nicht die Kopfhaut runter schälen kann. Die Haarseife benutze ich jetzt seit etwa acht Monaten parallel zum Apfelessig und bin wirklich zufrieden damit. Fazit - Pros Kostenfaktor Man kann natürlich auch bei Bioprodukten und sowas richtig tief in die Tasche greifen, aber ich habe wirklich festgestellt, dass ich einiges an Geld gespart habe. Allein schon, weil ich mir statt Haarspülungen und -kuren einfach nur eine Flasche Apfelessig kaufen musste, die für etwa zehn Anwendungen gereicht hat. Auch die Haarseife ist im Schnitt für mich um einiges preiswerter als Shampoo. Die einzelnen Stücke an sich kosten zwar mehr als eine Flasche Shampoo, aber halten dafür viel länger (bei mir etwa 1 1/2 - 2 Monate). Kopfhaut Für mich ein ganz wichtiger Punkt (wenn nicht sogar der Hauptpunkt) ist, dass ich seit ich kein normales Shampoo mehr benutze, keine wunden und blutigen Stellen mehr am Kopf habe. Zeitweise habe ich früher wirklich extrem schlecht auf Shampoos reagiert und das habe ich inzwischen bei der Haarseife gar nicht mehr. Keine fettigen Haare mehr Momentan reicht es bei mir völlig aus, wenn ich meine Haare alle drei Tage wasche, was im Vergleich zu früher wirklich viel weniger ist. Meine Haare fetten nicht mehr so schnell nach und sind auch nicht mehr durch ständiges Haarewaschen ausgetrocknet. Hautbild Auch meine Haut im Gesicht und auf den Schultern (also vornehmlich an den Stellen, wo das Shampoo früher auch zwangsläufig hingekommen ist) ist viel besser geworden. Ich hatte früher im Gesicht ziemlich fettige und unreine Haut und dasselbe auch im Bereich der Schultern und im Nacken. Das ist inzwischen fast vollkommen weg. Klar, ich werde nie eine vollkommen glatte Haut haben (danke Neurodermitis), aber inzwischen habe ich besonders im Gesichtsbereich viel weniger mit Pickeln und schlimmen Hautstellen zu kämpfen. Keine Tierversuche Gerade bei vielen Naturhaarseifen kann man fest davon ausgehen (und bei vielen Produktreihen auch nachprüfen), dass für die Herstellung und das Entwickeln nicht an Tieren experimentiert wird. Wem also sowas wichtig ist, der kann sich hier mit vielen Produkten bedenkenlos die Haare waschen. Umwelt Da viele Haarseifen fast immer komplett ohne Plastik verpackt werden (und auch keins enthalten), ist das Ganze natürlich auch viel umweltfreundlicher, da bei Weiten nicht so viel Müll entsteht und auch keine schädlichen Stoffe durch den Abfluss ins Grundwasser gelangen. Fazit - Kontras Eingewöhnungszeit Das ist echt ein fettes Minus bei der ganzen Sache. Die ersten paar Wochen sind schlimm, da kann man auch nichts beschönigen. Wer also in Betracht zieht, auch mal auszuprobieren, wie es ist, sich ohne Shampoo die Haare zu waschen, sollte sich im Klaren sein, dass der Anfang echt heftig wird. Aufwand Es dauert einfach länger, wenn man sich vor dem Duschen noch eine Spülung selber anmischen muss, anstatt einfach nur eine Tube oder eine Tüte aufzumachen. Auch das Haarewaschen an sich dauert etwas länger, da man mit einem harten Stück Seife eben einfach länger braucht, um den ganzen Kopf einzuschäumen, als mit einem flüssigen Shampoo. Beschaffung Gerade, wenn man dann zwischendurch doch mal was Anderes ausprobieren möchte (z.B. Lavaerde, Seifenkraut), kann es mitunter schwerer sein, das auch tatsächlich zu bekommen. Besonders solche ungewöhnlicheren Sachen wie Seifenkraut bekommt man fast gar nicht in den Läden oder man muss echt ganz schön suchen. Ist also manchmal etwas nervig, wenn man sich entweder die Füße wund laufen oder im Internet suchen muss. Durchhalten Manchmal ist es wirklich eine reine Zerreißprobe nicht einfach zum Shampoo zu greifen, wenn man durch das Ausprobieren von etwas Neuem (siehe Seifenkraut oder Roggenmehl) aussieht, als hätte man einen Haarunfall gehabt. Das ist schon manchmal echt anstrengend, dann auch wirklich am Ball zu bleiben und nicht einfach auch nur einmal die Haare mit Shampoo zu waschen (denn danach muss man wohl, wenn ich das richtig verstanden habe, praktisch wieder von vorne anfangen und die Haare erstmal wieder "clean" bekommen). Fazit - Insgesamt Wenn ich die ganzen Vor- und Nachteile gegeneinander aufwiege, dann ist für mich ganz klar, dass ich weiter dabei bleiben werde, mir die Haare ohne Shampoo zu waschen. Ich habe inzwischen einen ganz guten Überblick darüber, was ich als Ersatzprodukte für meine Haare und Kopfhaut benutzen kann und kann im Vergleich zu früher vom Haut- und Haarbild nur Verbesserungen feststellen. Klar, das Ganze ist zum Teil etwas aufwendig und das Eingewöhnen ist anstrengend, aber sobald man da ein bisschen Routine drin hat, fällt einem das kaum noch auf. Wer also tatsächlich mal vorhaben sollte, sowas auszuprobieren, dem kann ich nur raten, wirklich gerade den ersten Monat durchzuhalten und nicht einzuknicken. Es lohnt sich! Diese ganzen Aussagen, die ich hier gemacht habe, treffen natürlich nur auf mich zu. Ich weiß, dass es viele verschiedene Haut- und Haartypen gibt und No Poo vielleicht nicht für jeden was ist (weil man auf spezielle Pflegeprodukte angewiesen ist oder es einfach nicht klappt) und auch jeder anders auf die einzelnen Ersatzprodukte reagieren kann, aber ich habe für mich wirklich den Schluss aus der ganzen Sache gezogen, dass es für mich eine Bereicherung ist, die ich definitiv beibehalten werde. |