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Tagesnews
Mary Berg & das Warschauer Ghetto (durch Account gelöscht)

Ihr alle werdet Anne Frank kennen, das jüdische Mädchen, welches sich in Amsterdam vor den Nazis versteckte. Annes Geschichte ist weltberühmt, ihr Tagebuch wurde millionenfach verkauft, jeder kennt ihren Namen, ihr Bild. Das Haus, in dem sie sich versteckte, ist heute ein Museum. 

 

Ihr werdet Mary Berg vermutlich nicht kennen, denn sie und ihr Tagebuch sind längst nicht so berühmt. Erst seit 2019 gibt es das Buch auf Deutsch. Es ist ungerecht, denn auch Mary hat ein Recht darauf, gehört zu werden. Darum werde ich heute etwas über sie erzählen und euch ihr Buch vorstellen. 
Mary Berg hieß eigentlich Miriam Wattenberg, den Namen änderte sie später, als sie in Amerika lebte. Sie hatte eine Schwester, Anna/Ann. Ihre Mutter war Amerikanerin, darum besaßen auch die beiden die amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie lebten in der polnischen Stadt Lodz, die drittgrößte Stadt des Landes. 

Sie waren nicht reich, aber auch nicht arm. Durch die amerikanische Staatsbürgerschaft hatten sie viele Vorteile und gehörten unter der deutschen Besetzung zu den Privilegierten, was Mary auch bewusst war. Am 28. April 1940 schrieb sie über diejenigen mit ausländischen Papieren: „Mit solchen Dokumenten haben sie mindestens eine neunzigprozentige Überlebenschance. Bei den übrigen Juden liegt die Chance bestenfalls bei zehn Prozent.“

Im September 1939 marschierten deutsche Truppen in Polen ein. Am 10. Oktober 1939 beginnt Marys Tagebuch. 

Es war ihr fünfzehnter Geburtstag. Jedenfalls behauptet sie das, vermutlich war sie aber am 20. April 1924 geboren und hatte ihr Geburtsdatum geändert, da es Juden verboten war, am selben Tag Geburtstag zu haben wie Adolf Hitler. 

Vor ein paar Wochen waren sie und ihre Familie noch in einem Kurbad gewesen, doch dann änderte sich ihr Leben sehr schnell: Es war Krieg. Ein paar Tage nach ihrer Rückkehr bombardierten die Deutschen Lodz. Die Familie versteckte sich im Keller, doch als sich die Deutschen der Stadt nährten, bekamen sie Panik und flohen nach Warschau. Sie waren nicht die einzigen, sehr viele flohen. 

Zuerst vermieden es die Juden, in nichtjüdische Gegenden zu gehen, weil sie diskriminiert wurden und niemand etwas dagegen sagte. 

Schließlich wurden die Juden gezwungen, ins Ghetto zu ziehen. Am 15. November 1940 wurde in Warschau offiziell das Ghetto für die Juden eingerichtet. Juden durften das Ghetto nicht verlassen. Die Juden selbst mussten an den Grenzen Mauern bauen. Oft wurden aber von der „arischen Seite“ Dinge ins Ghetto geschmuggelt. Diese Grenzen veränderten sich aber später, das Ghetto wurde kleiner, die Menschen mehr. Es kamen viele Flüchtlinge nach Warschau, die glaubten, dort würde es ihnen besser gehen. 

Die Nazis drangen in jüdische Wohnungen ein, sie bestahlen die Menschen, verprügelten und töteten sie. Die Nachbarn der Familie versteckten sich oft bei ihnen, weil sie als amerikanische Staatsbürger davor geschützt waren. 

Mary war Teil eines Klubs, der Hilfsgelder sammeln wollte. Manchmal machten sie Theater- oder Tanzaufführungen, manchmal sangen sie oder spielten Instrumente. Das machte ihr Spaß und sie hatte einige Freunde.

Sie ging auch zur Schule, die jedoch war illegal, sie hatte kein Schulgebäude, meistens trafen sie sich in der Wohnung von Marys Familie. 

Die Nahrung war durchgängig knapp. Offiziell waren den Juden nur 184 Kalorien pro Tag zugeteilt und nicht mal das bekamen sie an den meisten Tagen. Nahrung war sehr teuer. Vieles gab es gar nicht mehr zu kaufen z.B. frisches Obst. Sie versuchten, Gemüse anzupflanzen, aber viel war es nicht. Sehr viele Menschen im Ghetto verhungerten. 

Die Bewohner des Ghettos versuchten zunächst, ein möglichst normales Leben zu führen. Es gab Cafés, Restaurants, Theater und Veranstaltungen wie Kunstwettbewerbe und Theaterstücke, die versuchen, humorvoll über das Leben im Ghetto zu erzählen. Aber nie war es wirklich normal. Und nur die Privilegierteren schafften es, für kurze Zeit so zu tun. 

Es gab große Unterschiede zwischen denen wie Mary und den Armen, denen, die auf der Straße lebten, die schon fast tot waren, die geringe Überlebenschancen hatten. Manchmal fühlte sich Mary schlecht, wenn sie daran dachte, dass es ihr im Vergleich zu den meisten anderen gut ging. Einmal war sie zum Beispiel in einem Flüchtlingslager gewesen, ein Kind hatte sie angesehen und gesagt, es habe Hunger. Mary hatte an dem Tag gegessen, hatte aber nichts dabei, was sie dem Kind geben konnte. 

Manche durften auf den Feldern außerhalb des Ghettos arbeiten oder in den Fabriken und Werkstätten im Ghetto, später gab es auch die jüdische Polizei und den Judenrat. Arbeitsplätze waren begehrt, denn so bekamen sie noch ein bisschen Geld, das ging allen zu Neige, und die Jobs schützten sie davor, in ein Arbeitslager zu kommen und Zwangsarbeit für die Deutschen verrichten zu müssen. Aber auch in den Werkstätten herrschten schlechte Bedingungen, manche starben durch Erschöpfung.  Auch hier spielte Geld und „Vitamin B“, also Bekanntschaften und Beziehungen. Marys Vater wurde irgendwann Hauswart, so etwas wie Hausmeister, in ihrem Haus, dadurch verdiente er auch recht gut. Manche verdienten ihr Geld mit illegalen Geschäften mit den Nazis.

Die Kinderheime und Krankenhäuser waren voll. Sie hatten auch kaum Geld. Mary und ihr Klub sammelten unter anderem für sie Geld. Besonders viel starben Kinder und Obdachlose und Flüchtlinge. 

Und auch durch Krankheiten starben viele Menschen. Besonders Typhus und Skorbut waren weit verbreitet. Es wurde ein Serum gegen Typhus für sehr viel Geld verkauft, das konnte kaum jemand sich leisten. Auch Freunde von Mary erkrankten daran. 

Die Menschen hatten natürlich auch Angst vor den Nazis. Vieles war verboten, wer auch nur den kleinsten Fehler machte, wurde hart bestraft. Es gab eine Sperrstunde, nach der niemand mehr draußen sein durfte, sonst wurde man erschossen. Einmal schaffte Mary es fast nicht, rechtzeitig zuhause zu sein, sie hatte großes Glück, dass ihr nichts passierte.

Jüdische Feste und Gottesdienste waren natürlich unter Todesstrafe verboten, aber sie fanden dennoch statt. Besonders an jüdischen Feiertagen, schreibt Mary, taten sie besonders brutale Dinge. Es begannen auch Transporte in Konzentrationslager, die meisten gingen in das Arbeits- und Vernichtungslager Treblinka. Ungefähr eine Millionen Menschen starben dort. Und doch haben viele noch nicht davon gehört. 

Mary erschien es, als würden all die anderen Länder wegsehen, ihnen nicht helfen wollen. Sie wollte, dass jemand etwas tat, dass die ausländischen Korrespondenten über die Zustände im Ghetto berichteten. Aber die ausländischen Korrespondenten schienen den Nazis zu glauben, die sagten, sie hatten die Juden eingesperrt, um die nichtjüdische Bevölkerung zu schützen, oder sie wollten all das Schreckliche nicht ansehen. 

Schließlich meldete sich Marys Mutter bei der Gestapo als amerikanische Staatsbürgerin, denn es gab das Gerücht, dass ausländische Staatsbürger bald gegen zivile und militärische Gefangene ausgetauscht werden sollten. Eine Freundin von Mary war das passiert. 

Am 17. Juli 1942, fünf Tage bevor die Nazis ankündigten, dass alle Bewohner des Ghettos deportiert werden sollten und Massendeportationen nach Treblinka begannen, wurden Marys Familie und ungefähr siebenhundert andere ausländische Staatsbürger ins Pawiak-Gefängnis gebracht. Mary fühlte sich schlecht, Freunde und Verwandte zurückzulassen. 
Auch im Pawiak herrschten schlechte Zustände. Zuerst sollten sie nur ein paar Tage bleiben, blieben aber mehrere Monate. Auch dort bekamen sie noch mit, was im Ghetto geschah. Tausende Menschen wurden täglich deportiert, ausgenommen die Arbeiter in den Werkstätten. Wenn nicht genug Menschen auftauchten, wurden noch andere aus ihren Wohnungen oder von den Straßen geholt. 

Gegenüber des Pawiaks war ein Kinderheim. Eines Tages beobachtete Mary, wie die Kinder und der Mann, der sich um sie kümmerte, alle hinausgingen. Die Deutschen zwangen sie dazu, zum Friedhof zu gehen, wo alle Kinder erschossen wurden. Auch viele andere Menschen wurden erschossen. Eine große Zahl von Menschen versteckte sich in ihren Wohnungen oder im Keller. Auch der Großteil der jüdischen Polizei wurde deportiert. Irgendwann waren es offiziell nur noch 40000. Ursprünglich hatten ungefähr 450000 Juden im Ghetto gelebt. Aber die Verbliebenen wurden nicht in Ruhe gelassen. Auch auf der „arischen Seite“ wurden Polen deportiert. 

Der Termin, an dem sie den Pawiak verlassen sollte, wurde immer wieder verschoben. Am 18. Januar 1943 war es dann aber soweit: Sie fuhren in das Internierungslager Vittel in Frankreich. Zuerst glaubte Mary, sie würden nach Auschwitz gebracht werden, aber das passierte nicht. 

Dann lebte Mary in Vittel. Dort gab es mehrere Hotels, in denen die Menschen wohnten. Marys Vater war zuerst in ein anderes Lager geschickt worden, kam dann aber nach. Das Lager war eingezäunt, Mary schrieb aber, verglichen mit dem Ghetto war es das Paradies. Dort waren nicht nur Leute aus Polen, sondern auch aus Frankreich und anderen Ländern. 

Am 15. Juli traf eine Gruppe Frauen und Kinder aus Liebenau ein, darunter Marys Freundin Bola. Sie erfuhr, dass es im Warschauer Ghetto brannte. An dem Tag nachdem sie nach Vittel gekommen waren, hatten die Vernichtungsaktionen wieder begonnen. Es fanden wieder Transporte nach Treblinka statt. Viele Juden versuchten, sich zu wehren. Da zündeten die Nazis und ihre Helfer die Häuser an. Im März wurden auch die Arbeiter deportiert. Ihnen wurde gesagt, sie würden nach Trawniki kommen, wo sie unter guten Bedingungen arbeiten sollte, aber das stimmte nicht, sie kamen nach Treblinka. Die meisten Arbeiter wussten das. Darum meldeten sie sich nicht, sie schlossen sich der Untergrundbewegung an und beschafften sich Waffen. Die Nazis und ihre Helfer wussten davon. Also zündeten sie deren Häuser an. Die Juden wehrten sich mit Gewehren und Granaten. Nun wurde alles angezündet, es war unmöglich für die Menschen in den Häusern, dem Feuer zu entkommen. Die Nazis sprengten auch alle Keller in die Luft, in denen sich viele versteckt hatten. 

Mary selbst war noch in Vittel, auch von dort wurden Juden deportiert. zuerst hieß es, dass sie nicht zu denen gehörte, die für den Austausch nach Amerika vorgesehen waren, aber dann durften sie und ihre Familie doch mit. Mit dem Austauschschiff „SS Gripsholm“ fuhr sie nach Amerika und kam schließlich im März 1944 in New York an, sie war 19 Jahre alt. 

Anfang 1945 wurde das Tagebuch in Amerika auf Englisch veröffentlicht. Mary Berg wollte ihre Geschichte teilen, sie wollte die Menschen in Amerika darauf aufmerksam machen, was in Polen und überhaupt in Europa passierte. Sie hoffte darauf, dass endlich jemand den Juden half. 

Später aber wollte sie nicht mehr in der Öffentlichkeit stehen, über ihr Leben in den USA ist nicht viel bekannt. Sie wollte ihre Vergangenheit vergessen. Sie starb im April 2013 mit 88 Jahren in den USA. 

 

Das ist, zusammengefasst, die Geschichte von Mary Berg und dem Warschauer Ghetto. Ich habe ihr Tagebuch gelesen und es hat mich emotional sehr getroffen. Ich denke, es ist wichtig, sich mit solchen Geschichten zu befassen und rate euch dazu, das Buch auch zu lesen. 

Falls ihr diesen langen Beitrag gelesen habt, danke. Schreibt gern eure Gedanken in die Kommentare. 




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Kommentar zum Artikel Mary Berg & das Warschauer Ghetto.
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Anonym Schrieb auf 21-02 16:42:
Harley Schrieb:
Hypnotika Schrieb:
Florizzle Schrieb:
Hypnotika Schrieb:
mega spannend und interessant aber ich schaffs nicht weiter zu lesen meine Augen tun so weh XDDDDD
Oh why?? Ist die Schrift zu hell?? Also am pc bei mir ging’s voll klar :-/
ich kann weiß auf schwarz einfach nicht lesen da flimmert alles bei mir ;-//
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TintenBlut Schrieb auf 21-02 10:41:
TintenBlut Schrieb:
Toll, heule jetzt im Bus, danke 
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Ramonda Schrieb auf 20-02 22:19:
Ramonda Schrieb:
meine augen tun jetzt zwar etwas weh, aber trotzdem so interessant und spannend.
so schade das so viele nur anne franks geschichte kennen, wo es doch so viele andere geschichten von den verschiedensten menschen gab.
super news, gerne mehr solche 'buchreviews' :]

xoxo'
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Anonym Schrieb auf 20-02 21:22:
Hypnotika Schrieb:
Florizzle Schrieb:
Hypnotika Schrieb:
mega spannend und interessant aber ich schaffs nicht weiter zu lesen meine Augen tun so weh XDDDDD
Oh why?? Ist die Schrift zu hell?? Also am pc bei mir ging’s voll klar :-/
ich kann weiß auf schwarz einfach nicht lesen da flimmert alles bei mir ;-//
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Anonym Schrieb auf 20-02 18:58:
Florizzle Schrieb:
Hypnotika Schrieb:
mega spannend und interessant aber ich schaffs nicht weiter zu lesen meine Augen tun so weh XDDDDD
Oh why?? Ist die Schrift zu hell?? Also am pc bei mir ging’s voll klar :-/
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Anonym Schrieb auf 20-02 18:51:
Hypnotika Schrieb:
mega spannend und interessant aber ich schaffs nicht weiter zu lesen meine Augen tun so weh XDDDDD
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Anonym Schrieb auf 19-02 23:16:
Florizzle Schrieb:
💛



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