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| Ballett - Eine Kurzgeschiche |
Heute habe ich noch eine von mir geschriebene Geschichte zum Thema Ballett: ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- ----------------------------------------------------------- Ihre Eltern saßen in der ersten Reihe, das hatte sie gesehen als sie einen Blick auf das Publikum erhaschen konnte. Dann war es soweit. Die Zuschauer klatschten undverstummten, die ersten Takte der Musik setzten ein und das Licht im Saal verdunkelte sich. Man sah nur noch einen Lichtkegel, der dort hielt, wo Alina in wenigen Sekunden auf Bühne treten sollte. Plötzlich spürte Alina eine Hand auf ihrer Schulter. „Jetzt!“ Alina atmete noch einmal tief ein, spannte sämtlicheMuskeln an und tanzte lautlos auf die Bühne. Sie wirbelte und flog über die Bühne, dass es eine Freude war ihr zuzusehen. Alles, was sie in langen Stunden des Trainings mühsam erlernen musste, flog jetzt nur so von ihr ab. Von Angst oder Unsicherheiten war nichts zu sehen. Die präzisen Spitzenschritte waren schnell, die Beine gerade. Die Arme hatten die perfekte Form und den Kopf hielt Alina genau so, wie es Frau Lindemann ihr schon vor Wochen, Monaten, ja sogar Jahren beigebracht hatte. In keiner Sekunde des Tanzes waren Unsicherheiten zu sehen. Sogar die double Piouretten, vor denen Alina immer großen Respekt gehabt hatte, besonders wenn sie diese auf Spitze tanzen musste, klappten fehlerlos und waren ein Genuss für die Augen. Alle Zuschauer hielten den Atem an. Am erstauntesten waren aber Herr und Frau Jung, Alinas Eltern. Sie hatten ihre Tochter noch nie tanzen sehen und nun sahen sie zum ersten Mal die große Begabung, die Alina hatte. Und dabei sah Alina so glücklich aus, so hatten ihre Eltern sie noch nie gesehen. Sie strahlte und ihre Augen leuchteten. Frau Jung hatte Tränen in den Augen. Und ich wollte ihr die Tanzstunden verbieten, dachte sie. Was hätte ich da nur angerichtet?! Plötzlich verstummte die Musik. Alle Leute sahen nachvorne. Alina lag auf der Bühne. Viele der Zuschauer erschraken. War etwas passiert? War Alina gestützt oder ohnmächtig? Doch Augenblicklich atmete alles auf. Das gehörte alles zur Choreographie, es war einstudiert! Es setzte eine leise Klaviermusik ein. Alina saß noch immer auf dem Boden. Ihre Arme hielt sie in einem eleganten Bogen über dem Kopf und bewegte sie in kleinen, anmutigen Bewegungen. Dann stand sie auf, erhob sich auf Spitze und tanzte weiter, so wie sie es in unzähligen Ballettstunden geübt und hundertmal trainiert hatte. Sie tanzte Arabesques, croisés und pliés. Alles sah mühelos und spielend aus. Niemand der Zuschauer schien auf nur im Geringsten zu ahnen, welche Anstrengung und Mühe es Alina kostete, dass alles so leicht und elegant wirkte. Doch gleich hatte sie es geschafft. Nur noch eine Figur. Doch das war auch die Schwierigste und Anspruchsvollste des ganzen Solos. Alina musste zuerst eine double Piourette tanzen, dann eine normale Piourette und zum Abschluss noch mal eine double. Alles auf ganzer Spitze. Dem Mädchen standen die Schweißperlen auf der Stirn. Nach ihrer letzten Piourette sank sie gekonnt in ihre Schlussposition. Das Licht im Saal ging wieder an und die Musik verstummte. Alle Leute klatschten Beifall. Alina stand auf und verbeugte sich, wie es sich für eine Tänzerin gehörte. Sie strahlte. Alles war ihr geglückt, jede Figur war perfekt. Ihrer Meinung nach hatte sie nicht einen einzigen groben Fehler gemacht. Sicher hätte sie in manchen Figuren den Kopf noch ein wenig mehr drehen, oder in den Arabesques das Spielbein noch ein wenig höher heben können. Aber das waren Kleinigkeiten, die nach und nach noch trainiert und verbessert werden mussten. Das Mädchen traute ihren Augen kaum, als sie vorsichtig in den hell erleuchteten Zuschauerraum spähte. Fast alle Zuschauer hatten sich von ihren Stühlen erhoben! Alina konnte es nicht fassen. Ihr erster Auftritt vor richtigem Publikum und sie bekam Standing Ovations! In den Augen des Mädchens schwammen Tränen. Mit solch einem Erfolg hatte sie nicht gerechtet. Plötzlich betrat neben Alina nun der Bürgermeister, Waldemar Neuss, die Bühne. Es hatte einen großen Strauß Blumen in der Hand und kam auf Alina zu. Er überreichte Alina den Blumenstrauß, küsste sie auf beide Wangen und sagte ein paar Worte des Dankes. Alina strahlte. Sie verbeugte sich noch einmal und die Zuschauer applaudierten erneut. Das war der mit Abstand schönste Tag in Alinas Leben. Mit leisen Schritten und sehr graziös ging das Mädchen nun von der Bühne ab, denn die Show musste ja weitergehen. Alina lief geradewegs in die Arme ihrer Ballettlehrerin Frau Lindemann. „Ich bin sehr, sehr stolz auf dich. Du hast das Zeug zueiner wirklich großen Tänzerin. Vertraue mir, deine Eltern werden es auch einsehen. So wie du getanzt hast, hast heute alle überzeugt.“ Frau Lindemann strich Alina über ihr völlig verschwitztes Gesicht. „Jetzt geh dich duschen, damit du frisch bist, wenn das anschließende Mitternachtsbuffett beginnt. Alina nickte und ging in ihre Kabine. Den schönen Blumenstrauß legte sie andächtig auf dem Schminktisch ab. Als sie wenige Augenblicke später unter der Dusche stand und das warme Wasser über ihr Gesicht und ihren Körper lief dachte sie daran, ob sie es geschafft hatte, ihre Eltern zu überzeugen, dass sie Tänzerin werden wollte. ----------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------------------------------------------------  |
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