Lele Schrieb:
Sheerio Schrieb:
So, hab wieder einige Gedanken, die ich teilen möchte:
Muss jetzt einmal vorweg sagen, dass ich irgendwie super verwirrt bin mittlerweile, weil diese Diskussion gefühlt in alle Richtungen geht und sich im Kreis dreht, weil wir, wie Ria schon meinte, aneinander vorbeireden.
1. Habe ich jetzt schon mehrmals gesagt, dass ich selbst nicht verschont davon bleibe, eine Bindung zu Personen des öffentlichen Lebens aufzubauen. Das ist was absolut menschliches, dass wir uns anderen Menschen verbunden fühlen, die uns berühren und mit denen wir uns identifizieren können. Und ich würde niemals jemanden verurteilen, der sich Sorgen macht, weil jemand, mit dem man tagtäglich zu tun hatte (auch, wenn es nur einseitig war), auf einmal verschwindet.
Ich weiß sogar ganz genau, wie diese Leute sich fühlen. Vor 2 Jahren ist Jenna Marbles plötzlich verschwunden und sie war jahrelang mein Comfort-YouTuber. Und plötzlich war sie ohne irgendeine Erklärung weg. Sie ist seitdem auch nicht wieder gekommen, weil sie ihr Leben jetzt einfach in vollen Zügen genießt, abseits von der Quelle (Social Media), die ihr so viel Leid bereitet hat. Und natürlich hab ich sie vermisst (vermisse sie tbh immer noch bzw. ihren Content :/) aber ich sehe trotzdem nicht, wieso sie sich rechtfertigen sollte, wieso sie sich nicht mit dem auseinandersetzt, was überhaupt der Ursprung des Missbrauchs ihr gegenüber war. Denn das ist etwas so ur-persönliches und kann auch mit viel Trauma etc. verbunden sein. Also wieso sollte ich sie dazu drängen wollen, sich dem zu stellen? (und wie schon erwähnt: hier gehts immer noch um eine Person vs. eine riesige Masse an Menschen)
2. Mir gehts hier auch nicht um Schuldzuweisungen. Ich finde nicht, dass Menschen "Schuld" daran sind, eine Bindung aufzubauen. Vor allem ist das ja auch jetzt nicht unbedingt eine Entscheidung, dass man die Bindung aufbaut. Das meine ich auch überhaupt nicht. Mir ging es nur darum, dass es nicht die Aufgabe der Influencer ist, diese, immer noch einseitige, Beziehungen zu pflegen, bzw. ist es schon irgendwo ihre Aufgabe, aber nicht ihre Verpflichtung (ob sie dann noch Geld verdienen, wenn sie sie nicht pflegen, ist eine andere Sache)
Natürlich verstehe ich, dass es auch Influencer gibt, die das schamlos ausnutzen, dass man eine Bindung zu ihnen aufgebaut hat und auch manipulative Taktiken anwenden. Ich verstehe auch, dass dieses ganze Prinzip von Social Media-Stars auf diese Bindungen (ich hasse das Wort langsam, so oft wie ich’s jetzt schon benutzt habe) und dieses Vertrauen aufbaut. Und wenn sie das zu ihren Gunsten nutzen (was so gut wie alle tun, weil das nun mal ihre Existenzabsicherung ist) bzw. das ausnutzen, dann sollte man das ebenfalls kritisch betrachten. Ich unterscheide hier nur zwischen ihrem Job und ihrem Privatleben. Das ist eigentlich das einzige, was ich sagen will. Man sollte das Ausnutzen kritisieren. Also, dass sie das Vertrauen ausnutzen und die Anerkennung, die sie von ihrer Community kriegen. Für mich ist hierfür aber nicht die Gegenleistung, dass sie deswegen mit Auszügen aus ihrem Privatleben und Rechtfertigungen zu ihrem Zustand bezahlen.
Im Endeffekt meine ich damit, dass man das Verhalten von Influencern natürlich kritisch betrachten kann und vor allem auch soll. Aber ich finde es nicht gerechtfertigt zu sagen "Du bist Schuld, dass wir eine Bindung zu dir aufgebaut haben, also bist du es uns schuldig, dass du uns an deinem Privatleben teilhaben lässt." Also das sollten meiner Meinung nach 2 unterschiedliche Diskurse sein. Ich kann aber trotzdem auch verstehen, wieso man gerne eine Antwort hätte und dass es "nett wäre", wie Ria so schön sagt, wenn man vielleicht mal was von Bibi hört.
3. Verstehe ich schon, was du mit der Vorbildfunktion meinst, A-M, und dass viele sich das ebenfalls zuschreiben bzw. als eine ihrer Aufgaben sehen. Mir geht's jetzt speziell um die Personen, die diese Rolle eben nicht zwingend einnehmen wollen. Damit will ich nicht sagen, dass das bedeutet, dass sie nichts Gutes für die Allgemeinheit tun wollen, sondern einfach nur, dass man sie nicht als "Ideal" betrachtet. Was ich auch super verstehen kann, ich wüsste gar nicht, wie ich mit dem Druck umgehen würde, wenn man mich als Vorbild sehen würde.
Und da kenne ich durchaus einige Influencer, die diese Funktion ablehnen, weil sie diesem Druck nicht ausgesetzt sein wollen. Das heißt nicht, dass sie keine Menschen erreichen und positiv beeinflussen wollen, sondern einfach nur, dass man keine nicht-erreichbaren Standards an sie hat. Außerdem steht dann ja auch noch der Wunsch, ein Vorbild zu sein, im Konflikt mit der Tatsache, ob man tatsächlich ein Vorbild ist. Demi Lovato hatte mal ein Lied verfasst, in dem es u.A. darum ging und finde die Lyrics eigentlich ganz passend! “I wanna be a role model, but I'm only human” (Das Lied heißt “Sober”)
4. Sehe ich Communities nicht zwingend als Mittel zum Zweck an. Ich denke schon, dass vielen Influencern etwas an ihren Communities liegt. Ich meinte damit echt nur, dass Influencer in dem Sinne von der Beziehungspflege abhängig sind, die ihr schon angesprochen habt. Wir sind das Instrument, das ihre Karrieren gar erst ermöglicht. Und das wissen die auch und deswegen legen viele da auch besonders viel Wert drauf. Ich glaube aber nicht, dass das der einzige Grund ist, sondern, dass viele auch generell einfach von sich aus gerne mit ihrer Community connecten.
Ich bezweifle aber trotzdem, dass diese Verbindung für die meisten Influencer so intensiv wäre, wenn sie sich damit nicht gleichzeitig ihre Existenz absichern würden. Und da gehe ich auch nicht direkt von Böswilligkeit ihrerseits aus, sondern einfach nur davon, dass sie ihre Energie sonst einfach in anderes stecken müssten, um Geld zu verdienen, einfach um zu überleben. (Genau wie wir alle)
Ich persönlich (!) finde für meine eigene Beziehung zu Influencern aber total wichtig, dass ich darüber reflektiere, dass ich ihnen als Teil einer Community vielleicht wichtig bin, aber nicht als Individuum. Ich als Individuum interessiere sie herzlich wenig. Zum einen, weil sie nicht wissen, dass ich existiere und zum anderen, weil ich nicht glaube, dass es menschlich überhaupt möglich ist, zu so vielen Individuen gleichzeitig eine Bindung aufzubauen. Das stelle ich mir auch total gruselig vor, weil man sich dann ja indirekt für total viele Menschen verantwortlich fühlt und nicht nur für eine Community als eine Einheit. Das muss ich mir manchmal selbst vor Augen führen, dass sie mich nicht direkt ansprechen, sondern mich als Teil des Ganzen. Ihnen ist es bei einem Spendenaufruf z.B. nicht wichtig, dass ICH spende, sondern dass JEMAND spendet. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.
Boah, hab da echt noch so viele Gedanken zu!! Also unabhängig von dem, worüber wir diskutiert haben. Aber hab euch jetzt genug vollgelabert und ich bezweifle sowieso, dass sich das hier jemand durchliest. :’(
(Zitiere damit der text auf neuer seite ist und hoffentlich andere auch noch lesen können)