Laurosch Schrieb:
Winn
"Vielen Dank. Wenn Sie etwas brauchen, betätigen Sie den roten Knopf neben ihrem Bett." Mit diesen Worten verabschiedete ich mich und schlenderte aus dem Raum hinaus. Reflexartig atmete ich tief ein, als hätte ich das ganze Gespräch über meinen einzigen Atemzug getätigt. Mir war bewusst, dass ich Frau Winter's Diagnose nicht zu nah an mich heranlassen sollte, doch wie sollte man sich emotional so abschotten? Ich wollte dieser Frau unbedingt helfen. Mit ihr die Reha durchführen. Ihre Träume und Wünsche durchsetzen. Ihr ein Leben ermöglichen, auch wenn sie es gebunden an einen Rollstuhl verbringen musste. Seufzend fuhr ich mir durch das braune Haar - das machte ich immer, wenn ich angespannt war. "Und, wie ist es gelaufen, Herr Danvers?", ertönte die Stimme meines Oberarztes hinter mir. Lässig drehte ich mich zu ihm herum, um ihm direkt in die Augen blicken zu können. "In Ordnung.", gab ich ruhig zurück, woraufhin er enttäuscht den Kopf schüttelte. Was? "Der erste Patient, und dann auch noch mit solch einer Diagnose, ist niemals in Ordnung. Belügen Sie sich nicht selbst. Es ist in Ordnung, wenn sie Schwäche zu lassen. Tun Sie das nur nicht vor den Patienten." Erst sollte ich mich emotional abschotten, um in diesem Beruf nicht unterzugehen und nun durfte ich zwar Schwäche zeigen, diese allerdings nur nicht vor den Patienten? Vielleicht würde ich diesen Mann ja irgendwann verstehen, aber in diesem Moment tat ich es nicht. Also entschied ich mich für die Wahrheit. "Es war grausam. Ich möchte ihr unbedingt helfen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Reha anschlägt, sehr unwahrscheinlich ist. Ich muss ihr helfen, verstehen Sie?"