Pahuljica Schrieb:
[Caleb]
Nach ihrer Reaktion zu urteilen, schien Lydia sich nicht in solchen Kreisen aufzuhalten. Das erklärte auch, warum sie hier im Café angestellt war. Diese Tatsache und die Vorstellung, sie mit einer winzig kleinen Wahrscheinlichkeit in einem hautengen Kleid vor ihm stehen zu sehen, die vollen, dunkel geschminkten Lippen leicht geöffnet, das verspielte, offene Haar auf ihren Schultern – es war phänomenal, wie das Gehirn auf teuflische Weise versuchte, die Vernunft, die allerhöchste Instanz menschlichen Seins, auszutricksen. Jedenfalls gab er Lydia für all die Gespenster in seinem Kopf die Schuld, dessen war sie sich noch nicht bewusst. Heute Abend würde er sie es wissen lassen – vielleicht aber auch nicht. Im Vordergrund stand viel mehr die Begeisterung, in welche er sie versetzen würde, sobald sie das Hotel betreten. Wie es sie sprachlos machte, das anmutige, prunkvoll eingerichtete Foyer mit großen Augen aufzunehmen. Und dabei würde er nicht einem einzigen Cent ungeachtet lassen, denn heute Abend lautete das Programm: Verwöhnung bis aufs Äußerste. Sein langsames Nicken gab deutlich zu verstehen, dass es nicht nur verflucht teuer, sondern sie nun an der Reihe war, alle Wünsche erfüllt zu bekommen.
Plötzlich bekam die Schutzwand, die sich während des Gesprächs um die beiden herum aufgebaut hatte und Intimität gewährte, Risse, hervorgerufen durch nichts anderes als die Realität. Seiner Meinung nach brachte sie mit ihrem hektischen Abschied die unbeschwerte Stimmung ins Wanken, wobei er noch so viele Fragen hatte. Den Drang, mehr von ihr zu erfahren. Gleichzeitig – und dafür war er ihr wirklich dankbar – erinnerte sie ihn an seine erste Verabredung am Vormittag. Caleb war nun hellwach, bereit zu verhandeln, auch wenn er mittlerweile ein Leben ohne Verpflichtungen führte. Die wenigen Anforderungen an seine geistigen und sozialen Kompetenzen nannte er lieber Versprechungen. Versprechungen gegenüber Personengruppen, von denen er sich zwar nicht geschäftlich, aber privat weit wie nur irgend möglich distanzierte. Andere Leute wiederum würden es einfach Verachtung gegenüber seinem Vater nennen.
Etwas kommerzieller gestimmt machte er sich auf dem Weg nach draußen, ohne sich ein letztes Mal zu Lydia umzudrehen, die wieder ihrer Beschäftigung nachging. Er ertappte sich dabei, wie seine Gedanken zum wiederholten Male an das, was heute noch bevorstand, vorschnellten. Und das Grinsen kehrte auf seinem Gesicht zurück. Dort blieb es sogar noch, als er in seinen anthrazitfarbenen Mustang stieg und zum nächsten Termin davonfuhr.
[Caleb]
Nach ihrer Reaktion zu urteilen, schien Lydia sich nicht in solchen Kreisen aufzuhalten. Das erklärte auch, warum sie hier im Café angestellt war. Diese Tatsache und die Vorstellung, sie mit einer winzig kleinen Wahrscheinlichkeit in einem hautengen Kleid vor ihm stehen zu sehen, die vollen, dunkel geschminkten Lippen leicht geöffnet, das verspielte, offene Haar auf ihren Schultern – es war phänomenal, wie das Gehirn auf teuflische Weise versuchte, die Vernunft, die allerhöchste Instanz menschlichen Seins, auszutricksen. Jedenfalls gab er Lydia für all die Gespenster in seinem Kopf die Schuld, dessen war sie sich noch nicht bewusst. Heute Abend würde er sie es wissen lassen – vielleicht aber auch nicht. Im Vordergrund stand viel mehr die Begeisterung, in welche er sie versetzen würde, sobald sie das Hotel betreten. Wie es sie sprachlos machte, das anmutige, prunkvoll eingerichtete Foyer mit großen Augen aufzunehmen. Und dabei würde er nicht einem einzigen Cent ungeachtet lassen, denn heute Abend lautete das Programm: Verwöhnung bis aufs Äußerste. Sein langsames Nicken gab deutlich zu verstehen, dass es nicht nur verflucht teuer, sondern sie nun an der Reihe war, alle Wünsche erfüllt zu bekommen.
Plötzlich bekam die Schutzwand, die sich während des Gesprächs um die beiden herum aufgebaut hatte und Intimität gewährte, Risse, hervorgerufen durch nichts anderes als die Realität. Seiner Meinung nach brachte sie mit ihrem hektischen Abschied die unbeschwerte Stimmung ins Wanken, wobei er noch so viele Fragen hatte. Den Drang, mehr von ihr zu erfahren. Gleichzeitig – und dafür war er ihr wirklich dankbar – erinnerte sie ihn an seine erste Verabredung am Vormittag. Caleb war nun hellwach, bereit zu verhandeln, auch wenn er mittlerweile ein Leben ohne Verpflichtungen führte. Die wenigen Anforderungen an seine geistigen und sozialen Kompetenzen nannte er lieber Versprechungen. Versprechungen gegenüber Personengruppen, von denen er sich zwar nicht geschäftlich, aber privat weit wie nur irgend möglich distanzierte. Andere Leute wiederum würden es einfach Verachtung gegenüber seinem Vater nennen.
Etwas kommerzieller gestimmt machte er sich auf dem Weg nach draußen, ohne sich ein letztes Mal zu Lydia umzudrehen, die wieder ihrer Beschäftigung nachging. Er ertappte sich dabei, wie seine Gedanken zum wiederholten Male an das, was heute noch bevorstand, vorschnellten. Und das Grinsen kehrte auf seinem Gesicht zurück. Dort blieb es sogar noch, als er in seinen anthrazitfarbenen Mustang stieg und zum nächsten Termin davonfuhr.