Mojito Schrieb:
Für mich bedeutet Glauben das Hinnehmen von Umständen oder Thesen für die es keinen Beweis gibt.
Bspw. wenn ich eine Vermutung anstelle, wie sich eine andere Person fühlt, dann glaube ich, dass sie sich so und so fühlt. Dafür mag es Indizien geben, beispielsweise ihr Verhalten, aber ich habe keinen Beweis, so lange, bis die Person meine Vermutung bestätigt.
Glaube kann aber auch Vertrauen bedeuten, wie du vorne erwähnt hast. Beispielsweise glaube ich nicht an Gerechtigkeit, weil einfach zu viel Unrecht in der Welt passiert. In dem Fall ist Glaube für mich ein Zweifel, bzw im Umkehrschluss glaube ich, dass die Welt ein ungerechter Ort ist.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke ist Glaube eigentlich immer Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Gott existiert beispielsweise. Oder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten einen Test zu schaffen. (Ich glaube ich kann das schaffen -> ich habe genug Fähigkeiten das zu meistern, allerdings kann ich nicht in die Zukunft sehen und habe daher keine Beweise)
Für mich bezieht sich Glauben auch oft auf abstraktere Dinge, also bspw. Geschichten, Gott, sowas wie "Liebe" oder eben ein System, Dinge die nicht greifbar sind. Ich bezweifle, dass jemand an eine Tasse glauben muss, wenn wohl jeder schon mal aus einer getrunken hat.
Religiöser Glaube ist bei mir leider sehr negativ behaftet. Ich wurde atheistisch erzogen (hatte aber immer die Wahl den Religionsunterricht zu besuchen, wenn ich gewollt hätte) und was ich im Ethik Unterricht gelernt habe und aus meiner Erziehung mitgenommen habe, ist "religiöser Glaube" für mich einfach nur das blinde Folgen irgendwelcher Rituale, die sich machtgeile, manipulative Menschen einmal ausgedacht haben. Nicht alle diese Rituale oder "Gebote" sind schlecht und ich weiß auch, dass Religion einigen Menschen sehr viel bedeutet und das Leben auch bereichern kann. Aber bei mir tut es das nicht, und ich kann das um ehrlich zu sein auch nicht ganz nachvollziehen. Ich glaube (denn ich habe keinen Beweis dafür haha) dass den "wahren religiösen Glauben" , im Sinne des Wortes Glauben und nicht im Sinne von "welcher Gott ist besser", nur Menschen verstehen können, die tatsächlich tief und inbrünstig an Gott glauben.
Als kritisch denkende Person, die erzogen wurde alles zu hinterfragen, wird sich mir so ein Gefühl wahrscheinlich nie erschließen. Manchmal finde ich etwas schade, dass ich nicht religiös gläubig bin, denn mir fehlt schon eine Konstante im Leben, und ich bekomme mit, dass Religion genau das für viele ist.
Insgesamt denke ich, dass man nicht nicht-glauben kann. Solange man denkt, glaubt man auch. (I guess)