Vor kurzem wurde unter einem Artikel von Harley die Frage gestellt, wie genau das mit dem Hören während des Schlafens funktioniert und wie es kommt, dass einige Personen bei einem Geräuschen aufwachen, während andere einfach weiterschlafen. Genau damit möchte ich mich beschäftigen und habe versucht, herauszufinden, wie genau wir im Schlaf Geräusche auf- und wahrnehmen und inwiefern ein Geräusch die eine Person aufweckt und die andere nicht. Am Ende möchte ich dann noch kurz den Bogen zum Thema Hochsensibilität ziehen, über das ich bereits vor einiger Zeit einen Artikel geschrieben habe.
Ich selber kenne dieses 'Phänomen' auch. Wenn ich schlafe, reicht es schon, dass jemand im Stockwerk über mir durch den Raum geht oder die Tür zu meinem Schlafzimmer geöffnet wird und ich bin sofort wach.
Mein Bruder hingegen wacht auch dann nicht auf, wenn man gegen seine Tür hämmert, laut ruft oder durch sein Zimmer geht, um den Fernseher auszumachen (der ihn scheinbar auch nicht vom Schlafen abhält).
Fakt ist: Unser Gehör funktioniert auch, wenn wir schlafen. Es nimmt alle Geräusche aus unserer Umgebung auf und unser Gehirn filtert dann die Geräusche heraus, die als 'ungefährlich' einstuft. Als ein natürlicher Schutzmechanismus fungierend, damit wir von diesen als nicht bedrohlich eingestuften Lauten nicht ständig geweckt werden, erzeugt der Thalamus (ein Teil unseres Zwischenhirns) sogenannte Schlafspindeln. Diese sorgen dafür, dass das Geräusch nicht an den Teil unseres Gehirns weitergeleitet wird, in dem es wahrgenommen werden kann und dazu führt, dass unser Schlaf leichter/ schlechter wird bzw. wir sogar aufwachen. Wir haben also eine Art Filter in unserem Kopf, der im Schlafzustand darüber entscheidet, ob die Geräusche, die uns umgeben (Straßenlärm, Stimmen, Musik, ...) so in unserem Gehirn weitergeleitet werden, dass unser Schlaf beeinflusst wird. Und selbst, wenn wir nicht dadurch aufwachen und uns am Morgen auch nicht daran erinnern können, ob es in der Nacht um uns herum laut war, kann unser Schlaf dennoch verschlechtert werden, wenn ein Geräusch weitergeleitet wird, das uns zwar nicht aufwachen lässt, aber uns aus einer Tiefschlafphase, in der wir uns möglicherweise zu diesem Zeitpunkt befinden, herausreißt und uns in einen Zustand eines leichteren Schlafes versetzt, der weniger erholsam ist. Wir müssen also nicht zwangsläufig von Geräuschen aufwachen, um das Gefühl zu haben, schlecht geschlafen zu haben.
Nun funktioniert dieser Filter aber bei jedem Menschen anders und Geräusche, die das eine Gehirn als harmlos einstuft, sorgen bei dem anderen für ein Alarmsignal, das dafür sorgt, dass man dadurch aufwacht. Dieser Filter, der evolutionär bedingt eigentlich die Funktion haben sollte, uns vor Gefahren zu warnen, wird durch die Vielfalt an Geräuschen, denen wir in der heutigen Zeit sowohl tagsüber als auch nachts ausgesetzt sind, teilweise gehörig durcheinander gebracht. Früher sorgte er beispielsweise dafür, dass man Warnrufe bei Gefahr wahrnahm oder dass eine Mutter das Weinen ihres Babys auch im Schlaf sofort hörte. Letzteres funktioniert auch heute noch bestens (meine Mutter hat mir mal gesagt, dass sie damals von meinem Jammern auch aufgewacht ist, auch wenn ich überhaupt nicht im selben Raum lag), von daher scheinen vor allem Mutterinstinkte heute noch 'korrekt' von unserem Gehörfilter im Schlaf umgesetzt zu werden. Was die Gefahren angeht, kann es sein, dass der Filter des einen z.B. das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos oder selbst das total harmlose Öffnen einer Tür im Haus als potenzielle Bedrohung einstuft, weiterleitet und wir davon aufwachen, während der Filter des anderen selbst lautes Rufen oder Musik als harmlos wahrnimmt und der Schlaf nicht beeinflusst wird.
Psychische Ursachen können der Grund dafür sein, dass ein bestimmtes Geräusch von unserem Gehirn als Gefahr eingestuft wird, durch ein traumatisches Erlebnis beispielsweise oder wenn wir mit einem Geräusch ein starkes Gefühl verbinden (z.B. starkes Genervtsein oder Wut, wenn der Nachbar mal wieder laut ist oder auch Angst in Verbindung mit Autolärm oder lauten Stimmen). Diese Gefühle, die wir durch bestimmte Erlebnisse oder im wachen Zustand mit einem Geräusch verbinden können auch Einfluss auf unseren Lärmfilter im Schlaf haben. Denn je intensiver eine Emotion mit bestimmten Sinneseindrücken verknüpft ist, desto "nachlässiger" wird der Filter bzw. die Schwelle, ab der ein Geräusch als Bedrohung eingestuft wird, sinkt.
Besonders sensible Menschen, welche sehr lärmempfindlich sind und mit vielen Geräuschen ein starkes Unwohlsein verbinden, haben Schlafprobleme und wachen in der Nacht häufig auf, weil ihr Gehirn eine viel größere Bandbreite an Geräuschen weiterleitet, die den Schlaf negativ beeinflussen (können).
Natürlich gibt es auch noch andere Faktoren, die unseren Schlaf beeinflussen, aber soweit erstmal zum Hören während des Schlafens.
Joa, das wars dann auch schon :-)
Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen was neues (und hoffentlich auch halbwegs interessantes) erzählen und würde mich echt für eure Meinung zu dem Thema interessieren.
Seid ihr jemand, der während des Schlafens stark auf Geräusche reagiert oder könnte neben euch eine Bombe explodieren und ihr würdet friedlich weiterpennen?
