Als Geisterschiffe werden Schiffe bezeichnet, die komplett verlassen auf See aufgefunden wurden oder eigentlich schon verloren geglaubt, unter mysteriösen Umständen wieder auftauchen oder gesichtet werden. Heute möchte ich euch die Geschichte eines der bekanntesten Geisterschiffe, nämlich der Mary Celeste, erzählen. Die Mary Celeste wurde 1872 vollkommen intakt und ohne jegliche Hinweise auf äußere Eingriffe aufgefunden. Das Schiff trieb 590 Seemeilen vor Gibraltar in ruhiger See, nur zwei Segel waren gesetzt. Die Besatzung war spurlos verschwunden. Was war geschehen?
Unglück vorprogrammiert.
Die Mary Celeste hatte alles andere als einen guten Start. Nach der erstmaligen Registrierung starb der Eigner plötzlich unter ungeklärten Umständen. Das war aber nicht genug: bei der Jungfernfahrt geriet das
Schiff in ein Fischwehr und wurde schwer beschädigt. Bei den Reparaturarbeiten brach ein Feuer aus und zerstörte Teile des Decks und der Aufbauten. 1867 lief sie vor Cape Breton auf Grund und musste ins Dock. Jahre später lief sie genau an der gleichen Stelle bei Cape Breton wieder auf Grund und wurde stark beschädigt. Aber das ganze abschleppen, eindocken, instandsetzen verursachte hohe Reparaturkosten, welche der Eigner nicht zahlen konnte, das Schiff wurde gepfändet. Nach dem mehr als unglücklichen Start wurde die Mary Celeste schließlich an den New Yorker Reeder Winchester verkauft.
Segel setzen.
Anfang September 1872 wurde das Schiff mit 1701 Barrel reinem Alkohol in New York beladen. Am 7. November 1872 legte die Mary Celeste dann in Staten Island ab, mit dem Ziel Genua in Italien. Kapitän war der Seemann Benjamin Briggs. Eine Crew von 7 fähigen Seemännern unterstützte Kapitän Briggs an Bord. Außerdem waren Briggs Frau und seine zweijährige Tochter mit an Bord.
Vom Kapitän war bekannt, dass er nicht nur Puritaner und strenger Abstinenzler, sondern auch ein guter und erfahrener Seemann war, eigentlich perfekte Voraussetzungen würde man denken.
In einem Brief an seine Mutter, den er vor der Abfahrt schrieb, drückte Briggs seine Begeisterung über die anstehende Reise aus: „Wir scheinen einen sehr guten Maat und Steward zu haben und ich hoffe, dass ich eine angenehme Reise haben werde.“ Das war das Letzte, was seine Mutter von Briggs hörte.
Der Fund.
Die Mary Celeste wurde am 4. Dezember von Kapitän Morehouse mit seiner 'Dei Gratia' nördlich der Azoren entdeckt. Die Segel des Schiffes waren schlaff, Notsignale nicht geflaggt. Das Schiff schien vom Kurs abgekommen zu sein. Die Mary Celeste sah seetüchtig und absolut unversehrt aus, aber anscheinend hatte niemand auf dem Schiff das Kommando. 2 Stunden beobachtet die Besatzung der "Dei Gratia" das Schiff, sendet Zeichen - keine Antwort. Scheinbar treibt es führerlos durch den Atlantik. Morehouse lies 3 Mann rüber rudern und das Schiff untersuchen. Offene Luken, Chaos in der Küche, eine defekte Lenzpumpe - und überall Wasser. Im Kapitänsbett, in den Kajüten, auf den Decks - das ganze Schiff war eine "einzige nasse Sauerei". Es war Essen für 6 Monate an Bord und die Fracht und die persönlichen Besitztümer der Mannschaft waren unversehrt. Es gab keine Zeichen von Kampf, Diebstahl oder Gewalt, aber das Schiff schien in Eile verlassen worden zu sein, denn es waren all die Gegenstände noch an Bord, die ein Seemann bei einem geordneten
Verlassen des Schiffes mitnehmen würde. Das Logbuch war auch noch an Bord. Der letzte Eintrag war vom 24. November und gab die Position 100 Seemeilen südwestlich der Azoren an. Es waren also bis zum Auffinden des Schiffes 10 Tage vergangen.
Die 'Mary Celeste' wurde schließlich von der Mannschaft der 'Dei Gratia' wieder seeklar gemacht und nach Gibraltar gesegelt. Dort traf sie dann am 13.12.1872 ein.
Was ist nun wirklich passiert?
Natürlich kam sofort das Gerücht
auf, Seeschlangen oder Kraken hätten die Besatzung über Bord gezogen. Auch Piraten waren ein Thema, zu der Zeit waren Meutereien keine Seltenheit. Eine weitere These sagt, die Mannschaft hätte vom Alkohol getrunken, den Kapitän umgebracht und sei dann mit dem Rettungsboot davongefahren. Das ist allerdings eine sehr weit hergeholte Theorie.
Es wurde auch spekuliert, ein Seebeben habe mehrere Besatzungsmitglieder ins Meer geschleudert und Wasser in das Schiff eindringen lassen, woraufhin die übrige Besatzung dachte das Schiff wird sinken und es überstürzt aufgegeben hat. Die plausibelste Erklärung geht davon aus, dass die Alkoholfässer starke Dämpfe abgaben. Der Kapitän hat Angst bekommen, das Schiff kann in Brand geraten oder explodieren. Deswegen waren auch die Ladeluken offen, eine übliche Tätigkeit auf Schiffen mit Alkohol an Bord. Die Mannschaft ist wohl ins Rettungsboot gegangen um das Abziehen der Dämpfe abzuwarten. Starker Wind oder eine hohe Welle kann die Leine zum Boot zerrissen und das Boot mitsamt der Insassen abgetrieben oder versenkt haben. Aber wieso stand das Schiff dann komplett Unterwasser, gab es einen so schlimmen Sturm?
Trotz vieler Hypothesen, die das Schicksal der Crew erklären sollen, bleibt die Geschichte der Mary Celeste bis heute ein Rätsel, welches vermutlich nie gelöst wird - Genau wie das Schicksal der hunderten anderen Geisterschiffe, die in den letzten Jahrzehnten gefunden wurden.
Habt ihr schon einmal was von Geisterschiffen gehört? Alles nur Hokus Pokus und Verschwörungstheorien oder ist der Besatzung wirklich etwas zugestoßen? Lasst es mich wissen!