Die Estonia war eine Fähre die zwischen Estland und Schweden pendelte, zumindest tat sie dies an jenem schicksalhaften Tag. Genauer gesagt war sie von Tallinn aus auf dem Weg nach Stockholm.
Bereits vor diesem Unglück ereignete sich an Deck des Schiffes ein Kriminalfall, der bis heute ungeklärt ist. 1987 fand man zwei schwerverletzte Personen auf dem Helikopterdeck auf. Woher die Verletzungen stammten konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. 2021 begann ein Prozess, da im Vorjahr neue Erkenntnisse getroffen wurden, dieser wurde jedoch recht schnell wieder fallen gelassen, da die Beweise nicht ausreichten.
Mehrmals wurde die Estonia verkauft und ihr Name wurde geändert, bis sie schlussendlich Ende 1992 an die Nordström & Thulin AB und die Estonian Shipping Co verkauft wurde und den Namen Estonia erhielt. Seit 1993 wurde die oben genannte Strecke im Liniendienst betrieben. Die Estonia galt als das " größte und modernste Reiseschiff unter estnischer Flagge".
Bereits ein Jahr später gab es erneut Schlagzeilen über dieses Schiff. Man fand Flüchtlinge, die in einem Container eingesperrt waren und kurz davor standen zu ersticken, da der Container über keine Belüftung verfügte und darin an die 70°C herrschten. Durch eingreifen eines Matrosen konnten sie jedoch gerettet werden.
Im selben Jahr ereignete sich das Unglück von dem ich euch nun berichten möchte. Die Estonia verließ Tallinn mit einer Verspätung von 17 Minuten um 19:17. Um 9 Uhr am nächsten morgen hätte das Schiff Stockholm erreichen sollen, kam dort jedoch niemals an.
Doch was ist im konkreten geschehen?
An diesem Unglück ist vieles nach wie vor noch ungeklärt. Mit mehr oder weniger Sicherheit kann man sagen, dass gegen kurz vor ein Uhr in der früh durch die gebrochenen Scharniere der Bugklappe Wasser in das Schiff eingedrungen ist. Trotz rauer See, welche der Auslöser dafür war, dass die Scharniere brachen, wurde das Tempo nicht verringert. Dadurch brach noch mehr weg und das Wasser strömte ungehindert in das innere des Schiffes, bis es Schlagseite bekam und sank. Um 1:22 Uhr setzte die Estonia den ersten Notruf ab. Nur 7 Minuten später riss der Funkkontakt ab und die Estonia verschwand vom Radar der umliegenden Schiffe.
Obwohl die Strecke stark befahren war dauerte es eine Stunde bis das erste Schiff zur Hilfe eintraf. Bedingt durch den starken Seegang mit Wellen bis zu 10m höhe dauerte die Rettung. Nur 137 Menschen überlebten. Das Schiff sank so schnell, das die meisten nicht einmal mehr Gelegenheit hatten von Bord zu gehen. Mindestens 852 starben, nur 94 konnten geborgen werden.
Das Unglück gilt als das schlimmste Schiffsunglück auf der Ostsee, dass sich während dem Frieden ereignet hatte.
Doch woran zweifelt man nun? Was macht das ganze ungeklärt?
Schlichtweg ist nicht Zweifelsfrei geklärt wie das Wasser tatsächlich in das Schiff gelangte. Ob es ein Leck war, das oben geschilderte Brechen der Scharniere, was laut der offiziellen Untersuchungskommission am wahrscheinlichsten ist, oder ob es womöglich eine gezielte Sprengung war. Dennoch wird auch auf menschliches Versagen hingewiesen, anhand der Überwachungskameras hätte auffallen müssen, dass sich Wasser auf dem Fahrzeugdeck befindet.
Die Werft, die das Schiff gebaut hat wurde damit konfrontiert, dass sie die Scharniere nicht stabil genug gebaut hätten, ließen diese Vorwürfe jedoch nicht auf sich sitzen sondern kritisierten, dass unter anderem die Aufnahmen eines Unterwasserroboters, der die Wrackteile der Estonia untersuchte unter Verschluss gehalten werden würden. Sie sprechen davon, dass es Detonationen gegeben haben soll.
Die schwedische Regierung wollte die Totenruhe der ums Leben gekommenden Personen schützen und einen Beton Sarkophag errichten, dies war jedoch auf Grund der Bedingungen unter See unmöglich. Daraufhin wurde ein Abkommen geschlossen, das die See rund um die Unglücksstelle zu einer Sperrzone erklärte. Deutschland trat diesem Abkommen als einziger Staat nicht bei.
2006 kamen neue Ergebnisse ans Licht. Vieles was im Abschlussbericht von 1997 geschildert wurde, ließ noch Fragen offen. Die Regierung bekannte sich 1999 dazu, dass sie das Schiff in einer Geheimaktion noch einmal untersucht hatten, die Sendung wurde in Deutschland jedoch nie ausgestrahlt. 2006 berichtete der derzeitige Justizkanzler Schwedens erneut davon.
Daraufhin dauerte es noch einmal 14 Jahre, bis die Untersuchungen erneut angeregt wurden. Man entdeckte ein großes Loch im Rumpf des Schiffes, das bisher unentdeckt war. Bislang durften nur Taucher die von einem deutschen Schiff kamen forschen, da man sich bezüglich der Störung der Totenruhe auf das zuvor erwähnte Abkommen stützte. Im Jahr 2021 wurde dies so angepasst, dass nun alle Staaten das Schiff erneut untersuchen dürfen. Dabei traten jedoch keine weiteren Ergebnisse hervor. Das Leck wurde damit begründet, dass es wohl bei dem Aufprall auf dem Meeresgrund entstanden sei. Alternativ gibt es noch die Theorie, dass die Estonia mit einem U-Boot kollidiert war.
Als weitere Unstimmigkeiten sind zu nennen, dass es illegale Waffentransporte gab, so gab es auch auf der Ladeliste bei jener Unglücksfahrt Unstimmigkeiten, die vermuten lassen, dass auch bei dieser Überfahrt dergleichen an Bord waren. Der estnische Außenminister gab zu, dass die Regierung von diesen Praktiken gewusst hatte, zog seine Aussage jedoch schnell wieder zurück.
2005 wurde eine Computersimulation vorgenommen um die genauen Auswirkungen des Seegangs auf die Scharniere zu untersuchen, welche zweifelsfrei festlegten, dass eine Detonation nicht notwendig war um die Scharniere brechen zu lassen.
Jedoch reicht dies nicht um die Ursache als geklärt anzusehen. Es gibt die Meldung, dass es wohl zu einer Bombensuchung auf dem Schiff gekommen sei und dass es, selbst wenn die Scharniere gebrochen sind, nicht logisch wäre, dass in dieser kurzen Zeit so viel Wasser in das Schiff eindringt, das es Kenterte. Die Untersuchungskommission begründet dies damit, dass das Schiff aufgrund der zu erst nur leichten Schlagseite, ohne sich der Ursache bewusst zu sein, wohl so in den Wind gedreht wurde, dass das Wasser schneller in das Schiff gedrückt wurde.
Auch gibt es Theorien, dass verschiedenste Geheimdienste involviert gewesen seien.
Um noch einmal klärend auf die Diskussion zurück zu kommen ob die Scharniere brachen oder gesprengt worden waren: Verschiedenste Gruppen haben verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Angeblich soll man, abgesehen von Verformungen des Metalls, die nach einer Sprengung auftraten, noch zwei Sprengstoffpakete gefunden haben die nicht detoniert worden waren. Dies ist die Ansicht der Meyer Werft. Ein unabhängiger Taucher barg einige der Teile und legte sie drei verschiedenen Laboren vor, die befanden, dass der Schaden nur auf die Explosion zurück zu führt werden kann. Ein deutsches Institut befand jedoch, dass der Schaden auf eine normale Rostschutzbehandlung zurück zu führen war.
Einen endgültigen Abschlussbericht, der von allen akzeptiert wurde gibt es bislang nicht. Um den Toten zu gedenken wurden sowohl in Estland als auch in Schweden verschiedenste Gedenkstätten errichtet.