Am Samstag, den 10 Juli 1976 gab es einen verehrenden Chemieunfall im italienischen Meda, welches sich 20 Kilometer von Mailand befindet. Dieser ist bisher der größte Chemieunfall Europas.
Das Unternehmen Icmesa, welches eng mit Roche, dem nach Umsatz grösste Pharmaunternehmen der Welt zusammengehört, erstreckte sich über ganze vier Gemeinden. Unter ihnen auch die Gemeinde Seveso, welches der Namensträger des Unglücks ist.
Doch was geschah?
Bei dem Unternehmen Icmesa wurde Hexachlorophen hergestellt, welches als Desinfektionsmittel verwendet wird.
Wie sich nach dem Unfall herausstellte, waren die Arbeitsbedingungen in den Laboren jedoch schlecht, trotzdem wurde die Produktion gestetigert. Die Anlagen in der TPC-Produktion (Trichlorphenol,stark Reizend) waren nicht genügend gewartet worden und ausserdem veraltet. Welches jedoch vor dem Unfall niemanden interessierte.
Später wurde die Fabrik vom technischen Direktor der Mutterfirma Roche als «total verludert» bezeichnet. Aber offensichtlich wollte man lieber viel Geld verdienen und nichts investieren.
Der Unfall
Freitag, 09. Juli:
Jörg Sambeth, technischer Direktor für Icmesa.
Am Nachmittag besprach er gemeinsam mit den Vorarbeitern der TCP-Produktion den Plan für die kommende Woche. Wie üblich sollte im Bau B auf dem Werkgelände Trichlorphenol produziert werden. Dafür wurden um 16 Uhr am selben Tag mit der Beschickung und Beheizung des Reaktionskessels 101 begonnen. So konnte der Reaktor gegen Abend zu arbeiten beginnen.
Samstag, 10. Juli:
Um etwa 02:30 Uhr war laut Temperaturdiagramm die Reaktion des Kesselinhalts beendet worden. Wie üblich endete die Nachtschicht um 06:00 Uhr und planmäßig schaltete ein Operator das Rührwerk des Autoklaven 101 ab. Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Temperatur von 158° gemessen und führte wegen fehlender Umschichtung des Kesselinhalts zu einem Wärmestau. Das Wartungs- und Reinigungspersonal im Gebäude B bemerkte von der sich anbahnenden Katastrophe nichts. Es gab keine Sicherheitsvorkehrungen im Falle eines Wärmestaus.
Gegen 12:30 begann dann auch die chemische Reaktion, zunächst langsam, später mit schnellem Druck- und Temperaturanstieg. Das Ganze endete schließlich mit einem Knall. Um 12:37 Uhr löste sich ein Sicherheitsventil in Folge von Überdruck aus und der Kessel 101 entlud sich über eine Abblasstation in die Umwelt. Ein Auffangreservoir war nicht vorhanden. Mehr als eine halbe Stunde wurde eine unbekannte Menge Tetrachlordibenzodioxin - auch Dioxin genannt - in die Umgebung abgeblasen. Die Giftwolke trieb in südöstliche Richtung und vergiftete ein 1km x 6km großes, dicht bevölkertes Gebiet der Gemeinden Seveso, Meda, Desio und Censano Maderno.
Um 13:45 Uhr traf dann endlich fachkundiges Personal ein, welches den Reaktor auf eine unkritische Temperatur fahren konnte. Es waren jedoch bereits 1.800 Hektar Land vergiftet worden.
Die Folgen
Am Montag wurde Abteilung B stillgelegt, im restlichen Werk wurde weiter gearbeitet. In den folgenden Tagen wurde beobachtet, wie Blätter von Pflanzen verwelkten und verdorrten.
3.300 Tierkadaver wurden aufgefunden, da die nicht wissenden Tiere von den vergifteten Weiden und der sonstigen Natur fraßen. Das Schwimmbad von Seveso wurde am Mittwoch von den Behörden geschlossen, und den Anwohnern wurde gesagt, dass sie jegliches Obst und Gemüse aus den Gärten vernichten müssen.
Der Grund wurde ihnen nicht genannt.
Am Donnerstag wurden dann vierzehn Kinder mit Chlorakne ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte waren ratlos und wussten nicht, wie sie diese behandeln sollten. 200 Menschen erkrankten an schwerer Chlorakne.
Am folgenden Samstag gab es einen enormen Streik der Arbeitnehmer des Incmesa Unternehmens.
Die Behörden reagierten spät, die Fabrik wurde erst am 17. Juli für geschlossen erklärt, 7 Tage nach dem Unfall.
Die Werksleitung wusste bereits am ersten Tag nach dem Unfall der Freisetzung des TCDD (Tetrachlordibenzodioxin), gab dies jedoch erst acht Tage später offiziell bekannt.
Das Mutterunternehmen Roche wurde dann von der Tochterfirma Givaudan am 12. Juli intern vom Vorfall des Icmesa Unternehmens informiert. Man ging jedoch nicht an die Öffentlichkeit. Am 15. Juli fand dann eine Krisensitzung statt.
Am 26. Juli mussten dann 208 Bewohner das vergiftete Gebiet verlassen. Die Zwangsräumung wurde von den Behörden angeordnet, das gefährdete Gebiet wurde militärisch abgesperrt.
Von 1981 bis 1983 entschädigte Icmesa in außergerichtlichen Vergleichen die betroffenen Gemeinden Desio (mit 748.900 Euro), Cesano Maderno (1,47 Mio. Euro), Meda (671.400 Euro) und Seveso (7,75 Mio. Euro).
1993 klagten 850 Bürger aus den vergifteten Gebieten gegen Givaudan auf Entschädigung für den erlittenen moralischen und biologischen Schaden.
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