„Tiril, es ist außerordentlich wichtig, dass wir den Boss so schnell wie möglich finden. Spätestens einen Tag vor Heilig Abend müssen wir ihn wieder bei uns wissen.“ Erklärte Sander ernst.

Er und Tiril gingen etwas hinter den Zwillingen. Der Weihnachtswichtel versuchte, so gut es ging, seinem Schützling den Ernst der Lage zu erklären, was natürlich nicht notwendig war. Ein Weihnachtsfest ohne den Weihnachtsmann, an so etwas wagte man nicht einmal zu denken! Und trotzdem drohte nun genau das ein zu treffen.

Tiril nickte stumm. Sander zählte alle möglichen folgen auf, was alles passieren würde, sollten sie versagen. Nicht ein einziges Wort über ein Positives Ende. So konnte man doch nur versagen!

„Sander!“ Norah hatte sich umgedreht und stand mit den Händen an den Hüften nun direkt vor Sander. „Hör auf! Du machst dem Mädchen noch Angst! Schau sie dir mal an!“ stutzte sie ihn zurecht und sah ihn tadelnd an.

Der Weihnachtswichtel zuckte überrascht zusammen. Normalerweise war Norah eher ruhig.

Norah wandte sich der neuen zu und schenkte ihr ein aufmunterndes lächeln.

„Mach dir nichts daraus, liebes. Sander übertreibt immer etwas. Er ist ein ziemlicher Schwarzseher. Aber bisher haben wir jedes noch so große Problem gemeistert!“ sagte sie zuversichtlich und schmunzelte.

Tiril verzog keine Miene. Das Gerede von Sander war zwar nicht ihr Problem gewesen, dennoch war es angenehm, seine Stimme, welche sowieso nur negatives verkündete, nicht mehr hören zu müssen.

„Norah, du nervst sie anscheinend genauso sehr, wie Sander es tut.“ Bei dem klang von Noah seiner Stimme zuckte Tiril erschrocken zusammen. Bisher hatte er die ganze Zeit geschwiegen und nun war sie überrascht, dass er sich wirklich an ihrer Unterhaltung beteiligen wollte.

„Eh… Das ist es nicht!“ winkte das junge Weihnachtswichtelmädchen schnell ab und schüttelte energisch mit dem Kopf.

„Uh… Schon gut Bruderherz. Wie gehen wir nun vor? Wo sollen wir mit dem Suchen anfangen?“ fragte Norah dann und sah fragend in die Runde. Ihr Zwillingsbruder stellte sich direkt neben sie. Sein Blick lag ruhig auf Sander gerichtet.

„Mhm. Wir sehen erst einmal auf der üblichen Route vom Boss nach. Kann ja sein, das er dort irgendwo einen Zwischenstopp machen musste.“ Sagte der Wichtel dann gefasst und blickte fragend in die Runde. Einvernehmliches nicken erhielt er als Antwort.

„Gut. Dann … wer hat die Karte?“ fragte Sander und sah erneut fragend in die Runde. Stille.

„Karte…?“ fragte Norah dann vorsichtig und sah zu dem ältesten. Dieser nickte zustimmend.

„Ja, die Karte. Wir haben doch eine Karte mit der Route vom Boss. Da ist jeder Zwischenstopp und alles andere eingezeichnet!“ sagte er und seufzte. Na große Klasse. Sie waren ohne eine Karte los gelaufen. Das konnte ja heiter werden.

„…uh… Ich dachte, du hättest sie.“ Murmelte Norah entschuldigend und sah ihren Bruder vorwurfsvoll an.

„Hör auf damit.“ Grummelte dieser nur auf ihr, in seinen Augen kindisches verhalten, hin und verschränkte mürrisch die Arme vor der Brust.

„Was machen wir jetzt?“ fragte Tiril nun vorsichtig in die Gruppe, welche nicht länger schweigen konnte. Norah zuckte als Antwort mit den Schultern und sah fragend zu Sander.

Sie waren ohne Karte los gelaufen. Natürlich könnten sie jetzt noch einmal wieder zurück gehen um diese zu holen. Was aber reinste Zeitverschwendung war. Und Zeit hatten sie nun einmal nicht!

Sander schnaubte verächtlich. Wie hatte ihm nur so ein Fehler unterlaufen können? Vielleicht wurde er wirklich langsam alt… Zwar wurden die Wichtel vom Weihnachtsmann nur sehr, sehr langsam älter, aber auch das Alter hinterließ mit der Zeit seine Spuren bei den Wichteln. So wie bei jedem anderen Lebewesen auch. Und verdammt nochmal, so alt war er doch noch gar nicht!

„Sander…?“ holte Norah ihn aus seinen Gedanken zurück und fragend sah er sie an.

„Was gibt’s?“ wollte er wissen und runzelte die Stirn. Warum wirkte sie auf einmal so Ängstlich? Und warum wich sie vor ihm zurück?
„Norah, ist alles in Ordnung?“ erkundigte er sich daher bei dem Wichtelmädchen.

„D-d-d-d-d-da i-i-i-i-ist ein B-b-b-b-bär!“ stammelte Tiril und streckte den Arm direkt in Sander seine Richtung

„Ein Bär…?“ fragte Sander, neigte den Kopf leicht zur Seite und seufzte dann. Ein Bär. Na super. Schlimmer konnte es ja nun wirklich nicht mehr kommen!

…

„Ein… Bär…?“ fragte er erneut und drehte sich nun ganz langsam um. Und tatsächlich. Ein riesengroßer Bär - man bedenke, ein Weihnachtswichtel war nur 1,20m groß - stand direkt hinter ihm.

„…ach du…“ stammelte er, drehte sich blitzschnell wieder um und brauchte den anderen gar nicht mehr zu sagen, was nun zu tun war. Sie alle nahmen die Beine in die Hand und liefen so schnell sie nur konnten. Den großen, bösen Bären direkt hinter sich.