Nachdem Huda und Annie noch ein letztes teuflisches Lachen wahrnehmen konnten, wurde es allmählich dunkel um die beiden.
„Na super, jetzt sind wir tot!“ stellte Huda fest, ehe sie zu schluchzen begann.
„Still!“ flüsterte AnnMary und hielt ihr den Mund zu.
Plötzlich tat sich die Wand vor ihnen auf und die beiden standen in einem Bürozimmer.
Was die Newsler vor ihnen zu sehen bekamen, war wahrlich ein Augenschmaus.
Inmitten des Raumes stand ein kastanienbrauner Arbeitstisch über dem 3 Kronleuchter aus Swarowskristallen hingen. Links und rechts konnte man zwei Rattenstatuen sehen, welche mit den feinsten Diamanten bestückt waren.
Schließlich riss ein dunkles Lachen die beiden aus ihrer Faszination:
„Amelie, lass das, das ist nicht mehr lustig!“, schrie Huda einfach drauf los.
„Ähh, Preci, das ist sicher nicht Amelie.. Die hat ne höhere Stimme und lacht ganz anders.“, erwiderte ihr AnnMary.
„Du sollst mich nicht…“, konnte Huda noch antworten, ehe sie plötzlich unterbrochen wurde.
„Ich habe euch bereits erwartet!“ sagte eine tiefe Stimme hinter einem Bürosessel, der sich so wie in zahlreichen Filmen, umdrehte.
AnnMary riss die Augen auf, da ihr das Gesicht durchaus bekannt vorkam.
Auch Huda wusste, wer da vor ihnen saß, wollte es aber nicht wahrhaben.
„Dein verdammter Ernst, Ale?“, sagte Huda mit einem leicht agressivem Unterton.
„Mein verdammter Ernst, Precioso!“, bekam sie als Antwort.
Huda konnte es noch immer nicht glauben, vor ihr sah sie tatsächlich Kuraiko, Kuraike der Große, auch als Ale bekannt.
Während Huda sich kaum bewegen konnte, wurden AnnMarys Augen immer größer, denn vor ihr stand kein geringer als ihr Schwarm aus Kindheitstagen.
„Nunja, ihr steht hier so…. naja, nutzlos herum, das muss ich ändern!“ erklärte ihnen Ale, ehe er etwas ruhiger fortsetzte:
„Die Sache ist die, ihr habt sicherlich schon gemerkt, dass all eure Freunde und Teamkollegen zu seltsamen Wesen mutiert sind, tausende Ratten die Stadt belagern und jemand Kaj als König von VP-Town vom Thron stoßen will, richtig?“
Annie und Huda nickten eifrig und noch bevor sie etwas dazwischen sagen konnten war schon wieder Ale am Wort:
„Ich bin für das alles verantwortlich. Doch nun blickt in meine magische Kugel: Hier seht ihr eure Freunde, sie sind noch aus Fleisch und Blut und quicklebendig. Sie sind zwar ein wenig betäubt, doch das kann ich leicht ändern“, erklärte er mit einem teuflischen Lachen.
Es kehrte kurz eine unangenehme Stille ein doch schnell führte Ale den Monolog wieder weiter:
„Also meine Lieben, ich stelle euch vor die Wahl: Entweder ihr, meine Untertanen, unterstützt mich König von VP-Town zu werden… Oder….“
„Oder was?“, fiel ihm Huda ins Wort.
„Oder ich verwandle eure Freunde und Kollegen alle zu Ratten und befehle ihnen sich gegenseitig zu zerfleischen um sich anschließend aufzufressen und ihr werdet meine persönlichen Hausratten! Blickt noch einmal in meine Kugel!“
Voller Neugier blickten die zwei Newsler in die Kugel und was sie da sahen, glich einem ihrer schlimmsten Albträume. Alle ihre Freunde wurden zu Ratten und jagten sich gegenseitig. Jeder biss jedem das Fell auf, bis die Eingeweide aus ihren Körpern hingen. Jeder einzelne von ihnen war voller Blut und starb einer, nährten sich die anderen von dieser Körperflüssigkeit. Die letzten beiden Ratten die überblieben, waren Mischa und Nici. Voller Tatendrang stürzte sich Mischa auf Nicole und biss dieser das Auge aus, das sie sogleich runterschluckte. Es folgten die Ohren, der Körper und schlussendlich der Schwanz. Den Schwanz spuckte sie jedoch wieder aus, da sie ihn nicht runterschlucken konnte. Als alle am Ende ihrer Kräfte waren, kam Ale mit seinen beiden neuen Hausratten ins Bild und verspeiste mit diesen die Überreste. Zum krönen Abschluss leckten sich alle die blutenden Mäuler ab.
„Ihr habt genau zwei Minuten Zeit um euch das alles zu überlegen! Muahahhahah“
In Sekundenschnelle schloss sich wieder der prunkvolle Büroraum und Huda stand neben AnnMary wieder in einem Raum, der dieses Mal jedoch hell war. Beide hatten Tränen in den Augen, Huda aus Furcht, AnnMary aus Freude.
„Wir werden Ale sicher helfen, vielleicht hab ich dann eine Chance bei ihm!“, schwärmte AnnMary vor.
„Du Dummkopf! Er bringt sie sowieso um, egal ob wir ihm helfen oder nicht und außerdem möchte ich nicht behandelt werden wie ein Sklave!“ widersprach ihr Huda.
„Aber..“
„Nichts aber!“, antwortete ihr Huda bissig zurück, „Wir töten Ale und alles wird wieder gut oder du bist nicht mehr länger meine Freundin.“
Mit diesen Worten drehte sich Precioso um und distanzierte sich von ihrer Kollegin, die fast zu heulen begann.
„Nun gut, wir sagen Ale, dass wir ihm helfen, tun es aber nicht. Im Gegensatz dafür werden wir ihn nicht umbringen, verstanden?“, schlug AnnMary vor.
Huda blieb stur stehen, drehte sich aber um und schlug mit ihr ein „Abgemacht!“
Als ob es getimt worden wäre ging in diesem Moment wieder der Raum auf und Ale blickte sie erwartungsvoll an.
„Wir sind dabei!“, lächelte ihm AnnMary ins Gesicht „Aber eine Frage hätte ich noch!“
„Frag!“ bekam sie von Ale zu hören auf dessen Gesicht sich ein Lächeln auftat.
„Hätte ich Chancen bei dir?“ ergänzte AnnMary während Huda sie mit ihrem bösesten Blick, der aber fast schon süß war, anstarrte.
„Nunja, wenn ich keine Freundin hätte… Aber du kannst ja trotzdem mal vorbei kommen, hier ist meine Karte“, grinste er sie an und gab ihr seine Visitenkarte.
Geschwind nahm AnnMary ihr Handy in die Hand und loggte sich bei VP-Book ein. Sie musste ihren Beziehungsstatus schnellstens auf „es ist kompliziert“ ändern.
Huda musste sich zusammenreißen, um das Handy ihrer Freundin nicht auf den Boden zu schleudern. Wie konnte sie in so einer Situation noch an ihren virtuellen Beziehungsstatus denken?!
"Folgt mir meine Lieben", flötete Ale und schritt voran. Überall an den Wänden waren Spiegel angebracht, damit Ale stets sein teuflisches Antlitz begutachten konnte.
"Ale", wagte Huda einen verzweifelten Versuch, "wie kannst du das deinen Freunden antun?"
"Wir ich ihnen das antun kann?", wiederholte Ale lachend. "Nun, ich werde dir diese dämlich Frage verzeihen - was soll man schon von einem Newsler erwarten, der auf den Namen Preci hört", fuhr er fort.
"Also eigentlich heiße ich-", wollte Huda zu einer schnippischen Antwort ansetzen, doch sie wurde von Ales lautem "Ruhe!" unterbrochen.
"Ich war noch nicht fertig", ließ er Huda mit einem bösen Blick wissen. Dieser wiederum macht AnnMary ganz kirre. Warum bekam sie keine bösen Blicke von diesem Sexgott zugeworfen?
"Nun denn", sagte Ale, "kannst du in einem Laden mit Freundschaft bezahlen? Kannst du dich mit Freundschaft schmücken? Freundschaft ist ein Hauch Luft angesichts der prachtvollen Macht!" Sofort glomm in Huda der Gedanke auf, dass man Luft doch zum Überleben brauchte, aber sie zwang sich zum Schweigen. Wer monatelang ein falsches Spiel getrieben hatte, würden sicherlich nicht davor zurück schrecken, eine arme kleine Newslerin zu töten.
"Was machen wir jetzt nur?", flüsterte sie leise AnnMary zu.
"Hm", antwortete diese nur, "was meinst du, passt besser als Dekoration für unsere Hochzeit: Blaue oder lilane Blumen?"
"Annie!", schimpfte Huda leise, "jetzt hör endlich auf mit dem Mist. Hier geht es um mehr, als eine dämliche Schwärmerei!"
AnnMary öffnete beleidigte ihren Mund. Huda verstand es einfach nicht!
Huda hingegen seufzte auf. So wie es aussah, musste sie alleine für ihre Rettung sorgen.
"Ale", fing sie an, "was hast du eigentlich vor?" Wer kannte dies denn nicht aus Filmen - der Bösewicht laberte gefühlte zehn Stunden über seinen Plan, anstatt den Held einfach umzubringen. Und so hoffte Huda, ein wenig Zeit gewinnen zu können, bis ihr eine glorreiche Idee kam.
"Alles fing damit an, dass ich als achtes Kind in der Familie geboren wurde...", sagte Ale.
"Dann haben unsere Kinder ganz viele Tanten und Onkels", schwärmte AnnMary augenblicklich.
"Äh... ja. Jedenfalls kam man als achtes Kind auch immer als achtes dran. Und wenn etwas zum achten Mal passiert, dann ist es eben nur so interessant, wie etwas interessant sein kann, wenn es zum achten Mal passiert." Ale legte eine Hand theatralisch an sein schwarzen verpestetes Herz.
Huda schwirrte zwar der Kopf vor lauter Achten, aber sie nickte trotzdem.
"Und wenn du dein ganzes Leben lang an achter Stelle kommst... Willst du dann nicht auch Erster werden? Mein Leben war ein ganzer Wettkampf. Aber heute, heute werde ich gewinnen!" Ein Lächeln umschmiegte Ales Gesicht. Fast wie im Wahn sprach er mit feuriger Stimme weiter: "Zwei meiner Brüder wurden Ärzte, meine älteste Schwester Anwältin, die Drillinge leiten zahlreich Bankfilialen und der Rest machte andere Dinge. Dinge, für die sie Ansehen bekamen. Aber keiner von ihnen hat die Weltherrschaft. Nicht wahr?"
"VP ist nicht wirklich die ganze Welt...", wandte Huda ein.
"Unwichtig", winkte Ale ab.
"Wie willst du denn die... äh... Weltherrschaft?", fragte Huda nach.
"Ich habe Kaj gefangen genommen", antwortete Ale ruhig.
"DU HAST WAS?", rief Huda entsetzt auf. Zugegebenermaßen, Kaj machte mehr Fehler, als es Zahlen auf dieser Welt gab und nicht selten verspüren die Teamer (und User) das Bedürfnis zu streiken, aber trotzdem hatte sich nie jemand die Entführung Kajs gewünscht.
Selbst AnnMary wurde für einen Moment aus ihrem rosaroten Traum gerissen.
"Ich habe ihn entführt", wiederholte Ale stolz lachend. "Und er ist genau hier drin!"
Mit diesem Satz öffnete Ale mit viel Schwung eine Tür, die plötzlich vor ihnen erschienen ist.
Huda erwartete das Schlimmste: Einen leidenen, am Pranger stehenden und gefolterten Kaj.
"Was zum...", stieß sie jedoch aus, als sie das Szenario vor sich erblickte.
Denn Kaj wurde gerade... gerettet?!
- RATERUNDE -
Wer ist wohl Kajs mysteriöser Retter? Schreibt eure Vermutung in die Kommentare. Auf jeden, der es richtig errät, wartet ein kleines Geschenk. ;-)
PS: Vergesst unseren anderen Wettbewerb nicht. Ihr habt bis zum 2. 11. 15 Zeit, um eine Zeichnung anzufertigen, auf die Mullone Mischa mit einer Ratte füttert. Posten eure fertige Zeichnung entweder in die Kommentarbox von "Das große Rätseln" oder schickt sie uns (Precioso / AnnMary) per Nachricht. Auch hier warten tolle Preise auf euch!
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