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Anonym
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Die Queen ist Tot?
Masilein
Lebende Legende



Gott, das erinnert mich daran, dass ich mal nen Blog über Trauer und den Tod machen wollte und mir dann immer dachte, ne, das ist zu deprimierend für VP
Anonym
Internationaler Star



Masilein Schrieb:
Chevre Schrieb:
Masilein Schrieb:
Ich glaub es ist eine Frage der Perspektive nach dem Tod
ich glaub das was viele so mitnimmt, ist dieses endgültige, die Angst etwas verpasst zu haben, nicht gesagt, nicht erlebt. Sowohl für die Verstorbenen als auch die Hinterbliebenen
dieses Gefühl, dass es nicht genug war
dass da mehr hätte kommen müssen
ich leb zu sehr im hier und jetzt, als dass ich mit dem Gefühl von Versäumnis in die Zukunft blicken möchte
da blicke ich lieber mit Zuneigung und einem lachenden und weinenden Auge auf die gemeinsame Vergangenheit
das gibt mir mehr Halt, als der Umstand, dass es keine gemeinsamen Tage in der Zukunft mehr gibt

muss aber sagen, bin allgemein ein sehr barocker Mensch (Carpe Diem und Memento Mori und so)
Da stimme ich dir zu. Immer wenn ich zum Grab gehe, muss ich mich zusammenreißen. So im Alltag kann ich es gut verdrängen - wie gesagt ich war dran gewöhnt diesen Menschen nur sporadisch zu sehen - aber das Grab macht das alles real.  Das ist der Ort an dem ich realisiere, dass keine neuen Erinnerungen mehr hinzukommen werden, dass es endgültig ist. 
Ich verstehe, was du meinst. Sprichst du dann auch mit deinen Lieben darüber, was sie wollen würden? Was mich am meisten überfordert hat, war nicht zu wissen, was ich tun soll. Als es hieß das dieser Mensch demnächst versterben wird, war ich überfordert. Ich wollte im Sinne dieses Menschen agieren nur wusste ich nicht was in ihrem Sinne gewesen wäre. Da sie schon länger nicht mehr gesprochen hat, war fragen leider auch keine Option. 
Bemerkenswerte Einstellung, ich glaube viele blicken so erst im Rahmen des Trauerprozesses auf die Zeit mit den Verstorbenen. Ich finde leider auch, dass das Thema Tod viel zu sehr in unserer Gesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes Tod geschwiegen wird. 
wir reden in meiner Familie tatsächlich viel über den Tod und auch sehr offen
und wir reden auch über unsere Wünsche für die Zukunft nach unserem Tod
mit wir mein ich aber eher meine Mutter und meine Brüder. meine Oma hat panische Angst, dass sie nicht in den Himmel kommt (zu Recht) und mein Vater verdrängt alles lieber
meine Brüder, meine Mutter und ich haben alle eine Art Abkommen
wir wissen, was die anderen sich - im Rahmen der Möglichkeit - als Beerdigung wünschen. Wir wollen alle verbrannt werden, meine Mutter verstreut, meine Brüder lassen die Zukunft ihre Asche frei in den Händen der Verbliebenen und ich liebäugel mit einer Seebestattung, aber nur sofern das Geld es zulässt, ansonsten ist es eben das, was die Verbliebenen wollen. Ich brauch kein Grab für mich. Ich brauch kein Grab für meine Familie. Ich kann auch ohne Grab trauern und einen Ort dazu finden.
Wir alle sind inoffiziell Organspender - sollte es sich anbieten wissen die anderen, dass sie sofort ihre Einverständnis geben dürfen.
Meine Brüder und ich haben alle abgeklärt, was wir wollen, was mit unseren Sachen, unserem Geld und so passiert, wenn wir sterben, bevor es an unseren Eltern ist. (Ich hab meiner Mutter mal gesagt, wenn ich sterben sollte bevor sie gehen, dass sie bitte eine Spende an das Tierheim tätigen soll, eine an einen Verein, den ich sehr gerne mag und den Rest auf meine Brüder aufteilen. Meine Klamotten und Sachen soll sie behalten, was sie braucht (sie ist auch kein materieller Trauernder) und meinen Brüdern und meinem Vater auch die Möglichkeit geben. Dann soll sie bei meinen Freunden nachfragen, ob jemand was davon will. Versandkosten würden auch von meinem Geld abgehen. Und den Rest soll sie spenden, verschenken, verkaufen oder verbrennen, was auch immer sie will.)
Finde ich eine sehr gesunde Einstellung und hilft einem auch sehr. Habt ihr auch über alle Eventualitäten was den gesundheitlichen Zustand betrifft gesprochen? Also mein Konflikt war vor allem: Soll ich sie nochmal besuchen, komme ich selbst mit dem unschönen Bild sie so zu sehen klar oder würde sie das nicht wollen. Im Endeffekt habe ich das schwierige Thema mit jemanden besprochen, der diesen Menschen wohl am besten kannte und mir die Entscheidung abnehmen lassen. Weil ich konnte die Entscheidung damals nicht treffen. Aber bei uns in der Familie wird sowas eher leider weniger besprochen. 
Ich glaube, zu wissen was die Personen wollen würden, hilft den verbliebenen sehr. Sich nicht die Frage stellen zu müssen, was die Person gewollt hätte. Von meinen Eltern weiß ich nur, dass beide glaube ich nicht verbrannt werden wollen, aber so detailliert haben wir noch nicht drüber gesprochen. 
Materielles brauche ich glaube auch nicht umbedingt, kommt aber bei mir auch immer auf den Menschen drauf an. Von meiner Uroma hätte ich gerne zwei Dinge: ein von ihr gestricktes Bild (sie hat davon soo viele gemacht) und ihre Märchenbücher. Da hatte sie selbst zu mir als Kind immer gesagt, dass ich die irgendwann erben soll, wenn sie nicht mehr ist. Einfach weil uns beide die Leidenschaft zum Lesen verbunden hat. 
Es ist halt echt schade und erschwert vermutlich vieles, dass der Tod so ein Tabuthema ist. Ich glaube der Umgang der Familie damit, bestimmt ein Stück weit wie man später selbst damit umgeht oder klarkommt. 
Anonym
Internationaler Star



Masilein Schrieb:
Gott, das erinnert mich daran, dass ich mal nen Blog über Trauer und den Tod machen wollte und mir dann immer dachte, ne, das ist zu deprimierend für VP
Also ich finde es gerade sehr befreiend sich auszutauschen. Man kann solche Themen ja auch immer meiden, wenn das einem zu deprimierend ist oder zu sehr mitnimmt. 
Masilein
Lebende Legende



Chevre Schrieb:
Masilein Schrieb:
Chevre Schrieb:
Da stimme ich dir zu. Immer wenn ich zum Grab gehe, muss ich mich zusammenreißen. So im Alltag kann ich es gut verdrängen - wie gesagt ich war dran gewöhnt diesen Menschen nur sporadisch zu sehen - aber das Grab macht das alles real.  Das ist der Ort an dem ich realisiere, dass keine neuen Erinnerungen mehr hinzukommen werden, dass es endgültig ist. 
Ich verstehe, was du meinst. Sprichst du dann auch mit deinen Lieben darüber, was sie wollen würden? Was mich am meisten überfordert hat, war nicht zu wissen, was ich tun soll. Als es hieß das dieser Mensch demnächst versterben wird, war ich überfordert. Ich wollte im Sinne dieses Menschen agieren nur wusste ich nicht was in ihrem Sinne gewesen wäre. Da sie schon länger nicht mehr gesprochen hat, war fragen leider auch keine Option. 
Bemerkenswerte Einstellung, ich glaube viele blicken so erst im Rahmen des Trauerprozesses auf die Zeit mit den Verstorbenen. Ich finde leider auch, dass das Thema Tod viel zu sehr in unserer Gesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes Tod geschwiegen wird. 
wir reden in meiner Familie tatsächlich viel über den Tod und auch sehr offen
und wir reden auch über unsere Wünsche für die Zukunft nach unserem Tod
mit wir mein ich aber eher meine Mutter und meine Brüder. meine Oma hat panische Angst, dass sie nicht in den Himmel kommt (zu Recht) und mein Vater verdrängt alles lieber
meine Brüder, meine Mutter und ich haben alle eine Art Abkommen
wir wissen, was die anderen sich - im Rahmen der Möglichkeit - als Beerdigung wünschen. Wir wollen alle verbrannt werden, meine Mutter verstreut, meine Brüder lassen die Zukunft ihre Asche frei in den Händen der Verbliebenen und ich liebäugel mit einer Seebestattung, aber nur sofern das Geld es zulässt, ansonsten ist es eben das, was die Verbliebenen wollen. Ich brauch kein Grab für mich. Ich brauch kein Grab für meine Familie. Ich kann auch ohne Grab trauern und einen Ort dazu finden.
Wir alle sind inoffiziell Organspender - sollte es sich anbieten wissen die anderen, dass sie sofort ihre Einverständnis geben dürfen.
Meine Brüder und ich haben alle abgeklärt, was wir wollen, was mit unseren Sachen, unserem Geld und so passiert, wenn wir sterben, bevor es an unseren Eltern ist. (Ich hab meiner Mutter mal gesagt, wenn ich sterben sollte bevor sie gehen, dass sie bitte eine Spende an das Tierheim tätigen soll, eine an einen Verein, den ich sehr gerne mag und den Rest auf meine Brüder aufteilen. Meine Klamotten und Sachen soll sie behalten, was sie braucht (sie ist auch kein materieller Trauernder) und meinen Brüdern und meinem Vater auch die Möglichkeit geben. Dann soll sie bei meinen Freunden nachfragen, ob jemand was davon will. Versandkosten würden auch von meinem Geld abgehen. Und den Rest soll sie spenden, verschenken, verkaufen oder verbrennen, was auch immer sie will.)
Finde ich eine sehr gesunde Einstellung und hilft einem auch sehr. Habt ihr auch über alle Eventualitäten was den gesundheitlichen Zustand betrifft gesprochen? Also mein Konflikt war vor allem: Soll ich sie nochmal besuchen, komme ich selbst mit dem unschönen Bild sie so zu sehen klar oder würde sie das nicht wollen. Im Endeffekt habe ich das schwierige Thema mit jemanden besprochen, der diesen Menschen wohl am besten kannte und mir die Entscheidung abnehmen lassen. Weil ich konnte die Entscheidung damals nicht treffen. Aber bei uns in der Familie wird sowas eher leider weniger besprochen. 
Ich glaube, zu wissen was die Personen wollen würden, hilft den verbliebenen sehr. Sich nicht die Frage stellen zu müssen, was die Person gewollt hätte. Von meinen Eltern weiß ich nur, dass beide glaube ich nicht verbrannt werden wollen, aber so detailliert haben wir noch nicht drüber gesprochen. 
Materielles brauche ich glaube auch nicht umbedingt, kommt aber bei mir auch immer auf den Menschen drauf an. Von meiner Uroma hätte ich gerne zwei Dinge: ein von ihr gestricktes Bild (sie hat davon soo viele gemacht) und ihre Märchenbücher. Da hatte sie selbst zu mir als Kind immer gesagt, dass ich die irgendwann erben soll, wenn sie nicht mehr ist. Einfach weil uns beide die Leidenschaft zum Lesen verbunden hat. 
Es ist halt echt schade und erschwert vermutlich vieles, dass der Tod so ein Tabuthema ist. Ich glaube der Umgang der Familie damit, bestimmt ein Stück weit wie man später selbst damit umgeht oder klarkommt. 
Generall ja. Also wir wissen, was halt die Möglichkeiten sind. Like ... wir haben wieder vermehrt über das Thema geredet, als ich meine beiden OPs hatte - nicht weil wir dachten, dass ich safe sterben könnte, die Chance dafür war klein. Aber die Chance auf Krebs oder ein Leben im Rollstuhl war halt verdammt groß und naja, man will dann halt auch darauf vorbereitet sein.

Also, ich glaub das näheste an der Situation hatte ich mit meinem Opa. Er wusste, dass er am Sterben lag, deshalb hat er meine Cousine und mich an einem Wochenende zu sich gerufen. Ich weiß noch, ich fand es damals super schräg, weil er wirklich schlecht gelaunt war die ganze Zeit (er hatte halt tierisch Schmerzen, Knochenkrebs, das ist nicht bequem) und wollte nicht high auf Morphium sein, als wir bei ihm waren. Meine brüder und mein Cousin haben ihn die Woche darauf Freitag gesehen beim Mittagessen (sie sind aus irgendeinem Grund da gewesen zum Essen). Und die Woche darauf ist mein Opa Sonntagmorgen gestorben. Da er daheim gestorben ist und wir auf den Arzt warten mussten, haben meine Tante und meine Mutter (die über Nacht da waren) jeweils daheim angerufen und wir sind alle da hin. Meine Brüder und mein Cousin hatten echt null Scheu, die haben ihm die Wange gedrückt und am Ohrläppchen gezogen und mit den Händen gespielt, total fasziniert davon, wie lange es doch dauert, dass die Totenstarre einsetzt. Ich wusste nicht, ob ich nochmal rein sollte um ihn zu sehen und meine Cousine hat auch gezögert. Meine Mutter und meine Tante sagten dann beide, dass er in den letzten zwei Wochen, die wir ihn nicht gesehen hatten, nochmal arg abgenommen hatte. Er hatte ein richtig eingefallenes Gesicht und Verfärbungen am ganzen Körper durch die schlechte Wundheilung und die Medikamente. Wir entschieden beide, dass wir ihn nicht noch einmal sehen wollten. Ich hab das Foto, das wir an dem Tag, als wir ihn das letzte Mal sahen, immer noch. Ich seh auf dem Foto ein bisschen verschreckt aus, weil er mich einfach erschrocken hat, weil er so herrisch meine Oma anschrie, dass sie das Foto machen soll und dass sie sich Mühe geben soll, dass es ordentlich ist und zu merken, wie sehr es ihm wehgetan hat sich im Sessel aufzurichten, damit er uns beiden eine Hand auf die Schulter legen konnte, während wir neben dem Sessel saßen. Wir mussten super aufpassen, dass wir nicht gegen ihn stießen, weil jede Berührung Pein war und es war grausam. Rückblickend - er wusste, dass er sterben würde. Er wollte es uns aber nicht sagen, weil er uns keine Angst machen wollte. Mit seinem Benehmen hat er mir mehr Angst gemacht, als es je sein Plan war. Es ist nicht mein Lieblingsfoto mit ihm und es ist auch bei Leibe nicht die beste Erinnerung. Aber es ist so, wie ich seine letzten Tage im Kopf behalte - diese Verbissenheit, dass er sich von jedem verabschieden wollte, koste es was es wolle.

Ich finde auch, dass wir viel zu vermeidend als Kultur mit dem Tod umgehen. Wie gesagt, ich liebe die barocke Sicht auf das Thema und das Leben insgesamt. Einer der Gründe, weshalb schon so einige Witze darüber gemacht haben, ich sei Goth im Herzen. Ich fidne wir sollten alle mehr darüber reden. Und insgesamt sollten wir mehr Platz in unserer Kultur lassen für Dinge, die nicht "nur" schön sind. Wir denken zu sehr schwarz und weiß, wir denken zu sehr in Absoluten. Der Tod ist, was das Leben lebenswert macht. Der Tod ist, was uns Grund gibt das Meiste aus unserem Leben herauszuholen. Die Endlichkeit allen Seins ist der Grund, wieso wir in der Lage sind Dinge zu schätzen. Ohne Böse gäbe es kein Gut. Ohne Krankheit keine Gesundheit. Ohne Schmerz kein Glück. Wir können nicht über das Leben reden und außer Acht lassen was für ein prägender Impakt der Tod auf das Leben hat. Was er Gutes mit sich bringt. Was ihn unerträglich macht. Manchmal glaube ich, dass wir nie gelernt haben "negative" Gefühle richtig zu verstehen und zu deuten. Wenn wir um Tote trauern, dann trauern wir um den vermeintlichen Verlust von Möglichkeiten. Wir beachten gar nicht, wie das leben für den Verstorbenen war. Wir sehen es aus unserer Sicht. Wir bereuen unsere versäumten Momente, wir bereuen unsere Worte und unsere Taten. Wir bereuen selten das Leben der anderen. Selbst im Tod denken wir an den negativen Impakt, den es auf uns hinterlässt. Der Tod hat nichts mit uns zu tun, wieso sollten wir ihn Teil unseres Lebens machen. Warum fokussieren wir uns nicht darauf, wie die Person Teil unseres Lebens war und nehmen all unsere Reue und Schuldgefühle und setzen was dran, dass wir zufrieden in den Tod gehen können, statt zu befürchten, dass wir Dinge versäumt haben. Denn dann haben wir lediglich uns selbst enttäuscht und hätten es in der Macht gehabt es zu ändern.
Anonym
Popstar



Seltsamerweise habe ich es durch ask.fm mitbekommen, weil dort jemand geschrieben hatte „Queen Elisabeth rip“ oder so. Im ersten Moment dachte ich, dass da sich jemand einen geschmacklosen Scherz erlaubt, dann habe ich aber gedacht, ich bin sowieso gerade in meinem kleinen Corona-Universum, da kann es durchaus sein, dass mir etwas entgangen ist.

Ich finde es bewundernswert, dass sie ihre Position so lange ausgefüllt und geprägt hat. Großbritannien kann man sich ja eigentlich nicht ohne die Queen vorstellen, noch irritierender, dass da jetzt wieder ein König existiert. Die Königin war ja schon im Amt, lange bevor meine Eltern überhaupt geplant waren. Es ist zumindest schön, dass sie ihre letzten Stunden mit ihrer Familie verbringen konnte. Auch Monarchen sind letztendlich nur Menschen.
Anonym
Internationaler Star



Masilein Schrieb:
Chevre Schrieb:
Masilein Schrieb:
wir reden in meiner Familie tatsächlich viel über den Tod und auch sehr offen
und wir reden auch über unsere Wünsche für die Zukunft nach unserem Tod
mit wir mein ich aber eher meine Mutter und meine Brüder. meine Oma hat panische Angst, dass sie nicht in den Himmel kommt (zu Recht) und mein Vater verdrängt alles lieber
meine Brüder, meine Mutter und ich haben alle eine Art Abkommen
wir wissen, was die anderen sich - im Rahmen der Möglichkeit - als Beerdigung wünschen. Wir wollen alle verbrannt werden, meine Mutter verstreut, meine Brüder lassen die Zukunft ihre Asche frei in den Händen der Verbliebenen und ich liebäugel mit einer Seebestattung, aber nur sofern das Geld es zulässt, ansonsten ist es eben das, was die Verbliebenen wollen. Ich brauch kein Grab für mich. Ich brauch kein Grab für meine Familie. Ich kann auch ohne Grab trauern und einen Ort dazu finden.
Wir alle sind inoffiziell Organspender - sollte es sich anbieten wissen die anderen, dass sie sofort ihre Einverständnis geben dürfen.
Meine Brüder und ich haben alle abgeklärt, was wir wollen, was mit unseren Sachen, unserem Geld und so passiert, wenn wir sterben, bevor es an unseren Eltern ist. (Ich hab meiner Mutter mal gesagt, wenn ich sterben sollte bevor sie gehen, dass sie bitte eine Spende an das Tierheim tätigen soll, eine an einen Verein, den ich sehr gerne mag und den Rest auf meine Brüder aufteilen. Meine Klamotten und Sachen soll sie behalten, was sie braucht (sie ist auch kein materieller Trauernder) und meinen Brüdern und meinem Vater auch die Möglichkeit geben. Dann soll sie bei meinen Freunden nachfragen, ob jemand was davon will. Versandkosten würden auch von meinem Geld abgehen. Und den Rest soll sie spenden, verschenken, verkaufen oder verbrennen, was auch immer sie will.)
Finde ich eine sehr gesunde Einstellung und hilft einem auch sehr. Habt ihr auch über alle Eventualitäten was den gesundheitlichen Zustand betrifft gesprochen? Also mein Konflikt war vor allem: Soll ich sie nochmal besuchen, komme ich selbst mit dem unschönen Bild sie so zu sehen klar oder würde sie das nicht wollen. Im Endeffekt habe ich das schwierige Thema mit jemanden besprochen, der diesen Menschen wohl am besten kannte und mir die Entscheidung abnehmen lassen. Weil ich konnte die Entscheidung damals nicht treffen. Aber bei uns in der Familie wird sowas eher leider weniger besprochen. 
Ich glaube, zu wissen was die Personen wollen würden, hilft den verbliebenen sehr. Sich nicht die Frage stellen zu müssen, was die Person gewollt hätte. Von meinen Eltern weiß ich nur, dass beide glaube ich nicht verbrannt werden wollen, aber so detailliert haben wir noch nicht drüber gesprochen. 
Materielles brauche ich glaube auch nicht umbedingt, kommt aber bei mir auch immer auf den Menschen drauf an. Von meiner Uroma hätte ich gerne zwei Dinge: ein von ihr gestricktes Bild (sie hat davon soo viele gemacht) und ihre Märchenbücher. Da hatte sie selbst zu mir als Kind immer gesagt, dass ich die irgendwann erben soll, wenn sie nicht mehr ist. Einfach weil uns beide die Leidenschaft zum Lesen verbunden hat. 
Es ist halt echt schade und erschwert vermutlich vieles, dass der Tod so ein Tabuthema ist. Ich glaube der Umgang der Familie damit, bestimmt ein Stück weit wie man später selbst damit umgeht oder klarkommt. 
Generall ja. Also wir wissen, was halt die Möglichkeiten sind. Like ... wir haben wieder vermehrt über das Thema geredet, als ich meine beiden OPs hatte - nicht weil wir dachten, dass ich safe sterben könnte, die Chance dafür war klein. Aber die Chance auf Krebs oder ein Leben im Rollstuhl war halt verdammt groß und naja, man will dann halt auch darauf vorbereitet sein.

Also, ich glaub das näheste an der Situation hatte ich mit meinem Opa. Er wusste, dass er am Sterben lag, deshalb hat er meine Cousine und mich an einem Wochenende zu sich gerufen. Ich weiß noch, ich fand es damals super schräg, weil er wirklich schlecht gelaunt war die ganze Zeit (er hatte halt tierisch Schmerzen, Knochenkrebs, das ist nicht bequem) und wollte nicht high auf Morphium sein, als wir bei ihm waren. Meine brüder und mein Cousin haben ihn die Woche darauf Freitag gesehen beim Mittagessen (sie sind aus irgendeinem Grund da gewesen zum Essen). Und die Woche darauf ist mein Opa Sonntagmorgen gestorben. Da er daheim gestorben ist und wir auf den Arzt warten mussten, haben meine Tante und meine Mutter (die über Nacht da waren) jeweils daheim angerufen und wir sind alle da hin. Meine Brüder und mein Cousin hatten echt null Scheu, die haben ihm die Wange gedrückt und am Ohrläppchen gezogen und mit den Händen gespielt, total fasziniert davon, wie lange es doch dauert, dass die Totenstarre einsetzt. Ich wusste nicht, ob ich nochmal rein sollte um ihn zu sehen und meine Cousine hat auch gezögert. Meine Mutter und meine Tante sagten dann beide, dass er in den letzten zwei Wochen, die wir ihn nicht gesehen hatten, nochmal arg abgenommen hatte. Er hatte ein richtig eingefallenes Gesicht und Verfärbungen am ganzen Körper durch die schlechte Wundheilung und die Medikamente. Wir entschieden beide, dass wir ihn nicht noch einmal sehen wollten. Ich hab das Foto, das wir an dem Tag, als wir ihn das letzte Mal sahen, immer noch. Ich seh auf dem Foto ein bisschen verschreckt aus, weil er mich einfach erschrocken hat, weil er so herrisch meine Oma anschrie, dass sie das Foto machen soll und dass sie sich Mühe geben soll, dass es ordentlich ist und zu merken, wie sehr es ihm wehgetan hat sich im Sessel aufzurichten, damit er uns beiden eine Hand auf die Schulter legen konnte, während wir neben dem Sessel saßen. Wir mussten super aufpassen, dass wir nicht gegen ihn stießen, weil jede Berührung Pein war und es war grausam. Rückblickend - er wusste, dass er sterben würde. Er wollte es uns aber nicht sagen, weil er uns keine Angst machen wollte. Mit seinem Benehmen hat er mir mehr Angst gemacht, als es je sein Plan war. Es ist nicht mein Lieblingsfoto mit ihm und es ist auch bei Leibe nicht die beste Erinnerung. Aber es ist so, wie ich seine letzten Tage im Kopf behalte - diese Verbissenheit, dass er sich von jedem verabschieden wollte, koste es was es wolle.

Ich finde auch, dass wir viel zu vermeidend als Kultur mit dem Tod umgehen. Wie gesagt, ich liebe die barocke Sicht auf das Thema und das Leben insgesamt. Einer der Gründe, weshalb schon so einige Witze darüber gemacht haben, ich sei Goth im Herzen. Ich fidne wir sollten alle mehr darüber reden. Und insgesamt sollten wir mehr Platz in unserer Kultur lassen für Dinge, die nicht "nur" schön sind. Wir denken zu sehr schwarz und weiß, wir denken zu sehr in Absoluten. Der Tod ist, was das Leben lebenswert macht. Der Tod ist, was uns Grund gibt das Meiste aus unserem Leben herauszuholen. Die Endlichkeit allen Seins ist der Grund, wieso wir in der Lage sind Dinge zu schätzen. Ohne Böse gäbe es kein Gut. Ohne Krankheit keine Gesundheit. Ohne Schmerz kein Glück. Wir können nicht über das Leben reden und außer Acht lassen was für ein prägender Impakt der Tod auf das Leben hat. Was er Gutes mit sich bringt. Was ihn unerträglich macht. Manchmal glaube ich, dass wir nie gelernt haben "negative" Gefühle richtig zu verstehen und zu deuten. Wenn wir um Tote trauern, dann trauern wir um den vermeintlichen Verlust von Möglichkeiten. Wir beachten gar nicht, wie das leben für den Verstorbenen war. Wir sehen es aus unserer Sicht. Wir bereuen unsere versäumten Momente, wir bereuen unsere Worte und unsere Taten. Wir bereuen selten das Leben der anderen. Selbst im Tod denken wir an den negativen Impakt, den es auf uns hinterlässt. Der Tod hat nichts mit uns zu tun, wieso sollten wir ihn Teil unseres Lebens machen. Warum fokussieren wir uns nicht darauf, wie die Person Teil unseres Lebens war und nehmen all unsere Reue und Schuldgefühle und setzen was dran, dass wir zufrieden in den Tod gehen können, statt zu befürchten, dass wir Dinge versäumt haben. Denn dann haben wir lediglich uns selbst enttäuscht und hätten es in der Macht gehabt es zu ändern.
Das finde ich total gut, man möchte eben auf alles vorbereitet sein und leider weiß ja niemand vorher wie es kommt. 

Ich kann so gut nachvollziehen, dass du ihn nicht sehen wolltest. Krebs ist einfach mies und schmerzhaft. Wahscheinlich wollte dein Opa zu verkrampft noch Erinnerungen mit euch sammeln, euch aber nicht beunruhigen oder wie du eben meintest Angst machen wollte. Vielleicht wäre es aber besser gewesen drüber zu reden - mit euch beiden. Man möchte aber die anderen natürlich nicht verunsichern oder traurig machen, es ist halt einfach irgendwie ein Tabuthema. Ich kann total nachvollziehen, dass du ihn so nicht mehr sehen wolltest. Ich glaube meine Uroma wurde in ihren letzten Tagen auch nicht von allen ihren Enkeln besucht, es war einfach schwierig. Bei ihr hatte sich der Sterbeprozessüber Monate hinweg gezogen, sie hat bei Besuch kaum noch gesprochen und viel geschlafen. Ich hatte ehrlich gesagt panisch Angst sie alleine zu besuchen und deshalb meine Schwester mitgenommen. An manchen Tagen hat sie tagelang gefühlt nur geschlafen und nicht reagiert, es ist schrecklich, sowas zu sehen. Meine Mama ist einmal panisch aus dem Zimmer, weil es hart war. Jedes mal wenn ich sie besuchen wollte, hatte ich Angst. Angst, dass sie nicht mehr da ist, Angst sie in einem schlimmen Zustand zu sehen. Dieses ganze auf und ab die Monate davor war leider echt schwer. Wenn ich bei ihr war, war es wunderschön, auch wenn sie kaum was gesagt hat, ich habe diese besondere Verbindung zwischen uns einfach gespürt. Es war aber für alle Beteiligten extrem hart diesen Prozess über Monate mit anzusehen, immer in Angst, dass der Moment gekommen ist. Vielleicht hätte uns da ein anderer Blickwinkel echt geholfen. Zum Ende hin hat sie Wochen vor ihrem Tod das Essen und ca. eine Woche vorher das Trinken eingestellt. Ihr Haut war voller dunkler Flecken. Aber ich hab sie am Ende nicht mehr gesehen, meine Oma meinte ich solle sie in schöner Erinnerung behalten. Als ich dann gesehen habe, dass meine Schwester kurz davor noch bei ihr war, hab ich mich echt schuldig gefühlt. Hatte ich doch ein viel intensiveres Verhältnis zu ihr. Ich hab also Anfangs echt Schuldgefühle gehabt. Ich muss ehrlicherweise sagen, diese Erfahrung hat mich sensibler gemacht. Mich nimmt es immer noch mit und wenn es um den Tod geht, bin ich viel emotionaler als früher - nicht weil ich Schuldgefühle habe, sondern weil es mich traurig macht, dass ich nie wieder von ihr umarmt werde, nie wieder Geschichten von ihr hören werde und nie wieder Spielenachmittage mit ihr haben werde. Ich konnte mit ihr gefühlt über alles reden. Aber um ehrlich zu sein, war sowas schon die letzten Jahre nicht mehr möglich. Es ist irgendwie die Endgültigkeit ja, aber es sind keine Schuldgefühle mehr. Hätte ich mehr Zeit mit ihr verbringen können? Nein, ich hab schon am meisten Zeit von allen Urenkeln mit ihr verbracht und Wünsche und Träume will man ja auch nicht aufgeben. Hätte ich sie öfter besuchen könne? Ja, aber ich bin nicht damit klargekommen, zuzusehen wie sie über Jahre abbaut. Hätte man mit mir drüber gesprochen, wäre es vielleicht leichter gewesen. Außerdem hätte sie nicht gewollt, dass ich mir das mit ansehe. Sie hat sich mal gezwungen unter heftigen Schmerzen zu laufen, weil sie nicht vor mir zugeben wollte, dass es nicht mehr geht. Mittlerweile bin ich mit mir im reinen, aber die Trauer ist - wenn ich dran denke - nicht weg. Auch wenn ich unglaublich dankbar für jede Umarmung, jedes Spiel, was ich gegen sie verloren habe und alles was ich von ihr gelernt habe bin. 

Ich stimme dir absolut zu. Es hilft uns damit umzugehen, wenn wir vieles nicht verschweigen. Und auch wie du meinst mehr in grau zu denken, der Tod ist nicht nur traurig. Auch wenn es super traurig ist, war dieser Verlust bei mir für alle Beteiligten auch eine Erlösung. Eine Erlösung von dem ständigen konfrontiert werden und vor allem auch für meine Uroma. Es sollte definitiv mehr thematisiert werden, in der Kultur und Gesellschaft. Es hat nicht nur negatives. Man sollte dankbar sein, vielleicht auch mit Freude an die Person zurückdenken und in dem man das gelernte weitergibt, lebt diese Person in einem weiter. Auch wenn es nur Verhaltensweisen sind. Was vielleicht in eine etwas andere Richtung geht, aber du meintest, der Tod macht das Leben erst lebenswert. Ich finde wir reden in der Gesellschaft viel zu sehr von einem Zwang. Ich hatte das Thema neulich erst mit meinem Freund. Meine Mama sagt immer, wenn man sagt was gemacht werden muss, dass sie nur sterben muss in ihrem Leben und mehr nicht. Ich finde in dem Satz liegt so viel drin. Ich muss was Essen, weil ich Leben will, also will ich was Essen. Ich muss meine Masterarbeit schreiben, weil ich einen Abschluss haben möchte und vieles erleben möchte. Also möchte ich meine Masterarbeit schreiben. 
Diese Denkweise sorgt eher dafür, dass man wie du meintest zufrieden in den Tod geht, das man das beste aus seinen Leben macht
LuckyCat
Internationaler Star



An sich war sie halt auch schon alt, vom dem her kann ich nicht davon reden, wirklich geschockt zu sein.
Sie hatte ein langes und ich glaube auch erfülltes Leben und darauf kommt es am Ende an.
Ich denke es schockt eher viele, da wir alle mit ihr aufgewachsen sind, im TV, in Schulbüchern usw.
Für uns gab es nur die Queen, da sie ganze 70 Jahre Königin war. Die wenigsten haben gedacht,
dass noch die Tage kommen, wo ihr Sohn übernimmt. Schließlich hatte er Rückblickend gesundheitlich öfters Probleme bereits, zumindest soweit es die Medien eben selbst wussten. So kann sie zumindest nun bei ihren Mann sein, wenn man an ein Leben nach dem Tot glauben will. :) Schade ist es, dass wohl die Generationen danach keine Königin erleben werden, denn danach ist William dran und danach sein Sohn.
Anonym
Minister of Pop



Masilein Schrieb:
Gott, das erinnert mich daran, dass ich mal nen Blog über Trauer und den Tod machen wollte und mir dann immer dachte, ne, das ist zu deprimierend für VP
oh bitte mach das dooch .-. auch wenns deprimierend ist , ist es dennoch spannend weil man immer was neues dazu lernt
Anonym
Queen of Queens



LuckyCat Schrieb:
An sich war sie halt auch schon alt, vom dem her kann ich nicht davon reden, wirklich geschockt zu sein.
Sie hatte ein langes und ich glaube auch erfülltes Leben und darauf kommt es am Ende an.
Ich denke es schockt eher viele, da wir alle mit ihr aufgewachsen sind, im TV, in Schulbüchern usw.
Für uns gab es nur die Queen, da sie ganze 70 Jahre Königin war. Die wenigsten haben gedacht,
dass noch die Tage kommen, wo ihr Sohn übernimmt. Schließlich hatte er Rückblickend gesundheitlich öfters Probleme bereits, zumindest soweit es die Medien eben selbst wussten. So kann sie zumindest nun bei ihren Mann sein, wenn man an ein Leben nach dem Tot glauben will. Schade ist es, dass wohl die Generationen danach keine Königin erleben werden, denn danach ist William dran und danach sein Sohn.
Will hier niemandem auf den Schlipps treten, deshalb mach ich als Spoiler.
Falls ihr lesen wollt, Text bitte markieren und falls ihr zitiert, ev den Text löschen.

Ich hoffe die Monarchie wird abgeschafft. :/ Fände es irgendwie passend, wenn es mit der Queen enden würde idk. Aber da ich mich damit nie befasst hatte, da ich nicht viel von der Monarchie halte, kann ich  nicht viel mehr dazu sagen tbh. 
Anonym
Lebende Legende



Masilein Schrieb:
Gott, das erinnert mich daran, dass ich mal nen Blog über Trauer und den Tod machen wollte und mir dann immer dachte, ne, das ist zu deprimierend für VP

Ach nicht zwingend, der Austausch über so ein Thema kann total helfen
Ich war 4 Wochen bevor mein Opa starb auf einer Exkursion mit der Uni und zufällig waren da viele von uns in einer ähnlichen Situation, mehr oder weniger zu anderen Zeitpunkten (ein Opa war gerade gestorben, einer lag im Sterben, eine Oma/Mutter starb während der Exkursion und uch war ganz glücklich, alle vier zu haben, bis am Ende plötzlich meine Mutter meinte, Opa esse nichts mehr und es sähe sehr schlecht aus)
Als mein Opa dann kurz darauf starb war ich um einiges besser darauf vorbereitet, hatte direkt Ideen, wie ich mich persönlich von Ihm verabschieden konnte und direkt eine tolle Person, mit der ich ruhigen Gewissens darüber reden konnte ohne das Gefühl zu haben, ich ziehe diese Person jetzt runter

Andere Freunde waren direkt so "Oh das tut mir leid" und wussten nicht recht, wie sie damit umgehen sollten und dachten, ich will überhaupt nicht daran erinnert werden, aber ich für mich wollte unbedingt über meinen Opa reden, mir tat das gut
Und ich denke, das ist halt das, was uns so fehlt, weil der Austausch extrem helfen kann, auf Trauer vorbereitet zu sein und mit Trauer umzugehen. 
Anonym
Internationaler Star



Vogelfrei Schrieb:
Masilein Schrieb:
Gott, das erinnert mich daran, dass ich mal nen Blog über Trauer und den Tod machen wollte und mir dann immer dachte, ne, das ist zu deprimierend für VP

Ach nicht zwingend, der Austausch über so ein Thema kann total helfen
Ich war 4 Wochen bevor mein Opa starb auf einer Exkursion mit der Uni und zufällig waren da viele von uns in einer ähnlichen Situation, mehr oder weniger zu anderen Zeitpunkten (ein Opa war gerade gestorben, einer lag im Sterben, eine Oma/Mutter starb während der Exkursion und uch war ganz glücklich, alle vier zu haben, bis am Ende plötzlich meine Mutter meinte, Opa esse nichts mehr und es sähe sehr schlecht aus)
Als mein Opa dann kurz darauf starb war ich um einiges besser darauf vorbereitet, hatte direkt Ideen, wie ich mich persönlich von Ihm verabschieden konnte und direkt eine tolle Person, mit der ich ruhigen Gewissens darüber reden konnte ohne das Gefühl zu haben, ich ziehe diese Person jetzt runter

Andere Freunde waren direkt so "Oh das tut mir leid" und wussten nicht recht, wie sie damit umgehen sollten und dachten, ich will überhaupt nicht daran erinnert werden, aber ich für mich wollte unbedingt über meinen Opa reden, mir tat das gut
Und ich denke, das ist halt das, was uns so fehlt, weil der Austausch extrem helfen kann, auf Trauer vorbereitet zu sein und mit Trauer umzugehen. 
Genau das! Vielleicht nochmal etwas extremer, aber ein Bekannter hat seine Mutter dieses Jahr verloren. Ich stelle mir das in meinem Alter echt heftig vor und zunächst weiß niemand, wie man mit sowas umgehen soll. Häufig passiert es dann, dass die Person, die den Verlust erlitten hat ausgegrenzt wird, weil viele denken: "Lass die Person in Ruhe, die braucht jetzt erstmal Zeit". Aber häufig ist genau das einfach falsch, klar ist es komisch normal weiterzumachen, aber die Person mit dem Verlust deshalb nicht zu fragen, ob sie beim Feiern, Sport machen, etc. dabei sein will, macht ja auch nicht besser sondern grenzt die Person aus und schafft vielleicht auch weniger Möglichkeiten zum Austausch. 
Masilein
Lebende Legende



Allgemein gibt es in unserer Gesellschaft zu stark die Notion davon, wie man "richtig" zu trauern hat.
Eine Frau bei uns im Dorf hat letzten Sommer ihre Tochter durch Organversagen verloren. Die Woche darauf war ein Treffen vom Freundeskreis im Dorf, in dem meine Mutter und die Frau beide sind. Meine Mutter sieht sie oft, wenn sie mit dem Hund Gassi geht, weil der Weg an dem Haus der Frau vorbei führt und sie reden fast jeden Tag bissl miteinander. Die Frau dann so zu meiner Mutter: Ja, wir sehen uns dann heute Abend. Und alles war gut.
Auf dem Treffen dann aber waren super viele im Ort so: Ach nein Lydie, du hättest doch nicht kommen müssen, wir wissen dass es nicht so lange her ist, dass Sonya gestorben ist, du musst doch erst mal richtig trauern, bevor du dich mit etwas anderem beschäftigst.
Und die Frau ist dann echt wütend geworden und hat sich zu meiner Mutter gesetzt mit den Worten "Du nervst mich nicht damit, dass ich trauern soll, du nimmst es einfach hin".

Trauer ist halt einfach so etwas persönliches, jeder tut es auf seine Art und Weise. Es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt keine Mindestdauer, die man trauern muss, es gibt keine Tabuthemen. Es gibt nur das, was sich für die Hinterbliebenen richtig anfühlt.
Auf der Beerdigung meines Großvaters haben wir nachher fast nur Witze gerissen und über die Momente gelacht, die wirklich toll waren. Da es meine erste Beerdigung war, war ich lange der Ansicht, dass Beerdigungen immer so lustig sind. Wobei man sagen muss, die Beisetzung selbst war schon schräg, weil erst kippt mein Bruder aus den Socken, weil er wegen einem Herzfehler nicht länger als 20 Minuten still stehen konnte. Und ich hatte nen hysterischen Lachanfall beim Grab.
Anonym
Lebende Legende



Chevre Schrieb:
Vogelfrei Schrieb:
Masilein Schrieb:
Gott, das erinnert mich daran, dass ich mal nen Blog über Trauer und den Tod machen wollte und mir dann immer dachte, ne, das ist zu deprimierend für VP

Ach nicht zwingend, der Austausch über so ein Thema kann total helfen
Ich war 4 Wochen bevor mein Opa starb auf einer Exkursion mit der Uni und zufällig waren da viele von uns in einer ähnlichen Situation, mehr oder weniger zu anderen Zeitpunkten (ein Opa war gerade gestorben, einer lag im Sterben, eine Oma/Mutter starb während der Exkursion und uch war ganz glücklich, alle vier zu haben, bis am Ende plötzlich meine Mutter meinte, Opa esse nichts mehr und es sähe sehr schlecht aus)
Als mein Opa dann kurz darauf starb war ich um einiges besser darauf vorbereitet, hatte direkt Ideen, wie ich mich persönlich von Ihm verabschieden konnte und direkt eine tolle Person, mit der ich ruhigen Gewissens darüber reden konnte ohne das Gefühl zu haben, ich ziehe diese Person jetzt runter

Andere Freunde waren direkt so "Oh das tut mir leid" und wussten nicht recht, wie sie damit umgehen sollten und dachten, ich will überhaupt nicht daran erinnert werden, aber ich für mich wollte unbedingt über meinen Opa reden, mir tat das gut
Und ich denke, das ist halt das, was uns so fehlt, weil der Austausch extrem helfen kann, auf Trauer vorbereitet zu sein und mit Trauer umzugehen. 
Genau das! Vielleicht nochmal etwas extremer, aber ein Bekannter hat seine Mutter dieses Jahr verloren. Ich stelle mir das in meinem Alter echt heftig vor und zunächst weiß niemand, wie man mit sowas umgehen soll. Häufig passiert es dann, dass die Person, die den Verlust erlitten hat ausgegrenzt wird, weil viele denken: "Lass die Person in Ruhe, die braucht jetzt erstmal Zeit". Aber häufig ist genau das einfach falsch, klar ist es komisch normal weiterzumachen, aber die Person mit dem Verlust deshalb nicht zu fragen, ob sie beim Feiern, Sport machen, etc. dabei sein will, macht ja auch nicht besser sondern grenzt die Person aus und schafft vielleicht auch weniger Möglichkeiten zum Austausch. 
so ähnlich war es bei uns, als in der Schule die Mutter eines Mitschülers plötzlich verstorben ist. Ich weiß auch nicht, warum manche Menschen denken, es hilft, wenn man dann ständig irgendwie sagt "Da war doch das mit der Mutter, der Arme". Da bekommt man ja erst recht das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, auch wenn es oft eher gut gemeint ist und bei manchen Leuten  vielleicht auch die richtige Reaktion
Anonym
Lebende Legende



Masilein Schrieb:
Allgemein gibt es in unserer Gesellschaft zu stark die Notion davon, wie man "richtig" zu trauern hat.
Eine Frau bei uns im Dorf hat letzten Sommer ihre Tochter durch Organversagen verloren. Die Woche darauf war ein Treffen vom Freundeskreis im Dorf, in dem meine Mutter und die Frau beide sind. Meine Mutter sieht sie oft, wenn sie mit dem Hund Gassi geht, weil der Weg an dem Haus der Frau vorbei führt und sie reden fast jeden Tag bissl miteinander. Die Frau dann so zu meiner Mutter: Ja, wir sehen uns dann heute Abend. Und alles war gut.
Auf dem Treffen dann aber waren super viele im Ort so: Ach nein Lydie, du hättest doch nicht kommen müssen, wir wissen dass es nicht so lange her ist, dass Sonya gestorben ist, du musst doch erst mal richtig trauern, bevor du dich mit etwas anderem beschäftigst.
Und die Frau ist dann echt wütend geworden und hat sich zu meiner Mutter gesetzt mit den Worten "Du nervst mich nicht damit, dass ich trauern soll, du nimmst es einfach hin".

Trauer ist halt einfach so etwas persönliches, jeder tut es auf seine Art und Weise. Es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt keine Mindestdauer, die man trauern muss, es gibt keine Tabuthemen. Es gibt nur das, was sich für die Hinterbliebenen richtig anfühlt.
Auf der Beerdigung meines Großvaters haben wir nachher fast nur Witze gerissen und über die Momente gelacht, die wirklich toll waren. Da es meine erste Beerdigung war, war ich lange der Ansicht, dass Beerdigungen immer so lustig sind. Wobei man sagen muss, die Beisetzung selbst war schon schräg, weil erst kippt mein Bruder aus den Socken, weil er wegen einem Herzfehler nicht länger als 20 Minuten still stehen konnte. Und ich hatte nen hysterischen Lachanfall beim Grab.
Das nervt mich auch so, wir hatten halt erst einen Trauergottesdienst in der Kirche für das Dorf und ich bin halt generell einfach so eine Person, die wegen allem lachen kann und so hab ich dann halt auch vor dem Gottesdienst ein paar Mal gelacht und war einfach auch irgendwie gut gelaunt, weil ich mich gefreut habe, dass wir so langsam zu einem "Abschluss" kommen (ich konnte wegen der Arbeit nicht nach Hause und so hat es 3 Wochen gedauert, bis wir den Gottesdienst halten konnten) und ich hab mich auch gefreut, dass viele Leute gekommen sind
Und meine Eltern waren dann direkt so "Sarah lach nicht so, die anderen schauen so" und ufff fand das einfach richtig blöd, wir wohnen halt generell in einem bescheuerten Dorf 
Ich bin auch der Meinung, dass mein Opa da ganz sicher nichts dagegen hatte, weil er auch ein lustiger Mensch war und viel gelacht hat mit mir
Masilein
Lebende Legende



Vogelfrei Schrieb:
Masilein Schrieb:
Allgemein gibt es in unserer Gesellschaft zu stark die Notion davon, wie man "richtig" zu trauern hat.
Eine Frau bei uns im Dorf hat letzten Sommer ihre Tochter durch Organversagen verloren. Die Woche darauf war ein Treffen vom Freundeskreis im Dorf, in dem meine Mutter und die Frau beide sind. Meine Mutter sieht sie oft, wenn sie mit dem Hund Gassi geht, weil der Weg an dem Haus der Frau vorbei führt und sie reden fast jeden Tag bissl miteinander. Die Frau dann so zu meiner Mutter: Ja, wir sehen uns dann heute Abend. Und alles war gut.
Auf dem Treffen dann aber waren super viele im Ort so: Ach nein Lydie, du hättest doch nicht kommen müssen, wir wissen dass es nicht so lange her ist, dass Sonya gestorben ist, du musst doch erst mal richtig trauern, bevor du dich mit etwas anderem beschäftigst.
Und die Frau ist dann echt wütend geworden und hat sich zu meiner Mutter gesetzt mit den Worten "Du nervst mich nicht damit, dass ich trauern soll, du nimmst es einfach hin".

Trauer ist halt einfach so etwas persönliches, jeder tut es auf seine Art und Weise. Es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt keine Mindestdauer, die man trauern muss, es gibt keine Tabuthemen. Es gibt nur das, was sich für die Hinterbliebenen richtig anfühlt.
Auf der Beerdigung meines Großvaters haben wir nachher fast nur Witze gerissen und über die Momente gelacht, die wirklich toll waren. Da es meine erste Beerdigung war, war ich lange der Ansicht, dass Beerdigungen immer so lustig sind. Wobei man sagen muss, die Beisetzung selbst war schon schräg, weil erst kippt mein Bruder aus den Socken, weil er wegen einem Herzfehler nicht länger als 20 Minuten still stehen konnte. Und ich hatte nen hysterischen Lachanfall beim Grab.
Das nervt mich auch so, wir hatten halt erst einen Trauergottesdienst in der Kirche für das Dorf und ich bin halt generell einfach so eine Person, die wegen allem lachen kann und so hab ich dann halt auch vor dem Gottesdienst ein paar Mal gelacht und war einfach auch irgendwie gut gelaunt, weil ich mich gefreut habe, dass wir so langsam zu einem "Abschluss" kommen (ich konnte wegen der Arbeit nicht nach Hause und so hat es 3 Wochen gedauert, bis wir den Gottesdienst halten konnten) und ich hab mich auch gefreut, dass viele Leute gekommen sind
Und meine Eltern waren dann direkt so "Sarah lach nicht so, die anderen schauen so" und ufff fand das einfach richtig blöd, wir wohnen halt generell in einem bescheuerten Dorf 
Ich bin auch der Meinung, dass mein Opa da ganz sicher nichts dagegen hatte, weil er auch ein lustiger Mensch war und viel gelacht hat mit mir
hab gelernt dass bescheuertes Dorf absolut redundant ist
je älter ich werde, desto weniger glaube ich an Dörfer, wo es nicht so hergeht
meine Mutter sagt zwar immer "ja, ist alles so viel persönlicher als in ner Großstadt" und das mag ja sein, aber ich will dennoch nicht, dass sich jemand ungefragt in mein Privatleben einmischt, einfach weil man sich auf dem Dorf scheinbar so nahe ist
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