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[PRS] WITH YOU I LOVE
Anonym
Popstar



[Caleb]

Leicht angespornt wollte er sich den Moment seines mysteriösen Auftretens gönnen, blickte anschließend gespielt abgelenkt nach oben zur Decke, als hätte er nichts gehört. Als sein Blick wieder ihren traf, zuckte er mit den Schultern, brachte sie damit nur auf falsche Gedanken. Er beobachtete, wie sich ihr Gesichtsausdruck von scherzhaft auf möglicherweise angewidert veränderte, sodass er schleunigst das Missverständnis klären musste, wenn auch nur zum Teil.
»Bevor ich das tun kann, müsstest du mir schon vorher ein paar Infos über dich erzählen, deine Lieblingsfarbe, die Namen deiner Eltern, dein Leibgericht, die Zahl deiner Sexpartner, nervige Angewohnheiten - die bitte als erstes.« Er konnte nicht anders, als sie zu ärgern, und deutlich wurde, wie weit entfernt diese wage Idee war. Trotzdem wollte er nicht behaupten, es wäre absolut abwegig, schließlich hatten sie beide irgendetwas in Angriff genommen, was bis jetzt noch keine reale Form hatte. Er wollte sie zu Seinem machen, das fühlte er. Das war das nervige, unbekannte Kribbeln. Im Bett gehörte sie ihm, mit jedem Zentimeter Haut und Haare. Die Anziehungskraft von ihr war beängstigend. Es drohten tatsächlich überwältigende Gefühle, wenn er sich die Idee näher vorstellte, aber es erinnerte ihn schon wieder an etwas, was er bereits einmal durchkauen musste.
Ungewollt veränderte sich der Ausdruck in seinem Gesicht, wirkte ein wenig verbittert, überschnitt sich mit dem Moment, als Lydia ihm antworten wollte. Falscher Zeitpunkt für falsche Signale, erinnerte sich Caleb flüchtig auf seine durcheinandergeratenen Gedanken. Die Situation sollte nicht noch mehr aus den Fugen geraten, durfte den aufgebauten Humor nicht verlieren. Denn immer würde eines der Inbegriff von Caleb Byrd sein: Ein Versprechen wird nicht gebrochen. Brachte sie ihn dazu, irgendetwas zu versprechen, musste es so kommen. Nach seinem zuletzt gescheiterten Versprechen in gerade dieser Hinsicht machte er es zu seinem neuen Motto. Accept life as it comes.
Anonym
Straßenmusiker



Lydia

Nun blickte sie verwirrt drein. Was... tat er da? Wieso sah er auf einmal so... verbittert aus?
"Caleb...", war das einzige, was sie rausbringen konnte, bevor sie mit dem Zeigefinger sachte über die Falte zwischen seinen Augenbrauen strich. "Dich besorgt etwas."
Ein leises Seufzen entfloh ihr, sie legte die Arme um seinen nackten Körper und drückte ihn fest an sich. "Ich beantworte jede Frage, die du dir auf der Zunge brennt, wenn das heißt, dass du bei mir bleibst."
Und das meinte Lydia ernst. Ihr war aufgefallen, dass Caleb immer versuchte, die Komik des Moments festzuhalten, sie am Lachen zu halten, aber auch merkte sie, dass ihn jetzt und auch schon vorher in der Dusche etwas beschäftigte. Bevor sie noch mal fragen konnte, klopfte es an der Tür. Caleb war nackt. Sie lachte erneut, schob ihn ins Bad und zog die Tür zu, ließ dann den Mann vom Zimmerservice rein. Er brachte ihr auch ihr Handy, auf dem unzählige Nachrichten von Juan und auch einige von ihrer Mutter waren. Mom. Hm.
Als der Page den Servierwagen reingeschoben hatte, musterte er Lydia schief, angesichts ihres Outfits - ein Handtuch. Aber die Blondine starrte nur auf ihr Handy und las sich die Nachrichten durch, nebenbei bedankte sie sich bei dem Mann, der sich schnell aus dem Staub machte. 
Sie musste das mit Juan regeln, also tippte sie seine Nummer ein und wählte. Ein einziges Mal klingelte es an. "Lydia, madre mia! Geht es dir gut?" Typisch. Sobald er sich aufregte, sprach er plötzlich Spanisch. Lyd seufzte in den Hörer, setzte sich dabei auf das durcheinandergebrachte Bett. "Ja, mir geht's gut, ich wollte mich für gestern entschuldigen, dass ich dich so angeschrien hab..." Eine kurze Pause. "Bist du noch bei diesem Kerl?" Es war so klar, dass er das sofort aufgreifen musste. Herrje. "Ja, bin ich. Geht jetzt das Verhör los? Ich bin erwachsen, ich weiß was ich tue." Noch war ihre Stimme ruhig. Noch. "Ich will einfach nicht, dass du verletzt wirst."-"Juan, wann wurde ich schon verletzt?"
Er stieß entrüstet die Luft aus. "Nie. Aber was wenn du dich verliebst?" Absurd! Sie lachte kurz auf. "Liebe? Du weißt, dass es das nicht gibt, für mich nicht. Ich liebe meine Mom, meinen Dad, meinen Hund, aber romantische Liebe? Keine Ahnung, weiß nicht wie sich das anfühlt. Ich pass schon auf mich auf, heute Abend bin ich wieder da." Erneut eine Pause, diesmal etwas länger, als würde er nachdenken. "Gehen wir heute Abend was essen?"
Lydias Augen weiteten sich. Fragte er sie gerade nach einem Date? Sie schluckte. "Können wir machen, ich frag Adam ob er Zeit hat. Bis später." Und so legte sie auf, schnitt Juan das Wort ab. Bloß kein Date, bloß nicht alleine mit ihm. Das könnte in eine ganz falsche Richtung gehen. Entnervt warf sie das Handy auf ein Kissen, drehte sich um und blickte direkt in Calebs Gesicht.
Anonym
Popstar



[Caleb]

Sein Mund öffnete sich, zögernd, bis er seine Lippen wieder aufeinanderpresste. Gab es überhaupt Fragen, die er an sie richten sollte? Wichtiger waren all die Dinge, die sie über ihn erfahren musste, viele schmerzhafte, verdrehte Dinge. Gerade, als er entschlossen ansetzen wollte, etwas aus seiner Vergangenheit, wenn auch ein wenig zaghaft, anzuschneiden, riss die beiden das laute Klopfen auseinander. Sehr freundlich, dass Lydia sich darum kümmern würde, auch wenn es nicht die schlauste Idee war, sich vor fremden Leuten luftig bekleidet zu präsentieren, aber immerhin besser, als völlig nackt. Hehe.
Mit reichlich Glück entwischte er dem unangenehmen Moment, über sich zu sprechen. Früher oder später würde es dazu kommen, das konnte er riechen. Ein Zimmer nebenan, im Bad, welches durch den schwindenden Dunst langsam klarer wurde, verschaffte ihm genügend Privatsphäre, um das Chaos in seinem Gehirn etwas zu sortieren. Sich vielleicht eine vorläufige Antwort auf ihre gefühlvolle Bitte überlegen. In der Knappheit des Augenblicks konnte er sich nur die Jeans und Shorts, die er heute beträchtlich selten an sich hatte, wie er feststellte, über sich streifen. Um Socken und Oberteil würde er sich anschließend kümmern, wenn er auch für Lydia wärmere Kleidung beschaffen musste. Mit keinem Gedanken weichte er von ihr, dachte permanent darüber nach, was sich zwischen den beiden entwickeln würde. Würden sie es bis dahin überhaupt miteinander aushalten? Würde er es schaffen, sie regelmäßig zu besuchen? War es das, wonach es aussah? Ihm strömten die Fragen nacheinander ein, bereiteten ihm dezente Kopfschmerzen.
Um gerade diese Fragen vor Lydias Kopf zu stoßen, richtete er sich beim Verlassen des Badezimmers seine widerspenstige Tolle, hörte währenddessen ihre Stimme mit Jemandem  sprechen. Noch stand er hinter der Nische zum Schlafbereich, denn dort befand sich der Eingang zur Suite, ein seltsamer architektonischer Einfall, aber das verlieh der Suite seiner Meinung nach das gewisse hotelzimmerhafte Aussehen, und weniger das eines kleinen Apartments. Und dort befand sich Lydia, die sich vielleicht noch mit dem Angestellten des Chateaus unterhielt. In einem Handtuch, wohlgemerkt. Das störte ihn und so machten sich seine Schritte auf, um seinen schützenden Körper vor ihren stellen zu wollen, bis er bei einem einzigen Wort wie angewurzelt stehenblieb.
Sie war am Telefon? Erzählte dabei irgendeiner Person ein Geheimnis, was Caleb schlagartig die Augen öffnete, auch wenn seine Stirn in große, lange Falten gelegt war. Mit seiner Hand rieb er sich über das bereits stoppelige Kinn, die stoppelige Unterseite seines Kiefers, zuckte mit dem Muskel, als er sein Gebiss verärgert zusammendrückte. Durfte ihn das jetzt schon verärgern? Wollte er, dass sie anders dachte? Dass sie wenigstens Anzeichen machte, zu wissen, wie sich das anfühlt?
Da stand er endlich im selben Raum wie Lydia, wartete darauf, dass sie das Gespräch beendete und ihn bemerkte. Es passierte zügig, und nach einem schweigenden Moment schoss eine Augenbraue resigniert nach oben, seine Hände folgten der Mimik unbeteiligt.
»Klar, hab' ich glatt vergessen.« Unzureichend, aber voller bösartigen Sarkasmus. Selbst das kurze Auflachen klang gemein. Er verschränkte die Arme vor der Brust, wollte vom Thema ablenken, als er auf sie zuging und das gelieferte Mittag- oder Abendessen betrachtete. »Mann, ich könnt' 'n verdammtes Scheißpferd verdrücken!« Etwas zu euphorisch verkündete er sein Befinden, würdigte sie keines Blickes. Nun verstand er, wie gefährlich das Kribbeln war. Enorm gefährlich. So gefährlich, dass ihn seine innere Stimme der Vernunft mehrmals kräftig ohrfeigen musste, damit er es begreifen konnte.
Anonym
Straßenmusiker



Lydia

Sie verstand seine Bemerkung nicht, warum er wieder so war, wie vorhin. Gekränkt starrte sie auf seinen Rücken, etwas anderes zeigte er ihr ja nicht. Was war es, das ihn aufregte?
"Ich weiß, du magst ihn nicht, aber ich wohne nun mal mit ihm zusammen und dann muss ich mich auch mal entschuldigen, okay?", rief sie ihm entgegen, der Vorwurf war unüberhörbar. "Oder ist es was anderes? Caleb?" Er sah sie nicht an, zeigte keine Reaktion. Feuer loderte in ihr auf - und zwar kein leidenschaftliches. Kurz massierte sie sich die Schläfe, atmete durch. Ihre Stimme war bedrohlich leise. "Leg. Den. Scheiß. Teller. Weg. Und. Sieh. Mich. An." Jedes Wort presste sie nur so heraus. Er tat es nicht. Atmen, Lyd. Atmen! 
Fast schon stampfend ging sie um den Speisewagen herum, damit er sie ansehen musste. "Sag mir doch einfach, was los ist! Ich will nicht wieder sowas haben wie vorhin." Sie verstand es nicht, ging im Kopf noch mal ihr Gespräch durch - da klickte es. Das Feuer erlisch. Die zu Fäusten geballten Hände lösten sich. "Ist es... wegen der Sache mit der Liebe?" Keine Antwort. Verdammt, Caleb, du stures Biest! 
Sie nahm das als ein Ja. Ihr Kopf schmerzte. "Hey, ich... du musst mich kennen, um das zu verstehen." Er aß einfach weiter. Lydia schluckte jeglichen Stolz runter, setzte sich vor ihm hin und blickte ihn an, in der Hoffnung seinen Blick zu treffen. "Also gut. Ich erzähl's dir. Ob du's hören willst oder nicht." Sie atmete tief durch. "Ich hab' dir ja erzählt, dass ich nie mit einem Mann lange zusammen war. Ich war noch nie verliebt, ich weiß nicht wie sich das anfühlt! Das einzige, was ich von der Liebe gespürt hab' war Schmerz, okay? Und bei dir hab' ich so ein komisches Kribbeln und mein Herz rastet komplett aus, obwohl ich dich kaum kenne und das macht mir Angst, weil ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll! Aber eins weiß ich- nein zwei Dinge. Erstens: es tut so unfassbar weh, wenn du mir nicht in die Augen schaust oder so... böse bist. Und Zweitens..." Sie griff nach seinen Händen, hoffte, dass er sie so ansah. "...dass ich mir nicht vorstellen kann, dich gehen zu lassen. Aus meinem Leben. Du musst mir Liebe beibringen, Liebe zeigen."
Herzschmerz
Straßenmusiker



Viel Spaß :)
Anonym
Popstar



[Caleb]

Der Hunger knurrte in seinem Magen. Caleb fühlte sich ausgelaugt, und es mangelte ihm an Konzentration nach den kräftezehrenden Stunden. Während er mit halbem Ohr ihren erklärenden Versuch vernahm, hielt er bereits einen dampfenden, heißen Teller kulinarischer Kreation in seiner Hand: Vollkorn-Fettuccine mit Scampi und rotem Pesto. Nach der ersten Ladung verteilte sich in ihm das höchste Glücksgefühl, ein Gefühl von sättigender Befriedigung. Er musste sich bemühen, einen begeisterten Seufzer  zu unterdrücken, welcher Lydia mit aller Wahrscheinlichkeit in Rage versetzt hätte. Sie war ohnehin sichtbar genervt von seiner abweisenden, desinteressierten Haltung und würde ihm womöglich den Teller aus der Hand schlagen, hätte er sie weiter aufgetrieben.
Wollte er ihre Antworten hören? Irgendwie schon, doch der Gedanke, dass sie in ihrer Laufbahn als heranwachsende, bildhübsche Frau mehrere, wechselnde Partner für ein kurzes Spiel besaß, feuerte ihn bloß an, ungestört und in aller Ruhe weiter zu essen. Ihre Worte waren der Beweis, dass es mit Lydia etwas Längeres, aber vielleicht nichts Ernstes werden könnte. Oder sie meinte gerade damit wahrhaftig die Ernsthaftigkeit, welche sie den beiden schenken wollte. Es ist jedes Mal der gleiche Stress mit Frauen, dachte er beim Kauen, als plötzlich seine Hände von Lydia angefasst wurden. Er hielt inne, schaute vom Teller hoch in das inbrünstige Blau ihrer Augen. Sie wirkte so, als wäre sie gepackt worden von einer allmächtigen Gewalt, die ihr Festigkeit und gleichzeitig Schwäche verlieh. In diesem Moment hatte sie sich ihm ein Stück weit geöffnet, machte ihm ein Zugeständnis. Und er realisierte es in einem Augenschlag. Er musste schlucken.
»Du siehst sowas in mir? Du siehst, dass ich dir Liebe außerhalb des Schlafzimmers geben kann?« Mit dem Teller und der Gabel in den Händen riss er sich von ihrem zarten, aber gewillten Griff los, sein Tonfall trug etwas Lächerliches mit sich. Da schaufelte er wieder etwas von der Pasta in sich hinein, sprach mit vollem Mund: »Lydia, ich gebe dir da vollkommen Recht.« Schluck. »Wir gehen es einfach noch langsamer an. Sich verlieben ist heutzutage sowieso überbewertet, richtig? Wir brauchen diesen Scheiß und dieses Getue nicht, wenn du dich dabei wohler fühlst.« Die Gabel haltende Hand machte eine wischende, verharmlosende Geste, bedeutete ihr offiziell, dass er ein anpassungsfähiger Mensch war. Inoffiziell benahm er sich wie der allergrößte, zur heutigen Zeit lebende Vollidiot, verdrehte ihr die eigenen Worte und sorgte für mehr unnötigen Gesprächsstoff. Alles, was er jetzt wollte, war essen und zur Toilette gehen. Keine Meinungsverschiedenheiten mit Lydia.
Anonym
Straßenmusiker



Lydia

Sie zog ihre Augen zusammen und sah ihn verständnislos an. Hatte er gerade-?
Ungläubig schüttelte sie den Kopf, ließ seine Hände los und stand auf. Es war ihr ohnehin schwer gefallen, sich ihm zu öffnen und dann reagierte er so? Was dachte sie sich auch, wenn sie sich so schnell ihm hingab?
Deswegen lasse ich mich doch nie auf sowas ein!  Der stechende Schmerz in ihrer Brust zog sich durch ihren ganzen Körper und ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand sie auf dem Balkon, schloss die Türen hinter sich und lehnte sich auf das Geländer. Es war eiskalt und sie trug nur ein Handtuch, aber sie gab einen Scheiß darauf. Was sollte das werden? Freunde mit gewissen Vorzügen? Entweder ganz oder gar nicht. 
Lydia hatte sicherlich keinen Nerv auf nichts halbes oder ganzes, und schon gar nicht darauf, jedes Mal dieses Pieksen und Stechen zu spüren, wenn er sie mal etwas abwies. Aber nein, er aß einfach nur, machte sich sogar lustig über sie! Verächtlich schnaubend ging sie auf und ab, beobachtete die Wölkchen, die von ihrem Mund in die Luft gestoßen wurden. Nie. Nie hätte sie ihm das sagen dürfen. Es war alles ein einziges Fehler gewesen. Das Feuer loderte wieder auf. Sie hatte sogar versucht, ihn zu besänftigen, sich ihm zu öffnen! Fröstelnd ließ sie sich auf einen der kalten Eisenstühle fallen, umschlung ihren Körper mit ihren Armen, blickte auf den See und versuchte, nicht vor Wut loszuschreien. Alles beängstigte sie, dieses Kribbeln, er, die Liebe an sich, aber vor allem, dass sie sich so verwundbar fühlte.
Anonym
Popstar



[Caleb]

So schnell entfernte sie sich aus seinem unmittelbaren Umfeld, dass er noch nicht einmal die Gelegenheit dazu bekam, ihr etwas hinterherzurufen. Es war ein ständiges Hin und Her zwischen den beiden. Daran konnten dritte Parteien sofort erkennen, dass diese Kombination aus einem blinden, sturen Caleb und einer weichen, einfühlsamen Lydia zum Scheitern verurteilt war. Umso ratloser machte es ihn, dass er sich selber daran hinderte, aufzugeben. Es hatte gerade erst begonnen, da durfte sich keiner der beiden einen Rückzieher gestatten. In regelmäßigen Abständen erinnerte er sich, dass es sich lohnen musste und sich beide daran beteiligen würden, damit es sich lohnte. Demnach konnte er sein schroffes, launisches Verhalten ihr gegenüber nicht mit der Tatsache entschuldigen, dass sein Gehirn, im wahrsten Sinne des Wortes, wie leergeblasen war. Es würde nicht einfach werden, sich an diese neue Umstellung zu gewöhnen.
Der noch vom Essen erwärmte Porzellanteller wurde allmählich leichter in seiner Hand, und es beunruhigte ihn, dass Lydia von Draußen nicht wieder hereingekommen war. Seufzend legte er das klirrende Geschirr auf den Wagen und marschierte in Richtung Balkon, um ihren sicherlich durchgefrorenen Körper schnell hereinzuholen. Keinen ihrer schrägen Einfälle konnte er bis jetzt nachvollziehen, auch diesen nicht. Wohin mit dir, Lydia?
Als er die Balkontür zu sich öffnete, warf er dem mit Gänsehaut überzogenen, engelsgleichen Wesen einen mitleidigen Blick zu. Der Anblick rief bei ihm erneut ein nachsichtiges Seufzen hervor.
»Komm bitte wieder rein. Ich möchte dich etwas fragen.« Er legte den Kopf leicht schief, seine Hand hielt ihr die Tür offen. Sie musste sich beeilen, denn auch ihm wurde es sehr schnell kalt um seinen enthüllten Oberkörper. Je später es wurde, desto dunkler, desto beklemmender wurde es. Der Nachmittag würde unter der sich langsam ausbreitenden Dunkelheit in wenigen Minuten versinken, und gab beiden den Hinweis, schon bald nach Calgary aufbrechen zu müssen. Er war sich nicht mehr sicher, ob er Lydias Vorschlag auf einen Spaziergang am See entlang einhalten konnte. Der Alltag rief sie ab morgen zurück in ihre gewohnte Welt als Studentin, und Caleb zurück in seine Welt als halber Geschäftsmann.
Anonym
Straßenmusiker



Lydia

Seine Stimme und das Geräusch der sich öffnenden Tür zog sie aus den Gedanken. Ihre Zähne klapperten bereits. "Kannst du mich das nicht auch hier fragen?", grummelte sie in die Dunkelheit hinein, tat so, als würde ihr die Kälte nichts anhaben, obwohl sie ihre Hände kaum noch spürte und am ganzen Leib zitterte. Verwundbarkeit. Schwäche. Nachdem sie zwei Mal gesehen hatte, wie schlimm es war, ihm das zu präsentieren, wollte sie es nicht ein drittes Mal zeigen. Sie konnte nicht riskieren verletzt zu werden, auch wenn sie sich vor wenigen Stunden noch sicher war, dass das nie geschehen würde. Schmerz. Auch etwas, mit dem sie nicht gut klar kam. Ganz und gar nicht. Deswegen hatte sie immer, wenn es brenzlich wurde, abgeblockt, schließlich war Lydia eine schöne Frau, es war nicht selten, dass Männer sie auf ein Date gefragt hatten. Date. Stimmt. Juan hatte sie nach einem Date gefragt. Allein der Gedanke an Juan rüttelte sie wach. Sie konnte hier doch nicht erfrieren! Die Stimme des Südamerikaners erklang mahnend in ihrem Kopf, als sie starr wie ein Eisblock aufstand und ohne einen weiteren Augenkontakt an Caleb vorbei ins Warme ging. Wobei Eisblock ihrem Zustand schon nahe kam, sie hatte das Gefühl, ihre nassen Haarspitzen waren gefroren, ebenso wie ihre Nasenspitze. Doch sie stand bloß in der Mitte des Raumes, starrte den leeren Teller an und musste erneut schnauben. Wie konnte ihm das Essen wichtiger sein, als ihre 'Offenbarung'? Da fiel ihr ein, dass er sie ja etwas fragen wollte. Also setzte sie sich auf einen Stuhl, immer noch halbnackt und fast erfrierend und blickte regungslos auf ihre Knie. "Was willst du mich fragen, Caleb? Ob ich deine Fickfreundin sein will?" Erschrocken über ihren Ton musste sie kurz schlucken. Warum so gereizt, Lyd? Aber in ihr brodelte es. Da wollte sie sich ein Mal darauf einlassen und dann sowas?! Nein! Nein, er musste sich wirklich ins Zeug legen, um das wieder geradezukriegen, dessen war sie sich sicher. Natürlich wollte sie nicht wütend auf ihn sein, sie war sich sogar sicher, dass sie bei ihm schnell nachgeben würde, aber dennoch - die Sturköpfige spielen konnte sie ja.
Anonym
Popstar



[Caleb]

Wenn es darauf ankam, blockte sie um einiges besser ab, als er es konnte, fuhr ihre Hörner aus, stieß ihm direkt gegen seinen Dickschädel. Doch unter der Kälte regte sich nicht der kleinste Gedanke in seinem Kopf, dafür musste sie zuerst ins Warme treten. Das tat sie auch nach eifrigen Schritten, während er ihr mit seinem geräderten Blick folgte und die Tür genauso schnell hinter sich zudrückte, wie er sie geöffnet hatte.
Es war ruhig in der Suite, Stehlampen spendeten unaufdringliches Licht. Er betrachtete nun Lydias sitzende Gestalt, näherte sich ihr, und konnte kaum glauben, was er sie gerade sagen hörte. Aus geringer Distanz erdolchte er sie durch seine zusammengekniffenen Augen, schüttelte dementierend den Kopf. Gott, in welchem Universum würde er unter solchen Umständen eine reine Sexbeziehung eingehen? Es lag auf der Hand, wie unfassbar schlecht das Preis-Leistungs-Verhältnis in Anbetracht der Lage war. Zumal war Caleb bereit, mehr zu leisten, um mehr zu erhalten. Ihre vorhin gefallenen Worte jedoch standen im Widerspruch zu ihrem Wunsch, von ihm in einer möglichen Zukunft geliebt zu werden. Vor aufkeimender Verwirrung strich er sich mehrmals die chaotischen Haare nach hinten, wollte die herumwuselnden Gespenster aus seinen Gedanken vertreiben, denn sie machten ihn krank.
»Lydia«, atmete er in einem Atemzug aus, hockte sich vor ihren zusammengezogenen Schenkeln hin und blickte stur stracks auf in ihre finsteren Augen. »Pass auf: wie lange kennen wir uns schon? Nicht einmal zwei Tage. In diesen anderthalb Tagen bin ich so oft in dir gewesen, ohne überhaupt irgendetwas aus deinem Inneren mitzunehmen, irgendetwas, was mir sagt: that's Lydia. Und ich beobachte dich die ganze Zeit, du kämpfst gegen etwas an, und ich tue es auch, ohne zu wissen, was die Scheiße denn ist. Ich kann nichts von dir erwarten, und du nichts von mir. Ganz ehrlich? Was wollen wir, verdammt, was wollen wir?«
Er sprach so leise, dass es auf der einen Seite verstörend wirkte. Auf der anderen Seite beruhigte er ihre hastige Atmung, streichelte dabei über ihr dunkelblaues Knie, ohne viel Druck auszuüben. Es wurde wieder ruhig, und er setzte mit seiner demutsvollen Rede fort: »Ich will das. Ich will das wirklich. Gestern, Gott, ich wollte dich so sehr. Heute sah ich nichts anderes außer deinen schönen Körper, und ich habe mich so gut mit dir gefühlt. Ich bin so neugierig, ich habe tausende Fragen an dich, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich weiß nicht, wie wir uns heute Abend verabschieden sollen. Ich bin sterbensmüde, und du bist so... so unglaublich schön, und ich weiß nicht, wie du mir das antun kannst.«
Alles, was er in diesem Augenblick hoffte, war, dass sie nicht weinte. Seine Worte schienen sie getroffen zu haben, aber ihre Reaktion konnte er noch nicht einordnen. Er blickte nur hinauf in ihr malerisches Gesicht, wärmte ihre kalten Oberschenkel mit seinen Händen, und wünschte sich einen einzigen, kurzen, kleinen Moment Normalität. Kein Hin, kein Her, nur einen Stopp.
Anonym
Straßenmusiker



Lydia

Seine Worte, seine Berührungen, sie löschten das Feuer schnell. Entrüstet seufzte sie, lehnte den Kopf auf beide Hände und die Ellbogen auf ihre Oberschenkel und blickte in seine Augen, seine wunderschönen Augen. Nur sachte schüttelte sie den Kopf. "Ich weiß es doch auch nicht. Ich bin teilweise echt überfordert mit dem, was in meinem Kopf abgeht." Sie fuselte in seinen Haaren rum, versuchte sie zu richten, aber sie waren widerspenstig. Zumindest hatte Lydia so eine Aufgabe, damit sie sich etwas von der Ernsthaftigkeit ablenken konnte. "Caleb... Ich will dich kennen. Alles von dir. Das will ich. Vielleicht... ach keine Ahnung, ich hab' selbst keinen Schimmer, was ich tun soll, wenn du weg bist." Ihre Arme sackten erschöpft nieder, sie lehnte ihre Stirn gegen seine. "Lass uns einfach zusammenbleiben. Und vorerst: keinen Sex." Uff, das hat gesessen. So sehr sie ihn auch begehrte und brauchte, so sehr musste dieser Schlussstrich gezogen werden. "Es ist nicht so, dass ich es nicht mag. Ganz im Gegenteil. Mögen ist viel zu wenig dafür. Aber ich bin zum ersten Mal in meinem Leben bereit, mich auf etwas Ernstes einzulassen. Wir werden uns kennenlernen. Ausgehen. Romantisches Zeug machen. Und wenn es noch mal passiert, dann passiert es eben. Klingt das okay für dich?" Sie hatte das Gefühl, dass die Stimmung zwischen ihnen beiden wieder friedlich war. Gott sei Dank. Sanft strichen ihre Hände über seine, beide waren sie eiskalt und versuchten irgendwie einander zu wärmen. "Bitte, sag ja." 
Anonym
Popstar



[Caleb]

Es lösten sich sämtliche verkrampfte Muskeln, während er in keiner Sekunde den Blick von ihr abwandte. Jede Art von Zuneigung nahm er intensiv wahr, das beiläufige Spielen mit seinen Haaren, ihre Nähe, als sie ihren Kopf behutsam an seinen drückte. Auch jede Art von Abneigung, denn freiwillig ihren Körper nicht zu spüren würde für ihn eine große Herausforderung sein. Maßlos untertrieben. Er war bis in den Himmel süchtig nach ihrem Duft, ihrer Wärme, ihren weichen Kurven. Nach kurzem Abwiegen in seinen Gedanken fiel ihm die Antwort offensichtlich schwer.
»Darauf zu verzichten wird härter, als ich es jemals sein werde.« Beide gönnten sich den Augenblick, um sich leise anzulachen. »Aber wenn es die Spannungen zwischen uns abbauen wird, was ich nicht glaube, dann passiert es eben, wenn es passiert. Zufällig. Mal sehr oft zufällig.« Bei den Worten wanderten seine Finger über ihre zarten Schenkel, zwickten sie in ihre Hüften und in ihren Bauch. Er wollte sie mit einem fröhlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht sehen, sie lachen hören, ihr unbeschwerte Momente bescheren, welche sie in diesem Zimmer nicht gerade oft erleben konnte. Darum ging es einzig und allein bei dieser Sache. Das eigene Glück in einem anderen Menschen zu finden. Und in Lydia würde er mehr als das finden, versteckte Schätze ausgraben, das Gold aus den Höhlen klopfen. Mit ihr wollte er seine Schatten erhellen, die ihn jahrelang verfolgten. Wollte seine herausgerissenen Lücken füllen. Es fühlte sich mit ihr so echt an. Echt abgefahren, aber bodentief echt. Ihr echtes Lachen ertrank seine Zweifel, und er legte seinen Kopf grinsend in ihren Schoß, während er stille Küsse auf ihren herangezogenen Handrücken pflanzte.
Kritikfreudig musste er seine vergangenen Feststellungen korrigieren. Jetzt fing alles an, der Anfang vom Anfang.
Anonym
Straßenmusiker



Lydia

Er war unverbesserlich, wie er sie zum Lachen brachte, ihre Hand küsste. Schmetterlinge tobten durch ihren Bauch und erzeugten dieses nervige Kribbeln. Erleichtert sank sie vor ihn auf die Knie, legte die Arme um ihn und drückte ihn fest. "Wenn wir es gar nicht aushalten, sei's drum. Aber mir liegt viel dran, dass etwas Ernstes draus wird. Ich will, dass du das weißt." 
Kurz rieb sie ihre Wange an seiner nackten Brust, zog seinen Duft ein und genoss einfach den Augenblick. "Okay, ich hab' eine Idee. Wir kaufen schnell ein paar Klamotten, dann gehen wir spazieren und lassen den Tag ausklingen und dann... Gott, ich will nicht dass du gehst. Wie lange bist du denn weg? Und wo? Kommst du mich besuchen?" Lydia befürchtete schon, er müsse für ein ganzes Jahr verschwinden, die Angst darum schwang in ihrer Stimme mit, doch seine amüsierte Reaktion beruhigte sie. Kein Jahr. Immerhin.
Immer noch bloß in einem Handtuch bekleidet kuschelte sie sich an seinen überraschend warmen Torso, sie selbst war noch eiskalt und zehrte daher an jeglicher Körperwärme, die sie bekommen konnte, wie ein kleiner Parasit heftete sie sich an seinen Körper, kuschelte, streichelte, wollte ihm zeigen, wie leid ihr die Vorfälle taten. Ja, Lydia war eben ein Quälgeist. Aber dennoch wollte er sie. Und das befestigte sie in ihrem Wille, ihn für sich zu behalten. Lange. Vielleicht war lange sogar das Äquivalent zu für immer.
Anonym
Popstar



[Caleb]

Vorstellungen über das Bevorstehende entstanden in seinem Kopf. Lydias beunruhigende Fragen konnte er zwar erfolgreich abmildern, jedoch hatte er in diesen Minuten erstaunlich oft die Wörter ›Ernst‹ und ›Ernsteres‹ aus ihrem Mund  fallen gehört, dass es ihm ein schwirrendes Gefühl in seiner Magengrube hinterließ. Er hatte die Bedeutsamkeit ihrer Worte verstanden und würde von nun an mit anderen Augen auf sie achten. Kurzerhand verjagte die aufkommende Freude das Schwirren, und so verweilte er einen Augenblick, angeschmiegt an ihren weichen, lauwarmen Körper. 

Bei Anbruch der Dämmerung befanden sich beide in der Kälte auf der Seeseite des prachtvollen Chateaus. Da es sich beim Fairmont Chateau gleichzeitig um ein Resort handelte, fiel Caleb das Auffinden von wärmender, schützender Kleidung für das blonde Geschöpf an seiner Seite nicht schwer. Das Angebot an Kletter-Ausrüstung, Wellness- und Sport-Bekleidung war weitreichend, sodass er sich selbst einen dunkelblauen Trainingspullover mit  ›Lake Louise‹-Aufdruck anschaffte. Der legere, sportliche Look im Vergleich zur gestrigen Edel-Garderobe gefiel ihm deutlich mehr. Auch als er einen langen Blick auf Lydia warf, die in Wollmütze und Schal eingepackt an seinem Arm eingehängt war, musste er sie breit anlächeln.
Draußen war es windstill, aber bitterkalt. Der dicke Schnee bedeckte die Flächen um den See herum, die einbrechende Dunkelheit ließ die Lichter aus dem Hotel stärker auf das Wasser leuchten, brachte es zum Glitzern. Die allgegenwärtige Ruhe, welcher dieser kleine Ort in sich trug, hatte Caleb noch nie zuvor gespürt. Es war ohnegleichen.
»Ich bin hier so gern. Hier ist es so entspannt, so ruhig. Die Natur hier ist einfach unglaublich schön. Kann’s gar nicht glauben, morgen wieder zurück in den Staaten zu sein.« Sein Blick wanderte selbstvergessen in die Ferne. Der schwermütige Ton in seiner Stimme verriet, wie störend diese Tatsache für ihn war. Es störte ihn wirklich, immer in den schönsten Momenten mit Lydia unterbrochen zu werden. Mit der Zeit würde sie ihm wichtiger werden, hoffte er, und für beide würde es immer anstrengender werden, die häufige Distanz auszuhalten. Nach wie vor hatte er keine Ahnung, wie er die heutige Nacht alleine in der Suite verbringen sollte. Das Gefühl war ernüchternd, doch die ständigen kleinen Herausforderungen würden dabei helfen, die wahren Gefühle füreinander zu erfragen und gegenseitig zu demonstrieren. 
Anonym
Straßenmusiker



Lydia

Das Geräusch des knirschenden Schnees und ihre Atemwolken erfüllten die stehengebliebene Luft. Die Sonne glitzerte zwischen den Baumwipfeln hervor und ließ die Landschaft noch schöner wirkem, während Lydia in so viele Schichten eingewickelt war, dass sie sich fast wie eine Kugel fühlte. Aus ihrem Wollschal schaute bloß ihre Nasenspitze schüchtern heraus, doch Caleb hatte darauf bestanden, dass sie sich richtig einpackte. 
Sie hatte ihren Arm um seinen geschlungen und sah sich in der Gegend um, seinen Worten nur abwesend lauschend. "Es ist wirklich unfassbar schön. Kanada eben. Wo will man sonst hin?" Sie schwärmte schon von ihrem Heimatland, auch aus dem Grunde, dass sie nie etwas anderes gesehen hatte. Absichtlich. 
Auf dem Pfad wurden es immer weniger Menschen, bis die beide alleine durch die Kälte stapften und kurz stehen blieben um einen Blick auf den gefrorenen See zu werfen. Erneut blieb Lydia die Luft weg, bei der unermesslichen Schönheit des ihr Dargebotenen. Allerdings schlich sich ihr wieder ein frecher Gedanke ein und so unauffällig wie möglich entfernte sie sich kurz von Caleb, kniete sich beiläufig hin und nach eine Hand voll Schnee. Still, aber verschmitzt grinsend formte sie diesen zu einem kompakten Ball zusammen, holte aus und traf direkt in Calebs Gesicht, als er sich zu ihr umdrehte. Nichts. Für einen Moment lang sagte sie nichts. Dann prustete sie los, schlang ihre Arme um den Bauch und kriegte sich kaum noch ein vor Lachen. Sein Gesichtsausdruck war einfach herrlich gewesen, vollkommen unerwartet und verwirrt. 
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