Am 29. Juni 1995 kurz vor 18 Uhr Ortszeit befanden sich rund 2.000 Menschen im Sampoong Gebäude, welches vor allem ein großes Einkaufszentrum, aber auch einen Freizeitbereich, eine gesamte Etage mit Restaurants und ein großes Parkdeck beherbergte. Innerhalb von nicht mal einer halben Minute stürzten nahezu ohne Vorwarnung alle fünf Etagen in sich zusammen und begruben hunderte von Menschen unter den Trümmern. Das Resultat: 512 Tote, weitere 937 Verletzte und ein Sachschaden in Höhe von über 200 Millionen US-Dollar. Nach dem ersten Schock starteten die Rettungsmaßnahmen bereits Minuten nach dem Unglück und trotz des Risikos, dass weitere Gebäudeteile die Retter unter sich begraben könnten, wurden zuerst per Hand und kurz darauf mit großen Kränen und Baggern Trümmerteile abgetragen, um Überlebende zu bergen. Innerhalb der darauf folgenden Stunden und Tage wurden mehrere Hundert zu Teil schwer Verletzte und leider auch sehr viele Tote geborgen, bevor die eigentlichen Rettungsarbeiten eingestellt und der Fokus auf die Beseitigung der Trümmer gelegt wurde. Dadurch, dass die Priorität nun nicht mehr auf der Rettung von Verletzten lag (weil man zu diesem Zeitpunkt annahm, dass es keine weiteren Überlebenden mehr geben würde), wurde nun mit schwerem Gerät angerückt und die Gebäudeteile mit weniger Umsicht entfernt. Trotz dessen wurden elf, dreizehn und achtzehn Tage nach dem Einsturz noch drei weitere Personen (ein Mann und zwei Frauen) aus den Trümmern geborgen und zwar lebend! Diese hatten relativ unverletzt in der sengenden Hitze überlebt und sich während dieser Zeit durch herablaufendes Wasser aus geborstenen Leitungen und Regenfällen am Leben erhalten. Bereits Stunden nach dem Einsturz begannen die Ermittlungen, um die Ursache des Unglücks festzustellen und schnell wurden Spekulationen bezüglich einer Gasexplosion (da es bereits einige Monate zuvor ein Gasleck im Gebäude gegeben hatte) und sogar eines Terroranschlags (auf Grund der damals extrem angespannten Beziehung zu Nordkorea) laut. Die tatsächliche Ursache war allerdings viel erschreckender und aus dem Grund äußerst fatal, da wie sich heraus stellte, dass der Einsturz leicht zu verhindern gewesen wäre, wenn sie Sicherheit von Menschenleben über den Profitgedanken der Eigentümer gestellt worden wäre. Denn entgegen der Baupläne, welche den Durchmesser der tragenden Säulen, an welchen die Stockwerkaufhängungen befestigt wurden, auf 80 cm festgelegt hatten, wurden nur 60 cm dicke Säulen errichtet. Ebenso wurden von den Metallverstrebungen, welche die Säulen mit den Stockwerksböden verbanden nur jeweils acht der eigentlich sechszehn Bewehrungseisen auch tatsächlich angebracht. Außerdem sah der ursprüngliche Bauplan auch nur vier Stockwerke vor, was jedoch auf fünf Stockwerke abgeändert wurde, als der Bau schon längst begonnen hatte (natürlich ohne, dass das zusätzliche Gewicht dann noch in den Bau mit einberechnet wurde) und es wurde eine minderwertige Betonmischung verwendet, die Meerwasser enthielt, was die Zusammensetzung des Materials erheblich beeinflusste. Doch trotz dieser gravierenden Baumängel stand das Gebäude über 15 Jahre lang und es gingen täglich rund 40.000 Menschen ein und aus, ohne, dass das Gebäude Anzeichen eines drohenden Einsturzes zeigte. Was dann der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte oder in dem Fall das Gebäude zum Einstürzen, war zunächst das Installieren von fast hundert Tonnen schweren Klimaanlagen auf dem Dach, welche dann kurze Zeit darauf noch einmal versetzt wurden. Bei diesen Arbeiten hätte eigentlich ein Kram aufgebaut und die Klimaanlagen auf diesem Wege angehoben und an den neuen Platz befördert werden müssen, sie wurden jedoch nur auf Rollen gestellt und über das Dach geschoben, was sich als fataler Fehler herausstellte (der ebenfalls aus Kostengründen gemacht wurde). Durch das Verschieben der schweren Blöcke über eine große Fläche des Daches (und über viele der tragenden Säulen) entstanden Vibrationen, die sich durch das gesamte Gebäude zogen. Diese führten dazu, dass die sowieso schon überstrapazierten Säulen und deren Verbindungen zu den Etagen so weit geschwächt wurden, dass sich innerhalb von wenigen Monaten zunächst unbemerkt Risse sowohl durch die Säulen, als auch durch die Böden bzw. Decken in großen Teilen des Einkaufszentrums ausbreiteten. Diese wurden dann am 29. Juni 1995 in der obersten Etage deutlich sichtbar. Statt das komplette Gebäude zu evakuieren wurden nur die betreffenden Bereiche gesperrt und gegen Abend rauschten die Etagen entlang der tragenden Säulen nach unten ähnlich wie bei einer reißenden Perlenschnur. Als Folge des Einsturzes wurden die verantwortlichen Manager und die für die Bauüberwachung zuständigen Beamten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Auch wurden darauf folgend umfassende Überprüfungen an vielen Gebäuden in ganz Südkorea vorgenommen, welche ergaben, dass eine Vielzahl von Hochhäusern, nämlich rund 90% (!!!) mit ähnlichen Mängeln gebaut wurden, die daraufhin zum Teil abgerissen oder umfassend umgebaut bzw. renoviert werden mussten. Viele der damals Geretteten und Angehörige der Toten sind bis heute erzürnt darüber, dass am Ort des Geschehens weder eine Gedenktafel noch ein Mahnmal errichtet wurde, sondern das Gelände inzwischen sogar wieder mit neuen Gebäuden bebaut wurde.
Und nun zu euch :-)
Habt ihr schon mal vom Einsturz des Sampoong Einkaufszentrums gehört? Und wie würdet ihr die Gefahr einstufen, dass derartige Baumängel auch bei uns Gebäude bedrohen? Eher unwahrscheinlich wegen der ganzen Vorschriften und Regelungen oder durchaus denkbar? Außerdem würde mich interessieren, ob euch diese Form der Beiträge gefällt, also, dass der Text wie eine Art Dokumentation aufgebaut ist und ein Unglück quasi von hinten nach vorn aufgerollt wird.
