Triggerwarnung: Suizidale Gedankenäußerung, Gewicht
Ungefähr 4 Millionen Menschen leiden an einer Depression, die behandlungsrelevant ist. Dennoch sind weniger als 50% aller in einer angemessenen Behandlung. Zudem ist die Dunkelziffer an behandlungsrelevanten Depressionen immens hoch, da viele die Symptome und Anzeichen nicht auf Anhieb erkennen und es als eine Depression ansehen. Oft wird auch vom sozialen Umfeld gesagt, man sei faul oder aber man spielt es runter.
Nicht selten müssen Menschen mit Depressionen halbherzige Floskeln anhören, wie zum Beispiel: "Alles wird gut!" oder mein persönlicher Liebling: "Du bist noch jung, hab dich nicht so." Man könnte annehmen, dass eine Erkrankung weniger bedeutsam ist, weil man jünger als andere ist und das Leben noch vor sich hat.
Doch es gibt auch viele, die Depressionen nicht als eine Erkrankung anerkennen. Sie sei doch nicht so schlimm, eine physische Erkrankung ist ernstzunehmender.
Heute stelle ich euch Michelle vor, die an Depressionen erkrankt ist. Name wurde geändert, da Michelle anonym bleiben möchte.
Hallo Michelle, du hast Depressionen nun seit einiger Zeit, wie fühlt es sich für dich an?
Hallo! Momentan werde ich auf Tabletten eingestellt. Diese sollen die Symptome einer typischen Depression mindern. Doch ich erinnere mich sehr gut an meine erste schwere depressive Episode. Ich konnte nicht wirklich viel machen und war es Leid immer noch am Leben zu sein.
Zu dieser Zeit habe ich weder gegessen, noch getrunken. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil ich nicht könnte. Ich habe verdammt viel abgenommen. Innerhalb eines Monats 10kg. Jede Bewegung war anstrengend, teilweise bin ich nicht mal zur Toilette gegangen, weil ich es einfach nicht schaffte. Ich blieb dann einfach liegen. Irgendwann war der Druck so stark, dass ich doch gehen musste. Ich war einfach sehr antriebslos. Ich hatte keine Hoffnung auf Besserung mehr.
Das Leben war mir zu schwer. Außerdem habe ich tagelang nicht schlafen können. Allerdings höre ich von anderen eher, dass sie den ganzen Tag verschlafen.
Das hört sich wirklich schwer an, wenn man das so liest. Welche Therapien hast du denn so erhalten, damit es zu einer Besserung kommt?
Ich habe neben der medikamentösen Gabe von Antidepressiva auch noch eine Gruppentherapie bekommen, bzw. Psychoedukation. In dieser Gruppe erfährt man das nötige Wissen der Erkrankung und wie man gegen sie ankämpfen kann. Es gibt ein sogenanntes Depressionsdreieck.
Gefühle, Gedanken, Verhalten. Alles drei beeinflusst sich gegenseitig. Wenn du schlecht über dich denkst, dann fühlst du dich auch schlechter und du fängst an dich zu vernachlässigen. Man muss also irgendwo ansetzen, um dieses Dreieck zu durchbrechen. Logischerweise wird häufig am Verhalten angesetzt. Man macht verschiedene Therapien, um was zu erreichen.
Ich habe übrigens auch eine Lichttherapie bekommen. Es hilft tatsächlich gegen depressive Stimmungen und kann man wirklich einfach zu Hause nachmachen.
Gibt es noch andere Therapien speziell für Depressionen?
Es gibt noch mehrere Therapien, wie zum Beispiel, dass EKT.
Dort werden elektrische Stöße an dein Hirn weitergeleitet und lösen so einen kontrollierten epileptischen Krampfanfall aus. Dann gibt es noch den Schlafentzug. Natürlich gibt es noch weitere Gruppentherapie, aber auch einzelne Gespräche mit Psychiater und Psychotherapeuten.
Wenn du in der Klinik bist, dann gibt es auch noch die Ergotherapie, die man auf keinen Fall unterschätzen soll. Denn dort lernt man das eigenständige und selbstverantwortliche Handeln.
Danke für das kurze, aber sehr lehrreiche Interview. Möchtest du noch etwas loswerden?
Ja und zwar: Such dir Hilfe, wenn es dir schlecht geht. Sag nicht, dass du das alleine schaffst, denn du brauchst das gar nichts alleine schaffen.
Depression ist eine Krankheit, die auf keinen Fall unterschätzt werden darf. Sie kann jeden befallen, egal wann und wo. Daran sterben auch Menschen. Nehmt suizidale Gedankenäußerung anderer ernst.