Na so kann es gehen! Das erste was ich mit dem Beruf des Friseurs verbinde ist die schlechte Bezahlung, vielleicht magst du uns da mal die Karten auf den Tisch legen und uns erzählen, ob es da wirklich so düster aussieht?
Also die Bezahlung ist wirklich nicht gut, bzw es geht bestimmt noch schlechter (aktuell verdient ein Friseurgeselle 1700€ brutto/ 1200€ netto - Bayern). Aber ohne Weiterbildungen oder ähnliches kann man sich teilweise nicht mal eine eigene Wohnung leisten. Da bin ich wirklich froh das wir noch von vielen Kunden Trinkgeld bekommen, aber das kann man halt auch nie als festes Gehalt einplanen. Und wenn die Branche mehr verdienen soll, würden die Kunden das an den Preisen merken und das wollen/können sich viele auch einfach nicht leisten. 

Das kann ich gut verstehen, es gibt ja auch viele Menschen die einfach nicht zum Friseur gehen, sondern ihre Haare selbst schneiden. Bei mir zum Beispiel schneidet mein Vater mir alle paar Monaten die Spitzen ein wenig, ich war seit Jahren nicht mehr bei einem Friseur. Wie könnte man die Gehaltssituation aus deiner Sicht denn eventuell ändern?
Das funktioniert eigentlich nur wenn man die Preise generell anhebt, und auch diese Billig-Läden verbietet. Es gibt teilweise Läden dort kostet ein Haarschnitt nichtmal 5€, und die Friseure verdienen teilweise noch weniger oder müssen im Akkord arbeiten. Je mehr Kunden man hat, desto mehr verdient man. Mir würde ansonsten keine andere Lösung einfallen um die Gehälter zu erhöhen. 

Das ist wirklich schade. Aber es ist ein guter Appell an uns alle, an solche Situationen zu denken und bereit zu sein Trinkgeld zu geben, sofern die eigene finanzielle Situation es zu lässt! Wie lief die Ausbildung bei dir denn ab? Welche Aufgaben gab es, die du erfüllen/lernen musstest?
Muss ehrlich sagen an meine Ausbildung denke ich wirklich nicht gerne zurück. Ich war damals 15 und ziemlich schüchtern, und mein damaliger Chef bzw auch die Kollegen haben das nicht sonderlich gefördert. In meinen ersten beiden Ausbildungsjahren musste ich nur putzen oder irgendwelche Botengänge (Mittagessen holen, zu Post, mit dem Hund Gassi gehen etc) machen. Im 3 Lehrjahr (habe dann die Ausbildungsstelle gewechselt) wurden mir dann Färbetechniken, Strähnen, Schneiden, Hochstecken und - der Albtraum schlechthin - die Dauerwelle beigebracht. Zusätzlich würde mir dort auch die dekorative/pflegende Kosmetik  und Einsetzen von Haarverlängerungen beigebracht. Im Grunde genommen habe ich im 1 Lehrjahr alles gelernt was man eigentlich in 3 Jahren gelernt bekommen sollte. Für viele Aufgaben wurden auch Modelle benötigt, wenn es möglich war dann wurde am Übungskopf geübt, und wenn man dann schon etwas mehr Übung hatte dürfte man eigene Modelle bringen, also z. B die Mama, den Bruder, Hauptsache ein freiwilligen der ein bisschen Zeit hatte, das ist btw wirklich sehr schwierig Modelle zu bekommen. Durch meine Ausbildung habe ich auch beschlossen meinen Meister zu machen, um die Azubis so auszubilden wie sie es verdienen. In unserer Branche gibt es leider sehr wenig Friseure die wirklich wert darauf legen das ihre Azubis gut ausgebildet sind, oftmals werden sie nur als billige Arbeits/Putzkraft gesehen. 

Der Anfang deiner Ausbildung klingt wirklich nicht sehr schön, aber es ist gut zu hören, dass du am Ball geblieben bist und nun auch etwas an der Situation für die nachfolgenden Auszubildenden ändern möchtest! Ich glaube ich hätte die Ausbildung einfach geschmissen und irgendetwas anderes gemacht.... Was musstest du denn noch zusätzlich tun um deinen Meister zu bekommen?
Die Meisterprüfung besteht insgesamt aus 4 Teilen. Der erste Teil umfasst die komplette Theorie und das Fachwissen, im zweiten Teil mussten wir praktische Arbeiten abliefern. Dieser bestand aus einem Herrenschnitt, einem vorgegebenen Damenschnitt am Übungskopf, einer Hochsteckfrisur, Nagelpflege + Verlängerung mit einem Design, einer Gesichtsmassage und den zwei Meisterstücken zu einem vorher gewählten Thema. Das sind dann nochmal ein Herrenschnitt und eine Dame mit Dauerwelle, Farbe, Schnitt, Makeup und Nagelmodellage. Der Dritte Teil umfasste alles was das ganze Wirtschaftliche anbelangt, Finanzen, Steuer, Buchhaltung etc. Das war für uns alle auch der schwierigste Teil. Und im vierten Teil geht es um die Ausbilderprüfung, hier mussten wir eine Komplette Unterweisung eines Auszubildenden präsentieren. Mit vorzeigen am Modell, Fehler erklären und ausbessern lassen und das alles in einer vorgegebenen Zeit (15 Minuten). Das war für uns auch ein sehr komischer Teil, da wir gegenseitig unsere Azubis spielen mussten, und man während dem ganzen eigentlichen sehr ernst bleiben sollte. Für den gesamten Meisterlehrgang waren wir 4 Monate Vollzeit in der "Schule" (falls sich jemand für die Kosten interessiert, insgesamt habe ich für die Schule 5000€ bezahlt, für die Wohnung 1600€ und für die Prüfungsgebühren nochmal 2000€). 

Die Frage nach den Finanzen wäre meine nächste gewesen! Darf ich fragen wie du es geschafft hast dir das zu leisten, wo doch die Bezahlung nicht die beste ist?
Ich wohne zum Glück noch zuhause und hab somit keine Ausgaben wie Miete etc. Und mir wurde immer beigebracht wenn ich etwas haben will dann muss ich dafür sparen. Quasi wenn ich das Geld nicht zur Verfügung habe kann ich es mir eben nicht leisten. Und ich könnte auch Meister Bafög beantragen das waren auch um die 2000€. Die mußte ich auch zum Glück nicht zurück zahlen da es einem bei bestehen im 1 Versuch erlassen wird. Zusätzlich hätte man noch einen Kredit der KfW aufnehmen können, das wären auch um die 2500€ aber auf diese währen Zinsen gekommen. Und da war ich dann doch echt zu geizig um Zinsen für etwas zu zahlen was ich gar nicht benötige. Hätte ich mir das nicht schon im Vorfeld gespart, hätte ich vermutlich auch gar nicht meinen Meister gemacht. 

Das kann ich gut verstehen, aber es ist doch auch schön, dass es da entsprechende Förderungen gibt! Wie viel Zeit lag zwischen deinem Abschluss der Ausbildung und dem Abschluss deines Meisters?
Dazwischen lagen 3 Jahre. Mittlerweile kann man (wenn das nicht schon wieder geändert wurde) seinen Meister sogar direkt nach der Ausbildung machen, das halte ich persönlich aber für einen totalen Quatsch. Meiner Meinung nach sollte man erst etwas Berufserfahrung sammeln um sich wirklich Meister nennen zu dürfen. Ich persönlich hätte es mir gar nicht zu getraut den Titel zu tragen wenn ich noch nie wirklich selbstständig gearbeitet habe, und ja da zählen Fehler auch dazu. Die Kunden sind mittlerweile immernoch erstaunt wenn sie hören das ich mit 22 schon meinen Meister hatte, gibt sogar einige die das gar nicht wissen und oft fragen wann ich denn meine Ausbildung beende. (Ja ich sehe noch sehr jung aus xD).  Früher musste man sogar mindestens 3 Jahre (I think) Geselle sein um überhaupt eine Weiterbildung zu machen,  in einigen Handwerksberufen ist das sogar immernoch so, und ich finde das gehört sich unbedingt wieder eingeführt. 

Da kann ich dir nur zustimmen. Bringt ja nichts, wenn man auf die Auszubildenden losgelassen wird, ohne zu wissen was man selbst eigentlich tut. Hast du denn auch vor dein Leben lang bei diesem Beruf zu bleiben?
Ja aufjedenfall. Ich liebe meinen Beruf und könnte mir nicht vorstellen irgendwann mal etwas anderes zu tun. Vorausgesetzt es kommen nicht irgendwelche gesundheitlichen Probleme aber davon gehe ich mal nicht aus. Mein Traum wäre irgendwann mal einen eigenen Laden zu führen, am besten im eigenen Haus, dann wäre das Thema Familie und Kinder auch kein Problem. Denke das würde man alles ganz gut unter einen Hut bekommen. 

Na da drücke ich dir die Daumen! Welche Voraussetzungen gibt es denn für einen eigenen Laden, vom Startkapital mal abgesehen?
Also aktuell hätte ich die Chance den Laden von meiner Chefin zu übernehmen. Der hat eine super Lage, direkt an einer Hauptstraße, genug Parkmöglichkeiten und schon einen guten Kundenstamm - was eigentlich der beste Aspekt ist. Zudem ist er räumlich sehr gut geschnitten und bietet auch ausreichend Platz. Bin aber immer am überlegen ob ich wirklich Angestellte haben möchte (ist ja immer ein bisschen Drama) oder ob ich nicht doch komplett alleine arbeiten möchte. Hat alles Vor und Nachteile. Man muss sich zusätzlich noch in die Handwerksrolle eintragen, braucht einen Steuerberater, muss sich in der Handwerkskammer melden, am besten auch nochmal bei der Innung etc. Habe auch in nächster Zeit noch ein Gespräch mit einem Berater der Handwerkskammer bezüglich Geschäftsübernahme das ich wirklich zu 1000% weiß was alles auf mich zu kommt, und an was man alles denken sollte. Man hat ja vieles nicht immer direkt auf dem Schirm. Es gibt sogar einen Finanzielle Unterstützung vom Staat wenn man sich nach 2-3 Jahren nach seinem Meister selbständig macht und nochmal extra etwas wenn man eine gewisse Anzahl an Angestellten und Azubis hat. 

Oho, das klingt doch wirklich gut und Strukturiert! Ich drücke dir die Daumen! Hast du noch ein abschließendes Wort an die Leser?
Ich hoffe ihr habt einen besseren Einblick in den Beruf bekommen und vielleicht schätz der ein oder andere den Beruf etwas mehr. (: Verfolgt eure Ziele, auch wenn euch mal Steine im  Weg liegen, wenn man am Ball bleibt schafft man das! (: 

Ich hoffe ihr konnten vielleicht den ein oder anderen Tipp für euch und euer Leben aus diesem Interview ziehen. Lasst uns beiden gerne einen Kommentar da, wie euch das Interview gefallen hat, welche weiteren Fragen euch nun noch auf der Seele brennen und welche weiteren Themen euch interessieren würden!