Hallöchen Popöchen,
heute befassen wir uns mal mit einem sehr düsterem Teil unserer Vergangenheit.
Vorab möchte ich informieren, dass dieses Leidensthema ein sehr großer Abschnitt in unserer Geschichte war. Ich kann nicht alles in einem Post unterbringen, daher habe ich mich für ein paar allgemeine und zwei spezifische Punkte entschieden. Wenn ihr mehr wissen wollt, vielleicht auch speziellere Fragen habt, scheut euch nicht mich zu fragen.
Ich versuche so viel wie möglich zu beantworten.
Die Hexenverfolgung fand in der frühen Neuzeit statt. Über 300 Jahre wurden Menschen der Hexerei verdächtigt und festgenommen. Zwischen 1350 und 1650 n. Chr. fand die Hexenverfolgung statt. Höhepunkt war von 1550 bis 1650 n. Chr. Diese Hexen stünden mit dem Teufel im Bunde und würden Zauberei praktizieren. Sie waren verantwortlich für Epidemien und Pandemien wie zum Beispiel die Pest. Doch auch für die schlechte Ernte oder Naturkatastrophen trugen sie die Schuld. Lebensumstände verschlechterten sich durch Kriege und Unsicherheit und Unmut breiteten sich aus. Schlussendlich suchte man nach einen Sündenbock und fand letztendlich auch einen.
Was war der wahre Grund?
Heutzutage weiß man, dass es nicht so war. In der frühen Neuzeit gab es unerklärlich viele Kälteepisoden. Tatsächlich war das 15.-19. Jahrhundert einfach in einer kleinen Eiszeit. Außerdem sprach sich die Kirche gegen Menschen mit einem anderen Glauben aus und verfolgte diese. Dazu gehörten auch Hexen. Dennoch war die Kirche nicht immer Schuld. Die spanische Inquisition sprach sich gegen die Hexenverbrennung aus und wollte zuerst glaubhaft Beweise, bevor eine Verurteilung stattfand. Man muss sagen, dass Beweise trotzdem oft sehr fragwürdig erlangt wurden. Denn oft wurden die Menschen einfach gefoltert, bis sie gestanden. Die wenigsten blieben der Folter stand und wurden freigesprochen. Allgemein kann man sagen: Traten in der Gesellschaft ungelöste Probleme auf, stieg die Zahl der Hexenverfolgung. Angst und Unmut spielte hier immer eine bedeutsame Rolle. Auf heutige Beispiele auch anwendbar, wie zum Beispiel der Nationalsozialismus.
In ganz Deutschland wurden über 25000 Hexen verfolgt, verhaftet und hingerichtet. In Österreich wurden ca. 1000 Hexen offiziell hingerichtet. In der Schweiz gab es ca. 6000 Angeklagte mit anschließender Hinrichtung. Das sind nur die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffern sind da nicht inbegriffen. In ganz Europa schätzt man die Zahl der Hinrichtungen von Hexen auf bis zu 80.000 Personen. Eine der ersten "offiziell" verbrannten Hexen war Katharina Hanen. Sie wurde in Hamburg angeklagt und 1444 auf den Scheiterhaufen verbrannt. Man geht davon aus, dass hier das Geständnis durch Folter erbracht wurde.
Gibt es noch heute Hexenverfolgungen?
Die kurze Antwort lautet: Ja.
Hexenverfolgungen gibt es auch heute noch. In Afrika finden immer noch Verfolgungen statt. Doch auch in Lateinamerika und Südostasien gibt es Hexenverfolgungen. In Tansania werden jährlich fast 200 Menschen wegen Hexerei ermordet. Zwischen 1960 und 2000 sind 40.000 Menschen wegen vermeintlicher Hexerei ermordet worden. In Benin wurde in den 60ern Hexen für eine Epidemie verantwortlich gemacht und in Kongo gibt es die sogenannten Hexenkinder.
Die Hexenverfolgung ist das Aufspüren, die Verdächtigung, Festnahme, Folter und Hinrichtung von Personen, die vermeintlich als Hexe verdächtigt werden. Es wird gesagt, sie stehen mit dem Teufel im Bunde.
Die meisten "Hexen" gestanden unter tagelanger Folter. Die Foltermethoden wurden allgemein in fünf Schweregrade unterteilt. Als erstes gab es Daumenschrauben, der zweite Grad waren Beinschrauben. Als drittes gab es die Streckleiter, wo oft die Beine und Arme sich ausrenkten. Mit dem vierten Grad hängte man noch Gewicht an die Beine, um die Streckleiter zu verschlimmern. Sollte das immer noch nicht genügen, gab es den fünften Grad: Man legte zusätzlich zu der Streckleiter mit Gewicht, noch Daumen- und Beinschrauben an. Diese fünf Grade waren das Grundgerüst der Folter. Allerdings ließen sich Scharfrichter nicht nehmen, erfinderisch zu werden und zusätzliche Qualmethoden einzubauen. Zum Beispiel nahm man brennendes Pech und schüttete es über den nackten Körper. Gerne vertreten war auch die sogenannte Wasserprobe. Dabei wurde die Hexe festgebunden und ins Wasser geworfen. Sank sie nicht sofort, war klar, dass der Teufel sie über Wasser halten würde. Bei der Methode starben die Menschen meistens sowieso, denn man schaffte es nur selten sie wieder rechtzeitig aus dem Wasser zu holen. Und wenn sie nicht sofort sank, wurde sie dann auf den Scheiterhaufen verbrannt.
Die häufigsten Methoden um eine Hexe umzubringen, waren neben dem Verbrennen auch Hängen und Ertrinken. In Europa war der Scheiterhaufen sehr verbreitet, da er als eine besonders qualvolle Methode betrachtet wird. In dem USA wurde gerne das Erhängen genommen.
Die wohl bekanntesten Geschichte, rund um die Hexenverfolgung, sind die Hexenprozesse von Salem. Diese fanden innerhalb eines Jahres statt, zwischen 1692 und 1693. Innerhalb der Zeit wurden über 200 Personen der Hexerei und der Teufelsanbetung beschuldigt und angeklagt. 33 Personen wurden für schuldig gesprochen. 19 von ihnen wurden hingerichtet. Fünf Menschen starben im Gefängnis. Die Mehrzahl dieser Personen waren weiblich. So schnell auch die Hexenverfolgung in Salem aufkam, so schnell verschwand sie wieder. Erst 329 Jahre später wurde auch die letzte Hexe freigesprochen, Elisabeth Johnson Junior.
Sie wurde der Hexerei angeklagt, für schuldig gesprochen und sollte eigentlich erhängt werden. Doch sie wurde verschont.
Doch warum begann die Hexenverfolgung in Salem überhaupt?
1692 war ein ungewöhnlich kalter Winter für Salem. Zudem hatte Salem mit Angriffen zu kämpfen und es gab zu der Zeit eine Pockenepidemie. Zusätzlich krümmten sich eines Tages zwei Mädchen vor Schmerzen im Bett und beschuldigten Frauen, sie verhext zu haben. Am 1. März 1692 wurden dann die ersten Hexen angeklagt. Man brachte sie ins Gefängnis. Massenhysterie kam auf. Selbst vierjährige Kinder wurden angeklagt. Tatsächlich war die Hexenverfolgung in neuenglischen Kolonien, heutige USA, eher vereinzelt. Daher war die Hexenverfolgung in Salem auch ein so großes Thema.
Hexenverbrennung in Würzburg
Würzburg ist meine Heimatstadt, weshalb ich es mir nicht habe nehmen lassen, mich hierüber zu informieren. Hier wurde im ganzen Stift ca. 900 Menschen getötet, in Würzburg alleine ca. 200. Wenn man bedenkt, dass Würzburg und Umgebung im 16. Jahrhundert gerade mal 20000 Einwohner hatten, ist das eine erschreckend hohe Zahl. Außerdem gab es mehrere Gefängnisse für Hexen wie zum Beispiel den Hexenturm, der Schneidturm in der Pleich oder das Lochgefängnis im Grafeneckart.
Begonnen hat die Hexenverfolgung mit dem Fürstbischof Julius Echter. Er war so radikal, dass er in der Literatur auch als "Hexenschlächter" betitelt worden ist. 1611 verfolgte er die erste Hexe, Barbara Schetzlein. Sie wurde nach Anklage verhört. Im Protokoll ist festgehalten, welche genauen Foltermethoden benutzt wurden. Als erstes wurde ihre Hände hinter dem Rücken zusammengebunden und mit einem Seil in die Höhe gezogen. Sie kugelte sich dabei beide Schultergelenke aus. Danach wurden ihr Beinschrauben angelegt, sie wurde mit Branntwein übergossen und mit heißem, rot leuchtenden Eisen gefoltert. Ihr Kopf wurde mit einem Strick zusammengequetscht. Es ist wohl keine Überraschung, dass sie schlussendlich gestand vor drei Jahren vom Teufel besucht zu worden sein, mit ihm geschlafen habe und Gott entsagt habe. Barbara versuchte sich nach der Befragung sich umzubringen. In der Regierungszeit von Echter, die 1573 bis 1617 stattfand, sind über 200 angebliche Hexen verbrannt worden. Sein Nachfolger, ließ die Hexengefängnisse bauen, wo Hexen eingesperrt wurde und man versucht hat durch Gebete sie vom Bösen zu befreien. Allerdings war das eine Ausnahme, denn die restlichen folgten dem "Hexenschlächter" Julius Echter. Würzburg hat noch ein dunkles Geheimnis, denn: In Würzburg wurden erstaunlich viele Kinder hingerichtet. Der letzte Hexenprozess mit anschließender Hexenverbrennung fand am 21. Juni 1749 statt. Maria Renata Singer wurde zuerst enthauptet und anschließend auf dem Marienberg verbrannt. Seit 2022 gibt es ein Denkmal in Würzburg für alle Opfer der Hexenverfolgung.
Wann und wo war die letzte Hexenverbrennung?
Hier redet man von der letzten, legalen und dokumentierten Hexenhinrichtung.
In der Schweiz war die letzte Hinrichtung 1782. Die Hexe hieß Anna Göldi. Sie wurde in Glarus hingerichtet, indem man ihren Kopf mit einem Schwert abschlug. In ganz Europa gesehen, war das die letzte Hinrichtung.
In "Deutschland" wurde die letzte Hexe, Anna Maria Schwegelin, zum Tode verurteilt. Sie starb 1781 in Gefangenschaft in Kempten. Das Urteil wurde nie vollzogen. 2002 bekam auch sie ein Denkmal in Kempten, ein Brunnen mit einer Gedenktafel.
In den USA wurden die letzten Hexen am 22. September 1692 in Salem hingerichtet. Darunter auch 5 Frauen.
Falls euch das Thema der modernen
Hexenverfolgung interessiert,
schreibt es gerne in die Kommentare,
dann kommt hierzu ein weiterer Beitrag.