Huhu ihr Lieben,
die Meisten von euch wissen es, die anderen nicht: Aber ich trage aus religiösen Gründen ein Kopftuch. Da ich besonders zu dieser Jahreszeit vermehrt Fragen dazu bekomme, habe ich für euch die Komischsten, aber auch Interessantesten, zusammengestellt.
„Ist dir nicht warm?“
Um es mal so auszudrücken: Draußen sind es 30 Grad. Natürlich ist mir warm, aber ich könnte auch nackig durch die Gegend laufen und ich würde immer noch schwitzen wie eine Sau. Mal davon abgesehen, dass ich mich nach mittlerweilen gut 2 Jahren daran gewöhnt habe, macht die eine Schicht Stoff mehr oder weniger keinen wirklichen Unterschied. Ich laufe nicht mit einem Schal und Pullover rum, sondern mit einem leichten Tuch und einem Kleid.
„Tust du das freiwillig?“
Das ist eher eine Frage, die mich traurig und nachdenklich macht. Weil, ja, ich trage mein Kopftuch freiwillig. Denn, ich trage es aus Überzeugung und nicht aus Zwang. Ich bin gläubig und ich mag das Kopftuch. Ich liebe es, für jedes Outfit ein passendes Kopftuch zu haben, da ich mittlerweile auch schon gut 50 Stück davon besitze. Aber, leider geht es nicht jedem so. Mir ist durchaus klar, dass es noch viele Mädchen gibt, die von ihren Familien dazu gezwungen werden. Und das ist etwas, was ich durch und durch verabscheue. Ich hatte das Glück, eine Familie zu haben, die auch eine Entscheidung gegen das Kopftuch akzeptiert hätten, aber dieses Glück teilen nicht alle. Trotzdem sollte man den Fokus nicht immer auf die richten, die ein Kopftuch nicht freiwillig tragen, denn es gibt durchaus auch viele Mädchen wie ich. Besonders durch die Medien geschürt, wird das Kopftuch manchmal radikal als Symbol der Frauenunterdrückung. Aber, dass ist es nicht, jedenfalls nicht für mich. Wenn es dies wäre, dann würde ich es nicht tragen. Ich bin auch mit einem Kopftuch frei, kann meine Meinung sagen und eigenständig handeln. Niemand, auch kein Stück Stoff, könnte mich je in meiner Freiheit einschränken, solange ich dies nicht selbst zulasse.
„Warum rasierst du dich? Sieht doch eh keiner…“
Okay, ich brauche eine Tischplatte, auf die ich meinen Kopf hämmern kann. Wenn ich mir meine Beine/Arme/Whatever rasiere, dann tue ich das für mich. Zufälligerweise ist es nicht gerade angenehm, lange Haare an Orten zu haben, wo man sie eigentlich nicht haben will. Natürlich könnte ich mich auch nicht rasieren, sieht zumindest in der Öffentlichkeit niemand, aber ich persönlich fände dies einfach eklig.
„Warum hast du überhaupt Haare?“
Schon wieder eine Frage, bei der ich mir nur denke: Seit wann ist es nur noch wichtig, für andere „schön“ zu sein? Auch wenn ihr meine Haare nicht sehen könnt, ich mag sie. Und wenn ich nach Hause komme und mein Kopftuch ausziehe, dann will ich im Spiegel ein Mädchen mit Haaren sehen und keine mit Glatze. Dass hat etwas mit meinem persönlichen Geschmack zu tun, nicht mit meinem Kopftuch.
„Fühlt sich das nicht komisch an?“
Nein, eigentlich nicht wirklich. Natürlich, anfangs war es ungewohnt und ich hatte das Gefühl, dass jeder mich anstarrt. Klar, auch heute ziehe ich viele Blicke auf mich, ein Kopftuch ist eben für andere ungewohnt, aber das kümmert mich nicht mehr. Ebenso wenig spüre ich das Kopftuch noch. Im Gegenteil, manchmal vergesse ich es zu Hause auszuziehen, weil es sich schon fast wie eine zweite Haut anfühlt. Bevor ich verlange, dass andere mein Kopftuch akzeptiere, muss ich es selber annehmen. Und das habe ich zum Glück schon getan, bevor ich es überhaupt getragen habe.
„Warum trägst du überhaupt ein Kopftuch?“
Zu diesem Thema könnte ich stundenlang schreiben, aber ich versuche mich kurz zu fasen.
Wie gesagt, ich bin gläubig. Es gibt Menschen, die glauben nun mal nicht an Gott, ist ja auch deren Sache. Aber ich tue es. Es hilft mir, jemanden zu haben, an den ich glauben kann. Es gab eine Zeit, in der es mir gesundheitlich bedingt schlecht ging und ich auch länger im Krankenhaus lag. Es hat mich den Schmerz vergessen lassen, wenn ich gebetet habe. Nein, das ist nicht so etwas wie ein Wunder. Es war meine Überzeugung, die mir geholfen hat, mein Wille. Aber um diese Kraft aufzubauen, habe ich „Gott“ gebraucht und deswegen verspüre ich so etwas wie Dankbarkeit.
Zudem unterstütze ich meine Interpretation des Kopftuches. Ich möchte nicht danach beurteilt werden, ob ich schöne Haare habe, oder einen tollen Körper. Ich möchte nach meinem Benehmen, Verhalten, nach meinen Wörtern und Gedanken beurteilt werden. Mit meinem Kopftuch stoße ich öfters auf viele Vorurteile und es ist jedes Mal ein kleiner Sieg für mich, wenn ich zeigen kann: Unter dem Kopftuch steckt ein individuelles, kluges Mädchen.
Um ganz ehrlich zu sein: Ich finde, das Kopftuch steht mir. Es umrahmt meine Gesichtszüge, passt sich meinem Kleidungsstil an. Ich fühle mich mit dem Kopftuch schön, sowohl innen als auch außen.
Ich hoffe, euch einigermaßen meine Entscheidungen und Empfindungen klar gemacht zu habe. Ich verlange von keinem, Fan vom Kopftuch zu sein, oder mich zu verstehen. Alles, was ich mir wünsche, ist eines: Akzeptiert werden. Denn, ich bin auch nur Mensch, ob mit oder ohne Kopftuch.
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