LEBEN Nie war Zeit zäher |
Bevor wir beginnen gleich vorweg: Ich weiß, ich hatte euch für heute ein Interview zum Thema Kinderwunsch versprochen. Keine Sorge, das kommt noch. Aber letzte Woche wurde mir immer klarer, dass das ein Thema ist, das ich anbringen kann, wann immer mir danach ist - es hat wenig bis keinen tatsächlichen Aktualitätsfaktor. Deshalb habe ich mich diese Woche dazu entschieden, einfach mal ein bisschen was von der Seele zu lassen, was mir schon länger unter den Nägeln brennt und was ich nicht länger aufschieben will. Keine Sorge, das hier wird kein Corona Erfahrungsbericht , sondern eher ein bisschen wie es mir in dieser ganzen Zeit so geht (weil denke mir, vielleicht kann ja jemand mitfühlen, dann sind wir schon mal zu zweit net mehr so allein). Wenn du aber kein Bock hast jetzt auch noch privat zu lesen, wie der ganze Scheiß auf andere wirkt, dann ist der Blog eher nix für dich. Wie alles anfing... W e n e e d t o t a l k a b o u t C o r o n a Am 14. März war alles noch neu. Corona nicht wirklich, dafür aber die Panik und Angst vor einer Ansteckung. In Supermärkten sah es aus, als sei ein Krieg ausgebrochen und das Internet war voll mit plötzlichen Livetickern, stündlichen Lageberichten und mehr und mehr verbreiteten sich Verschwörungstheorien und die Reden verwirrter und überforderter Politiker und Ärzte. Es war neu und es war erschreckend und weil ich so gut mit allem umgehen kann, schrieb ich seit langer Zeit wieder einen Artikel für die Wurst. Veröffentlicht habe ich ihn nie. S c h u l d s i n d d i e W o l l m a m m u t s u n d S ä b e l z a h n t i g e r In meinem kurzen Artikel (ja, zweieinhalt Seiten sind im Vergleich zu dem, was ich sonst so schreibe eher wenig) zog ich einen - im Nachhinein vielleicht leicht geschmacklosen - Vergleich zwischen schlechter Entwicklung oder Kriegsgebieten mit der damals aktuellen Lage. Ich hatte einen sehr amüsanten Erfahrungsbericht aus der Perspektive eines medial verwirrten Menschen und endete mit weisen Worten. Vielleichtwäre es besser, zwei der Packungen Klopapier und eine Packung Nudeln zurück zu legen und stattdessen zwei Packungen Kondome zu kaufen. Es ist nämlich fraglich, ob wir die Welt nach so einer möglichen Katastrophe, bei der jeder einkauft als würde das nächste große Pfadfinderevent anstehen (fragt Pfadfinder, Dosenravioli und Klopapier machen in etwa die Hälfte aller mitgenommenen Gegenstände aus), wirklich neu bevölkern sollten. Und wenn ja, ob das wirklich in den Händen der Klopapier-Messies liegen soll. Wenn ihr Interesse daran habt, dann kann ich den Blog gerne nochmal überarbeiten (sprich einen Teil als Fazit anfügen, der wahrscheinlich genauso lang ist wie der Originalbeitrag) und posten, aber er ist etwas outdated und wirklich nur aus einer Laune heraus entstanden, ohne die Sache mit viel Verstand anzugehen. Plötzlich war alles ernst I s o l a t i o n Und dann hieß es sich selbst isolieren zum Schutze der Gesellschaft. Als Mensch, der kein Problem damit hat sich selbst für das allgemeine Wohl zu opfern, saß ich also alleine in meinen nicht mal 20m² und fragte mich, was ich denn tun konnte, um zu helfen. Ich meine, wer alleine lebt, der isoliert sich doch eh schon den ganzen Tag. P l ö t z l i c h e r w a c h s e n Und es entwickelte sich ein schleichender Prozess, der in mir irgendwann den Gedanken erweckte: "Wow Carmen, du bist eine wirklich verantwortungsvolle Erwachsene." Ich tat, was ich eigentlich schon seit gut 10 Jahren hätte tun sollen. Ich begann jeden Abend Nachrichten zu schauen - sowohl deutsche als auch luxemburgische. Ich limitierte den Datenkonsum auf eine Stunde abends, in der ich mich vollends der Panik der Medienbranche hingeben konnte. Nach nur zwei Wochen ging ich mit dem brodelnden Vorboten einer Panikattacke schlafen. F u c k t h a t s h i t Ich entschied, dass es so nicht weiter gehen kann und entschied mich nur noch einmal in der Woche mit der ganzen Thematik auseinander zu setzen. Ich bin kein Mensch, der bei so etwas schnell Angst kriegt. Wohlan, ich bin leicht hysterisch, gehe immer gleich vom schlimmsten aus und lasse mich in meiner nervösen Art wahnsinnig schnell von anderen anstecken. Aber dafür brauche ich Leute um mich herum, die diese Emotionen in mir verstärken. Mein Laptop löste das noch nie in mir aus. Ich legte für mich fest, dass ich fortan die Finger von Live-Tickern und sonstigen solcher Sammelbeiträge lassen würde. Ab jetzt nur noch Gesetzesänderungen, neue Bestimmungen und positive Nachrichten. Scheiße nur, wenn das einzig positive die vielen Testergebnisse von Coronakranken war. Ich hatte eine leichte depressive Verstimmung und begann mich auf Youtube durch Essens- und Kosmetikkanäle zu klicken. Nix machte mehr Sinn, warum also nicht einfach aufgeben. Halbzeit, Schiri pfeif endlich ab! S o m m e r , S o n n e , M u n d s c h u t z Jetzt sind Sommerferien, ich darf noch ein Semester an mein Studium dranhängen und fühl mich wie die größte Versagerin auf Erden. Einfach weil ich so ein Biest zu mir selbst bin. Mindestens einmal die Woche heul ich mich in den Schlaf, weil ich nicht weiß, wie es noch im Leben weitergehen soll. Richtig schlimm ist es wieder seit dem letzten Juni. Im Hinblick auf die aktuelle Lage haben meine Eltern und ich entschieden, dass es das Beste ist, wenn ich über den Sommer in Deutschland bleibe. Irgendwie war es mir schon im März klar, dass wir uns diesmal für eine längere Zeit nicht mehr sehen würden. Aber das Gespräch an dem Tag hat mich innerlich wirklich ein bisschen zerstört. N e u e s T i e f Was mich aber am traurigsten stimmt, ist die ganze Geschichte rund um die gelockerten Vorschriften und Leute, die Parties feiern. Hier in Deutschland hört man nicht ganz so viel davon, aber in Schweiz und Luxemburg werden Lokale privat gebucht und dann feiern da an die 100 junge Menschen Parties. Darunter oft sogar welche, die bereits Symptome wie Husten, Fieber und Atemnot haben. Und ich sitze hier in meinem Zimmer und frag mich, für wen ich eigentlich noch zu Hause bleibe und den kontakt zu den Menschen, den ich liebe, auf einen halbstündigen Videoanruf alle drei Tage begrenze. Ich fühle mich lächerlich und teils sogar ausgenutzt und versuche irgendwie den Faktor Mensch zu verstehen. Einstein hatte Recht. D a r f i c h ü b e r h a u p t m e c k e r n ? Zur Zeit gibt es wenig, das mich noch begeistert. Der Frust und die Lustlosigkeit machen sich in allen Bereichen meines Lebens breit. Und dann gibt es tief in mir drin diese kleine Stimme, die laut schreit und mir meine Misere madig machen will. Klar geht es mir scheiße, natürlich ist das so. Aber bin ich eigentlich in einer Position meckern zu dürfen? Ich gehe nicht arbeiten, muss also nicht raus. Ich kann meinen ganzen Tagesablauf so anpassen, dass ich den wenigsten Menschen begegne. Ich riskiere keinen Job zu verlieren oder finanziell in Bedrängnis zu kommen. Ich bin abgesichert und hab immer noch das Sicherheitsnetz meiner Eltern. Ich bin grundsätzlich gesund und achte auf mich. Mein Leben hat sich bis auf das noch weniger raus gehen und alles von zu Hause aus erledigen kein bisschen verändert. Wie legitim ist es überhaupt, dass ich hier rumheule, dass es mir scheiße geht, wenn literally ein paar Kilometer weiter weg Menschen sterben? Vor allem, da ich bis auf die Online-Kurse und den Mundschutz im Supermarkt rein gar nichts in meinem Leben umstellen musste? Und sind wir ehrlich, eine Maske anziehen ist ja nun wirklich das kleinere Übel von der ganzen Situation gewesen. Und jetzt? M e i n e k l e i n e B o x Ich versuche also so weit es geht alles in eine kleine Box zu quetschen und einfach zu verdrängen. Nicht wirklich die gesündeste Methode. Ich fühle mich wie Pandora, die diese Box in einem halben Jahr voller Neugierde wieder öffnen wird und dann alles mit der ganzen Scheiße überflutet. Ich hab nie behauptet, ich wäre schlau... W a s m i c h a m L e b e n h ä l t Ich versuche so viel Positives in mein Leben zu kriegen, wie möglich. Das heißt meinen kleinen Bruder bei seiner Haussuche unterstützen, mich auf Youtube mit lustigen und eher gesellschaftlich irrelevantem Content umgeben und auf Netflix die ganzen Pandemie-, Seuchen- und Dystopieserien meiden. Selbst Zombieserien haben irgendwie ihren Spaßfaktor verloren. Ich spiele Animal Crossing, baue meine Insel komplett neu auf und suche mir neue Freunde, mit denen ich online spielen kann. Der stete Austausch von Geschenken fühlt sich fast schon gut an, im Vergleich zu der sonst vorherrschenden Leere. U n d s o n s t s o ? Leider ist der Stress dadurch nicht weg. Ich habe wieder Sodbrennen, das sich nicht durch Medikamente legen lässt, und meine Kreislaufprobleme sind schlimmer als zuvor. Meine Allergie hat endlich angefangen nachzulassen und ich hab nur noch alle 10 Tage mal Beschwerden, dafür hab ich laufend Migräne und entzündete Augen, weil der Stress mich nicht gut schlafen lässt (und ich schlafe mit halboffenen Augen, was ich schon tue seit ich ein Kleinkind bin, es ist gruselig). Seit Sonntag bin ich dann mittlerweile auch verspannt genug, dass mein Ring nicht mehr passt. Ich bin wahrlich so verspannt und verkrampft, ich krieg nichts mehr rein. Ich weiß, ihr wolltet alle schon immer wissen, wie viel Platz ich da unten hab. Wenigstens bin ich dank des ganzen Stresses nicht mehr verstopft - the Lord giveth and the Lord taketh away. Wie geht es euch? Wie waren eure ewig langen letzten 3 Monate? Ich dachte ja immer, je älter man wird,d esto schneller vergeht die Zeit. Und ehrlich gesagt, ja, es fühlt sich erst wie gestern an, als es im Supermarkt die eine packung Klopapier pro Einkauf Regelung gab. Und trotzdem fühle ich mich, als sei ich mindestens um 4 Jahre gealtert. Habt ihr Dinge, die euch die Zeit so richtig versüßen? Wie fühlt ihr euch auf das kommende Halbjahr eingestellt? Fühlt ihr euch an manchen Tagen auch so verdammt alleine, weil einfach alles so fremd ist? Ich würd mich freuen, wenn wir in den Kommentaren alle ein bisschen drüber reden würden. Z u k ü n f t i g e P r o j e k t e Ich hab ein bisschen was geplant für die kommenden Wochen, aber würde gerne von euch wissen, was ihr lieber lesen wollt. Wer sich überraschen lassen will oder nicht dafür interessiert, mit mir hier zu planen, der muss das hier nicht mehr lesen. Jetzt mal das Interview und die VP Reihe ausgeklammert, ich hab ein paar neue Rezepte, die ich so zwischendurch mal anbringen kann oder eher VP-related Content in Sachen Artikelkombis und kleine Wettbewerbe oder Spiele. Die wären dann aber eher was für die Threads. Darüber hinaus würde ich gerne wissen, welche Themen an vorbereiteten Blogs euch eher zusprechen? Ich hab einen über die Notion von Wunderkindern und wie einen das für das Leben ruinieren kann. Dann hätten wir noch meine Geschichte mit der Bandscheibe (in case anyone is interested). Ich hätte einen Blog zum alleine leben während des Studiums bzw fürsStudium weit von zu Hause wegziehen. Ich habe auch mit dem Gedanken gespielt, entweder was über die Periode oder Körperbehaarung zu machen. Beides nicht nur auf der persönlichen "hey, das bin ich"-Schiene, sondern auch als Gesellschaftsreportage. Und dann hätt ich noch den Wunsch mich etwas mehr mit Herpes auseinander zu setzen - aber wieder die Frage, ob das überhaupt wen juckt (haha), zur Zeit was über Krankheiten zu lesen? Einfach kurzes Feedback, wenn ihr mitbestimmen wollt, was die nächsten Wochen und Monate so auf euch zukommen soll. Ich hab auch noch andere Themen auf der Liste, aber das sind so die, für die ich schon mindestens den Leitfaden hab. Bin aber absolut gewollt auch andere Themenwünsche anzunehmen. |