MEINUNG Was unterscheidet den Menschen vom Tier? |
D a s T i e r i n m i r Biologisch gesehen? Nix, hier sehe ich keinen Unterschied. Schauen wir einfach mal in der Psychoanalyse zu Freud mit dem Über-Ich, Ich und Es vorbei. Der Begriff des Tieres wird vom Menschen benutzt, um ablehnend die Triebe, die Grundbedürfnisse, das was dich auf primärster Ebene antreibt, zu definieren. Das Animalische ist an der Maslowschen Bedürfnispyramide ... eigentlich ist es die ganze Pyramide. Alles, was sich nicht unter dem über romantisierten Deckmantel der Vernunft, des Geistes und des Verstandes unterbringen lässt und sich mit den Worten Lust oder Bedürfnis/Drang erklärt, ist böse und gehört eingesperrt in den tiefsten Kerker unserer selbst. D e r M e n s c h g e g e n d e n I n s t i n k t Aber je weiter wir an der Pyramide hoch steigen, desto weniger definiert der Mensch es als animalisch. Mittig oder auf der zweiten Stufe, steht die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und Geborgenheit, Zusammenhalt. Witzigerweise hat der Mensch durch jahrhundertelange Indoktrinierung durch unter anderem die katholische Kirche entschieden, dass beispielsweise Sex die Mutter aller animalischer Instinkte ist und böse und verbrannt gehört und dass es ja nicht sein kann, dass das Spaß macht, denn es degradiert den Menschen zum niederen Tier. L e t ' s t a l k a b o u t S e x Sind wir ehrlich, Sex ist ein soziales Bedürfnis. Dass dadurch Kinder entstehen ist ein positiver Nebeneffekt - Kinder haben würde ich nämlich eher als Selbstverwirklichung sehen, als jetzt direkt an das Überleben gekoppelt, vor allem zu unseren Zeiten. Es macht auch Sinn, dass er dem Menschen gut tut, generell gesehen, der Akt der Fortpflanzung. Aber nein, wer Sex mag ist nicht besser, als der räudige Hund auf der Straße. Zumindest je nachdem was für einen Glauben du hast. M o n o t h e i s t e n u n d d e r V e r k e h r Gehen wir mal hin und packen Christentum mit dem Judentum und Islam in eine Gruppe und betiteln sie "Glaube basierend auf ein Mann im Himmel, der uns einen Propheten mit seiner Message sendet und der menschliche Anfang war Adam und Eva". (Eigentlich müsste ich das gar nicht so komplex betiteln, man ist sich mittlerweile einig, dass alle Schriften von der gleichen Gottheit sprechen und sie alle Spin-Offs der gleichen Geschehnisse sind - ich sage bewusst Spin-Offs, kein Bock mich auf den Stress einzulassen, wer von den dreien denn jetzt das Original verbreitet.) Das sind die Glaubensrichtungen, welche den Verkehr verdonnern. E i n H o c h d a r a u f , w i e m a n i n d e r A n t i k e e i n e n h o c h b e k a m Vergleiche das mit den alten Griechen und Römern oder auch Ägyptern. Die hatten ja eine wahnsinnig Sex-positive Einstellung diesbezüglich. Ich meine ... Zeus/Jupiter hätte nen Stein gefickt, wenn der ein Loch hatte. (Für alle, die es interessiert, es gibt so eine Geschichte, allerdings ist die aus Deutschland und in Gedichtform und fragt mich nicht nach dem Titel, aber ja, da rammelt einer im Hochsommer einen auf einer Wiese liegenden Mühlstein, weil das so schön angenehm kühl ist. Also, safe auch etwas, was Zeus zur Entspannung gemacht haben könnte.) Die ganze Entstehungsgeschichte der griechisch-römischen Götter dreht sich um diesen einen Mann, der sein Glied einfach überall reinstecken musste. (Und wenn wir jetzt mal ganz wild spekulieren müssten, wie es eigentlich sein kann, dass sexuell übertragbare Krankheiten, die vorher nur bei Tieren vorkamen, plötzlich auch beim Menschen auftauchten? I don't know, fragt vielleicht mal den Mann, der Ziegenficken zum Trend gemacht hat...) G o t t e s a n b e t u n g o d e r P o r n o g r a f i e ? Oder gehen wir zum Hinduismus. Alles was dort mit Fruchtbarkeit und Jugend im gesundheitlichen und körperlichen Sinn zu tun hat, wird mit Sex ja regelrecht zelebriert. Schon mal einen Fruchtbarkeitstempel bei den Hindus oder Griechen gesehen? Ganz ehrlich, die sind für mich Beweis genug, dass es Pornos gibt, seit der Mensch dazu in der Lage war Dinge graphisch festzuhalten. Ich verwette meine Löffelschublade, dass bei all den Höhlenzeichnungen auch irgendwo ne Nacktzeichnung mit dabei ist, die nur noch kein Sprachwissenschaftler als solche entschlüsseln konnte oder die man vor uns geheim hält, weil sonst irgendeiner mit einem dummen Spruch dazu um die Ecke kommt, dass Linguisten sich monatelang um einen Porno gestritten haben... Und auch die ganze Nummer mit dem Kama Sutra. Hier wird sexueller Erlösung eine spirituelle Erfahrung beigemessen. I s t e s w i r k l i c h a l l e s ? Man hat also auch heute noch, die fast schon Glorifizierung des Aktes auf einer spirituellen Ebene gegenüber dem prüden und verklemmten Totschweigen von etwas, was wirklich jede Lebensform - mal so ähnlich, mal anders - praktiziert. Darüber hinaus würde ich persönlich sagen, das Bedürfnis nach Essen, Unterschlupf, rein thermischer Wärme ist bedeutend animalischer und grundlegender, als der Wunsch mit irgendwem Sex zu haben. D a s U n g l e i c h g e w i c h t d e r R e c h n u n g Diese Unterscheidung zwischen Mensch und Tier ist Mensch-geschaffen, damit der Mensch sich erhaben und besser fühlen kann. Schau dir mal die ganze Diskussion um Intelligenz an. Wer legt denn bitte den Standard darüber fest, was intelligent ist und was nicht? Ich gebe hier gerne ein Zitat von Jordan Adika im Sad Boyz Podcast zum Besten: "If you think about it, the octopus is actually, like, one of the most intelligent creatures on earth - you just have to redefine your understanding of intelligence." D e r S t r e i t u m I n t e l l i g e n z Willkommen beim Aspekt Leben. Diesen Streit, die generelle Verweigerung des Menschen irgendein anderes Lebewesen als potentiell intelligent zu bezeichnen. Schon die ganze Diskussion um Delfine. Die sind sicher wahnsinnig schlau und intelligent, aber sicher nicht so schlau und intelligent wie Menschen. Ja können wir uns dessen denn wirklich sicher sein? Vielleicht sind sie ja auch einfach so viel schlauer, dass wir nicht mal begreifen könnten, wie sehr sie uns überlegen sind. Wär ja eine Möglichkeit. Aber nein. Der Mensch hat genug Intelligenz zu entscheiden, dass er an der Spitze der Pyramide stehen muss. D i e s e l b s t g e s c h a f f e n e n P a r a m e t e r d e r R e c h n u n g Ob das richtig ist oder nicht, das können wir nicht entscheiden. Die Auswertung, die Kriterien ... das alles hat der Mensch ja derart manipuliert, damit er an der Spitze herauskommt. Frag einen Löwen. Der sagt "ja pft, wenn ich will krieg ich den und ess ihn. Dann ist er weg. Was heißt hier Spitze der Pyramide?". Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist synthetisch vom Menschen erzeugt, um einen Grund haben sich besser fühlen zu können. Es ist möglicherweise der Ursprung des fanatischen menschlichen Drang nach Rassentrennung. Denn wirklich, ist es denn so verkehrt zu glauben, dass der Drang das bessere Lebewesen zu sein den gleichen Ursprung hat, wie die Ansicht man wäre die bessere Art Mensch? S i n d w i r n i c h t d o c h i r g e n d w o g l e i c h ? (Marie: Wir haben in Philosophie einen Film gesehen über ein Mädchen, das komplett blind und gehörlos war*. Und die war praktisch wie ein Tier.) Ja, genau. Die ist ohne diese Werte - vor allem aus der Zeit, das war eine Zeit, in der die Menschen strikte Vorstellungen davon hatten, wie man sich richtig zu benehmen hat und was als züchtig gilt. (Marie: Und dann haben wir einen Film gesehen über einen Affen, der behandelt wurde wie ein Menschenkind. Der hat sich dann...) praktisch wie ein Mensch benommen. (Marie: Ja, ohne Sprechen halt.) Und ich glaube selbst wenn du dir Affen lange genug anzüchten würdest, dann würdest du denen auch irgendwann das Sprechen beibringen können. * Die Rede ist hier von Helen Keller. Es gibt mehrere Verfilmungen und Versionen ihres Lebens / autobiographischen Werkes, zu empfehlen ist die Version von 1962 "Licht im Dunkel" (Original: The Miracle Worker). E v o l u t i o n s c h a f f t n i c h t n u r A b z w e i g u n g e n Wenn das Sprechen für Affen irgendwann notwendig würde, evolutionstechnisch, dann kann der das. (Marie: Aber, kreuzen ist doch verboten.) Genetische Kreuzung? Ich meine rein evolutionär. Wenn du anfangen würdest Affen spezifisch zu züchten, so wie wir uns Haustiere nach Kriterien wie Fellfarbe oder Charaktereigenschaft züchten, dann könntest du irgendwann auch Affen derart heranzüchten, dass die sprechen können. (Marie: Muss das denn genetisch sein?) Jaein ... schau mal, du siehst es ja bei Vögeln. Du hast Vögel, bei denen es wichtig war, dass sie Laute imitieren. Dadurch hast du Sprechvögel, wie Aras. Und wir sind an dem Punkt, an dem wir sagen Menschenaffen wie Schimpansen haben derart rudimentäre Intelligenz, dass sie Bedeutungen und Verbindungen verstehen. Nachweislich verstehen, es gibt genügend Experimente und Tests mit Menschenaffen und auch anderen Tieren über Zusammenhänge und menschliche Kommunikation. Ist es also derart weit hergenommen, wenn wir sagen, es gibt Tiere die Sprachlaute imitieren und es gibt Tiere die Logiken und Handlungsmuster einer anderen Tierrasse nachvollziehen, ist es dann wirklich derart weit hergeholt zu sagen, dass es irgendwann Tiere geben könnte, die beides können? Ich meine, wir sind ja schon dieses Tier für uns. S p r a c h e a l s Z e i c h e n d e r Ü b e r l e g e n h e i t (Marie: Man hat ja schon Schimpansen Zeichensprache beigebracht.) Und dass die keine "Menschensprache" können, liegt ja daran, dass die Stimmorgane anders beschaffen sind. Aber das kann man trainieren. Das merkt man ja schon bei den Menschensprachen. Der Vater eines Klassenkameraden meines Bruders sagte mal, dass er dem Sohn von klein auf arabisch sprechen beigebracht hat, weil man einen Unterschied in den Lauten hört, ob jemand das von klein auf gelernt hat und der Kehlkopf entsprechend mit dieser Anforderung gewachsen ist, oder ob das jetzt jemand ist, der die Sprache erst im Nachhinein gelernt hat. Ähnliches Prinzip mit dieser Klicklautsprache in Afrika. Unsereins würde das jetzt nicht mehr lernen können. Aber die lernen das von klein auf und können es einwandfrei. Wenn du denen ein englisches Baby geben würdest, dann könnten die dem das beibringen. Das würde die Sprache nachher reden. Und es würde vermutlich nie Englisch sprechen, wie man das in Großbritannien tut, wenn es das im Kindesalter nie wirklich gelernt hat - und kein besonderes Talent für Sprache hat. Gibt ja welche die können es ja trotzdem auch später noch zig Sprachen lernen und im richtigen Dialekt sprechen, dass es nach Muttersprachler klingt. Sprache als Argument der menschlichen Überlegenheit zu sehen ist also dezent schwachsinnig - das Gleiche hast du doch auch mit Tieren, dass Ziehkinder anderer Rassen die Sprache der neuen Tiereltern verstehen und wir kriegen unseren Haustieren ja auch ein Großteil an Sprache beigebracht. W a s b l e i b t u n s d a n n n o c h ? Und was bleibt uns jetzt noch als Argument übrig? Wenn der Drang zum Überleben in allen Lebewesen gleich ist, wenn die Lust und das Vergnügen am Sex nur durch von Menschenhand geschaffene Moralvorstellungen verpönenswert ist, wenn Intelligenz und Sprache nicht mehr als Argumente gelten, weil der Mensch sich durch das Aufsetzen der Bewertungskriterien selbst einen Wettbewerbsvorteil erschafft, wo ziehen wir dann die Grenze zwischen Mensch und Tier? Großen Dank an Marie dafür, dass sie mit mir über die Nummer geredet hat und so durch den Austausch auch ein bisschen mehr was draus wurde. Ohne sie wäre das hier bereits nach Satz 2 zu Ende gewesen. Wie seht ihr das? Glaubt ihr es gibt einen Unterschied? Wenn ja, woran macht der sich fest und wieso ist der so unerschütterlich? Wenn nein, worauf basiert ihr es? |