VP Was ist angebracht und was nicht? |
Das hier ist kein Witz, ich werde diese Themen ansprechen und behandeln. Es gibt also am Ende keinen Grund sich aufzuregen, weil ihr euch durch etwas getriggert gefühlt habt, wenn von Anfang an klar war, worum es hier geht. Es wird außer den sich bereits im Spiel befindlichen Sets nichts weiter an Bildern gezeigt. Disclaimer: Das hier dient in keinster Weise dazu die Designer oder Admins der Seite ins schlechte Licht zu rücken oder durch den Kakao zu ziehen. Hierbei handelt es sich lediglich um das Aufbringen kontroverser Gegenstände im Spiel und Kritik an den Community Guidelines sowie dem Umgang und der Veränderung des Umgangstons wenn es um die Inhalte dieses Spiels geht. Obwohl ich eine sehr konkrete Meinung zu allem hier habe (und auch eindeutig nicht frei von Schuld in einigen Punkten bin), werde ich versuchen beide Seiten zu beleuchten und Informationen und Fakten so unvoreingenommen wie möglich zu präsentieren. Bitte behaltet im Vordergrund, dass ich eine zynische Person bin, die Humor als Bewältigungsmechanismus nutzt und generell eher auf der negativen, misstrauischen und sogar boshaften Seite der Dinge steht. Dieser Blog dient zur Information und zum "Spaß" (wenn ihr Ironie lustig findet, dann wird es wohl recht amüsant für euch sein) und sonst nichts. Wer nicht dazu in der Lage ist mit VPs Vergangenheit, dem Hinterfragen von Motiven und Aktionen und das Aufzeigen von Fehlern sowie der Frage nach dem Richtig oder Falsch umzugehen, für den ist dieser Blog vermutlich nicht geeignet. Ich habe absolut kein Mitleid mit denjenigen, die diesen Disclaimer hier nicht lesen, weil es ja nur ein spaßiger Blog auf einer Spieleseite ist und sich dann nachher aufregen wollen. Ich nehme mir die Freiheit jegliche Kommentare der Sorte "Ich habe nicht alles gelesen, denn das habe ich nicht nötig, ich kann auch so eine Meinung haben" zu ignorieren. Oh, und der Blog ist fucking lang mit Abschnitten, die ich so leider nicht kleiner hinbekommen habe. Wem es zu viel ist, der kann sich den Blog gerne in eine Word Datei ziehen und dort die Schrift so anpassen, dass es leichter zu lesen ist. Seid nur gewarnt ... ehm, es ist wirklich viel Text. Lesedauer: 24 Min Audiodatei *klick* Ein kurzer Blick über die Demographie der User VPs zeigt, dass die meisten von uns entweder junge Millennials, alte Gen Z oder (und das werden wohl die meisten von uns sein) aus diesen schrägen Zwischenjahren sind, die es einem erschweren sich mit einem der beiden Generationenbegriffe zu 100% zu identifizieren. Aber egal wie man uns bezeichnet, wir teilen ähnliche Erfahrungen, wenn es um unsere Jugend im Netz geht. Wir sind zeitgleich mit dem Internet aufgewachsen und haben recht früh gelernt es zu navigieren. Unser erster Kontakt war das virtuelle Treffen mit Freunden nach der Schule als wir ca. 10 waren. Myspace, Facebook, Tumblr und co war unsere Nachmittagsbetreuung. Und da das Internet immer noch recht neu war, erfuhren wir im Vergleich zu Jugendlichen heute weniger Zensur. Wer erinnert sich nicht an die magische Zeit von süßen Katzenvideos, Diskussionen um die nervigsten Lehrer, in einem Köpfungsvideo getaggt werden und der Versuch das tollste Lied für unsere Profilseite zu finden? Ich kann mit Überzeugung sagen, dass wir damals alles getan haben, um so edgy wie nur irgendwie möglich aufzutreten und der Welt ein ganz bestimmtes Bild von uns zu vermitteln. Natürlich, wir sind nicht die erste Generation, die sich selbst finden musste. Aber wir sind die ersten, die das World Wide Web dazu zur Verfügung hatten und innerhalb von Sekunden die ganze Welt erreichen konnten. Die Welt lag uns zu Füßen und mit ihr die perfekte persönliche Plattform während unserer düstersten Zeit: der Pubertät. Und oh man, haben wir es ausgenutzt. Aber was hat das mit VP zu tun? Schauen wir uns die Sache doch mal genauer an. Der neueste Fall kollektiven Aufregens und ein erneutes Entflammen der Diskussion was denn nun angebracht ist und was nicht, spielte sich in der ersten Februarwoche ab. Das DM Set des Pestdoktors von Jisatsu mit dem düsteren Hintergrund, zwei Schlagzeilen mit folgenden Titeln: "Over 100Mio Cases" (Über 100 Mio Infektionsfälle) und "New Corona Mutation" (Neue Corona Mutation). Die Reaktionen darauf waren gemischt. Der englische Server war der einzige, der es vor der Veröffentlichung des DMs schaffte den Artikel aus dem Set zu entfernen und nachträglich einen Code verteilte, der es den Usern ermöglichte selbst zu entscheiden, ob sie den Artikel gerne besitzen möchten oder nicht. Alles in allem die vermutlich beste Entscheidung in der Situation und definitiv einer der wenigen Fälle, in denen die User ein bisschen Mitspracherecht hatten - oder zumindest so tun konnten als ob. Nichtsdestotrotz waren viele absolut nicht zufrieden mit der Gesamtsituation. Die Reaktionen über die Zeitungen gingen von absoluter Gleichgültigkeit bis hin zu Empörung, wobei einige es natürlich nochmal einen Schritt weiter treiben mussten als zwingend nötig. (Ok, das war der niederländische Server, bekannt dafür abwertende Kommentare bei jedem deutschen DM zu hinterlassen, gut möglich dass das also nur das übliche Genörgel war.) Einige Nutzer behaupteten, der Artikel würde die gesamte Situation auf die leichte Schulter nehmen und dass die ganze Nummer doch zu realitätsnah und die Spanische Grippe vielleicht doch eher angebracht gewesen wäre. Ein Teil der User möchte einfach nicht mit der bitteren Realität von Millionen Toten konfrontiert werden - vor allem dann nicht, wenn diese Tode durch weniger egoistisches und egozentrisches Benehmen und verdammt noch mal mit dem Arsch zu Hause sitzen bleiben verhindert hätten werden können. Ja, ich verstehe absolut, weshalb das einen aufregen kann. Vor allem in Anbetracht der Umstände, dass die Nummer noch lange nicht vorbei ist. Die Welt brennt und ich verstehe dass die Zeit der Reflektion jetzt noch nicht kommen kann. Wir befinden uns im Auge des Sturms und auch wenn es zeitweise wieder ok aussieht, so sind wir noch lange nicht über den Berg. Wir öffnen das Internet, schalten Fernsehen, Radio oder unser Handy an und schon werden wir mit Life-Tickern zu Infektionszahlen, den neuesten politischen Misserfolgen in Sache Seuchenbekämpfung und einer wachsenden Liste an Toten bombardiert. Ich verstehe, dass wir uns am Ende des Tages auf VP einloggen wollen und die Welt einfach für ein paar Minuten vergessen. Augen zu und so tun, als wäre alles ok. Und jetzt lernen wir auf die harte Tour, dass die Hungersnot in Afrika uns vielleicht doch etwas mehr betreffen würde, wenn sie vor der eigenen Haustür stattfinden würde. (Ok, wem mache ich hier etwas vor, Armut und Misere juckt uns nicht mal vor der eigenen Haustür, da sind uns die anderen Länder doch erst recht scheißegal. Aber dass wir wirklich den großen Gleichmacher Tod brauchten, der uns lehrt, dass Seuchen nicht aufgrund unseres sozio-ökonomischen Hintergrunds diskriminieren...) Auf der anderen Seite haben wir dann diejenigen, die kein Problem damit haben die Realität auch auf VP vorzufinden. Sie sagen, dass man sich nicht vor allem verstecken kann, was einem nicht gefällt und dass das Leugnen genauso schlecht ist, wie sich darüber lustig machen. Wenn die Geschichte uns eins gelehrt hat, dann dass Ignoranz, Verdrängung und Vergessen nur Öl ins Feuer größerer Probleme ist. Wer das nicht glaubt, der soll sich mal in Europa umschauen, wie man hier mit den Resten einer rechts-extremen Überzeugung umzugehen versucht und versteht dann vielleicht, warum einige es bevorzugen die bittere Pille namens Realität zu schlucken, anstatt wegzuschauen und eventuell Falschinformationen mit feel-good Botschaft zum Opfer zu fallen. Doch die ganze Diskussion um das DM hat eine wirklich wichtige Frage aufgeworfen: Was ist angebracht - und wer entscheidet? Es dürfte nicht groß verwundern, dass dies nicht das erste Mal ist, dass ein Artikel in Kritik gerät. Ich habe auf dem deutschen Server einen Thread eröffnet und nach den Dingen gefragt, die die User als fragwürdig ansehen würden. Zwar hatte ich selbst schon eine grobe Vorstellung von dem, was da alles auftauchen würde, aber es ist nun mal einfach zu viel, als dass eine Person das alleine aufbereiten und auch bewerten könnte. Am Ende hatten wir also eine Liste an Dingen, die sich in mehrere große Kategorien einteilen ließen und natürlich werde ich es mir nicht nehmen lassen meine absoluten Favoriten aus der Ansammlung rauszupicken und etwas näher zu beleuchten. (Also nochmal kurz zur Erklärung: Die Liste ist in Kooperation mit Leuten auf diesem Server entstanden, die angebrachten Kritikpunkte sind nicht nur meine eigenen Gedanken dazu und ich bin mir sicher, dass einige der Punkte, auch wenn ihr nicht zu 100% damit übereinstimmt, nicht als generell falsch angesehen würden.) Ich erinnere noch einmal kurz daran, dass die meisten der hier erwähnten Sets alle in einem gewissen Kontext entstanden sind und in diesem Kontext die Kritik nicht immer einwandfrei anwendbar ist. Vor allem für Designs aus den Bereichen Halloween oder Popkultur möchte ich also nochmal erwähnen, dass sie erst durch das Entfernen des Kontexts problematisch werden. Doch genau in dem kreativen Umfeld, in dem wir uns hier auf VP bewegen, ist das Loslösen vom Kontext schnell passiert und so kommt es dass Designs mit einem ursprünglich sehr spezifischen Ziel schnell in ihre Einzelteile zerlegt und für allerlei andere Projekte regelrecht missbraucht werden. Und wenn das keine erstklassige Einleitung in unsere erste Rubrik ist, dann weiß ich auch nicht. Zweckentfremdung - mehr als nur ein schlechter Peniswitz Für alle, die sich nicht so mit den Events vom englischen Server auskennen hier ein kurzer Ausflug in die Vergangenheit: Als Protestaktion gegen fehlende männliche Sets bei so ziemlich allem vor zwei Jahren ist die halbe männliche Community nackt, beziehungsweise nur mit einem Schwanz bekleidet, auf VP rumgelaufen. Und wenn ich Schwanz sage, dann meine ich das tatsächlich wörtlich, denn vor allem Soloveys Verlängerungen der Wirbelsäule aus Fantasysets und Kostümen sind nun statt am Hinterteil im Schoß getragen worden. Kaj hat es natürlich nicht wirklich gejuckt und die Admins und Designer haben sich selbst dahinter geklemmt. Außerdem führte es dazu, dass seither die Mods auf dem EN auch Modepolizei spielen. Die User sind seit jeher wahnsinnig kreativ wenn es um die Nutzung der Artikel geht und geben ihr Alles, möglichst komplexe und vielfältige Looks zu kreieren. (An dieser Stelle gleich mal Shout out an alle, die es schaffen ihre großartigen Kombinationsskills fürs Gute einzusetzen, vor allem seit mehr als nur ein Artikel pro Kategorie getragen werden kann.) Doch wie immer gibt es jene, die es auf die Spitze treiben müssen. Und somit sind die nackten Kerle mit den umherschwingenden buschigen Schwänzen vielleicht eine ganz spaßige Protestaktion mit Intention dahinter gewesen, doch sie sind noch lange kein Einzelfall wenn es um die Zweckentfremdung von Artikel geht. Am Bekanntesten sind hierbei die berühmte Wanne und auch der Strick. Beide Artikel haben in dem Set, aus dem sie stammen, eine Daseinsberechtigung und erzählen eine bestimmte Geschichte - wir haben die Wanne in einem verträumten Selfcare Look und den Strick an der Vogelscheuche, welche in Halloweenfilmen kurz nach Erzählen ihres Ursprungs und der Geschichte des gehängten Schwerverbrechers zum Leben erwacht. Für sich stehend sind diese Sets fern von kontrovers, doch dann kamen ein paar kreative Köpfe um die Ecke und schon wurden daraus die buntesten Darstellungen von Suizidversuchen und -erfolgen. Nicht nur, dass das absolut schmerzlich für einige sein kann, es geht auch eindeutig gegen die Spielregeln (auf welche wir später nochmal genauer zu sprechen kommen werden). Es ist wirklich nicht verwunderlich, dass einige User und vor allem die Mods das verurteilten und es nun verboten ist im Adamskostüm rumzulaufen oder die suizidalen Gelüste des virtuellen Avatars bildlich zur Schau zu stellen. Das Blutbad und die Verherrlichung von Gewalt und körperlichen Traumata Bei dem Gerede über die Zweckentfremdung von Artikeln ist anzumerken, dass vor allem die Suizidlooks mit der Badewanne nur deshalb so effektiv waren, da VP einen literweisen Vorrat an Blut zu bieten hat. Nein, wirklich, hier gibt es genug Blut um die Szene mit den Aufzügen aus The Shining nachzustellen und es scheint kaum jemanden zu stören. Wem beim Anblick von virtuellem Blut einer abgeht, der braucht gar nicht erst lange nach dem richtigen Gore-Anime zu suchen; hier auf VP kannst du dir mit ein paar Klicks deine persönliche Wichsvorlage zusammenstellen. Auch wenn die Vielzahl an abgetrennten Gliedmaßen, Köpfen, blutverschmierten Messern und sonstigen Waffen eindeutig ausreicht, um den Punkt der potentiell unnötigen Gewalt zu vermitteln, so möchte ich doch noch einmal besonderen Fokus darauf legen, wie viele dieser Objekte sich sehr leicht dazu missbrauchen lassen, um eben die oben genannten Suizidlooks darzustellen. Wo ist der Unterschied zwischen jemandem, der den Ehepartner abgeschlachtet hat und jemandem, der sich die Pulsadern aufschnitt? Was genau ändert es am Gesamtbild zu unterscheiden gegen wen die Gewalt gerichtet ist? Sind wir etwa gewollt Mord und Todschlag gutzuheißen, aber Suizid zu verteufeln? Denkt doch einmal darüber nach, weshalb blutige Hände und eine blutverschmierte Waffe ok sind, wenn wir damit jemanden umgebracht haben, nicht aber wenn es andeuten soll, dass wir uns selbst etwas angetan haben. Und ich sage das nicht, um zu behaupten Suizid wäre nicht auch schlimm oder wir sollten es willkommen heißen. Ich will einfach nur wissen wieso zur Hölle wir alle so tun, als sei Mord absolut ok und vertretbar als Modestatement? Ich erinnere mich an eine überaus hitzige Diskussion von vor ein paar Jahren bezüglich dem Umgang mit Selberverstümmelung und verherrlichendem Bildmaterial. Damals ging es um Ritznarben an den Oberschenkeln und dem Bauch und Rasierklingen. Wer 2014 auf Tumblr unterwegs war weiß auf was ich hinaus will. Der Designer wurde ziemlich böse beschimpft, die Idee als schädlich empfunden und dabei blieb es. Ähnlich bei dem Design mit Spritzen in den Oberschenkeln (ja, die vorderrangige Kritik hierbei war Drogenkonsum, das kommt später noch, aber es passt dennoch auch hier mit rein) und deren negativen Einfluss auf die mentale Gesundheit der Spieler. Und dennoch haben wir im Spiel ein Set mit einer Krankenschwester, die Skalpelle im Arm stecken hat. Ich warte immer noch darauf, dass mir einer erklären kann, warum Skalpelle im Fleisch ok sind, Narbengewebe aber eine Grenze überschreitet. Ja, ich spiele hier des Teufels Anwalt, aber was macht es für einen Unterschied, ob man sich jetzt mit einem Skalpell oder einer Rasierklinge die Venen öffnet? Nehmen wir das Konzept von Gewalt und bringen es ins häusliche Umfeld. Es gibt mehr als nur ein Veilchen hier auf VP und die Anzahl an blutenden Nasen und aufgeplatzten Lippen ist auch eindeutig ein bisschen übertrieben. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wieso, aber es gab wirklich eine Zeit, da war die Regenbogenpalette eines Blutergusses das Accessoire der Saison. Die Hälfte von uns sah aus, als wären wir mit Chris Brown verheiratet oder besonders übereifrige MMA Kämpfer gewesen. Und obwohl wir schon für so ziemlich jede Stelle des Körpers Blutergüsse und blaue Flecken hatten, wurden die Designer immer wieder gebeten mehr dazu zu designen. Und was kamen wir den Wünschen der Userbase nach... Das Tabu des weiblichen Körper und die Ironie hinter Sex Sells Ok, nachdem wir das Thema körperliche Gewalt angesprochen haben, sind wir nicht mehr weit von sexueller Gewalt weg. Doch bevor wir den Schritt gehen, lasst uns doch mal darüber sprechen, was laut den konservativen Sprechern genauso Schuld an den vielen Vergewaltigungen hat wie uns GTA dazu erzogen hat Prostituierende-killende Autodiebe zu werden: die Übersexualisierung unserer Gesellschaft und vor allem des weiblichen Körpers. Generell könnte man sagen, dass VP auf weibliches Klientel ausgelegt ist - um es anders zu formulieren: Mode, Schminke und Stars sind Mädchenthemen. Ignorieren wir einfach mal diese überaus sexistische Weltsicht und akzeptieren sie als richtig für die nachfolgenden Punkte. Ist es nicht ausgerechnet dann doppelt ironisch, dass der weibliche Körper hier dermaßen stark zensiert wird? Nippel, die Milch geben können. Uhhhh, wie böse, fast schon pornographisch, nein so etwas kann man doch niemandem zeigen. Aber hey, lasst uns doch noch einen Choker mit der Aufschrift "Sex" ins Spiel bringen und bieten genug Fetischmaterial an, dass die User rumlaufen können wie die Ausstellungsmodelle auf einer BDSM Messe. Und bitte, lasst uns nicht vergessen, dass wir auch ein ahegao Gesicht und den Mund voll "Spucke" haben. Ich habe bei meiner Recherche zwar keinen Knebelball gefunden, würde mich aber nicht wundern, wenn es so einen auch gibt. (Nachtrag: Es gibt einen! Ich kann nicht mehr, ich werf' hier kapitulierend die Hände in die Luft. VP ist besser ausgestattet als so mancher Sexshop.) Aber sobald ein Designer hingeht und Duran Lantinks Vulva-Hosen nachstellt, dann ist hier die Hölle los. Denn nein, natürlich können wir auf dieser Seite hier nichts haben, was auch nur Ansatzweise sexuell ist. Mal so daran zurückdenkend, dass Solovey vor einiger Zeit auch in Kritik geriet wegen fleischfarbener Latexanzüge, die den Avatar auf den ersten Blick nackt wirken ließen... Die Vulva-Hose ist also definitiv nicht ihr erster Ausflug in unterschwellig sexuelle Bereiche und natürlich hat sie für die pseudo-nackten Looks auch Kritik einstecken dürfen. Auf der anderen Seite dann aber gibt es die Looks von Cardi B und Megan Thee Stallion aus der Hitsingle WAP (und für alle, die hinter dem Mond leben, das steht für "wet ass pussy" ) und es gibt echt nichts auf der Welt, das mich davon überzeugen könnte, dass das für irgendetwas nicht sexuelles stehen würde. Aber hey, machen wir das doch einfach zu den teuersten Outfits, die wir für Echtgeld verkaufen! Bevor jetzt einer meint, dass das hier verdammt nach Solovey Bashing riecht, hier noch einmal die Erinnerung: Nein, das hier ist keine Kritik an Soloveys Designs. Es geht mir einfach darum, dass ich es fast schon lächerlich finde, wie wir auf der einen Seite sagen, dass Kleidung zu anzüglich und offensichtlich sexuell aussieht, wenn man mit halb zusammengekniffenen Augen auf 10 Meter Entfernung denken könnte, es würde sich um einen nackten Körper handeln oder wenn eine Hose ungefähr an eine Vulva erinnert, es jedoch vollkommen normal und erlaubt ist Fetischausrüstung und Outfits aus einem Musikclip, der mehr mit einem Softporno gemein hat, zu designen. Und ich rede hier nicht davon, dass es spätestens nach dem 50 shades of grey Erfolg plötzlich salonfähig war in Korsett und Hundeleine über die Straße zu laufen. Ich sehe mich definitiv nicht als feministisch genug, um jetzt hier darüber urteilen zu können, ob eines davon jetzt eine bessere feministische Darstellung ist als das andere oder ob einiges davon aus feministischer Sicht nicht vielleicht doch eher zweifelhaft ist. Dafür bin ich nicht genug mit drin und interessiere mich ehrlich gesagt auch nicht genug für die Nuancen. Aber selbst ich erkenne, dass die Hosen eines eher künstlerisch renommierten Modedesigners und die Outfits in WAP nicht wirklich auf der gleichen Wellenlänge sind. Aber hey, wer bin ich hier über irgendetwas zu werten? Der ganze Rest dieser Shitshow Kommen wir also endlich zu dem lange angeteaserten Thema sexuelle Gewalt und machen auch noch einen Zwischenstop bei Essstörungen, Rassismus, Drogenmissbrauch und anderen Themen. Eigentlich hätten alle ihre eigene Rubrik verdient, aber es fängt an deprimierend zu werden und wir haben noch so einiges vor uns, deshalb geht es ab jetzt etwas schneller. Glücklicherweise können wir die Diskussion um sexuellen Missbrauch abkürzen, da das einzige Mal, dass ein vergewaltigungsfreundlicher Artikel im Spiel war, die Situation sich schnell als Missverständnis herausstellte und die Designerin mit einer überaus fadenscheinigen Erklärung zur Rettung des Sets eilte. Und hier kommen wir wieder auf das Problem von sogenannten Ästhetiken zu sprechen. Wie bereits festgestellt gibt es viele Sets, die in ihrer Gänze und in ihrem spezifischen Kontext eine ganz klare und unmissverständliche Message senden, die absolut laut den Regeln der Seite vertretbar ist. Wie gesagt, die meisten Halloweensets sind im Kontext von Horrorfilmen und -serien absolut berechtigt in ihrer Blutigkeit und Gewalt und erst durch die Zweckentfremdung der Artikel oder der Loslösung aus dem Kontext fallen wir in verfänglichere Bereiche hinein. Aber das gilt nicht für jedes Set und das wohl beste Beispiel hierfür ist folgendes Set von Rats: Als sie das Set damals postete, waren die Leute schnell in Aufruhr und vermuteten, dass das Set ein Vergewaltigungsopfer darstellte. Ehrlich gesagt, die halboffene Hose, die blutigen Nägel und allgemein der Look lassen schon die Vermutung eines Gewaltverbrechens zu. Aber keine Sorge, wir haben das alles missverstanden, natürlich handelt es sich hierbei nur um eine halboffene Hose wegen eines Food-Babys. Kein Grund sich aufzuregen, alles ist gut. Und vermutlich bin ich nur einfach überempfindlich, dass ich das als absoluten Bullshit und dann sogar potentiellen Pro-Ana Content ansehe - vor allem in Anbetracht dessen, was Rats damals sonst noch alles an Kunst postete, die sich nicht nur auf Designs beschränkte. Und hey, schau einer an, auch VP ist nicht gefeit vor Essstörungen, wer hätte das gedacht? Jetzt versteht mich bitte nicht falsch wenn wir darüber reden, ich weiß ganz genau dass nicht jeder Körper gleich aussieht und man nicht generell nur aufgrund eines Körpers sagen kann, dass es sich automatisch um eine Essstörung handeln muss. Aber kombinieren wir die allgegenwärtige Kritik der recht dünnen Base von DollMania und beobachten dann, dass einige so weit gingen die Haut noch bedeutend schmaler zu machen und es wirklich auf die Spitze zu treiben, dann komme ich nicht umhin doch besorgt zu sein. Ja, nicht jeder der so aussieht hat auch eine Essstörung, ich weiß das. Aber ich finde es gefährlich, wie wir bei so dünnen Häuten erst mal die Reaktion hatten eine dünnere Haut zu machen, bevor es jemanden motivierte eine molligere Haut zu designen. Und bitte, erinnert mich nicht daran, dass die "moppelige" Haut immer wieder in Kritik gerät, da sie vielen nicht wirklich moppelig genug ist und auch nach wie vor ein recht schlankes und definiertes Bild zeigt. Wo wir auch hingehen kriegen wir vor Augen geführt, dass das gesellschaftliche Ideal nun doch so schlank wie möglich ist - auch wenn es um plus size geht. Und hierbei bildet VP keine Ausnahme. Gehen wir über zu Rassismus, kultureller Aneignung und generell schlecht gealterte Sets. Machen wir uns nichts vor, ich bin Käse und absolut die letzte Person, die darüber entscheiden darf was rassistisch oder kulturelle Aneignung ist. Deshalb auch nur ein kurzer Umriss offensichtlicher Fehler der Vergangenheit. Sind wir ehrlich, selbst zu der Zeit als die Sets entstanden sind war es nicht korrekt oder ok das zu tun, aber es wurde in den Medien und der breiten Gesellschaft toleriert und wiederholt und so natürlich auch auf VP nicht mit der nötigen Kritik wiedergegeben. Ich selbst habe diesbezüglich Fehler gemacht, welche absolut meiner eigenen Dummheit, Ignoranz und meinem falschen Denken, dass es mich nicht zu jucken braucht, weil es mich nicht direkt betrifft, verschuldet sind und dafür habe ich selbst gerade zu stehen. Und bevor wir jetzt alle komplett den Geist aufgeben, heben wir kurz die Stimmung mit erfreulicherem Inhalt: Drogen! Da wir alle die Spielregeln gelesen haben erspare ich uns die Standpauke darüber wie VP zu dem Thema steht und erwähne einfach sofort, dass wir dennoch Zigaretten und Alkohol hier haben. Und bevor jetzt einer aus der letzten Reihe aufschreit: Ich bin nicht dumm, ich kenne den Unterschied zwischen gesellschaftlich tolerierten Drogen wie Tabak und Alkohol und dem Rauchen von Cannabis, Schniefen von Koks oder Spritzen von Heroin und weiß dass es selbst hier Abstufungen gibt. Aber das hier ist dennoch eine Seite, die sich auch an Jugendliche von knapp unter 16 richtet - ein Alter in dem Rauchen und Alkohol laut Gesetz in den meisten Ländern nicht gestattet ist. Ist es also wirklich so falsch von mir einfach mal die Frage in den Raum zu werfen, wieso wir sie denn überhaupt im Spiel brauchen? Vor allem, wenn wir so oder so auf der Seite nicht positiv über Drogen reden dürfen - und ja, dazu zählt auch schon positives bereden von Alkohol wenn man die Regeln genau nimmt. Ich finde es einfach dezent hypokritisch. Und dann noch eine besondere Erwähnung an Beleidigungen, Beschimpfungen und generell Gossensprache. Ihr braucht es mir nicht sagen, ich weiß selbst, dass ich die letzte bin, die irgendjemanden wegen seines vulgären Vokabulars anprangern darf. Dennoch habe selbst ich meine Hemmungen jedermann meine Brust mit der Aufschrift "Fick dich" ins Gesicht zu drücken und es ist auch generell nicht meine Art andere direkt und persönlich zu beleidigen (Ausnahmen bestätigen die Regel, aber ich weiß echt nicht wann ich jemandem von Herzen Fick dich gesagt habe und das auch so meinte). VP hat größere Probleme als FSK-16 Sprache oder (wenn wir schon dabei sind) religiöse Symbolik und die damit verbundene Gefahr falsche oder unpassende Ideologien nach außen zu tragen, ohne überhaupt zu wissen, was genau man da unterstützt. Wenn wir jetzt noch einmal über die Liste gehen, dann bleiben uns ein paar Fragen offen. Allen voran: Wieso gibt es die Sachen überhaupt im Spiel? Warum waren diese Sachen so beliebt? Ich will damit auf keinen Fall sagen, dass wir jeglichen Content, der von irgendjemanden als potentiell kritisch angesehen wird, löschen müssen und hier absolute Zensur betreibenmüssen; so verrückt bin ich dann doch nicht. Aber ich frage mich, wieso fangen wir an empfindlich zu werden bei neuen Artikeln, aber alte Artikel mit eindeutig zweifelhaftem Hintergrund bleiben kommentarlos stehen und sind weiterhin erlaubt? Warum halten wir so an der schädlichen Vergangenheit fest und entschuldigen sie mit einem "früher war alles anders"? Ist das hier ein Fall von Nostalgie-Befangenheit oder steckt doch etwas anderes dahinter? Erinnert sich hier einer an Tumblr aus dem Jahre 2014, als die grunge aesthetic so richtig aufblühte? Das war so in etwa die Zeit, in der ich anfing wirklich aktiv auf VP zu werden. gSm stand kurz davor seine Pforten zu schließen, weshalb meine Anfangserinnerungen an VP auch sehr viel mit meinen Erinnerungen an den Versuch Tumblr zu verstehen einher gehen. Aber ich habe Tumblr nie so richtig verstanden (es war der Anfang des großen Konflikts zwischen Carmen und jeglicher Form von social media), was vielleicht auch an der Flut an verwirrenden und nicht wirklich reizvollen Inhalten lag (und ja, ich rede hier vom Selbstverstümmelungstrend und den Unmengen an Pornos auf Tumblr). Ich selbst würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass ich auch zu den Teenies gehörte, die versuchten besonders edgy zu sein um auch wirklich jedem zu zeigen wie düster und morbide es in einem vorging. Ich hatte mein Magazin auf gSm, für welches ich mittelmäßig bekannt war und in welchem ich über mein Leid und die Welt philosophiert habe (wirklich, es hieß "Ich und der Rest der Welt" ); aber rückblickend bin ich doch richtig hart am Cringen, wenn ich bedenke, was ich da alles so geschrieben habe. Und machen wir uns nichts vor: das was für mich mit 16 das absolute Ausmaß an Wortakrobatik und Kunst war, war genau das Gleiche was andere auf einem sorgfältig kuratierten Blog gesucht haben. Teenager sein ist irgendwie scheiße. Du fühlst dich, als würdest du nirgendwo hinein passen und hast Probleme deine Gruppe zu finden. Du bist überzeugt davon, dass alle ein falsches Leben führen, sich hinter Masken verstecken und sich als jemand ausgeben, der sie eigentlich nicht sind. Du fühlst dich alleine und vernachlässigt. Du verstehst weder dich, noch die Welt, außerdem ist dein Körper sowieso der letzte Mist gerade und kriegt nix auf die Reihe. Du wächst körperlich und mental zu jemandem heran, den du nicht wiedererkennst und alles ist neu und fremd und fühlt sich einfach falsch an. Du fühlst dich, als würde jeder von dir erwarten, dass du plötzlich jemand anderes bist. Alle kommen mit ihren festen Ideen und Idealen und Vorstellungen und zwingen sie dir auf. Du fühlst dich wie ein Betrüger, der jeden und sich selbst anlügt. Nichts macht mehr Sinn, die Welt steht Kopf und du beginnst zu denken, dass wenn du einfach nicht mehr wärst, mit dir auch die ganzen Probleme verschwinden würden. Du beginnst zu glauben, dass der Ursprung aller Probleme du selbst bist. Dir hat sich plötzlich die Schattenwelt des Erwachsenseins aufgetan und du weißt nicht mehr, was du tun sollst; du weißt nur, dass alles fucking ätzend ist, du hier nicht sein willst und wieder zurück willst. Außerdem sind Hormone einfach dreimal für'n Arsch. Kommt einem bekannt vor, nicht wahr? Pubertät ist nicht nur diese ominöse Zeit, in der wir ätzend sind und alle anderen ebenso ätzend finden. Pubertät ist ein Übergang und ich hab bislang noch niemanden begegnet, der nicht bis zu einem bestimmten Grad die gleichen Probleme, Gedanken und Sorgen zu der Zeit hatte. Natürlich, es gibt Abstufungen und jedes Leben sieht anders aus. Aber sind wir ehrlich, so ein bisschen kann sich darin jeder wiedererkennen. Es ist also nicht verwunderlich, dass wir in der Verwirrung der Pubertät nach Leuten suchen, denen es genauso geht wie uns. Wir tauschen Geschichten und Erfahrungen aus und versuchen die Tricks und Kniffe der anderen aus, in der Hoffnung, dass sie uns helfen uns nicht mehr so beschissen und fremd im eigenen Leben zu fühlen. Wir fangen an bestimmte Eigenschaften und Taten zu romantisieren, da wir sie für Meilensteine in unserem Reifeprozess halten. Selbstverletzung ist bildlich gesprochen der tiefste Punkt, an den ein Mensch in seinem Leid sinken kann. Es ist die bildliche Repräsentation des Kampfes und der Konflikte, die wir mit unserem Inneren ausfechten und verlieren. Selbst heute noch, wenn ich auf einem Blog ein schwarz-weißes Foto von Rasierklingen im Waschbecken sehe, dann weiß ich, dass die Person damit sehr wahrscheinlich diesen inneren Kampf ausdrücken möchte und das Gefühl der absoluten Hilflosigkeit. Wir haben begonnen spezifische Bilder mit diesen Gefühlen zu assoziieren und zeitgleich diese Hoffnung auf Heilung und auf das Loslösen und Ausbrechen von diesen destruktiven Mustern zu legen. Es ist kein Wunder, dass so viele damals dachten (und es heute immer noch tun), dass wir nur durch Selbstverletzung und Essstörungen und andere Formen der Selbstgeißelung zu persönlichem Glück und Zufriedenheit kommen können. Egal wo wir auch hinblickten wurde uns gesagt, dass das die Art ist, auf die man richtig leidet und an der man richtig wächst. Und vergessen wir bloß nicht, dass der Mensch ein absolut krankes kleines Ekelpaket ist, welches es LIEBT sich in Elend zu suhlen. Die Schatulle, welche man Pandora reichte, enthielt nicht nur alles Leid und Übel dieser Welt. Nein, dadrin befand sich auch ein kleiner Funken Hoffnung und wenn das nicht Bände spricht, dann weiß ich auch nicht mehr. Die Liste an absolut verqueren und fehlgeleiteten Wahrnehmungen und Ideen geht weiter und weiter. Überall wo wir hinblicken sehen wir diese Paradebeispiele und obwohl sich die Kanäle mit der Zeit verändern, so sind die absolut destruktiven und von Grund auf falschen Ideen und Muster immer noch die gleich, wie wir sie vor 10 Jahren hatten. Geht mal auf Youtube und sucht nach gesellschaftskritischen Rezensionen von aktuellen Filmen oder Serien. Ich hab irgendwo mal gehört, dass beispielsweise die Anzahl Vergewaltigungs-positiver Motive in Serien und Filmen enorm hoch ist und hab mir das mal genauer angeschaut. Ich will hier niemanden auf den kalten Boden der Tatsachen holen, aber boy oh boy, hab ich mir beim Sturz die Knie aufgeschlagen. Die Anzahl an sexuellen Übergriffen oder Fehlverhalten ist ellenlang und wird dann sogar noch romantisiert?! Und ich rede hier nicht nur von der absolut miesen BDSM-Etikette einer schlecht geschriebenen Twilight Fanfiktion - auch wenn es definitiv ein Anfang wäre. Wir alle haben dieses sehr spezifische Bild davon, wie eine Vergewaltigung auszusehen hat, wie Gewalt in einer Beziehung aussieht (ich bin nicht frei von Sühne, man beachte meinen Chris Brown Witz, der echt deplatziert und schädlich für den Diskurs um häusliche Gewalt ist) und wie sich Trauma auszuwirken hat. Im Fernsehen und online sehen wir nicht die Realität, sondern die Hollywood-esque Interpretation von Misere, Schmerz und allem was nur falsch laufen kann und wir sehen es durch die rosa-rote Brille von wem auch immer dieser absolut kranke Vollidiot ist, der uns das als Weltsicht aufzwängen will. Taten, die absolut Bilderbuchhaft und unmissverständlich als Vergewaltigung zu verbuchen sind (Vergewaltigung ist jeder nicht einvernehmliche Sexualakt. NICHTS schreibt vor, dass eine Vergewaltigung brutal im körperlichen Sinne sein muss.), werden plötzlich mit Sprüchen wie "so ist das nun mal, da ist doch nichts falsch daran, du reagierst nur über, dich hat doch keiner verletzt" abgetan. Missbrauch jeglicher Form wird plötzlich aufgrund fehlender körperlicher Traumata entschuldigt und für lächerlich erklärt. Wir bewahren diese Ideen, dass nur sichtbare Verletzungen und Schäden von Bedeutung sind - und ich finde es toll, wie wir hier einen Kreis drehen und wieder darauf zurückkommen, wieso es bereits vor 10 Jahren so wichtig für Jugendliche und junge Erwachsene war, dass sie ihren Schmerz und ihr Leid körperlich ausdrücken mussten und sich daraus eine Ästhetik gebildet hat, einfach nur damit man auch nur halbwegs ernst genommen wurde. Ich blicke auf all das und denke mir, dass jeder auch noch so sehr darüber reden kann wie groß die Fortschritte sind, die wir in Sachen psychische Gesundheit gemacht haben, wenn ein Blick in die Gesellschaft, Popkultur und Medien eine ganz andere Sprache spricht. Ist es wirklich besser geworden? Sind wir wirklich sensibler und empfänglicher gegenüber dem Leid anderer oder wollen wir uns nur dafür auf die Schulter klopfen, dass wir wissen was eine Depression ist, allerdings bloß nichts damit zu tun haben wollen und auch immer noch glauben, das wär nichts weiter als ein bisschen Traurigkeit? Denn alles was ich sehe ist eine Welt, die ihr absolut Möglichstes gibt, um jeden gegenüber Gewalt, Leid, Pein und der ganzen Misere, die die Menschen sich gegenseitig antun, zu desensibilisieren und sich erst beim Anblick geschundener und lebloser Körper eingesteht, dass vielleicht doch ein Problem seine Runden macht. (Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich hab mich lange nicht mehr so gespürt wie jetzt und kann absolut verstehen was Leute fühlen, die sagen, dass sie jetzt verdammt noch mal was Hartes zum Trinken brauchen.) Ich sitz also hier und frag mich ... ist das einfach nur so, wie man uns das alles beigebracht hat? Ist das unsere Art mit Dingen umzugehen? Glorifizieren und romantisieren wir einige Ästhetiken, weil sie uns an unsere Vergangenheit und unser Leid erinnern? Finden wir es ansprechend, weil wir uns an unsere Vergangenheit und Gegenwart erinnern, oder weil wir dem dauerhaft ausgesetzt sind und es deshalb toll finden? Weil uns jeder sagt, dass das das Ziel ist, das hübsch ist und das das ist, was wir haben wollen? Wann ist es zu viel? Und wie können wir andere davon abhalten die Grenzen weiter und weiter auszuloten? All diese Fragen und Probleme sind der Grund weshalb wir Community Guidelines benötigen. Sie dienen zu unserem Schutz und zwar dem von uns allen. Sie verhindern, dass man schädlichen oder verletzenden Inhalten ausgesetzt wird und bieten einen sicheren Raum, in dem entweder frei von prekären Inhalten oder in einem festgelegten Rahmen über jene Dinge geredet werden kann. Manchmal heißt das private Räume, kleine Warnhinweise oder gar Pop-Ups, die einen darauf hinweisen, dass man sich wenn nötig Hilfe holen soll und auch gleich mit angeben wo. (Ok, hat das je bei irgendwem geholfen? Für mich wirkt das nur nach einem überaus perfiden Plan, um dennoch schädliche Inhalte anzeigen zu können und sich rechtlich gegen alles abzusichern, denn immerhin weiß man ja, dass man mit den Inhalten Traffic und somit Werbeeinnahmen und Benutzerinformationen generieren kann. Ich glaub ich sollte mich mal kurz hinlegen...) Egal in welchem Raum man sich jetzt befindet, man braucht auch ein Kontrollorgan. Verfrachten wir den Fokus wieder zurück auf VP. Hier haben wir die Admins und Mods, welche sich darum kümmern, dass die Regeln den Anforderungen der Communitys gerecht werden und dass auch jeder sich an diese Regeln hält. Ihre Aufgabe ist dafür zu sorgen, dass so wenig Konflikt wie möglich entsteht - das ist der Grund, weshalb sie so Spaßbremsen sind. Aber durch das Zustimmen der Nutzerbedingungen unterwirft sich jeder diesen Regeln und stimmt einer Selbstzensur und -kontrolle zu. heißt, theoretisch bräuchte es das Kontrollorgan nicht, wenn jeder sich von sich aus an die Regeln halten und auch jeder sie gleich interpretieren und umsetzen würde. Es ist wie im echten Leben. Wir haben Gesetze und an die hält man sich und für den Fall, dass mal doch einer es nicht tut, gibt es die Polizei, die das Einhalten der Gesetze kontrolliert und dafür sorgt, dass das Rechtssystem nicht ins Wanken gerät. (Ja, ich befinde mich gerade in meiner Traumwelt. In anderen Worten, das ist wahnhaftes Wunschdenken, mein Versuch mit Dingen umzugehen.) Das bringt uns zurück zu den Designs. Wessen "Schuld" ist es denn nun? Trägt der Designer Schuld, weil er etwas designt hat, was zweckentfremdet und missbraucht werden kann? Sind die Admins Schuld, weil sie den Artikel ins Spiel gebracht haben? Liegt die Schuld vielleicht bei den Nutzern und ihrer Interpretation kreativen Freiraums? Müssen Designer in einem Raum designen, der die Nutzung der Teile einschränkt, um Zweckentfremdung zu verhindern? Müssen Nutzer sich an die strikte Vorgabe des Designers in Sachen Kontext der Designs halten? Ist die Einschränkung Designer nur noch Dinge designen zu lassen, die sich auch ohne Kontext und in jedem erdenklichen Kontext nicht missbrauchen lassen, ein direkter Eingriff und Zensur der künsterlischen Freiheit? Gehen wir zurück an den Anfang und die Zeitung von Jisatsu. Wo liegt der Unterschied zwischen Mundschutz, wie ihn einige zu Beginn der Pandemie designt haben, und einer Zeitung mit dem Hinweis auf Mutation und Erkrankung (wohlgemerkt, die Infektionszahlen werden genannt, nicht die Todeszahlen!)? Ist es nur deshalb so schlimm, weil wir automatisch auch an die Verstorbenen denken? Ist es so schlimm, weil es immer noch um uns herum passiert? Würden wir auf ein Set mit einer Schusswaffe genauso ablehnend reagieren, wenn es in der gleichen Woche veröffentlicht würde, in der ein Amoklauf stattgefunden hat? Oder wäre das etwas vollkommen anderes? Hilft es überhaupt, die User mitentscheiden zu lassen, ob sie die Artikel haben wollen? So oder so, der Artikel landete im Spiel und ist somit nichts Weiteres als ein weiterer Artikel auf der Liste an Dingen, die eine Diskussion entfacht haben und bei einem Teil der User für ein ungutes Gefühl sorgen. Man kann den Artikel entweder behalten oder ihn verkaufen/löschen; niemand ist gezwungen etwas in seiner Garderobe zu besitzen, das ihm nicht gefällt oder ein ungutes Gefühl bereitet. Aber wenn wir von der Zeitung verlangen, dass sie gelöscht wird, müssten wir das dann nicht auch von anderen Artikeln? Müssten wir dann nicht auch anfangen die Gesprächsthemen in Blogs und Threads zu löschen und zensieren? Wo hört Rücksicht auf die Gefühle anderer auf und wo beginnt Zensur? Wie berechtigt ist die Angst davor, sich selbst zensieren zu müssen und zu verstecken, nur weil es jemand anderes stören könnte? Wie sensibel und empfindlich dürfen wir gegenüber anderen und deren Freiheiten sein? Ab wann wird aus einem persönlichen Problem ein gesellschaftliches? Und auch hier fragt sich wieder, wer denn die Regeln macht und wer bestimmt, was zu viel ist? Wie man es auch dreht und wendet, irgendjemanden wird es immer verletzen und irgendjemand wird dafür zahlen müssen. Ich weiß, dieser Blog ist vielleicht nicht ganz so befriedigend, wie sonst üblich, da er bedeutend mehr Fragen und Hypothesen aufwirft, als er beantwortet. Ich möchte hiermit ein paar Gedankensamen sähen und dass jeder für sich selbst ein bisschen darüber nachdenkt, wo seine persönlichen Grenzen liegen und was genau diese Grenzen absteckt - und das nicht nur auf Artikel bezogen, sondern auf alle Inhalte von VP, dem Internet, dem Umgang mit anderen Menschen. Ich hoffe der Blog hatte Kopf und Fuß und ist nicht nur das Gesabbel von einem Möchtegern Philosophen. Ich habe tatsächlich viele Stunden in Recherche in diesen Blog investiert und nochmal richtig lange an den Formulierungen und allgemein dem Ton gebastelt. Also, egal ob es euch gefallen hat oder nicht, ich würde mich riesig über Feedback freuen. (Pls no comment zu den langen Paragraphen, ich hab wirklich versucht sie so gut es geht abzugrenzen. Aber im Gegensatz zu vorherigen Blogs sind das hier zum Teil richtig lange Gedankenschlagen, die ich nicht einfach so unterbrechen oder abhaken möchte.) |