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 MeldenDAS PERFEKTE ICH Warum sind im Internet alle hübsch?


Lesedauer: 22 Minuten          -          Hördauer: 28 Minuten (Hörfassung)

Content Warnung
milder Umgang mit Selbstwahrnehmung (Selfies, Filter), dem äußeren Druck durch die sozialen Netzwerke (Trends und Menschen) und plastischen Eingriffen




W a s   i s t   S c h ö n h e i t   u n d   w i e   d e f i n i e r t   s i e   s i c h   i n   u n s e r e r   v i s u e l l e n   W e l t

Habt ihr manchmal auch diese Momente, in denen ihr nach endlosem Scrollen durch Social Media Plattformen plötzlich inne haltet und euch fragt: Wieso sind eigentlich alle so hübsch hier?

Schönheit ist seit Jahrtausenden schon eine unserer gesellschaftlichen Währungen. Es heißt nicht umsonst “die schönen und reichen dieser Welt”. Und überall werden wir mit vermeintlicher Schönheit regelrecht bombardiert: ob im Fernsehen, im Internet, beim Klatschblättern in der Arztpraxis oder dem wöchentlichen Bummel durchs Einkaufszentrum. Überall um uns herum sind hübsche Menschen metergroß abgelichtet und strahlen uns mit glänzenden Augen, weißen Zähnen und porenloser Haut an.

Während sich Künstler wie Da Vinci noch mit den Prinzipien der Symmetrie im Kontext der Schönheit und Ästhetik auseinander gesetzt haben, weiß man heute: Perfektion ist nur dann perfekt, wenn sie es nicht ist. Man sucht nach dem Fehler in der Form, einem Sprung im Spiegelbild.

Durch diesen kleinen vermeintlichen “Fehler”, der uns theoretisch hässlich machen würde und allgemein als unattraktives Attribut angesehen wird, zeichnet sich im Gesamtbild das aus, was die Welt als nahezu perfekt erachtet. Gut zu erkennen in der Modelbranche, wo Stars wie Cara Delevingne, Winnie Harlow oder Salem Mitchell mit ihren Mäkeln zeigen, dass Schönheit nicht die Abwesenheit dieser Attribute heißt.

Tatsächliche Perfektion wäre gruselig und würde von uns als Gefahr angesehen - ein Problem, welches sich vor allem in der Robotik und dem Artificial Learning immer wieder zeigt und dort mit dem Begriff des Uncanny Valley beschrieben wird. Zu perfekt und wir sind nicht mehr in der Lage Menschlichkeit und Echtheit zu erkennen.

Was einen schön macht, ist unerklärlich komplex und für jeden etwas anderes. Schönheit für Hollywood ist etwas anderes als Schönheit für Luxus-Designer-Labels oder Schönheit für das kleine Kaff irgendwo am Arsch der Welt.

Egal wie platt und klischeehaft es klingt; was einen Menschen schön macht ist nicht nur sein Aussehen, sondern sein Wesen, seine Art, seine Gestik, sein Duft. Dieses gewisse “je ne sais quoi”, das wir in anderen sehen und einfach nicht definieren können.

Doch in einer Welt, die größtenteils durch statische Bilder oder kurze Videos wahrgenommen wird, gehen viele dieser Dinge verloren. Wir sehen den Raum durch das Schlüsselloch und sind in unser eingeschränkter Sicht gezwungen unsere Referenzwerte neu zu definieren.



B e g e h r e n   u n d   b e g e h r t   w e r d e n   -   d i e   W ä h r u n g   o n l i n e

Glücklicherweise wissen die Sozialen Netzwerke genau, wie der Mensch funktioniert und helfen uns dabei, in dieser neuen Welt mit eingeschränkter Sicht nach neuen Parametern unterwegs zu sein, zu werten und bewerten und lernen auf eine neue Art zu begehren.

Der französische Philosoph René Girard erörtet, dass eines unserer menschlichen Bedürfnisse das Begehren ist. Wir wollen begehren genau wie wir begehrt werden wollen. Und dafür bieten uns Plattformen wie Instagram eine perfekte Spielwiese. Von klein auf lernen wir durch Nachahmung zu leben und uns zu entwickeln und tun dies auch im Erwachsenenalter immer noch. Wir sind inspiriert und motiviert durch unser Umfeld.

Dieses Begehren kombiniert mit dem menschlichen Drang nach Echtheit und Natürlichkeit sorgt allerdings für eine gewisse Dissonanz. Wir wollen authentische und ehrliche Meinungen und Bilder. Wir wollen erkennen können, wenn etwas nur der Inszenierung dient. Wir suchen in einer fast schon perversen Manie nach rohem und unverfälschtem Sein. Wir suchen die Schönheit im Hässlichen, im Realen.

Die schlauen Köpfe in den Werbezentralen dieser Welt verstehen das nur allzu gut und so ist es immer noch verwunderlich, wie so viele Menschen die Effektivität von sogenanntem Influencer-Marketing kleinreden wollen. Es ist unumstritten, dass wir der Meinung unserer besten Freunde mehr vertrauen, als einem plakativen Spruch auf einer Magazinseite.

Und dass Influencer sich so nah und in einer parasozialen Beziehung zu uns halten, die sich anfühlt als seien wir beste Freunde und Stalker zugleich, liegt daran, dass der Mensch diese Nähe und vermeintliche Ehrlichkeit sucht und begehrt. Es fällt uns leichter zu wollen und kopieren, was wir in unserem näheren Umfeld sehen, als das was uns so oder so unerreichbar fern wirkt.

Doch ein nicht zu verachtender Aspekt in den Sozialen Medien ist auch das Verlangen der Apps und Webseiten, dass wir uns länger mit ihrem Content beschäftigen. Spätestens seit der letzten Facebook Whisteblowerin Frances Haugen ist uns allen wieder deutlich geworden, wie sehr diese Seiten unser Nutzverhalten analysieren und für Gewinn ausbeuten.

Und es ist nun mal unumstritten, dass sobald uns etwas gefällt, wir mehr davon haben wollen. Wir umgeben uns gerne mit dem was wir schön finden und begehren, wir können uns regelrecht nicht daran satt sehen und wollen uns vollends damit umgeben. So entstehen Echo-Blasen, in denen wir ununterbrochen mit dem gleichen und ähnlichen Content bombardiert werden.

Es entwickeln sich - abseits der boshaften Absicht aus uns Profit zu schlagen und zu einem Großteil von uns selbst motiviert - Trends. Einer dieser Trends hat Ende 2019 Tsunami-artig Wellen geschlagen als die Journalistin Jia Tolentino in einem Artikel für den New Yorker darüber berichtete: das Instagram Gesicht.



D e r   U r s p r u n g   u n s e r e s   S c h ö n h e i t s b i l d e s   u n t e r   d e r   L u p e

Jia Tolentino fasste in Worte, was wir unterbewusst beobachtet und mit kreiert haben. Sie erfasst damit perfekt den Zeitgeist um die Jahrzehnt-Wende mit einem kritischen Blick auf das, was wir als die Perfektion menschlichen Aussehens definierten.

Basierend auf einer Rosinenpickerei auf der Suche nach der perfekten Kombination zwischen westlicher Schönheit und “exotischem” Reiz. Ein ästhetisches Streben begründet auf unkritischem Umgang mit der westlichen Vergangenheit im Kolonialzeitalter und dem daraus resultierenden Exotismus - einer Fetischisierung dessen, was im westlichen Raum als fremd angesehen wird.

Nicht falsch verstehen, diese Vermischung ethnisch-spezifischer Züge (so betont falsch es auch klingt das zu schreiben) ist eine Entwicklung, die sich so in unserer Realität wiederspiegelt. Die Anzahl gemischter Ehen steigt, zu sehen beispielsweise in den USA, wo sich die Anzahl im Vergleich zu den letzten 25 Jahren verdoppelt hat, und immer mehr Menschen beginnen sich offen mit ihrer multikulturellen Herkunft zu identifizieren - und das auf der ganzen Welt.

Überschattet wird dieser positive Aspekt der Globalisierung leider durch den nach wie vor vorherrschenden rassistischen Grundton in unserer Gesellschaft. Von dem Festharren alter westlicher Ideale und Prinzipien der Schönheit - als bestes Beispiel die Obsession nach einem hellen Teint, einem Phänomen, welches dank des Kolonialismus auf der ganzen Welt zu finden ist - über die Entwertung der Menschlichkeit jener, die diesen Idealen und Prinzipien nicht entsprechen bis hin zu der unverfrorenen Aneignung dessen, was einem nicht gehört - wie die gesteigerten Vorfälle des Black oder Asian Fishing in Influencer-Kreisen geschürt durch den Like-Erfolg durch die Sexualisierung all dessen, was der Westen als “exotisch” erachtet. (Etwas, das locker ein Thema für sich sein könnte und sollte.)

Das Gesicht, welches Jia Tolentino als das Instagram-Gesicht beschreibt, vereint die vermeintlich besten Attribute aus aller Welt: große Augen, volle Lippen, hohe scharfe Wangenknochen, ein leicht gebräunter aber nach wie vor heller Teint, eine schmale Nase. Wir alle kennen das Gesicht; wir alle wissen, wer es trägt. Es sind der Kardashian-Jenner Klan, die Hadid-Schwestern, die Instagram-Baddies. Es ist das Gesicht, das über Jahre hinweg jeder haben wollte. Und dank der Sozialen Medien war der Traum für viele plötzlich nicht mehr fern.



U n s e r e   S u c h e   n a c h   S c h ö n h e i t   d u r c h   d i e   L i n s e   e i n e r   K a m e r a

Das was wir in den Sozialen Medien betreiben ist nichts weiter als eine ausgeklügelte Inszenierung der Realität. Wir suchen uns aus, was wir posten und in welchem Licht wir Dinge darstellen wollen. Wir entscheiden uns bewusst dafür, welche Looks wir der Welt zeigen und welche wir ihr vorenthalten. Die Wahl dessen, was wir von unserem Leben preis geben und wie wir es darstellen, definiert nicht nur wer wir sind, sondern auch unser eigenes Verständnis von Authentizität und Schönheit. Jedes Bild, welches wir auf Instagram posten, posten wir mit dem Verständnis, dass es sich hierbei lediglich um einen Blick durch das Schlüsselloch handelt.

Wie ein unausgesprochenes Gesetz scheinen das alle zu verstehen - zumindest alle, die auf großem Fuß mitmischen wollen. Das Spiel hat Regeln und nur wer sie kennt und beachtet darf mitspielen. Wenn etwas zu echt oder zu roh ist, dann werden schnell Vorwürfe der Inszenierung zur Like-Gewinnung laut.

Niemand würde sich je weinend und mit verschmiertem Make-Up der gesamten Öffentlichkeit präsentieren, wenn er nicht ein verstecktes Ziel verfolgen würde. Niemand kann ernsthaft glauben, dass jemand sich den Anblick von Cellulite oder Dehnungsstreifen freiwillig geben würde und es auch noch schön findet.

Wir sind uns bewusst, dass jeder Blick durch das Schlüsselloch die Sicht auf eine bis ins kleinste Detail ausgeklügelte Szene bietet. Und dennoch schaffen wir es nicht hinter jedem Bild eine Absicht zu vermuten.

Durch das unausgesprochene Abkommen, dass wir uns auf den Sozialen Netzwerken von unserer besten Seite präsentieren - zwar unser vermeintliches echtes Selbst, aber eben die Schokoladenseite - kommt der Druck immer optimal zu performen. Und hier helfen die Technikunternehmen gerne aus und bieten uns tausende an Möglichkeiten, wie wir das tun können.

Fernab der analogen Möglichkeiten die einem Make-Up bieten und dem durch die Hürde des Geldes und der fehlenden Fähigkeiten für viele unerreichbaren Photoshop bieten viele Apps mittlerweile eingebaute Filter an. Und das ob wir es wissen oder nicht - denn mittlerweile hat die Front-Kamera eines jeden Handys einen Schönheitsfilter, den man bewusst ausschalten muss, wenn man sein unverblendetes Gesicht sehen möchte.

Snapchat war Vorreiter in Sachen Filter und schnell zogen alle anderen mit. Aus den anfänglich lustigen Quatsch-Filtern wurden schnell sogenannte Beauty-Filter. Selbst viele der Quatsch-Filter hatten von Anfang an offensichtliche ästhetische körperliche Veränderungen, die sie mit sich brachten.

So beispielsweise auch der Reh-Filter von Snapchat, bei dem man nicht nur wie ein Rehkitz aussieht, sondern welcher konkret das Gesicht verkleinert, die Augen vergrößert und einem einen richtig majestätischen Eye-Liner verpasst. Viele dieser Filter haben einen offensichtlichen “Niedlichkeits”-Effekt, was mit sich führt, dass sie casual von Usern benutzt wurden, einfach um “cute” auszusehen auf den sonst eher unschmeichelhaften Selfie-Fotos.

Viele sind nämlich mit ihren Selfies schnell unzufrieden. Das liegt zum Einen an dem von außen empfundenem Druck mit allen anderen in den Sozialen Medien mitzuhalten, aber auch an der Beschaffenheit der Kameras. Wer sich ein bisschen mit Fotografie auskennt weißt, dass es einen enormen Unterschied macht, wie nah das abzulichtende Objekt der Linse ist.

Dadurch dass wir die Selfies von so nahem machen, sieht unser Gesicht leicht verzerrt aus als vergleichsweise unser Spiegelbild oder ein Foto von uns, das jemand anderes geschossen hat. Dieses Problem kann man zwar mit ein paar Kniffen umgehen, doch es ist mit bedeutend mehr Aufwand verbunden, als einfach nur einen Filter anzuklicken.

Die vielen Filtern (ob es sich hierbei um Presets in einer App handelt oder eine eigenständige App wie beispielsweise FaceTune, bei der man individuelle Bereich mit einem Klick bearbeiten kann), die der Welt zur Verfügung stehen, bieten uns an, das Beste aus uns herauszuholen.

Und das ist auch der ursprüngliche Sinn hinter diesen Filtern gewesen. Kleine Unreinheiten oder unschmeichelthafte Attribute wie gelbe Zähne, rote Augen oder ein dicker Pickel können mit nur ein paar Klicks entfernt werden und lassen einen noch nach sich selbst aussehen, aber halt einfach besser. Ein Konzept, das so alt ist wie die Fotografie selbst. Wir sind wir, aber ohne die typischen Makel des Tages und der Technik.



D a s   D i l e m m a   u n d   d i e   S c h a t t e n s e i t e   d e r   P e r f e k t i o n

In Kritik sind diese Filter - allen voran die App FaceTune - dann geraten, als plötzlich viele angefangen haben zu extremeren Veränderungen zu tendieren. Man kann sich mit FaceTune ein vollkommen neues Gesicht verpassen und im Endeffekt gar nicht mehr so aussehen, wie man es tatsächlich tut.

Viele Influencer sind bekannt dafür, dass fast alle ihre Bilder derart manipuliert wurden, dass ihre Internetpräsenz ihrem tatsächlichen Gesicht überhaupt nicht mehr ähnelt. Vor allem dann, wenn sie mit dieser Manipulation nicht offen umgehen oder eine recht junge Follower-Base haben, hagelt es Kritik. Vor allem drastische Manipulationen werden hier sehr kritisch beäugt, da sie ein unerreichbares und schier unmögliches Ideal dieser Menschen abbilden.

Gefährlich wird die systematische und im Verborgenen stattfindende Bildmanipulation dann, wenn sie zu Werbezwecken eingesetzt wird - dabei ist vollkommen egal, ob es sich beim Produkt um Kosmetika, Klamotten oder den Service einer Person handelt.

Natürlich ist es nicht neu, dass in der Werbung gelogen wird und mit Tricks die vermeintliche Magie eines Produktes ins unermessliche übertrieben wird. Solche Praktiken sind zwar in den meisten Ländern per Gesetz verboten, doch das heißt noch lange nicht, dass sich auch jeder an dieses Verbot hält.

Die Frage ist durchaus eine ethische. Ist es rechtens, dass ein Make-Up-Artist all seine Bilder - das Aushängeschild seines Services - nachbearbeitet und somit eine Farbvielfalt und -intensität erschafft, die er in der Realität nie erreichen könnte? Wie schaut es aus mit dem Markt rund um Abnehm-Produkte gepaart mit einem Foto, auf dem das Model nicht nur gut in Szene gesetzt wurde, sondern mit Hilfe einer App ein bisschen nachgeholfen wurde, um schlanker auszusehen?

Wir werden in der Werbung mit diesen Bildern bombardiert und obwohl wir rational gesehen wissen, dass es sich hierbei eindeutig um Werbung handelt und Werbung immer darauf aus ist ein Produkt zu verkaufen, lassen wir uns auf den Sozialen Netzwerken gerne in die Irre führen und fallen Opfer der Taktiken der Unternehmen.

Einige von ihnen haben gelernt unsere Unsicherheiten besonders geschickt auszubeuten. Besonders renommiert sind in dem Fall der Kardashian-Jenner Klan und ihre komplette Bandbreite an Kosmetika, Diät-Kram und ShapeWear. Sie inszenieren sich als diese optisch perfekten Menschen, fallen eins zu eins in das Schema rein, was sich in den Netzwerken gut vermarktet und prägen die Trends der Zeit.

Alle wissen, dass sie in unterschiedlicher Intensität plastische Eingriffe haben durchführen lassen, sich selbst immer nur auf manipulierten und “aufgehübschten” Bildern zeigen und damit werben, dass ihre Produkte jedem dabei helfen können, so zu werden wie sie selbst. Sie normalisieren den Gebrauch des “optimierten Selbsts”. Ein zweischneidiges Schwert für jeden, der in der Branche mitwirkt.

Zum einen promoten sie diese falsche Inszenierung zum Marketing des eigenen Selbsts auf all ihren Plattformen. Sie machen Geld damit, dass sie massenhaft Produkte und Services vermarkten, die vor allem die Unsicherheiten der Frauen in Bezug auf ihr eigenes Aussehen ausnutzen, und sie als Allheilmittel verkaufen (Kosmetika, Diätkram, ShapeWear).

Auf der anderen Seite werden sie selbst immer wieder Opfer der Gespräche, wenn sich mal ein weniger offensichtlich bearbeitetes Bild an die Öffentlichkeit zwängt und sie plötzlich zwar menschlicher und realer, aber halt nicht mehr wie ihre perfekten Aushängeschilder aussehen.

Dann kommt es zu so Momenten wie Kylie Jenner auf dem Paparazzi-Foto zu Beginn des Lockdowns oder das große Drama um das Bikini-Foto von Khloé Kardashian.

Und die Frage ist, in wie fern uns fremde Menschen Ehrlichkeit im Umgang mit ihren Bildern und ihrer Präsenz in den sozialen Netzwerken schuldig sind.

Auf der einen Seite steht das Argument, dass eine zu legere Unterhaltung um das Thema mit sich bringt, dass es normalisiert wird Eingriffe vornehmen zu lassen und man damit den Menschen vermittelt, dass das zum guten Ton gehört. Wer hübsch sein will, der muss eben was an sich machen lassen. Bis man das Geld für größere Eingriffe zusammen hat, kann man sich mit FaceTune bereits auf sein neues Gesicht einstimmen. Ganz zu schweigen von dem Gefühl der Notwendigkeit solcher Eingriffe, welches besonders junge Menschen zu spüren bekommen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch das Argument, dass zu verschleiern und zu leugnen, dass man etwas an sich hat machen lassen, ein falsches Signal senden kann. Denn obwohl der aktuelle Trend zu einem natürlichen Look tendiert, so sind viele der Eingriffe als offensichtliche Veränderungen zu erkennen. Das bringt mit sich, dass selbst bei Leugnung von Eingriffen und Manipulation negativ über einen geredet wird. Es scheint kein einheitliches Richtig oder Falsch zu geben.



D a s   b e s t e   I c h   j e n s e i t s   d e r   T e c h n i k

Doch der allgemein offenere Umgang mit der eigenen Unsicherheit und dem eigenen Aussehen, setzt eine Welle in Bewegung. Immer mehr - vor allem junge oder allgemein unsichere - Menschen sehen sich in der Verantwortung ihre Bilder ebenso zu bearbeiten oder genau wie die ganzen Stars weiter zu gehen. Wie gesagt, die Sozialen Netzwerke sind ein Spiel und wer sich nicht an die Regeln hält ist raus.

Und das wird dann kritisch, wenn Benutzer plötzlich vergessen, wie sie wirklich aussehen. Es kommt zu einem Phänomen, welches von plastischen Chirurgen ursprünglisch Snapchat Dysmorphie genannt wurde: Man erkennt sich selbst nicht mehr wieder und ist unzufrieden mit seinem eigenen Gesicht und Körper, wenn sie nicht durch einen Filter bearbeitet sind.

Dadurch dass wir in unserer so visuellen Welt angehalten sind uns selbst dauernd zu bewerten, entwickelt sich das Bedürfnis, dass wir auch in echt so aussehen wollen, wie unsere Filter-Ich, dem keine Grenzen gesetzt sind. Immer mehr Patienten wenden sich an plastische Chirurgen mit Bildern von sich selbst, die sie in FaceTune bearbeitet haben.

Es wird erst dann richtig kompliziert, wenn die Veränderung jenseits aller körperlichen Möglichkeiten liegt. Denn anders als ein plastischer Chirurg hat FaceTune kein Limit, wie schmal es die Nase machen kann. Doch das Ziel ist selten jemand anderes zu sein, sondern nur ein besseres Selbst.

Durch die indirekte Werbung in den Sozialen Netzwerken boomen in den letzten Jahren sogenannte Tweakments - minimalinvasive Eingriffe; billiger, schneller, ideal zum testen. Man kann in kleinen Schritten viel erreichen - und auch austesten. Denn nach ein paar Monaten ist von den Fillern bereits nichts mehr zu sehen. Scheinbar perfekt für kurzlebigere Trends.

Durch den selbstverständlichen Umgang mit ihnen fühlen sich viele mehr dazu verleitet es doch auch mal zu versuchen. Dieses Interesse bringt leider Menschen mit sich, die dies ausnutzen und mit mangelnder Fachkenntnis, schlechten Produkten oder abseits jeglicher Gesetze (beispielsweise wenn es um die Kontrolle des Alters der Patienten kommt) handeln, um sich so schnell Geld dazu zu verdienen.

Durch die Banalisierung solch minimalinvasiver Eingriffe sind die Stimmen der Befürworter oft lauter und schlechte Erfahrungen oder Unzufriedenheiten werden als Ausnahme abgetan.

Die Tweakments sind für viel mehr Menschen erreichbar - und das zeigt sich, denn die Zahlen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Das Ziel für viele ist “Sexual Dismorphism”, also ein Hinstreben auf klassisch männlich oder weibliche Züge. Das bringt auch mehr Männer in die Praxen als früher. Das Stigma um die Schönheitseingriffe legt sich.

Wenn es um den Diskurs bezüglich solcher Tweakments und auch größerer Eingriffe geht, so hat sich seit den 90ern nichts verändert. Das Endresultat der Eingriffe ist anders, doch die Diskussion darüber, wer jetzt was hat machen lassen, wie man damit persönlich umzugehen hat und wer wem was an Erklärung schuldig ist, bleibt die gleiche.

Und auch wenn es Gründe gibt wieso es wichtig ist, offen mit Eingriffen umzugehen (beispielsweise wenn man Werbung für einen Abnehmtee macht und dann kurz vor dem Shoot das Bauchfett reduziert bekommt), so ist natürlich immer die Frage, wie viel Ehrlichkeit und Offenheit ist nötig und sind uns andere Menschen diese Information schuldig?

Es ist eine Hölle, die sich die Stars unserer Zeit selbst erschaffen haben - doch wir leben mit ihnen dort. Denn die Standards, die wir angefangen haben für uns selbst zu setzen, sind für viele - ganz gleich ihres sozio-ökonomischen oder kulturellen Hintergrundes - nicht mehr möglich.



F e t i s c h i s i e r u n g   v o n   E h r l i c h k e i t   u n d   E c h t h e i t   a u f   d e r   S u c h e   n a c h   S c h ö n h e i t

Es liegt ein Wandel in der Luft. Irgendwann kommt es auf jedem Markt zu einer Übersättigung und er bricht ein. Dadurch dass durch Tweakments viele kleinere Eingriffe für mehr Menschen zugänglich wurden, konnten viele ihrem Filter-Ich näher kommen und so zu dem Einheitsbrei in den Sozialen Netzwerken beitragen.

Doch sobald fast jeder so aussieht und die meisten bei einem Trend mitziehen - und das vollkommen außer Acht lassend, dass jeder Trend auch immer einen Gegentrend hat - ist es nichts besonderes mehr und verliert seinen Reiz und sein Macht. Es ist wie zu sehen, wie ein bestimmer Zaubertrick funktioniert. Die Magie ist hinüber und man sucht nach einer neuen Begeisterung.

Da stellt sich die Frage, was das für uns und unser Nutzverhalten in den Sozialen Medien heißt. Die Kritik, die Jia Tolentino an dem Instagram-Gesicht hatte war gut und kam zu dem richtigen Moment. Und es befindet sich jetzt langsam wieder im Wandel.

Die Diskussion rund um die identischen Gesichter in den Netzwerken hat mit sich gebracht, dass wir auf eine vollkommen neue Art über Schönheit denken und reden. Wir mussten lernen Schönheit neu zu definieren und werden es auch die nächsten Jahre immer und immer wieder tun, genau wie wir es vorher schon seit Jahrtausenden gemacht haben. Wie auch all die Male zuvor wandelt sich das Ideal und das Bild der perfekten Menschen - allem voran der perfekten Frau.

Und es bleibt abzuwarten, wie sich das globale Bild von den regionalen unterscheidet und welche Region den Ton angibt. Oder ob wir vielleicht lernen, dass es in Dingen so vielfältig wie das Konzept der Schönheit keinen gemeinsamen Nenner geben kann.

Die Frage bleibt auch, was das für uns privat heißt. Ist es verkehrt sich selbst attraktiv zu finden, in irgendeiner Weise peinlich oder gar anstößig? Wer sich von sich aus attraktiv findet und seine Schönheit aus freien Stücken vermarktet und öffentlich zur Schau stellt, sich selbst den Inszenierungsmethoden wie Filter, Make-Up und fescher Kleidung hingibt, der kann das ruhigen Gewissens tun.

Es wird kritischer, sobald man sich durch die Sicht nach außen von dem vermeintlichen Ziel in den sozialen Medien unter Druck gesetzt fühlt und zwanghaft versucht zur Akzeptanz diese Ziele zu erreichen.

Ein Wandel im Umgang mit diesen Mitteln der Selbstinszenierung und wie wir sie wahrnehmen - sind sie ein Zeichen kreativen Ausdrucks oder nur der Versuch die eigene Eitelkeit zu befriedigen? - könnte vielleicht Abhilfe schaffen und würde Frauen aus dem objektivierenden Blick herausheben und sie als selbstbestimmte Wesen anerkennen.

Doch es wird wenig daran ändern, wie der Mensch im Grunde agiert und denkt. Der Mensch möchte Perfektion und sucht sie wo er nur kann. Dabei ist er gewollt sich selbst zu belügen und vorzugaukeln, dass etwas der Realität entspricht, egal wie offensichtlich die Täuschung auch sein mag.

Das Konzept Schönheit und den Streit um die Relevanz von “echter” Schönheit ist nicht nur dort anzutreffen, wo Menschen über ihr eigenes Aussehen reden. Auch in der Musik ist die Diskussion um echte Performance und tatsächliches Talent gegenüber Pitch-Correction immer wieder aktuell.

Wir wünschen uns einen sauberen Look, eine saubere Performance, ein schöner nahezu perfekter Moment. Doch auf eine fast schon perverse Art glorifizieren wir sogenannte “authentische Looks”, da sie im starken Kontrast zu den aufgehübschten aber auf “natürlich” getrimmten Looks stehen. Eine Art der Glorifizierung allem, was sonst als schlecht oder hässlich gelten würde für den sogenannten #nofilter-Moment.

Das, was in der Modelbranche seit Jahrzehnten bereits bekannt ist, um sich von der Masse abzuheben. Und wie bereits vorher erwähnt spalten sich die Meinungen - jene, die an diese Authentizität glauben und sie glorifizieren und jene, die sie mit der gefakten Natürlichkeit vergleichen und als nicht genügend oder gar hässlich empfinden. Frei nach dem Motto: Pickel abdecken macht einen Fake und beweist, dass man hässlich ist, denn wahre Schönheit und Ehrlichkeit wäre ohne Make-Up rumzurennen und jegliche Unreinheiten offen zur Schau zu stellen.

Es ist ein vollkommen neues Level von Exhibitionismus, in dem wir uns suhlen und uns daran ergötzen, wie unverfälscht es doch schmeckt.

Es erfordert ein Umdenken auf grundlegender Ebene. Wir müssen sowohl in die eine Richtung denken können, als auch in die andere. Wir müssen wieder neu lernen, dass nur weil wir etwas sehen, das nicht zwingend das sein muss, was wir sehen sollen.

Heute wissen wir, dass die Ikonographien und Gemälde aus vergangener Zeit definitiv eine idealisierte Darstellung der abgebildeten Menschen ist. Dieses Verständnis, dass Menschen so nicht aussehen muss eindeutig auch zur den Anfängen der Fotografie unterwegs gewesen sein, denn obwohl es Fotografie und die Bildmanipulation in den 1940ern schon lange gab, wurde in der Werbung immer noch mit ikonigrafischen Abbildungen zum trügerischen Vermarkten von Produkten gearbeitet.

Heutzutage haben wir diese Erwartung, dass bildliche Darstellungen durch das Medium Film und Fotografie echt und ungefiltert sind. Wir akzeptieren es viel leichter für bahre Münze und hinterfragen es oft nur dann, wenn wir aktiv auf die Suche gehen, um jemanden als Betrüger zu entlarven. Fotografie hat sich in unseren Leben als realistischen, natürlichen und unverfälschten Spiegel des modernen Lebens etabliert - und das, obwohl es anders nicht sein könnte.

Und losgelöst von allem logischen Denken klassiert unser Gehirn Menschen in ihrer Güte und ihrem Charakter anhand der wahrgenommenen Schönheit - ein Denkmuster, welches vor allem dann gefährlich wird, wenn es eine Frage der Schuld oder Unschuld ist und sich an die Menschen richtet, die nicht in unser Verständnis von Schönheit hineinpassen. Der Mensch redet gerne vom hässlichem und schönem Charakter - bewerten tut er aber primär die äußere Hülle.

Vielleicht ist es also gar nicht so abwegig, dass es die meisten von uns drängt ihre eigene innere Schönheit nach außen tragen zu können. Ein einheitliches Symbol für Güte, Jugend und Recht. Eine reine Weste. Die Art Mensch, auf die wir alle hinstreben. Aus Selbstschutz, aus Machtlust oder aus Eitelkeit.

Ein meiner Ansicht nach missverstandener Begriff, oft jenen zugeteilt, von denen man behauptet ihr Wunsch nach Schönheit und Jugend würde sie vor der Realität des Alterns verblenden. Dabei bedeutet eitel sein ganz genau zu verstehen, dass es mit allem vorbei gehen wird.

Und so lange wir in einer Welt leben, die es bevorzugt gesellschaftliche Macht auf jene zu übertragen, die jung, hellhäutig und strahlend sind, so lange ist es auch verständlich, wieso so viele versuchen Macht mit ihrem Aussehen zu erkaufen.



Am Ende der Blogreihe werde ich all meine Quellen in einem separaten Blog veröffentlichen, einfach weil es zu viel für die jeweiligen Blogs wird und sich einiges doppelt.

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Masilein schrieb Um 21-09 14:23:
Masilein schrieb:
Cherry schrieb:
Ich glaub, zu dem ganzen Exotismus-Fetischisierungs-Thema muss ich gar nichts groß sagen. Da habe ich mich ja schon in aller Breite zu ausgelassen. Aber ist schon echt absurd, dass das perfekte Instagram Gesicht aus Eigenschaften zusammengebastelt wird, die sich verstreut auf der ganzen Welt finden. Weil ein Mensch, eine Ethnie kann nie perfekt sein, es muss immer das mit eingestreut werden, das man als unbekanntes oder exotisches Element kennt.

Ich finde das so krass, wie viel man mit Filtern inzwischen machen kann. Da gabs mal Berichte über Streamer, die live im Stream IMMER einen Filter aktiv haben und bei denen dann durch einen Glitch durch eine unerwartete Bewegung oder wenn der Filter nicht schnell genug hinterher gekommen ist, herauskam, dass das Gesicht, das zigtausende Leute da live im Stream gesehen haben, gar nicht echt war.

Das Absurde an diesen Mini-Eingriffen ist ja auch, dass der äußerliche Effekt zwar nach ein paar Monaten verschwindet, aber die Substanzen, die in das Gewebe eingespritzt wurden, sich nur verteilen und nicht abbauen. Man spritzt sich damit dann beim "Auffrischen" also Stück für Stück immer mehr Produkt in die Haut, dass sich dann über die Zeit im gesamten umliegenden Gewebe verteilt und auf lange Sicht sonstwas für Folgen haben kann. Dazu finde ich ganz interessant, was die Youtuberin Gnu dazu für Videos gemacht hat. Sie selber hat sich jahrelang diese Mini-Unterspritzungen machen lassen und klärt inzwischen sehr aktiv dazu auf, was für Folgen das haben kann und das das Produkt bei ihm immer noch im Gewebe drin ist und sich nicht vollständig auflösen lässt.

Und es ist schon beinahe pervers, wie widersprüchlich es ist, dass auf der einen Seite perfekte Filtergesichter gefeiert werden, aber auf der anderen Seite nach so viel Authentizität gegeiert wird, bei der aber dennoch der Anspruch besteht, dass diese Authentizität möglichst nahe an die Filter-Version ran reicht, damit man sagen kann "Hey guck mal, so sieht NATÜRLICHE Schönheit aus". Absurd einfach.
Es ist halt wie in allem, dass der Mensch auf der Suche nach der Superlative nicht mehr hinterfragt, was genau er da tut und einfach den Blick für die realität und vor allem die Moral verliert.

Oh man, die ganze Filter-Sache geht soooooo viel tiefer. Und dann sind wir auch da gleich bei der Frage inwifern solche Virtual Avatars und dergleichen überhaupt ethisch sind, wenn es um die Vermarktung eines Produktes oder eines Services geht.

Eindeutig! Und wenn jemand darüber berichtet, dann tun viele drum herum immer so, als sei die Person nur neidisch oder wütend, weil es bei ihr selbst nicht so gewirkt hat. Man will einfach niemandem gönnen, dass es vielleicht doch keine perfekte Lösung gibt. Der Mensch klammert sich so an diese Hoffnung fest, dass er für wenig Geld und wenig Schmerz genau das erreichen kann, was andere vorleben, ohne zu hinterfragen was denn der eigentliche Preis am Ende sein wird. Und wenn es zu den üblichen nebenwirkungen kommt - die bei JEDEM Eingriff auftreten können - dann kommen auch schnell die Kommentare von wegen "das ist wenn man es nicht professionell macht oder billig, du wolltest nur einen guten Ausweg und das hast du jetzt davon, hättest zu einem Experten gehen sollen". Diese Gehässigkeit ob dem Leid anderer.

Ich kann dafür ja das eine Video ja mal teasern, das ist zwar aus der Musik-Szene, lässt sich aber 1:1 auf die Schönheitsindustrie und offen gestanden fast alle Bereiche unserer vermeintlichen Leistungsgesellschaft, die "echte" Arbeit so überschwänglich belohnt, anwenden. Und man merkt einfach, wie schnell es eine Farce ist.
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Masilein schrieb Um 16-09 12:54:
Masilein schrieb:
Liebe schrieb:
 endlosem Scrollen durch Social Media und euch fragt: Wieso sind eigentlich alle so hübsch hier?
Ich bin so froh sagen zu können, dass ich mich nicht (mehr?) mit anderen vergleiche. Ich folge auch keinen "influencern" mehr auf instagram die mir keinen mehrwert bieten. mir ist sehr bewusst, dass sehr viel fake auf social media ist und sich jeder nur im besten licht darstellt. ABER wo ich mir definitiv eine scheibe abschneiden will von den "hübschen" leuten ist self-care, also dass ich mich um meine Haut, haare, körper, etc. gut kümmere

Was einen schön macht, ist unerklärlich komplex und für jeden etwas anderes. 
Das finde ich so schön. Dass es eben nicht nur DAS EINE schön gibt, sondern wirklich jeder eine andere Definiton hat und jeder etwas anderes als schön erachtet. Tragisch wird's dann nur, wenn das, was man selbst als nicht-schön erachtet, nieder gemacht wird. 

Ich finde es so verrückt, dass so vielen Influencern alles gelaubt wird, obwohl man weiß, dass sie dafür bezahlt werden und sie damit Geld machen. 
Ich bin froh dass ich, würde ich mal behaupten, 0 in dieser Echo-Blase bin. 

Obsession nach einem hellen Teint
Ich hab letztens was im TV gesehen, da hat eine Ärztin in Afrika auch über so AUfhellungs-Cremes geredet. Sie meinte, dass die schwarzen "hellbraun" werden wollen, und die weißen möchten auch gerne so "hellbraun" sein- so dass das als ideal angesehen wird und beide darauf "hinarbeiten"- die einen mit aufhellungscremes, die anderen früher mit solariom & sonne, und jetzt eher mit Selbstbräuner. 

als nächstes lesen: D a s   D i l e m m a   u n d   d i e   S c h a t t e n s e i t e   d e r   P e r f e k t i o n
Ich war auch nie so wirklich in dem Groove drin, einfach weil ich kaum Präsenz auf sozialen Plattformen habe. Like ich hab einen Pinterest Account (was scherzhaft SoMe der Antisozialen und Schüchternen genannt wird) und halt Youtube, wo ich in ganz anderen Kreisen unterwegs bin. Aber als ich dann langsam angefangen habe mich mehr mit Gesellschaftsthemen zu umgeben, ist das einfach immer offensichtlicher geworden - und vor allem war es ein Gefühl, das ich bei anderen (ob in der Schule oder im Bekanntenkreis) feststellen konnte.
Ich merke selber, wie ich mich auch immer wieder zurück nehmen muss, wenn ich mir von mir aus denke "du könntest mal bisschen hier und du könntest mal bisschen da" und dann in so eine Art Rabbit Hole mit wirklich negativem Content falle, einfach weil der Abgang sehr schnell gemacht ist. Ich muss mich selbst dann immer zurückholen und erst mal Realitäts- und Faktencheck machen. Ist das so eigentlich richtig? Stimmt das? Hilft das? Ist das eigentlich ein Problem??? (Man erinnere sich an all diese behämmerten "Challenges" in Bezug auf den eigenen Körper. Bin ich froh die nie mitgemacht zu haben.)

Ich glaub das Problem mit Schönheit per se ist halt einfach, weil wir so digital unterwegs sind und da vieles verloren geht durch den sehr inszenierten Blick auf alles. Like wenn du jemanden im Restaurant siehst, dann siehst du den aus einem ganz anderen Blickwinkel, als wie wenn du ein Video von ihm im Restaurant siehst. Da sind einfach andere Dinge, die auffallen und einem wichtig sind.

Hm, würde das so nicht sagen. Wenn du nicht jedes Mal zum Surfen eine neue Maschine benutzt und nicht einmal die Woche deine Freunde austauschst, dann bist du wohl in einer Echo-Blase. Sie mag nicht einschränkend wirken und ist auch sehr auf deine persönlichen Vorlieben und Ansichten ausgeprägt. Aber dann überleg mal was du alles nur dann siehst, wenn du aktiv danach suchen gehst. Mag jetzt ein super extremes Beispiel sein, aber ich hab bspw in den letzten Woche vor dem Schlafengehen auf Yutube durch die Shorts gescrollt und die meisten sind halt spon-con, heißt das was viel angeklickt wird. Ich war irgendwann in einem Loch von Comedy Clips und Reddit Posts gefangen. Und plötzlich zeigt mir Youtube in meinen Empfehlungen Videos von PragerU und Interviews mit Jordan Peterson. Videos, die ich vorher nie auf dem Schirm hatte, weil sie sich nicht mit meinen politischen und gesellschaftlichen Gedanken decken. Aber durch 3 Stunden Reddit-Shorts bin ich jetzt in meinem Youtube Algorithmus ein bisschen mehr auf die rechte Seite des Politspektrums gerutscht und muss hart dran arbeiten, dass mir die Videos nicht weiter vorgeschlagen werden. Echo-Blase. Auch wenn sie auf mich nicht einschränkend oder so wirkt.

Ja man, dazu hab ich auch noch irgendwo Drafts für Blogs rumliegen. Hatte mich glaube ich damals als ich wieder Layouter im NT werden wollte mit einem Layout zu dem Blog über schwarze Frauen auf der Suche nach heller Haut beworben. Diese ganzen "Aufhellungscremes" sind auch in Südostasien super "beliebt" (bspw Thailand, Malaysia, Philippinen). Der Grund wieso der Trend hier so zu gebräunter Haut führt kommt im übernächsten Blog, wo ich über Klassendenken und all das in Bezug auf Schönheit rede - und es ist genau das gleiche in all den Ländern, wo man hellere Haut haben möchte. Klassendenken, gelegentlich gepaart mit Rassismus, et voilà, der Grund wieso minimal gebräunte Haut auf fast der ganzen Welt als Schönheitsideal gilt.
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Liebe schrieb Um 15-09 22:51:
Liebe schrieb:
 endlosem Scrollen durch Social Media und euch fragt: Wieso sind eigentlich alle so hübsch hier?
Ich bin so froh sagen zu können, dass ich mich nicht (mehr?) mit anderen vergleiche. Ich folge auch keinen "influencern" mehr auf instagram die mir keinen mehrwert bieten. mir ist sehr bewusst, dass sehr viel fake auf social media ist und sich jeder nur im besten licht darstellt. ABER wo ich mir definitiv eine scheibe abschneiden will von den "hübschen" leuten ist self-care, also dass ich mich um meine Haut, haare, körper, etc. gut kümmere

Was einen schön macht, ist unerklärlich komplex und für jeden etwas anderes. 
Das finde ich so schön. Dass es eben nicht nur DAS EINE schön gibt, sondern wirklich jeder eine andere Definiton hat und jeder etwas anderes als schön erachtet. Tragisch wird's dann nur, wenn das, was man selbst als nicht-schön erachtet, nieder gemacht wird. 

Ich finde es so verrückt, dass so vielen Influencern alles gelaubt wird, obwohl man weiß, dass sie dafür bezahlt werden und sie damit Geld machen. 
Ich bin froh dass ich, würde ich mal behaupten, 0 in dieser Echo-Blase bin. 

Obsession nach einem hellen Teint
Ich hab letztens was im TV gesehen, da hat eine Ärztin in Afrika auch über so AUfhellungs-Cremes geredet. Sie meinte, dass die schwarzen "hellbraun" werden wollen, und die weißen möchten auch gerne so "hellbraun" sein- so dass das als ideal angesehen wird und beide darauf "hinarbeiten"- die einen mit aufhellungscremes, die anderen früher mit solariom & sonne, und jetzt eher mit Selbstbräuner. 

als nächstes lesen: D a s   D i l e m m a   u n d   d i e   S c h a t t e n s e i t e   d e r   P e r f e k t i o n
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Masilein schrieb Um 15-09 10:34:
Masilein schrieb:
Liebe schrieb:
Mach mal pause mit der"Das perfekte ich"-reihe  (nicht!)- ich komme garnicht hinterher 
:d Es läuft ja nicht weg, nur weil ich es schneller poste :d
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Liebe schrieb Um 15-09 00:13:
Liebe schrieb:
Mach mal pause mit der"Das perfekte ich"-reihe  (nicht!)- ich komme garnicht hinterher 
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Masilein schrieb Um 14-09 19:59:
Masilein schrieb:
BFO schrieb:
bei der hälfte #lesezeichen
(l)
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BFO schrieb Um 14-09 18:08:
BFO schrieb:
bei der hälfte #lesezeichen