HOW TO Günstig Leben |
Lesedauer: 10 Minuten Ich möchte diesen Blog mit einem kleinen Disclaimer anfangen, der meiner Ansicht nach unter jedem Beitrag dieses Themas in der Bloggersphäre fehlt. Geld sparen kann man nur, wenn man Geld hat. Und wenn man bis ganz unten angekommen ist, kann man nicht tiefer gehen. In anderen Worten: Das hier sind Tipps, wie ihr eure Einkäufe günstiger halten könnt, wenn ihr nicht auf solche Dinge achtet. Wenn ihr allerdings schon jeden Cent dreimal umdreht, die billigsten Sachen einkauft und eine Mahlzeit in der Woche ausfallen lasst, weil es nicht anders geht, dann kann kein noch so nett gemeinter Rat mehr helfen. Wo nicht mehr an finanziellen Mitteln da ist, da kann man auch nicht mehr rausholen. Bitte vergesst das nicht. B u d g e t s e t z e n Ein Budget setzen heißt nicht nur festlegen, was man wann und wo ausgibt, sondern heißt zu wissen wie viel Geld man hat und wofür man es am nötigsten braucht. Finanzielle Überraschungen (und ich rede hier nicht von einem Bonus, sondern der kaputten Waschmachine, die ersetzt werden muss) kann man nur dann umgehen, wenn man eine gewisse finanzielle Sicherheit hat. Und der erste Schritt für diese Sicherheit ist sich seiner Ausgaben und seines Einkommens bewusst zu sein. Wer über längere Zeit hinweg ein Haushaltsbuch führt, der weiß in etwa wie viel Geld im Monat für Lebensmittel drauf gehen, wie viel für Fixkosten und was sonst noch so alles anfällt. Das hilft nicht nur vorausschauend planen zu können, sondern auch dem Gefühl, dass alles irgendwie teurer geworden ist, konkrete Zahlen zuordnen zu können. Führt ein Haushaltsbuch - auch wenn ihr noch nicht alles für euch alleine zahlt! Ihr lernt somit wie viel Geld ihr für Dinge ausgebt und seid euch besser bewusst, was ihr wirklich übrig habt und wo ihr im Zweifelsfall verzichten könnt. Tragt alles ein und ordnet es in Kategorien. Was sind Fixkosten, was sind wichtige Ausgaben (Ernährung, Gesundheit, Hygiene) und plant bei der Einteilung auch das ein, was eher selten vorkommt. Achtet übrigens darauf, dass ihr nicht auf 0 rauskommt - sofern möglich. Jegliche Plusbeträge können zur Seite gelegt werden (obwohl ein Sparkonto finanziell wenig Sinn ergibt, da der Zinssatz lächerlich niedrig ist, ist es dennoch nicht schlecht Geld auf der Seite zu haben für Notfallsituationen). S i n k i n g F u n d s u n d F i n a n c i a l E n v e l o p e S y s t e m Im Budgeting gibt es verschiedene Methoden, wie man unvorhergesehene Ausgaben weniger erdrückend gestalten kann. Am beliebtesten ist dafür das System der Sinking Funds. Ich persönlich kenn es bislang nur von amerikanischen Banken, wo man sich sein Konto unterteilen kann und dann auf unterschiedliche Sparkonten verschiedene Beträge überweisen. Das geht natürlich nicht immer, heißt aber nicht, dass man darauf verzichten muss. Bei Sinking Funds geht jeden Monat vom Gehalt eine gewisse Summe für ein spezifisches Projekt ab. Das können kurzweilige finanzielle Projekte wie die Anschaffung eines neuen Laptops sein, oder aber das Abfinanzieren von jährlichen Rechnungen. Die Autoversicherung beispielsweise flattert einmal im Jahr ins Haus. 300€ auf einen Schlag sind viel, durch 12 geteilt allerdings erträgliche Happen. Dadurch dass man sich jeden Monat 25€ für die Versicherung zur Seite legt, kommt man am Ende nicht ins Rudern. Damit man das Geld bei nur einem Konto nicht aus Versehen ausgibt, obwohl man es eigentlich zur Seite legen wollte, ist es wichtig ein aktuelles Haushaltsbuch zu haben und dort aufzulisten, was einem wirklich zur Verfügung steht. So empfiehlt es sich für unregelmäßige und unerwartete Ausgaben eine Kategorie zu eröffnen. Beispielsweise Medikamente und Arztkosten. Nicht alles wird von der Kasse übernommen und manche Medikamente erfordern immer noch einen Eigenanteil. Damit einen die Grippesaison nicht komplett reinreißt, kann man jeden Monat 5€ oder mehr in diese Rubrik zuordnen. Wenn man das Geld braucht, ist man froh es zu haben. Wenn nicht, dann hat man es auf der Seite für andere Dinge. Das heutige System des Online Banking und mit den Kreditkarten ist leider nicht für jeden gemacht. Das ist nicht schlimm, jeder hat seine Art und Weise wie er funktioniert und muss seinen Weg dazu finden. Doch für Menschen, die mehr tatsächlichen Überblick über ihre einzelnen Finanzen brauchen, kann diese globale Sicht auf das Konto gefährlich werden und sie dazu verleiten mehr Geld auszugeben, als wirklich nötig oder sie im schlimmsten Fall sogar haben. Als Abhilfe dazu gibt es das Financial Envelope System. Das System ist relativ einfach und wirkt auf den ersten Blick fast infantil simpel. Aber es ist hervorragend für alle, die wirklich 100%ige Kontrolle brauchen. Für dieses System braucht man wieder sein monatliches Budget (und das heißt auch eine monatliche Unterteilung für Jahresbudgets!) und verschiedene Umschläge. Man kann es mit klassischen Briefumschlägen machen oder dem Markt der hübschen Plastikfolien mit Glitterschrift Opfer fallen (wer das Geld dafür hat und die Ästhetik mag, warum nicht - aber seiner Finanzen Herr werden verlangt nicht, dass man Geld dafür ausgibt!). Jeden Monat hebt man das ganze Geld für die Ausgaben ab und verteilt es auf die verschiedenen Umschläge. Sobald ein Umschlag leer ist war es das. Entweder wurde schlecht geplant, oder irgendetwas ging schief. Wenn dir also Geld in einem Bereich fehlt, dann musst du es aus einem anderen Umschlag rausholen. Zum einen gibt es Notfallumschläge, zum anderen heißt das auch sich mit anderen Dingen limitieren. Am Ende des Monats wird eingesammelt, was übrig ist und dann aufs Sparkonto gesetzt. Achtung: Das System ist SEHR amerikanisch und könnte einem in Deutschland Probleme bereiten. Erst einmal verlangt es, dass man alles bar bezahlt und wenig Geld auf dem Konto hat. Das ist in unserer Gesellschaft leider nicht ganz so einfach, wo immer weniger Bargeldzahlungen akzeptiert werden. Außerdem könnte es Probleme mit der Bank geben, wenn ihr jeden Monat euer ganzes Gehalt bis auf die Miete vom Konto runterholt. Banken wollen nicht, dass Konten leer sind und könnten euch dafür bestrafen - entweder, dass ihr später kein Darlehen bekommt, wenn ihr mal eins benötigt, oder ihr Zusatzgebühren zahlen musst. Seid euch bewusst, welche Nachteile jedes System für euch haben könnte und wie ihr es persönlich umgehen könnt. Eine digitale Form des Systems ist möglich, verlangt aber bedeutend mehr Arbeit, um sich des verfügbaren Geldes bewusst zu sein. Oder verlangt eure Daten an Apps zu verkaufen. Entscheidet für euch selbst, was ihr besser findet. D a s M e i s t e a u s d e m G e l d r a u s h o l e n Wenn ihr jetzt wisst, wie viel Geld ihr habt und üblicherweise ausgebt, dann könnt ihr euch überlegen, wie ihr das Beste aus eurem Geld rausholen könnt. Und das heißt Arbeit. Treuesysteme Es gibt viele Bereiche, in denen man Geld sparen kann. Das klappt aber nur, wenn man sich aller Optionen bewusst ist. Prämienmitgliedschaften verschiedener Supermärkte oder Läden können euch am Ende ein paar Cent sparen. Doch um aus ihnen wirklich das Meiste rauszuholen, muss man sich gezielt damit auseinander setzen, was einem Boni einbringt. Preisvergleich Zusätzlich kann man Kosten senken, indem man Preise miteinander vergleicht. Der Preis ist nicht nur von Marke zu Marke unterschiedlich, sondern ein anderer Laden kann ein billigeres Angebot haben. Vergleicht Preis, führt Listen und aktualisiert sie regelmäßig. So habt ihr immer ein Auge darauf, wo ihr am billigsten Einkaufen könnt. Außerdem helfen diese Listen auch dabei, wenn ihr Angebitskataloge durchblättert, weil manchmal wird in denen hart gemogelt oder etwas als Werbugn angeboten, wo ein No Name Produkt immer noch billiger ist. Angebote Durchsucht Angebotskataloge! Supermärkte haben jede Woche andere Produkte im Angebot. Wer seinen Markt und das Angebot kennt, weiß was sich wirklicht lohnt und wann es zuschlagen gilt. Meal Prep Wer sein Essen plant und seine Einkäufe an Angebotskatalogen orientiert, der kann ordentlich sparen. Kocht sofern möglich in größeren Portionen - vor allem dann, wenn ihr alleine lebt. Wer für eine ganze Woche oder länger vorplant und teilweise sogar vorkochen kann (damit die Sachen nicht schlecht werden), der spart sich unnötige Einkäufe und somit die Versuchung von Spontaneinkäufen von Dingen, die man wirklich nicht braucht. Zudem lassen sich viele Produkte, die nicht mehr ganz so lange haltbar sind, immer noch einfrieren und somit länger haltbar machen. Wir frieren daheim immer Brötchen ein. Klar kann man die keine 7 Monate im Tiefkühlschrank lassen, dann kriegen sie Gefrierbrand und schmecken nicht mehr ganz so toll. Aber die Vorteilspacks kann man sich so dennoch kaufen und dadurch ein paar Cent sparen. Großeinkauf Vieles lohnt sich, wenn man es en gros kaufen kann. Das setzt natürlich voraus, dass man den Platz dafür hat. Viele Angebote kommen mit einer gewissen Regelmäßigkeit wieder. Wer es sich leisten kann und den Platz dafür hat, der kann während dieser Angebote kräftig zuschlagen. Waschmittel 3 zum Preis von 2? Großartig, wer kann kauft sich das Angebot gleich zwei- oder dreimal. Die Rechnung ist wie folgt: Mit einer Flasche Waschmittel kommt dein Haushalt im Schnitt 3 Wochen. (Ich zieh mir hier Zahlen aus den Fingern, ich hab keine Idee, das müsst ihr für euch selber ausrechnen!) Wer sich das Angebot kauft, der hat Waschmittel für 9 Wochen (also zwei Monate). Hat aber 1/3 des Preises gespart gegenüber denen, die die Flaschen immer einzeln kaufen (müssen). Das Angebot für Waschmittel kommt aber nur alle 5 Monate in den Supermarkt, weil es wirklich ein gutes Angebot ist. Wer also 3mal das Angebot kauft, der hat für 21 Wochen Waschmittel. Das ist etwas mehr als 5 Monate und reicht somit bis zum Ende. Man hat 9 Wochen lang quasi gratis Wäsche gewaschen. Das Problem: Es verlangt, dass man das Geld dazu hat für 5 Monate im Vorfeld Waschmittel zu kaufen. Denn auch wenn auf die 9 Flaschen nur 6 etwas gekostet haben … das sind immer noch 6 Flaschen Waschmittel im Vergleich zu dem üblicherweise 1 Flasche kaufen. Deshalb der Disclaimer. Bewusster Konsum, No-Buy und mehr Seid euch eures Konsums bewusst und kauft nicht von allem auf Reserve - vor allem nicht, wenn es sich nicht lohnt. Manche Produkte benutzt man sein Leben lang, andere wechselt man je nach Bedarf aus. Ich seh jetzt nicht ein, wieso ich in den kommenden Monaten mein Waschmittel wechseln sollte. Ähnlich geht es mir mit Produkten wie Kosmetika oder Duschgels. Ich hab zwar verschiedene Launen, aber ich kann mich mit dem Duschen, was ich gerade da habe. Also ist es nicht schlimm, wenn ich Duschgel im Angebot kaufe und dann nach und nach aufbrauche, ohne neue dazuzu kaufen. Ich persönlich brauch diese Abwechslung nicht. Bei Sachen wie Öl, welches sich selbst in der Flasche, kühl und lichtgeschützt lagert nicht is auf Ewig hält, sehe ich nicht ein mehr als 2 Flaschen gleichzeitig im Schrank zu haben. Natürlich, wenn der Ölpreis unmenschlich steigt, dann wird es teurer. Aber wenn er es nicht tut: Wie viel Öl müsste ich wegschmeißen, weil es ranzig wurde, weil ich es zu lange hab stehen lassen? Dadurch dass ich auf anderen Sachen spare, kann ich bei Öl etwas flexibler in der Auswahl sein. Außerdem zeigt mir mein Projekt Pan, dass ich vermutlich die nächsten 7 Jahre lang kein neues Make-Up mehr kaufen brauch, weil ich so abartig viel habe. Ich verbrauche was ich habe und halt so in den kommenden Monaten meine Ausgaben klein. Das ermöglicht mir einen Blick auf die Ausgaben zu kriegen, die wirklich wichtig für mich sind und mich nicht durch Luxus-Einkäufe wie Make-Up ablenken zu lassen. Bedenkt: Kleinvieh macht auch Mist. Wer wo es nur geht ein paar Cent einsparen kann, ohne sich zu viel eingeschränkt zu fühlen, der kann am Ende ordentlich etwas übrig behalten. Das rechnet sich en gros zwar erst bei viel Einsparungen, aber selbst kleine Centbeträge die Woche können am Ende des Monats ein paar Euro ausmachen. Und wenn es auf den Euro ankommt, dann ist man froh darum. Ich möchte hier aber noch einmal betonen: Das geht nur, wenn man sich es leisten kann. Wenn das Geld dafür nicht da ist, dann ist es nicht da. Arme Menschen (im Sinne von Menschen unter der politisch festgelegten Armutsgrenze, aber auch jene knap dran) können nicht sparen und sind gezwungen arm zu bleiben, weil das System sie nicht mag und sich gegen sie verschworen hat. Es ist verdammt schwer aus der Armut rauszukommen, weil aus der Armut rauskommen verlangt, dass man von jetzt auf gleich plötzlich 3mal mehr hat. Es gibt einige Methoden, mit denen man es sich etwas leichter machen kann, aber auch die sind keine Allheillösung. Ein gängiges Problem in Einkommensschwachen Haushalten ist das Aufteilen des Geldes auf tägliche Ausgaben, was vermeiden soll, dass man sich in der ersten Woche verausgabt. Wer sagt, dass er jeden Tag für 5€ maximal kochen darf, der wird nicht satt und ist gezwungen ungesundes Essen zu sich zu nehmen. Mit 35€ in der Woche für 7 Tage kochen ist bedeutend leichter. Einfach weil sich viele Sachen erst rechnen, sobald man sie weiterverwerten kann. Mein Rezept verlangt nach einer Hähnchenbrust, ich krieg sie allerdings nur im 5er Pack und das kostet insgesamt 6€. Das ist nicht machbar. Aufgeschlüsselt auf die Woche hieße es aber eine Hähnchenbrust für 1,20€ und plötzlich ist es leichter zu kochen. Das ist eine idealisierte Rechnung und sie vergisst den Arbeitsaufwand, kann aber bei Sicherheit im Umgang mit Geld helfen. Wie gesagt, keine Allheillösung und nicht überall machbar, aber ein Versuch wert, wenn möglich und definitiv eine Möglichkeit sich ein bisschen Angst und Unsicherheit in Bezug auf Finanzen zu nehmen, wenn diese durch einen ausweichenden und ängstlichen Umgang mit Geld entstanden sind. |