Masilein Schrieb:Lele Schrieb:Masilein Schrieb:
wenn du interessiert an der Psychologie dahinter bist: das liegt daran, weil die besser Charakterisiert werden. Wenn du willst kann ich dir bissl eine Zusmmenfassung dazu geben (oder wenn jemand anderes es hören will). Also ist tatsächlich nicht geplant, aber fast jeder jenseits eines gewissen Alters kann sich besser mit den Bösewichten identifizieren, obwohl die eigentlich nicht so konzipiert sind.
Das hört sich super interessant an, wow!!
Also wäre definitiv interessiert darüber mehr zu lernen
Okay, also lange Rede kurzer Sinn:
Die meisten Charaktere sind ja so gebaut, dass du dich mit dem Helden/Protagonisten verbinden sollst. Die Idee ist, dass wenn du diese Charaktere so eindimensional und global-gültig wie möglich machst, dann kann sich jeder hinein empfinden. Da hört es dann aber auch schon mit der Theorie auf, denn dir klappt überhaupt nicht. Wenn so eine Pappfigur daher kommt, dann sieht einfach niemand sich in einem so banalen Menschen, der auf "nett" und "hat Wunsch XY" reduziert wurde, verbunden.
Auf der anderen Seite hast du dann die Bösewichte. Und hier gehen wir jetzt richtig tief in die Geschichte des Films zurück, beziehungsweise zurück an den Anfang dessen, was unser Kino von heute noch prägt: der Hayes Code. Der Hayes Code war der erste Versuch einer Zensur in Hollyowood und ist ein super spannendes Thema an und für sich. Aber mit dem Hayes Code kamen eben auch einige Regeln. Du durftest viele moralisch verwerflichen Dinge (Gewalt, Mord, Homosexualität - du weißt schon, die christlichen Todsünden aus gesellschaftlicher Sicht) nicht darstellen, ohne dass die Person aktiv am Ende des Films gestraft werden musste. (Deshalb darf der Antagonist ja auch nie gewinnen.)
Jetzt muss man bedenken, dass erstens in der Künstlerszene so gewisse Lebensstile und Orientierungen einfach ein bisschen offener gelebt wurden (unverheiratete Frauen in einer sexuellen beziehung, Homosexualität, so die richtig verwerflichen Dinge eben) und diese Charaktere auch zur "Begründung" ihrer Abwegigkeit bedeutend spezifischer charakterisiert wurden. Um mal ganz kurz das Thema anzuschneiden, was auch super spannend an sich ist: die wahnsinnig queere Darstellung von Bösewichten und die damit verbundenen Geschichten.
Jetzt hast du also auf der einen Seite deinen Helden, mit dem du mitfiebern sollst, aber alles was du über die Person weißt, ist dass sie "nett" sind. Und wir wissen doch, wovon nett die kleine Schwester ist.
Und dann haben wir auf der anderen Seite einen vermeintlichen Bösewicht, der von der Gesellschaft verstoßen wurde durch das Anderssein (meist bedingt durch Aussehen und Auftreten) und Anders und Fremd ist halt fast genauso schlimm wie Mord, das muss man wissen! Jedenfalls hast du dann diese Menschen, die verstoßen wurden und versuchen sich ihre eigene Welt und Familie aufzubauen, wo man sie mag wie sie sind. Und lles was sie wollen, ist anerkannt werden für ihr Können. Sie wollen nicht zwingend Macht über die ganze Welt und Menschheit, aber sie wollen das, wessen sie sich beraubt fühlen dadurch, dass ihre besser aussehenden oder netter wirkenden Geschwister es bekommen haben.
Und irgendwie kennt dieses Gefühl jeder. Das Gefühl fremd und nicht gewollt zu sein. Nicht dazu zu gehören, obwohl man eigentlich nur mit dabei sein wollte. Zu tun, was man kann, was man an limitierten Möglichkeiten hat, um dieses Gefühl der verqueren Gerechtigkeit wieder ins Lot zu bringen.
Wenn du willst, ich hab irgendwo ein Video über die queeren Hintergründe und die spezifischen Geschichten und Charakterisierungen der alten Disney Bösewichte, was besonders gut erklärt was genau bei den einzelnen die "Probleme" sind und wieso genau das sie so reizvoll und persönlich für viele wirken lässt.