Masilein Schrieb:
Eigentlich wollte ich es gestern posten, aber hab verpennt, dass schon Freitag war (wo ist die Woche hin?)
Ich habe sehr lange gebraucht mich einzufinden. Generell bin ich kein Freund davon, wenn die ersten Kapitel nichts anderes sind außer Information nach Information nach Information. Ich kann das nicht alles aufsaugen und behalten. Ich hab deshalb richtig lange gebraucht, bis ich geschnallt hab, dass David der Untermieter ist und nicht drei verschiedene Leute. Doch mit jeder Information wird auch wieder offensichtlich, wie viel einem vorenthalten wird, weil man zwar abertausende kleine Details kennt, aber einfach das große Ganze nicht einsehen kann. Man nimmt das Leben von Anna in Augenblicken wahr, kurze Momente der Klarheit - durch halbgeschlossene Augen linsend im schummrigen Dunkel eines verstaubten Hauses - doch sie helfen einem absolut nicht zu verstehen wer sie ist und wieso. Alles was ich weiß, ist dass sie verbittert, einsam und extrem abhängig ist. Und ich weiß, Protagonisten muss man nicht mögen, aber man sollte sich nahe genug fühlen können, sie zu verstehen. Und ich verstehe Anna nicht, weil Anna mich - ob bewusst oder nicht - anlügt und nicht mal ein Geheimnis daraus macht, dass sie es mit der Wahrheit nicht so hat. Sie hat ihre Gefühle und ihr Trauma und das ist Rechtfertigung genug zu sein, wie sie ist. Und das mag wahr sein für die Realität, aber selbst dort könnte ich glaube ich nicht viel mit ihr anfangen.Prinzipiell bin ich auch kein Fan von dem Trope “Frau hängt an der Flasche und schmeißt Pillen ein als wären es Bonbons” um zu vermitteln wie chaotisch und unzurechnungsfähig sie als Erzähler ist. Mit dem PTSD, den Depressionen und der Agoraphobie hat man eigentlich schon relativ viel an Gründen, wieso sie nicht immer die ganze Zeit vollkommen da ist geistig. Aber dieses betrunkene Gesabbel, bei dem man merkt, dass es einfach zusammenhangloses Gerede ist, da bin ich kein Fan von. Vielleicht durch meine eigene Einstellung zu Alkohol und Alkoholikern. Aber wenn man bis im Flow ist, dann liest es sich eigentlich recht gut. Die kurzen Kapitel am Anfang und die luftige Aufteilung bei den Gesprächen und Chats hilft eindeutig dabei, dass man sich nicht so überwältigt fühlt.