D I E D A R M F L O R A
Als Darmflora wird die Gesamtheit der Mikroorganismen bezeichnet, die den Darm von Menschen, Tieren und sogar von Insekten besiedeln. Im Darm entsteht dadurch eine nützliche Wechselbeziehung. Die Darmflora des Menschen besteht aus Bakterien, Archaeen (beides Prokaryoten) und den Eukaryoten (mit Zellkern). Dieses ganze `Ökosystem´ wird von Experten aber als Mikrobiom bezeichnet.
D I E D A R M F L O R A
B E I M B A B Y
Durch die vaginale Geburt wird der anfangs komplett sterile Verdauungstrakt (unglaublich, oder?) bakteriell besiedelt. Die Dichte der Bakterien nimmt mit zunehmenden Alter weiter zu
Aber wenn ein Kind per Kaiserschnitt geboren wird, nimmt das Baby zuerst eine unnatürliche Darmflora an, die der Hautflora der Mutter entspricht. Das Kind benötigt lange, diese Unterschiede im Laufe des Lebens auszugleichen- während dieser Zeit können sich Krankheitserreger leichter im Darm ansiedeln, da die schützende gesunde Darmflora nicht vollständig vorhanden ist. Es ist nachgewiesen, dass diese Kinder vermehrt unter Darm- Lungen und Hauterkrankungen leiden. In den ersten 8 Jahren besteht auch ein erhöhtes Risiko für ADHS, Allergien, Adipositas und Autismus. Wer würde schon daran denken, dass dies etwas mit der Darmflora zu tun hat?I M M U N S Y S T E M
Der Darm ist extrem wichtig für unsere Abwehrkraft und hat sogar ein eigenes Immunsystem, das GALT (zu dt.: darmassoziierte lymphatische Gewebe bzw. darmassoziiertes Immunsystem). Ungefähr 70-80% unserer Abwehrzellen sind in der Darmwand lokalisiert. Diese Darmbarriere/das GALT muss entscheiden, welche Partikel und Substanzen in unseren Körper gelangen dürfen und hält schädliche Bakterien, Viren, etc. ab. Durch das Lymphsystem wird das GALT mit dem restlichen Immunsystem verknüpft und es werden Informationen über Krankheitserreger an alle Immunzellen weiter geleitet.
D A R M B A K T E R I E N I N
U N S E R E M I M M U N S Y S T E M
Nicht nur die Darmwand, sondern auch die Darmflora ist wichtig für das Immunsystem. Die Darmbakterien konkurrieren mit Krankheitserregern um Andock-Stationen an der Darmwand und verbrauchen viel Sauerstoff, den viele krankmachende Bakterien benötigen. Dadurch wird verhindert, dass schädliche Keime sich ausbreiten und den Darm überwuchern (auch Kolonisationsresistenz genannt).
Einige Mikroorganismen produzieren antibakterielle Stoffe, die das Wachstum körperfremder Bakterien einschränken. Durch diese erzeugte Milchsäure erzeugt ein saures, darmfreundliches Milieu. Kurzkettige Fettsäuren hingegen haben eine schützende Wirkung auf die Darmwand.F O R S C H U N G E N
Forscher fanden heraus, dass sich das Darm-Mikrobiom eines kranken und eines gesunden Menschen stark unterscheiden kann. Es sind zwar noch nicht alle Zusammenhänge geklärt, aber es gibt deutliche Hinweise, dass Darmbakterien die Entstehung einiger Krankheiten beeinflussen:
Appetit:
Einige Darmbakterien können ein Hormon aussenden, das dem Gehirn Sättigung signalisiert. Andere hingegen senden Substanzen aus, die nicht nur steuern, ob und wie viel Hunger wir haben, sondern signalisieren sogar, worauf wir Appetit haben.
Eine Studie mit Fruchtfliegen fand heraus, dass das Mikrobiom entscheidet, auf welche Art Essen sie Appetit haben. Die Organismen in unserem Darm mögen verschiedene Sachen- manche mögen Ballaststoffe, die einen Zucker und Stärke und die anderen mögen fettiges. Wenn wir viele gesunde Lebensmittel essen, dann züchten wir mehr Bakterien, die das auch mögen und dies unserem Gehirn auch mitteilen! Aber aus diesem Grund haben Menschen, die an Fast Food gewöhnt sind, auch immer mehr Lust auf dieses, als gesundes.
Psychische Erkrankungen:
Serotonin wird auch als Glückshormon bezeichnet, und es gibt viele Diskussionen darüber, ob ein Mangel dessen die Ursache psychischer Erkrankungen sein kann. Aber wusstet ihr, dass über 90% des Serotonins im Darm hergestellt wird? Der Darm und das Zentrale Nervensystem stehen über die Darm-Hirn-Achse im ständigen kommunikativen Austausch. Nicht ohne Grund beeinflusst unser Essen unsere Stimmung.
In einer Studie wurden gesunden Mäuse das Mikrobiom einer depressiven Maus hinzugefügt und sie begannen Ängste und weitere Symptome einer Depression zu entwickeln.
G E S T Ö R T E D A R M F L O R A
Eine gestörte Darmflora erkennt man durch Symptome wie: Blähungen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, Entzündungen des Darms, Mangelerscheinungen und Migräne, aber auch eine erhöhte Infektanfälligkeit. Ursache dafür sind z.B. eine falsche Ernährung oder die Einnahme von Medikamenten, vor allem Antibiotika. Behandeln kann man dies unter anderem mit einer Stuhlübertragung oder einer Darmsanierung.
Stuhlübertragung:
Richtig gehört. Etwas außergewöhnlich, aber sehr effektiv. Dabei wird aufbereitetes Kot eines gesunden Spenders über das Rektum oder einer nasalen Sonde übertragen. Im Darm breiten sich die guten Darmbakterien aus und verdrängen die krankmachenden Keime.
D A S T U T D E M D A R M G U T
Eine abwechslungsreiche Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Pflanzenfasern fördert das Artenreichtum. Und je vielfältiger das Mikrobiom ist, desto besser für das Immunsystem. Stark zuckerhaltige oder fettreiche Speisen und Alkohol sollten gemieden werden. Schonend hergestelltes Essen, gedämpft oder leicht gegart, mag der Darm am liebsten. Vollkornprodukte haben nicht nur mehr Vitamine und halten länger satt, sie regen auch die Darmmuskulatur an! Präbiotika (z.B. in Zwiebeln) gelangen unverdaut in den Dickdarm und werden dort abgebaut, wodurch das Wachstum nützlicher Keime im Darm begünstigt wird. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die vor allem in Naturjoghurt vorzufinden sind, und die Darmflora unterstützen. Zu guter letzt natürlich viel Wasser trinken und ausreichend Bewegung.
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