Pompöse Feierlichkeiten und eklatante Familienfehden – vor allem damit machen die europäischen Königshäuser unserer Zeit auf sich aufmerksam und reihen sich damit nahtlos in die Riege der skandalösen B-Promis aus den Klatschblättern ein. Da scheint die Frage danach, welche Bedeutung die blaublütigen Staatsoberhäupter eigentlich noch für die gesellschaftlichen und politischen Strukturen ihrer Länder haben, durchaus berechtigt.
Sind Monarchien also überhaupt noch zeitgemäß?
Das Wort „Monarchie“ stammt aus dem antiken Griechenland (altgriech. „monarchía“) und bezeichnet heute sowie damals eine Staatsform, in der eine einzelne Person, also der Monarch, zumeist auf Lebzeiten die Rolle des Staatsoberhauptes einnimmt und dieses Amt für gewöhnlich an seinen nächsten (männlichen) Nachfahren vererbt, um die Dynastie fortzuführen.
War ein Monarch in vergangenen Jahrhunderten häufig noch im wörtlichen Sinne ein Alleinherrscher (altgriech. „monos“ = „ein“ + „archein“ = „herrschen“), der mit unbegrenzter Macht über sein Volk regierte, so ist das heutzutage nur noch selten der Fall. Neben den wenigen sogenannten absoluten Monarchien wie sie z. B. noch in Saudi-Arabien besteht, existieren gegenwärtig vor allem konstitutionelle und parlamentarische Monarchien.
Zur Erläuterung: Im Gegensatz zum Absolutismus ist in einer konstitutionellen Monarchie das Agieren des Monarchen an bestimmte Regeln gebunden, die in der Verfassung bzw. der Konstitution verankert sind. Außerdem teilt er sich das Sagen mit einer von ihm ernannten Regierung. Noch weitaus weniger oder auch gar keine Macht hat ein Monarch in der parlamentarischen Monarchie. Hier gestaltet das Volk in Form eines von ihm gewählten Parlamentes das politischen Geschehen des Landes mit. Der Monarch selbst übernimmt lediglich repräsentative und notarielle Aufgaben wie das Unterzeichnen neuer Gesetze, ohne dabei aber ein Recht auf Einwände zu haben. Damit unterscheidet sich diese Staatsform im Kern nicht stark von der parlamentarischen Republik wie wir sie in Deutschland kennen.
Eine parlamentarische Monarchie findet sich heute u. a. in Großbritannien – das wohl bekannteste Königreich der Gegenwart. Kaum ein Tag vergeht, an dem die Boulevardpresse nicht von Herzogin Kates stilsicheren Kleiderwahl bei einem ihrer zahlreichen öffentlichen Auftritten oder Prinz Harrys Vorwürfen gegenüber seinen royalen Verwandten berichtet. Das Vereinigte Königreich ist aber nur eine von den noch 44 bestehenden Monarchien dieser Welt. Darunter gehören z. B. die Niederlande, Schweden und Spanien, aber auch Japan, Marokko und der Vatikan.
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass es heute nur noch verhältnismäßig wenige Monarchien gibt? Immerhin war die Monarchie über Jahrhunderten hinweg die vorherrschende Staatsform.
Ganz einfach: Während große Denker begannen, den demokratischen Gedanken unter das Volk zu mischten, wuchs die allgemeine Unzufriedenheit über die fehlende Selbstbestimmung, gesellschaftliche Missstände und insbesondere die andauernden Kriege der Eliten, die auf Kosten des „Pöbels“ ausgetragen wurden. Aus diesem Grund kam es vermehrt zu gewaltsamen Revolutionen, die die Monarchien stürzen sollten. In Europa fanden viele König- und Kaiserreiche sowie Fürsten- und Zarentümer bspw. inmitten des Ersten Weltkrieges ihr Ende. So wurde auch das Deutsche Reich unter Herrschaft von Wilhelm II im Zuge der Novemberrevolution von 1918 zu einer parlamentarischen Republik, die den Namen „Weimarer Republik“ trug, reformiert.
Einige Königshäuser haben es mit viel Verhandlungsgeschick jedoch geschafft, einen friedlichen Übergang von Monarchie zur Demokratie einzuleiten und somit das Fortleben ihrer Blutlinie zu sichern. Indem sie von sich aus ihre politische Macht an ihre Untertanen abgaben, konnten sie nicht nur eine Revolution verhindern, sondern ihren gesellschaftlichen Status samt Privilegien bis heute erhalten.
Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor Leute, die den gegenwärtigen Monarchien kritisch gegenüberstehen. Dabei heißt es häufig, es sei absurd, dass einzig und allein ein Geburtsrecht eine Personen in einem demokratischen Staat wie z. B. Großbritannien dazu befugt, sich "Staatsoberhaupt" nennen zu können und ein prunkvolles Leben (zumindest teilweise) auf Kosten von Steuergeldern zu führen, während Sie nichts weiter als eine repräsentative Funktionen in Politik und Gesellschaft erfüllt.
Befürworter der Monarchie argumentieren hingegen oft, dass gerade die repräsentative Rolle des Monarchen von großer Bedeutung sei: die Königsfamilie stifte nationale Identität, repräsentiere das Image der Nation im Ausland und locke nicht zuletzt auch Touristen an. Doch zumindest Ersteres sollen Studien widerlegen können. Laut einer Umfrage der World Values Survey, die von 2010 bis 2015 durchgeführt wurde, haben Menschen, die in Monarchien leben, nämlich kein stärker ausgeprägtes Nationalgefühl, als Bürger aus Ländern ohne König, Kaiser oder wie sie sonst noch heißen. Außerdem können sich in einer Republik ebenso erfolgreiche Sportler oder bekannte Musiker zu Repräsentanten avancieren und den Tourismus ankurbeln.
Aber was denkt ihr?
Brauchen wir heutzutage noch Könige?