Die Sache mit Internetbekanntschaften |
(Quelle: t-online) Das ist so eine Sache mit Internetbekanntschaften. Die meisten Leute hier, die sich so kennen, sind wohl welche. Auch wenn man das Gefühl hat, dass einige Menschen aus dem Internet wahre Freunde geworden sind. Obwohl man sich noch nie in echt gesehen hat, und vielleicht passiert das auch nie. Die Sache ist die. Wir fühlen uns im Internet wohl, haben auch tolle Menschen vielleicht gefunden, aber das ist ja nicht das wirkliche Leben. Auch wenn die Freundschaften das vielleicht schon sind. Kennt ihr das Konzept von "Ghosting"? Das Wort kommt von "ghost", also Geist auf englisch. Grob gesagt ist das, wenn eine Person, mit der man vorher täglich und ständig online geschrieben hat, und die man in echt so nicht kennt, von einem auf den anderen Tag verschwindet, ohne irgendeine Erklärung. Sich eben wie ein Geist in Luft auflöst, als hätte sie es nie gegeben. Das ist mir tatsächlich schon mal passiert, und es hat so weh getan, das ist unglaublich. ◾️ ◾️ ◾️ ◾️ ◾️ Ich frage mich einfach oft, ob das so gut ist, wie es momentan ist? Es ist doch normal, dass man irgendwann eine Person zu kennen glaubt, wenn man öfters schreibt, obwohl man sich in echt eben nicht kennt. Aber inwiefern beeinflusst uns das? Ich hatte so in der Zeit, als ich etwa 15-17 war ziemlich viele Kontakte auf GSM (der Website ähnlich wie VP, falls manche die nicht kennen). Ich habe Menschen mein Herz ausgeschüttet und über private Dinge geredet, die ich im echten Leben nieeeemals überhaupt nur angesprochen hätte, weil ich die Menschen dort als echte Freunde wahrgenommen habe. Und das kann auch zutreffen, so meine ich das nicht. Aber wenn ich heute zurückdenke - es ist einfach doch ein Unterschied. Und ich habe so viel verpasst! Es ist schön, sich nicht alleine zu fühlen. Nicht wegen seines Aussehens verurteilt oder überhaupt beurteilt zu werden und wegen äußeren Sachen und sozialen Konstrukten. Da hilft das Internet ungemein und ich bin auch froh darüber. Aber gleichzeitig fehlt dennoch etwas. Mit Freunden in der Realität - es ist alles ein bisschen komplizierter oftmals, denn man lebt ja in einem Kontext, mit einem Umfeld von Familie und anderen Menschen. Man muss kommunizieren, kommuniziert durch Körpersprache auch unterbewusst. Und unternimmt aber auch gemeinsam Dinge, hat später Erinnerungen, die man zusammen teilt, und vielleicht auch Fotos davon und spürt auch die körperliche Anwesenheit der Person. ◾️ ◾️ ◾️ ◾️ ◾️ Es ist gut, sich durch das Netz, ich sage mal "geistig", mit anderen zu verbinden (Das klingt so schlimm esoterisch gerade, mir fällt kein besserer Satz ein! Hoffe der Sinn ist klar.) Aber gleichzeitig denke ich, fehlt halt noch was im Vergleich zu Bekanntschaften aus dem echten Leben. Man schreibt und schreibt online. Und gewöhnt sich daran. Internetfreundschaft, aber mit echten Gefühlen. Das Problem ist nur, dass der andere den Kontakt jederzeit abbrechen kann. Und plötzlich ist diese Person weg. Das kann auch im echten Leben passieren, aber nicht so heftig und meist auch nicht so schnell, wie es online der Fall ist. Ich möchte eigentlich nur ein bisschen daran appellieren, sich auch um Freunde im echten Leben zu bemühen. Und nicht zu vergessen, dass das hier eine eigene kleine Welt ist, aber die Welt da draußen so viel größer ist. Es ist nicht so, dass ich nicht übers Internet tolle Menschen kennengelernt habe. Meine frühere beste Freundin von gsm ist eine meiner heute besten Freunde im echten Leben und wir treffen uns regelmäßig und sie ist mittlerweile eine der Personen, die ich am längsten von meinen Freunden insgesamt kenne. Versteht mich nicht falsch, es ist toll, dass man so einfach hier Leute kennenlernen und auch echte Freundschaften aufbauen kann. Dennoch ist es wichtig, den Anschluss in der Realität nicht zu verlieren. Und sich zu bemühen. Und trotz Nicht-Anonymität sich auch mal zu trauen. Von sich zu erzählen. Mit anderen zu reden. Auf Menschen zuzugehen. |