Da letzt habe ich mich tatsächlich nach Beelitz-Heilstätten begeben. Eine 5 Stunden Fahrt in ein 450 Einwohner Kaff, ihr könnt euch also vorstellen, viel erwartet habe ich nicht. Ich bin in dieses Dorf gekommen um ein Vorstellungsgespräch im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege abzuhalten, war allerdings 2 Stunden zu früh da. Man kann sich schlecht zwei Stunden zu früh dort anmelden und sagen, dass man da ist. Deshalb bin ich ein bisschen spazieren gegangen. Unterwegs habe ich etwas entdeckt, was meinen Tag um einiges hat aufleben lassen.
Denn Beelitz-Heilstätten ist nicht nur eine neurologische Rehabilitationsklinik oder eine Parkinsonklinik, sondern besaß anscheinend auch mal zwei getrenntgeschlechtliche Sanatorien und zwei ebenfalls getrenntgeschlechtliche Lungenheilstätten.
Im Jahre 1898 bis 1930 war es eine Vorzeigeklinik. Zur damaligen Zeit erkrankten viele an Tuberkulose, ungefähr jeder dritte Todesfall führte auf diese Krankheit zurück. Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die sich durch das bloße Einatmen von Mensch zu Mensch übertragen lässt. Sie betrifft bevorzugt die Lunge, kann aber auch in anderen Organen vorkommen. Besonders wegen schlechten hygienischen Bedingungen, in den Mietskasernen in Berlin drohte die Krankheit außer Kontrolle zu geraten. Eine Tuberkulose Klinik, in einer luftbesseren Gegend, Nähe Berlins, war zu dem Zeitpunkt dringend von Nöten.
In ihren besten Jahren umfasste die Klinik 1200 Betten, eigene Waschhäuser, ein Heizhaus, Badehäuser und eine eigene Kirche standen zur damaligen Zeit auf dem Gelände. Allerdings dürftet ihr schon mitbekommen haben, dass ich "in ihren besten Jahren" schrieb.
Der erste Weltkrieg brach aus und die eigentliche Nutzung der Klinik spielte keine große Bedeutung mehr. Es wurde vom Militär als Lazarett zweckentfremdet. Ein Lazarett ist ein Militärkrankenhaus, in dem verwundete Soldaten bis zum Kriegsende versorgt werden. Insgesamt sollen bis zu 12.500 Männer, darunter auch Adolf Hitler, in diesem Krankenhaus versorgt worden sein.
Im Jahre 1920 konnte man nur noch Frauen und Kinder aufnehmen, da die Zahl der Behandlungsanfragen an die Decke stieg. Das lag daran, dass man für die Klinik eine Art Klimaanlage entwickelt hat. Die saubere Luft vom Wald wurde durch Rohre bis ins Krankenzimmer befördert.
Dann brach der zweite Weltkrieg aus. Neben Verwüstung an der Kirche und an dem Ärztehaus, wurde das Gebiet drum herum und somit auch das Beelitz-Heilstätten von der Sowjetunion eingenommen und das Krankenhaus wurde zum größten russischen Militärkrankenhaus außerhalb der Sowjetunion.
1991 geschah dann das, was wahrscheinlich zur Schließung der Sanatorien führte. Mord. In den Gebäuden passierten genau zwei Mordfälle. Der eine im Jahr 1991 von einen Serienmörder namens Wolfgang Schmidt oder auch "die Bestie von Beelitz" genannt. Er ermordete eine Frau und deren Baby, in den Wäldern um die Klinik herum.
2008, also lange nach der Schließung der Sanatorien, wurde ein Fotomodell von einem Hobbyfotografen im ehemaligen Pförtnerhaus erwürgt.
1994 wurde das ganze Sanatorium dann stillgelegt. Die zerbombte Kirche und das Ärztehaus stehen bis heute noch so zerbombt da, wie es damals der Fall war. Diebe haben fast alles Wertvolle aus den Wänden gerissen, angeblich sollen geheime Geister-Sitzungen und satanische Messen in den Gebäuden gehalten werden oder illegal Partys gefeiert werden.
Angeblich soll es dort auch spuken, denn Gäste von der Rehabilitationsklinik berichten, dass sie nachts Schritte und Schreie vernehmen konnten. Im Internet wird sogar heiß darüber diskutiert, belegen kann das natürlich niemand. 2010 stürzte ein Mann vom vierten Stock und wenige Tage später wurde ein anderer Mann schwer verletzt in einem Schacht gesichtet. Angeblich soll das auch das Werk von Geistern sein.
Doch kommen wir jetzt doch lieber zu meiner persönlichen Erfahrung. In das Gebäude rein gekommen bin ich nicht. Das liegt nicht nur daran, dass ich ein kleiner Schisser bin, sondern auch daran dass es eben verboten ist da rein zugehen. Ein Wachdienst sorgt schon dafür, dass du dir das Gebäude nur von außen angucken kannst. Trotzdem sieht man von außen auch einiges. Die Fenster sind alle kaputt, die Türe stand offen, teilweise ist das Gebäude eingestürzt. Es lohnt sich nicht hinzufahren, wenn man ein spektakuläres Gruselkabinett sehen will. Außer du willst dafür Hausfriedensbruch begehen, dann mach was du nicht lassen kannst. Es ist nicht unmöglich rein zukommen, ganz im Gegenteil. Aber wenn du erwischt werden solltest, kann dir eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch schnell mal am Hals hängen.
Der Wald besteht immer noch, die Kirche ist genauso verwüstet wie eh und je. Die Chirurgie, das Ärztehaus, das Gebäude für die Frauen, alles ist noch da. Ich stand nur davor und hatte schon Gänsehaut. Alles sieht so verlassen aus (bestimmt weil es verlassen ist), finster und gruselig.