Viele von euch werden diesen Begriff sicher schon mal gehört haben und falls nicht, sagt allein der Name schon eine Menge darüber aus. Bei der Ein-Kind-Politik geht es nämlich grob gesagt darum, dass von Seiten der Regierung eines Landes gesetzlich festgelegt wird, dass Paare nur noch ein Kind bekommen dürfen.
Klingt kurios nicht wahr? Eine Regierung will den Leuten vorschreiben, wie viele Kinder sie zu bekommen haben? Aber genau das ist bzw. war in der Volksrepublik China der Fall. Seit dem Ende des 17. Jahrhundert ist in China nämlich ein massives Bevölkerungswachstum zu verzeichnen und dies führte im Laufe der Jahre zu schwerwiegenden wirtschaftlichen Problemen. Es kam vor allem zu Versorgungsproblemen und Arbeitsplatzmangel.
Deshalb wurde ab 1971 der Bevölkerung zunächst noch die Zwei-Kind-Familie ans Herz gelegt, damals aber noch ohne gesetzliche Vorgaben.
Ab 1979 wurde dann mit der Ein-Kind-Politik von Seiten der chinesischen Regierung unter Deng Xiaoping verankert und es gab genaue Richtlinien, wann ein Paar unter welchen Bedingungen ein Kind bekommen durfte.
Einige dieser Vorgaben sind wahrscheinlich aus unserer Sicht nicht nur merkwürdig, sondern würden auch gegen die bei uns im Grundgesetz stehenden Menschenrechte verstoßen.
Wenn Paare heiraten wollten, mussten sie nämlich ein Mindestalter haben. Die Frauen mussten mindestens 20 Jahre alt sein und die Männer sogar 22 Jahre. Aber selbst, wenn diese Bedingung erfüllt war, durften sie erst heiraten, wenn sie bei einer dafür ins Leben gerufenen Behörde eine Heiratserlaubnis eingeholt hatten und die Frau einen glaubwürdigen Nachweis erbracht hatte, dass sie über Maßnahmen der Empfängnisverhütung Bescheid wusste. Bevor es dann aber wirklich ans Kinderkriegen gehen konnte, musste wie auch das wie die Heirat beantragt und bewilligt werden. Also nichts mit 'Ach Schatz, ich denke wir sind jetzt bereit für ein Kind und sollten es einfach versuchen', nein, nein, das musste auch erst genehmigt werden und falls eine Frau ohne Erlaubnis trotzdem schwanger wurde, konnte im schlimmsten Fall die Zwangsabtreibung und darauf folgend sogar die Zwangssterilisation folgen.
Falls es dafür bereits zu spät war (also, wenn die Schwangerschaft schon zu weit fortgeschritten war oder das Kind doch schon auf der Welt war) und es vielleicht sogar schon das zweite Kind eines Paares war, konnten sehr schwerwiegende Sanktionen drohen. Das konnten im schlimmsten Fall Strafzahlungen sein (die zumeist mehrere JAHRESgehälter eines Paares betrugen), Benachteiligungen im Job oder sogar zum Arbeitsplatzverlust oder dem Entzug des Wohnrechts führen.
Von dieser Regelung gab es nur vereinzelt Ausnahmen und diese fast ausschließlich in ländlichen Bereichen. Auf dem Land durften Paare zum Beispiel ein zweites Kind bekommen, wenn das erste Kind ein Mädchen war oder wenn einer oder beide Partner ebenfalls aus einer Ein-Kind-Familie stammten.
Es gab noch weitere Fälle, in denen Ausnahmen gemacht wurden, aber darauf will ich gar nicht so genau eingehen, sondern viel mehr auf den Fakt, dass in dieser Zeit verstärkt männliche Nachkommen erwünscht waren, damit auf diese Weise die männliche Erblinie erhalten blieb. Dies führte sogar so weit, dass weibliche Föten in noch nie dagewesener Form gezielt abgetrieben wurden. Um das mal in Zahlen auszudrücken, kamen auf 100 Geburten von Mädchen zum Teil 30-50 Abtreibungen von weiblichen Föten, also im krassesten Fall wurde etwa ein Drittel der Mädchen noch vor der Geburt abgetrieben. Und auch, wenn sie lebend zur Welt kamen, wurden sie zum Teil in Waisenhäuser gegeben oder sogar von den Eltern getötet. Dieses Unerwünschtsein von Mädchen führte zum einen zu einer frauenfeindlichen Haltung in der Bevölkerung, aber auch zu einem starken Frauenmangel, da es einen 'Überschuss' an Männern gab, die keine Partnerin mehr finden konnten (irgendwie paradox, nicht wahr?).
Darauf wurde zunächst mit einem Verbot reagiert, das Geschlecht des Kindes per Ultraschall bestimmen zu lassen, aber letztendlich wurde sogar das ganze Konzept der Ein-Kind-Politik abgeschafft und seit Ende 2015/ Anfang 2016 wird nun zwar die Zwei-Kind-Politik als eine Art Ideal angesehen, jedoch nicht mit so drastischen Maßnahmen durchgesetzt, wie die Ein-Kind-Politik.
Aber was haltet ihr davon? Würdet ihr es akzeptieren, wenn euch vorgeschrieben werden würde, wie viele Kinder ihr bekommen dürftet?
Oder ist so ein Ansatz vielleicht sogar eine ganz sinnvolle Lösung, um zu starken Bevölkerungswachstum einzudämmen?
Was für Vor- und Nachteile seht ihr darin?
Ich für meinen Teil finde es ganz entsetzlich, wenn auf diese Weise unsere Grundrechte beschränkt werden würden, vor allem, wenn ich mir die krassen Strafen vor Augen führe, die es in China bei einem Verstoß gegen diese Regeln gegeben hat. Selber möchte ich von mir aus zwar eh keine Kinder bekommen, aber bei dem Gedanken, dass ich wahrscheinlich nie einen kleinen Bruder gehabt hätte (auch, wenn er mir zum Teil heftigst auf die Nerven geht), wäre für mich unvorstellbar.