Wir schreiben den 23.12.2016, 6 Uhr. Vor genau 10 Tagen reiste ich von der ISS zurück zur Erde, tat seitdem alles, um meinen Körper wieder an die Schwerkraft zu gewöhnen und das nur, damit ich pünktlich zur NT-Weihnachtsfeier erscheinen kann. Nun sitze ich mit meiner Zwillingsschwester Mery aka Yugyeom im Zug nach Wien und gehe in Gedanken nochmal alles durch. "...Hallo, Mars an Lilli! Ist alles okay?", höre ich Mery sagen. "Äh...ja...WARTE MAL! Hast du den Glühwein eingepackt?", erwidere ich etwas zu laut. Ein paar Menschen starren uns an. "Ja, ich habe vorhin extra nochmal nachgeschaut. Der ist sicher verstaut." Ein erleichtertes Seufzen kommt aus meinem Mund. Ich muss leise kichern, als ich daran denke, dass Mery und ich uns vor der Abfahrt noch schnell am Bahnhof zwei Mal den gleichen Weihnachtspulli gekauft haben. Nun sind wir auch endlich im echten Leben richtige Zwillinge.
6 Stunden später. Unser Zug fährt in den Wiener Hauptbahnhof ein und wir sehen schon vom Fenster aus A-M aka AnnMary hektisch winken. Schnell packen wir alles zusammen, checken nochmal, dass wir auch wirklich nichts vergessen haben und rennen auf sie zu. Naja gut, rennen kann man das nun nicht nennen. Nach 2 Metern muss ich erstmal stoppen und mein Asthmaspray rausholen. Nach einer kurzen Pause laufen wir in schnellem Tempo weiter auf sie zu, fallen ihr beide gleichzeitig in die Arme und reißen sie damit fast um. "Oida, ur schön, dass ihr hier seids!", begrüßt und A-M lachend.
Da Huda aka Precioso ungefähr 20 Minuten vor uns angekommen ist und wir sie nun suchen müssen, haben wir noch ein paar Minuten zum Reden. Anfangs sind wir alle noch recht schüchtern und um das Eis zu brechen sage ich etwas ironisch: "Glaubt ihr die User hassen uns schon, weil wir die neuen Mitglieder immer noch nicht verkündet haben? Vielleicht sollten wir das mit dem heutigen Adventskalender-Code gutmachen! 3481573". Nach kurzer peinlicher Stille lachen wir alle gemeinsam darüber und erblicken im gleichen Moment ein relativ kleines Mädchen mit einer Stupsnase, einem langen, goldenen Kleid und dem passenden Kopftuch auf einer Bank, vertieft in ihr Buch, sitzen. "Das ist dann wohl Huda, richtig?", fragt Mery aufgeregt. A-M beantwortet ihr ihre Frage, indem sie schreiend auf Huda zu rennt. "A-M!!! NICHT SO LAUT SCHREIEN!!!!!!! DIE DENKEN SONST WIR WÄREN TERRORISTEN!!!!!", begegne ich ihr fast schon aggressiv. Etwas eingeschüchtert läuft A-M nun langsamer und hört auf zu schreien. Auch Huda schließen wir alle zusammen in unsere Arme. "Dann fehlen ja nur noch zwei!", freut sich Mery.
Nun geht es vom Bahnhof zum Flughafen. Wir steigen in ein großes Taxi, sagen dem Taxifahrer, wo wir hin wollen und fahren los. "Ist das hier ein Umwelttaxi?", frage ich den Taxifahrer neugierig. "Lilli...", entgegnen mir Huda, Mery und A-M genervt. "Ich frag ja nur...".
Knappe 15 Minuten später kommen wir am Flughafen an. Mühsam schleppen wir unsere Sachen zu Gate 14 und setzen uns erstmal hin. Nach einer Stunde springe ich aufeinmal auf. "Siehst du sie???", fragt A-M euphorisch. "JA, da ist sie!!!". Ich schmeiße alles hin und renne mit voller Wucht auf Beri aka Ranma zu. Das letzte Mal habe ich sie vor 1 1/2 Jahren gesehen und jetzt ist sie extra für uns aus den USA eingeflogen. Ein paar Tränen der Freude kullern mir über die Wange. Zitternd nehme ich Beri an der Hand und ziehe sie hinter mir zu den anderen her. Nach zahlreichen Umarmungen gehen wir zum gleichen Taxifahrer wie davor, der uns zu einem Festsaal fährt, von dem A-M schon so oft schwärmte.
Angekommen am Festsaal schauen wir erstmal alle ungläubig. "Wow, das ist ja riesig!", staunt Huda, "...und das ist nur für uns?". A-M nickt stolz. Ein paar Tage zuvor konnte sie einige ihrer Kontakte dazu überreden, uns einen Abend in einem berühmten Wiener Festsaal zu sponsen. Da wir an Heiligabend alle bei unseren Familien sein wollen, mussten wir die Feier auf den 23. legen. Das Öffnen der Tür macht das ganze noch schöner. Ein riesengroßer Weihnachtsbaum, mit wunderschöner Verzierung wartet auf uns. "Und jetzt? Saufen, oder?", fragt Beri kichernd. Wir alle fingen an zu lachen. "Wenn die alle wüssten, wie asozial wir eigentlich sind...", entgegne ich lachend.
Um Beris Wunsch zu erfüllen, holen wir nun den Alkohol und die Geschenke raus. Da es bereits 21 Uhr ist, beginnen wir direkt mit der Bescherung. Ich fange an, mein Geschenk auszupacken. Vor mir liegt ein riesiger Umschlag. Als ich ihn öffne, schaue ich komplett ungläubig und fange an zu weinen. "Das habt ihr nicht gemacht...oh mein Gott!!". In meinen Händen halte ich ein Zertifikat, dass mir sagt, dass ich nun einen riesigen Doppelstern besitze. Heulend drücke ich alle der Reihe nach ganz fest an mich. "Beri, ich will, dass du jetzt dein Geschenk bekommst!", rufe ich immer noch geschockt. "Okay, wo ist es denn?", fragt sie verwirrt. "Da, dreh dich mal um." Verwundert dreht sich Beri langsam um. Eine strahlende Ines aka Hypnotika läuft auf unsere Runde zu. Beri springt sofort auf, rennt schreiend auf Ines zu und umarmt sie gefühlte 6 Stunden lang. Ich glaube, dass das das schönste Geschenk ist, was wir Beri machen konnten. Einige Tage vorher fragten wir Ines, ob sie Beri überraschen möchte, welche natürlich sofort einverstanden war. Und nun haben sich die beiden nach so vielen Jahren endlich in die Arme geschlossen. "Okay Ines, jetzt kriegst du dein Geschenk!", strahlt Mery. Vorsichtig hält sie ihr zwei Flugtickets vor die Nase. "Das ist ein Hin- und ein Rückflug zu Beri in die USA, damit du sie auch mal dort besuchen kannst. Kaj hat was springen lassen, nachdem wir....naja gewisse Dinge getan haben...", erklärt Mery lachend. Und nun bricht auch Ines in Tränen aus. Weitere 1000 Umarmungen und zufriedene Gesichter folgen.
Nach der Bescherung und 10 Gläsern Glühwein sitzen wir nun alle nur noch lachend in einer Runde und gestehen uns alle 5 Sekunden unsere Liebe. "Das ist das schönste Weihnachten, was ich je hatte!", lallte Beri. Wir nickten alle. Das ist definitiv das schönste Weihnachten, was wir alle je hatten.
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