Germanenideologie II (durch
Anonym)
In meinem letzten Newsbeitrag habe ich die Grundzüge und Konzepte der Germanenideologie geschildert. Diese sollte nun im Dritten Reich in einen politischen Kontext gestellt werden. Um gesellschaftliche Relevanz zu erlangen, war eine breite Akzeptanz in Wissenschaft und Öffentlichkeit nötig sowie eine ausreichende Rezeption in Publizistik, Propaganda und Politik.
Für die wissenschaftliche Akzeptanz wurde von Heinrich Himmler die Stiftung „Deutsches Ahnenerbe, Studiengesellschaft für Geistes“. Diese sollte die Überlegenheit der arischen Rasse beweisen, die germanische Vorgeschichte des deutschen Volkes belegen und bildete das Zentrum der Wissenschaft im NS-Regime und war eng mit der SS verbunden. Ein Ziel der Stiftung war explizit das Herantragen der Forschungsergebnisse an das deutsche Volk sowie den Aufruf an alle Deutschen, dabei mitzuwirken. Mit der Zeit nahm die Anzahl der eigens gegründeten Forschungsstätten auf 45 zu. Zusätzlich wurden bereits bestehende Forschungseinrichtungen umstrukturiert auf nationalsozialistische Grundsätze wie die Verengung wissenschaftlicher Themenbereiche auf Autarkie-, Rüstungs-, Volks-, Rassen- und Gesundheitsforschung. Auch sollte die Personalpolitik neben der wissenschaftlichen Leistung immer mehr auf politische Gesinnung und Rasse ausgerichtet werden. Somit wurde die Wissenschaft sehr stark auf Bereiche in nationalsozialistischem Interesse beschränkt.
In der Öffentlichkeit ging es vor allem und die Gleichschaltung und damit die Reorganisation von Politik, Gesellschaft und Kultur. Auch hier wurde alles nach nationalsozialistischen Idealen umstrukturiert, dabei wurden Juden aus leitenden Positionen entfernt oder verstoßen und demokratische Strukturen ebenfalls. Dies betraf nicht nur Verbände, deren Mitglieder im großen und kleinen Einfluss auf das Volk hatten, wie den Lehrerbund, sondern auch komplett unpolitische Verbände wie den VHS (Verband von Sittichliebhabern). Es sollte eine Volksgemeinschaft entstehen, die das gespaltene Deutschland der Nachkriegszeit ideologisch, sozial und politisch vereint. Die rassisch begründete und idealisierte Lebenswelt der Germanen sollte alle Unterschiede in Herkunft, Beruf, Vermögen und Bildung negieren und neuen Boden für die vereinte Volksgemeinschaft schaffen. Das Volk hoffte auf einen Weg aus der sozialen Not der Weltwirtschaftskrise, was der NS-Führung z.B. gelang, in dem sie die Arbeitslosigkeit reduzierte (wobei der Weg dafür schon vor 1933 geebnet wurde). Diese Tatsache und sozialfürsorgerische Initiativen wie das Winterhilfswerk führten zu einem Wandel im öffentlichen Bewusstsein und der Verankerung des Bildes vom NS-Regime als eines, das sich um das Wohlergehen des Volkes sorgt. Nur wenige erkannten, dass es dem Regime eigentlich daran lag, alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens mit nationalsozialistischen Ideologien zu durchbrechen.
Für ausreichend Erwähnung in der Politik sorgte das NS-Regime selbst. Was die Publizistik angeht, so wurden Zeitungshäuser und andere Medien stark reguliert oder komplett übernommen. Berufsverbote wurden gegen Juden und politische Gegner erteilt. Artikel und Berichte wurden in Inhalt und Sprache kontrolliert und Kritik verboten. Ein Glücksfall für das Regime war die Entwicklung und Verbreitung des Radios. Das preisgünstige Modell „Volksempfänger“ gelang so für eine breite Bevölkerungsschicht auf den Markt. Die Programme boten Musik, durchzogen von Propagandaberichten und so konnten die Wohnzimmer der Bevölkerung ebenfalls infiltriert werden.
Auf kultureller Seite umfasste die Reichskulturkammer alle Personen, die in Produktion und Verbreitung von Kultur tätig waren. Anders als zuvor z.B. in der Wissenschaft, gab es hier zunächst Sondergenehmigungen für sonst unerwünschte Personen, um das kulturelle Niveau zu erhalten. Man versuchte allerdings auch, speziell nationalsozialistische Inhalte wie Theaterstücke und Filme zu entwickeln, die sich natürlich hervorragend für ideologische Zwecke eigneten. Auch Liedgut wurde teilweise sogar umgedichtet. Diese Lieder wurden dann zu gesellschaftlichen Anlässen gemeinsam gesungen und sollten die Zusammengehörigkeit stärken.
Die Propagandapolitik wurde nach Hitlers Vorstellungen gestaltet. Sie sollte so einfach wie möglich sein, die Emotionen ansprechen, Differenzierungen verdrängen und aus vielen Wiederholungen bestehen. Inhaltlich ging es um den Hitler- und Führerkult, die Rassenideologie, die Volksgemeinschaftsideologie und die Verbreitung von Feindbildern zur Vorbereitung auf den Krieg. Durch die gleichgeschalteten Medien konnten diese verbreitet werden.
Durch diese Werkzeuge gelang es den Nationalsozialisten ein Netz für die Errichtung eines Staates mit ihren Ideologien zu spinnen. Gerade junge Menschen konnten sie durch die Hitlerjugend oder den Bund Deutsche Mädel erreichen und damit die Bevölkerung zu einem Denken nach ihren Vorstellungen bringen.
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