Alle Welt spricht von ihm: dem Klimawandel. Wir versuchen Plastik zu vermeiden, auf Fernverkehrsmittel zu verzichten, streben ein nachhaltigeres Leben an. Wir möchten ja nicht, dass die Polarkappen weiter schmelzen und den süßen Eisbären bald der Lebensraum wegfällt. Wir möchten auch nicht, dass die Korallenriffe sterben oder ganze Länder brennen, wie zuletzt in Australien. All das ist fern von uns, sodass viele den Klimawandel leider nicht wirklich ernst nehmen. Doch was passiert da, vor unserer Tür?
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Ich habe lange überlegt wo und wie ich diesen Beitrag formulieren möchte und habe entschieden es wie eine Reportage zu behandeln und in den News zu posten. Falls ich zwischendurch zu persönlich werde, bitte ich um Entschuldigung. Mir war es in erster Linie besonders wichtig diesem Thema eine große Plattform zu bieten, weil ich gesehen habe, wie wichtig es ist auf dieses Thema immer wieder aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass auch wir direkt betroffen sind.
Das Sauerland – eine Mittelgebirgsregion in Nordrhein-Westfalen oder auch: meine Heimat. Ich bin in einer kleinen Stadt an der Grenze des Sauerlands aufgewachsen, ganz nah zum Ruhrgebiet, ich bin praktisch ein Mittelstück beider, doch mehr liebe ich das Sauerland, Umgeben von Wäldern und ewig viel Grün. Ich könnte allein aus diesem Grund schon niemals für immer in einer riesigen Stadt wie Berlin leben, mit würden die Wälder, die Hügel und Weiden sehr fehlen. Ich verspüre tatsächlich innere Unruhe, wenn ich längere Zeit nicht mehr in der Natur gewesen bin. Als Kinder spielten wir täglich im Wald und auch heute gehe ich ständig in den Wald, wenn ich mal in der Heimat zu Besuch bin. Es gehört zu mir und meinem Leben. Doch unabhängig davon, ist der Wald das zu Hause von Millionen verschiedenster Lebewesen und ein wichtiger Teil unseres Planeten: Ein Teil der Lunge, die uns alle mit frischer Luft versorgt. Ein Teil des Magens, der unzählig viele Tiere und auch uns mit Nahrung versorgt.Ein Teil der Schönheit, die mit jedem Frühling erwacht.
Es ist Sonntag.
Ich bin selten zu Besuch bei meinen Eltern und wenn ich mal da bin, nutze ich jede Sekunde mit ihnen. Ich habe meinen Vater gefragt, ob wir nicht mal wieder alle gemeinsam Pilze im Wald sammeln gehen möchten. Es war immer schon ein Familienritual zur Herbstzeit den Wald nach Pilzen abzusuchen, mit der Natur näher zu werden und neues zu entdecken. Papa willigte eifrig ein, denn das Pilze sammeln ist ein wirklich großes Hobby von ihm, dass er mit Leidenschaft verfolgt. Gleich schlägt er vor seinen Lieblingswald nicht weit von zu Hause zu besuchen und packt die Körbe aus. Mama entschied sich wegen Kopfschmerzen zu Hause zu bleiben, so wurde es ein Kinder-Vater-Ausflug: auch sehr schön! Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Desto näher wir dem Waldstück kamen, desto vertrauter wurde er mir. Zuletzt waren wir vor 3 Jahren in diesem Wald und gingen mit Tonnenweise Pilzen aus dem Wald heraus. Wir trafen damals unterwegs auf Rehe, auf zahme Wildschweine und sahen sogar eine Eule. Ich habe schöne Erinnerungen an diesen Wald. Wir steigen also aus, schnappen uns die Körbe und brechen auf.
Der Wald war ganz ruhig, eher matschig als nass. Irgendwie kahler als sonst und lebloser. Die Anfangspassagen, die sonst sehr dicht waren, ließen diesmal viel Einblick zu. „Eigentlich sieht man hier immer schon Wildschweine“, stellt mein Vater fest, doch diesmal ist keiner hier. Ist ja nicht schlimm, denke ich mir. Wir sind ja wegen der Pilze hier, vielleicht sind die Wildschweine einfach zufällig mal nicht da. Wir nähern uns gerade dem Abschnitt, in dem wir damals so viele Pilze sammelten und dann… Kein Baum mehr übrig. Der Abschnitt der sonst mit ewig hohen Fichten bewachsen war, war völlig tot und grau, hier und da mal ein stümmeliger Baum, der gerade noch so stehen konnte. Sowas sah ich in dieser Form zuletzt bei dem Sturm Kyrill von 2008, das hier war allerdings kein Sturm.
Mein Vater setzte die Route schweigend fort zum nächsten Abschnitt, denn Pilze findet man vor allem dort, wo viele Nadelbäume (also Fichten) stehen. Alle Abschnitte in dem gesamten, riesigen Wald, die wir aufsuchten, waren voller toter Bäume oder völlig abgeholzt. Hier war keinerlei Leben mehr zu sehen, alles war öde, grau und leblos. Von einem Hügel aus konnten wir in die nächsten Wälder in der Umgebung schauen, doch überall das selbe: Überall kahle Stellen in Mitten der Wälder, überall tote Fichten, völlig grau und nadellos. Es ist traurig anzusehen, wie viel Wald in nur drei Jahren verloren gegangen ist und noch trauriger, wie lange er brauchen wird um sich davon zu erholen. Wir beendeten unsere Tour und suchten einen ferneren Wald auf, doch ihr könnt euch vermutlich vorstellen wie auch dieser aussah. Ich tippe diese Worte unter Tränen in den Augen, weil ich gesehen habe, wie unsere Wälder sterben. Dieses Sterben ist ausschließlich das Resultat des Klimawandels, den jeder von uns mit verursacht. Durch die hohen Temperaturen und die ausbleibenden Regentage steigt die Population der Borkenkäfer, welche die Fichten befallen, die Leitungen im Bast des Baumes zerstören und so den Baum töten. Aber auch die allgemeine Trockenheit und die erhöhten Temperaturen lassen die Wälder sterben. Dieses Sterben der Wälder sehe ich hier, vor meiner Tür, doch es geschieht überall. Hier sterben gerade unendlich viele Fichten, wenige Städte weiter sämtliche Buchen. In Thüringen starben 20.000 Hektar Wald ab, im vergangenen Jahr. In diesem: Mehr als 40.000 Hektar, und das allein bis Juni 2020.