Eigentlich macht man Urlaub an Orten mit schönen Stränden, atemberaubenden Landschaften und historischen Bauwerken. Aber es gibt auch Menschen, die sich von Sehenswürdigkeiten mit einer düsteren, grausamen Vergangenheit angezogen fühlen. Das Besichtigen solcher Orte wird „Dark Tourism“ genannt: Tourismus, der Reisen zu Orten beinhaltet, die historisch mit Tod und Tragödie in Verbindung gebracht werden. Aber woher kommt diese Faszination und ist das überhaupt moralisch vertretbar? Und was sind die beliebstesten Orte des Dark Tourism?
Arten von Dark Tourism
1. Unterhaltungsbetriebe: Im wesentlichen handelt es sich hierbei um interaktive Spielzentren. Es gibt zum Beispiel Escape-Rooms, die sich um ein dunkles Thema herum entwickeln wie die Pest, Atomkathastrophen oder das Mittelalter. Auch gibt es Zombie-Jagden oder Horrorlabyrinthe, die alle in dunklen Spaßfabriken stattfinden.
2. Ausstellungen: In Berlin kann man zum Beispiel den Holocaust in den Mittelpunkt der Besuche stellen, während es in Kambodscha zahlreiche Ausstellungen über das Regime der Roten Khmer oder Ausstellungen über den Vietnamkrieg gibt. Solche Ausstellungen sind eine gute Gelegenheit für Touristen, sich auf respektvolle und legale Weise über die dunkle Geschichte zu informieren.
3. Genozidlager: Es gibt mehrere Orte des Völkermords, die bei Touristen beliebt sind. Obwohl dahinter offensichtlich eine extrem bedauerliche Geschichte steckt und ordentlich auf den Magen schlägt, besuchen viele Menschen Orte wie Auschwitz oder Karaganda.
4. Ruhestätten: Es gibt einige wirklich interessante Friedhöfe auf der Welt. Einige berühmte Friedhöfe, die besichtigt werden können, sind der Ölberg in Jerusalem, der Recoleta-Friedhof in Argentinien und das Lenin-Mausoleum in Moskau. Viele wissen auch nicht, dass der Taj Mahal eigentlich auch eine Ruhestätte ist.
5. Kriegsschauplätze und Kathatrophen: Konfliktgebiete werden oft zu Orten des Tourismus, sobald der Frieden wiederhergestellt ist und eine angemessene Zeitspanne verstrichen ist. Eine der interessantesten Kriegsschauplätzen, die man besuchen kann ist Vietnam, wo man alles über den Vietnamkrieg erfährt. Aber auch die Orte des 2. Weltkrieges zählen dazu oder Orte, an denen Atomkatastrophen herrschten wie beispielsweise Tschernobyl.
Ist Dark Tourism unmoralisch?
Die Frage stellen sich viele und auf den ersten Blick wirkt Dark Tourism vielleicht schon ziemlich merkwürdig. Allgemein ist immer zu beachten mit welcher Intention die Menschen diese Orte besuchen.
Man könnte sagen, dass sich die Touristen nicht viel besser als Gaffer verhalten, die bei einem Unfall einfach nicht wegschauen können. Bei einigen Besuchern ist es sicherlich nichts mehr als Sensationsgeilheit, um sich einen Kick zu holen, ähnlich wie wenn man einen Horrorfilm anschaut. (Phänomen: Sensation Seeking). Die meisten Besucher haben aber nur gute Intentionen und Besuchen diese Orte um die Erinnerung an diese Katastrophen nicht verblassen zu lassen, da sie oft an menschliche Fehler erinnern. Durch den Besuch dunkler touristischer Stätten können Menschen sich Zeit nehmen, um über die Geschichte nachzudenken. Außerdem bietet Dark Tourism den Vorteil, die durch die Katastrophe verursachten Schäden finanziell auszugleichen. Die Touristen, welche zu den betroffenen Orten reisen, bringen oft finanzielle Unterstützung mit. So wurde beispielsweise in Merapi nach einem Vulkanausbruch Dark Tourism als Einnahmequelle genutzt, um die Reparaturen und verursachten Probleme finanziell zu kompensieren.
Es gibt außerdem ein paar einfache Regeln mit Dingen, die man an solchen Orten lieber nicht machen sollte. Beispielweise zählt dazu: Lächeln und Lachen um die Betroffenen, Menschen wie Museumsexponate behandeln, Unangemessene Bemerkungen machen, Das Tragen respektloser Kleidung, Verwendung unangemessener Sprache, Geld aus den Nöten anderer machen, Allgemeine Anzeichen von Respektlosigkeit zeigen.
Tschernobyl, Ukraine
Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 veränderte nicht nur das unmittelbare Umland des Reaktors, sondern die ganze Welt. Bei der Explosion im Reaktor-Block 4 und der darauffolgenden Kernschmelze traten Unmengen an radioaktiven Stoffen in die Atmosphäre und kontaminierten ganze Landstriche, zum Teil bis heute. Seit einigen Jahren ist die ehemalige Sperrzone um das Kernkraftwerk für Besucher geöffnet und mittlerweile das wohl bekannteste Ziel des Dark Tourism. Zurecht muss man sagen, denn das Gebiet ist faszinierend. Quasi eine Zeitreise in die sowjetische Vergangenheit als auch in eine post-apokalyptische Zukunft, wenn es die menschliche Zivilisation nicht mehr geben wird und sich die Naturdie Welt wieder zurückholt.
Murambi, Ruanda
Dieser Ort ist definitiv nichts für schwache Nerven, und gehört zu den heftigsten Dark Tourism Schauorten. Bei dem Völkermord an den Tutsi in Ruanda zwischen April und Juli 1994 kamen über 1 Mio. Menschen ums Leben. Von 50.000 Menschen überlebten nur 34. Heute befindet sich auf dem Gelände das Murambi Genocide Memorial Center.
Aber es ist mehr als nur eine Gedenkstätte. Es ist der einzige Ort, in dem mumifizierte Leichen für jeden sichtbar auf Tischen ausgestellt sind. Die Leichen sollen als schauerliche Beweise dafür dienen, dass der Völkermord tatsächlich stattgefunden hat.
Killing Fields in Kambodscha
Choeung Ek, ein ehemaliger Obstgarten und chinesischer Friedhof, ist das bekannteste der sogenannten Killing Fields, auf denen das Regime der Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 etwa 17.000 Menschen exekutierte.
Heute ist Choeung Ek eine Gedenkstätte, die durch eine buddhistische Stupa markiert wird. Die Stupa besitzt Acrylglaswände und ist mit mehr als 5.000 menschlichen Totenschädeln gefüllt. Neben der Stupa findet man auch Gruben, aus denen die Körper exhumiert wurden. Auf dem Gelände gibt es außerdem mehrere betretbare Gebäude, wie z.B Gefängniszellen und Verhörräume oder ein Raum in dem die Verantwortlichen der schrecklichen Taten und ihre Opfer vorgestellt sowie Geschichten von der späteren qualvollen Suche nach vermissten Angehörigen erzählt werden.
KZ Auschwitz, Polen
Ich glaube Auschwitz kennen wir alle. Welche Gräueltaten im Konzentrationslager Auschwitz begangen wurden ist Stoff jedes Geschichtsunterrichts. Zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Menschen wurden hier während des 2. Weltkrieges ermordet, 90% waren Juden.
Auf dem Gelände in Polen ist nun das Museum Auschwitz-Birkenau errichtet worden. Besucher können an der Gedenkstätte die Anlagen des Vernichtungslagers von Innen sehen, Koffer, Schuhe und Berge von Haaren der Ermordeten werden gezeigt.
Aokigahara, Selbstmordwald in Japan
Aokigahara heißt der Wald am Nordhang des Fuji in Japan. Er steht als Teil eines Nationalparks unter Natur- und Denkmalschutz. Jährlich nehmen sich etliche Menschen im Aokigahara das Leben, wie viele genau es sind, ist nicht zu erfahren. Denn die japanischen Behörden veröffentlichen keine Zahlen mehr zu den Toten, die am Fuße des Fuji gefunden werden. Im Jahr 2003, waren es knapp über 100.
Seit 1971 durchsuchen Polizei, Feuerwehr und Freiwillige jährlich den Wald nach Leichen. An den Eingängen zu dem Wald stehen große Schilder, auf denen steht "Das Leben ist ein kostbares Geschenk".
Seid ihr schon einmal in Berührung mit dem Dark Tourism gekommen oder ist das vielleicht sogar eine Secret Obession von euch? Oder habt ihr vielleicht sogar einen der genannten Orte besucht?
Ich muss zugeben dass ich die Faszination dahinter definitiv nachvollziehen kann. Ich bin eine Person die sich sehr gerne mit dem 2. Weltkrieg beschäftigt und demnach auch eine gewisse Faszination für die "Schauorte" dieser Zeit hat.