Die sog. Gender Pay Gap, also dass Frauen im Durschnitt weniger verdienen als Männer, ist ein sehr umstrittenes Thema, besonders in den Medien. Während Wirtschaftsökonomen davon überzeugt sind, die Gender Pay Gap ist ein Mythos und es würde keine Diskriminierung stattfinden, verdienen Frauen durschnittlich trotzdem 21% weniger als Männer. Woher kommt diese große Zahl?Zunächst einmal sollte man zwischen der unbereinigten und der bereinigten Gender Pay Gap unterscheiden. Während die unbereinigte alle berufstätigen Frauen und Männer, egal welches Alters, Berufes oder Ausbildungsstandes einschließt, unterscheidet die bereinigte zwischen Abschlüssen und Berufsständen. Der Gehaltsunterschied bei letzterem liegt nur bei 6%. Doch deswegen ist die erste Zahl trotzdem nicht falsch.Der große Gehaltsunterschied ist v.a. darauf zurückzuführen, dass Berufe, die vorwiegend von Frauen ergriffen werden (Krankenschwester, Kindergärtnerin) sehr schlecht bezahlt werden, während Berufe, die vorwiegend von Männer besetzt werden (Informatiker) sehr gut bezahlt sind. Das wiederum lässt sich erklären dadurch, dass die Leistungsfähigkeit von Männern besser eingeschätzt und bewertet wird, als die von Frauen und sie folglich höhere Löhne erhalten. Auch geschlechtsspezifische Stereotypen spielen eine große Rolle bei der Berufswahl. Denn, obwohl Mädchen im Durchschnitt besser in der Schule abschneiden als Jungs, auch in Fächern wie Naturwissenschaften und Mathematik, findet man trotzdem nur eine sehr geringe Anzahl von Frauen in MINT-Berufen (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Mädchen wird vermittelt, dass diese Berufe eben typisch "männlich" sind und sie dadurch keinerlei Wunsch hegen einen "männlichen" Beruf anzustreben, selbst wenn sie beispielsweise an Technik durchaus interessiert sind.
Die große Männerdominanz in MINT-Studiengängen wirkt eventuell auch abschreckend, man hat Angst nicht ernstgenommen zu werden oder ausgeschlossen zu werden.
Auch der immer noch bestehende gesellschaftliche Stereotyp, dass Frauen für die Kindererziehung verantwortlich sind und den Haushalt verantwortlich sind, führt dazu dass viele Frauen nach der Geburt des Kindes lange Auszeiten nehmen, während Männer sich kaum Elternzeiten nehmen. Frauen arbeiten deswegen ebenso öfter in Teilzeit als Männer und bekommen auch häufig ihre Stelle nach ihrer Auszeit entweder nicht zurück oder sie werden kaum befördert. Während Frauen sich zurücknehmen müssen, aufgrund von ihren Kindern, haben Männer überhaupt keine Probleme Familienleben und Karriere zu vereinbaren. Häufig wird es als Selbstverständlichkeit angenommen, dass der Mann weiter arbeiten geht, während die Frau sich um den Haushalt und das Kind kümmert.
Deutschland schneidet bezüglich der Gender Pay Gap sehr schlecht ab im europäischen Vergleich und belegt die letzten Plätze. Auf den ersten Plätzen, mit dem geringsten Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern und beweisen daher, dass es auch anders gehen kann, liegen Italien, Luxemburg und Slowenien. Slowenien besitzt einen Gehaltsunterschied von gerade einmal 2,5%.
Wenn die Gender Pay Gap weniger deshalb zustande kommt, weil Firmen Frauen offen diskriminieren, ist sie trotzdem eine Folge von gesellschaftlicher Diskriminerung. Frauen unterliegen immer noch vielen Stereotypen und Frauenberufe, die jedoch kaum weniger wichtig sind noch nicht genauso körperlich anstrengend oder eine hohe Nachfrage besitzen, haben einen schlechten Ruf und werden auch schlecht bezahlt. Frauen entscheiden sich eventuell ebenso oft eher aus gesellschaftlichen Zwängen dafür daheim zu bleiben oder sich Elternzeit zu nehmen, während Männer nie eine Entscheidung zwischen Karierrere und Kind fällen müssen.