Zuallererst müsst ihr sämtlichen Deutschunterricht der letzten Jahre vergessen (falls dies nicht schon geschehen ist). Rechtschreibung und Grammatik interessiert keinen Mensch!

Danach solltet ihr euch um die Charaktere kümmern. Benutzt nur Stereotypen, alles andere ist unnötig kompliziert. Am besten hat euer Protagonist blonde Haare, blaue Augen, eine super Figur und eine tolle Stimme – wird aber trotz allem selbstverständlich gemobbt.

Damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt. Nachdem ihr nun einen Haufen an kleiner grauen Figürchen habt, müsst ihr ihnen noch eine tragische Vergangenheit geben. Am besten ist es, wenn die Eltern an einem Autounfall gestorben sind, euer Protagonist einsam in einem Waisenhaus aufgewachsen ist und mindestens 103922 Mal versucht hat sich umzubringen. Mit einer Wasserpistole.

Mit 10 hat er seine erste große Liebe kennengelernt und verfiel daraufhin in einer unendlich langen Depression. Doch dann kommt euer riesengroßer Plot-Twist!

Euer Protagonist – mit gebrochenen Herzen – wagt sich an Wasserpistole Nr. 103923. Doch diesmal kommt alles anders… denn ein edler Held (oder auch Heldin) taucht aus dem Nichts auf. Und natürlich ist es total egal, dass sich die Beiden vorher noch nie gesehen haben, sie verlieben sich sofort ineinander. 

Augenblicklich sind alle Strapazen der Vergangenheit vergessen und euer Protagonist bemerkt, wie wunderschön das Leben doch ist.

Wenn Ihr alles richtig machen wollt, dann folgen jetzt gute 200 Seiten darüber wie sehr sich der Protagonist und sein Held doch lieben. Gerne können sie sich zwischendurch streiten, besonders dramatische und theatralische Trennungen kommen gut an. Aber wichtig ist, dass sie am Ende IMMER wieder zusammenkommen! Es interessiert keinen, ob der während eines Streites ausversehen die Großmutter ermordet wurde (genauso ist es irrelevant wo diese die letzten Jahre gesteckt hat) oder ob mehr betrogen wurde, als der Protagonist Wasserpistolen besitzt. Die große Liebe siegt doch immer, nicht wahr?

Ihr müsst euch eines immer wieder in den Kopf rufen: Logik ist uncool!

Euer Protagonist jammert darüber, dass er total arm ist? Lasst ihn im nächsten Absatz das neuste iPhone zücken!

Euer Protagonist duscht öfters am Tag, als dass er überhaupt einatmet? Natürlich betragen die Heizwasserkosten gleich null!

Euer Protagonist geht feiern? Er ist selbstverständlich nach dem ersten Schluck stockbetrunken.

Macht euch keine Sorgen darüber, wenn jemand eure Geschichte kritisiert. Der ist bestimmt nur neidisch, weil er nicht so schlecht schreiben kann, wie ihr!

Wenn ihr all die oben genannten Schritte verfolgt, haltet ihr ganz bald euer eigenes kleines miserables Werk in der Hand.  Und nicht verzweifeln, wenn es einmal nicht klappt – viele Menschen haben es schon geschafft, ein schlechtes Buch zu schreiben.

Ob dies ein Grund zur Freude ist, bleibt umstritten…