Das Durchschnittsalter auf Virtual Popstar steigt und steigt. Damit ist es unweigerlich, dass immer mehr von uns ihren Schulabschluss erreichen und sich umsehen müssen, was sie denn nach der Schule machen und werden wollen. Hierbei sind vielfältige Möglichkeiten vorhanden. Ein Jahr im Ausland, ein FSJ, eine Ausbildung oder ein Studium. In der Reihe"Meine Zukunft als..." werdet ihr nun ein wenig mehr über die Zukunft und die Pläne einiger anderer VP User kennen lernen. Im fünften Teil der Ausgabe geht es um eine Zeit im Ausland als Au pair! Als Gesprächspartnerin hat sie TintenBlut bereit erklärt!
Willkommen und vielen Dank für deine Bereitschaft dieses Interview mit mir zu führen! Wärst du so lieb und würdest dich erst einmal vorstellen?
Hallo, ich bin Tinte (manche nennen mich auch Vivi) und bin 27 Jahre alt.. und ich liebe Irland!!
Wieso hast du dich Entschieden als Au pair ins Ausland zu gehen?
Ich bin das erste mal mit 18 als Au Pair ins Ausland gegangen, da hatte ich gerade meine schulische Ausbildung beendet und wollte sowieso seit langer, langer Zeit ins Ausland und dachte mir, jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt! Eigentlich wollte ich immer 1 Jahr auf einer amerikanischen High School verbringen, aber das ist leider super teuer, von daher war Au Pair eine gute "Ersatz"-Lösung.
Wie lang war dein Auslandsaufenthalt?
Ich war schon mehrmals als Au Pair unterwegs, das erste Mal ging es 2011 für 1 Jahr nach Irland, dann war ich im Sommer 2014 3 Monate in England, 2016 für einen Monat wieder in Irland und zuletzt 2018 für 7 Monate nochmal in Irland.
Und wo hast du ihn gehabt?
Die Frage habe ich ja grob schon beantwortet, genauer gesagt war ich 2011 und 2018 in einem superkleinen Dorf in County Cork, namens Ballinhassig. Beide Male in verschiedenen Familien, die sich allerdings kannten. Das Dorf war superklein (es gab 1 Community Hall mit einigen Sport-Angeboten, 1 Dorf-Supermarkt mit den nötigsten Sachen und 2 Pubs) aber man kam von dort sehr gut in die Stadt, und da ich da mein 1. Jahr verbracht hab, fand ich es ganz schön mein (vorerst) letztes Mal dort auch zu verbringen.
In England war ich in Richmond, einem Teil von London. Ich war nie ein großer London-Fan, da es mir dort einfach zu groß und überlaufen war, aber Richmond war ein sehr schöner Stadtteil, mit dem Richmond Park und Kew Gardens in Laufweite meiner Gastfamilie.
2016 war ich dann während der Sommerferien in Killorglin, einer kleinen Stadt an der Westküste Irlands. Das ist auch bis heute eine meiner Lieblingsgenden in Irland, da es dort super schöne Strände gibt, aber auch Berge (was es in Cork leider nicht wirklich gab).
Was musste vor der Abreise noch alles geklärt werden? Sprich, wie lief die Bewerbung ab, wie lange waren die Fristen/Wartezeiten etc.?
Bei meinem 1. Au Pair Aufenthalt hatte ich mich damals bei einer Agentur angemeldet, das ist jetzt allerdings schon fast 10 Jahre her, daher weiß ich nicht mehr, bei welcher Agentur es war.. Ich meine es hat ca. 200 € gekostet und ich musste eine Collage erstellen mit Fotos die mein Leben beschreiben, 1 Referenz von jemanden, auf dessen Kinder ich aufgepasst habe einreichen und 1 Charakterreferenz. Die Charakterreferenz hat damals mein Englischlehrer ausgefüllt, da dort auch nach Englischkenntnissen gefragt wurde. Allerdings hat es ziemlich lange gedauert und nach ein paar Wochen ohne irgendwelche Anfragen von Familien habe ich mich dann bei aupairworld.com angemeldet und eigenständig eine Gastfamilie gesucht. Das ging dann auch relativ schnell, ich habe mit ein paar Familien geskyped und dann eine gefunden, mit der ich mich gut verstanden habe und am 04.08.2011 bin ich das erste Mal nach Irland geflogen!
Die anderen Male hab ich die Agentur gleich weggelassen und auf aupairworld und in Facebook-Gruppen nach Familien gesucht. Das geht eigentlich relativ schnell, mehr als 2-3 Monate im Voraus würde ich persönlich nicht anfangen zu suchen.
Gibt es bestimmte Kriterien die man erfüllen muss um an einem Au Pair teilnehmen zu dürfen?
Das kommt ganz auf das Land drauf an. In so ziemlich allen Ländern muss man aber volljährig sein, ich meine mal gelesen zu haben, dass es in einem Land auch mit 17 Jahren schon möglich ist. Innerhalb Europas ist es meistens einfacher, da man dort (jedenfalls als deutsche Staatsbürgerin) kein Visum benötigt und auch keine Agentur. Wenn man ohne Agentur eine Familie sucht, liegt es an der Familie, was sie für Anforderungen haben. Meistens reicht aber Erfahrung mit Kinderbetreuung und Grundkenntnisse der Landessprache aus. Gern gesehen ist es natürlich auch, wenn man schon mindestens einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat.
Wie hast du dir den Auslandsaufenthalt finanziert?
Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht mehr, ob ich damals die Agentur und die Flüge selbst gezahlt habe, oder ob meine Mutter das übernommen hat.. Bei den späteren habe ich es selbst gezahlt, da ich ja auch gearbeitet habe. Ich musste ja auch nur den Flug zahlen, was nicht besonders teuer war.
Wie war die Konstellation deiner Gastfamilie?
- In meiner ersten Gastfamilie hatte ich 2 Kinder, Paddy (2 Jahre) und Colm ( 8 Monate, in London waren es dann Zwillinge Joey und Xander, die 2 1/2 Jahre alt waren. Außerdem gab es da für den 1. Monat noch eine Nanny, mit der ich die 1. Woche gemeinsam verbracht habe und danach haben wir uns die Tage untereinander aufgeteilt.
In Killorglin hatte ich dann das erste Mal ältere Kinder, Erin war 10, Oisin 8 und Cian war 2.
Zuletzt hatte ich dann wieder 2 Kinder, Sean (3) und Katie (2). Außerdem war die Mutter schwanger und hat im September, kurz bevor ich abgereist bin, ihr 3. Kind bekommen.
In allen Gastfamilien gab es Mutter und Vater, die aber alle berufstätig waren.
Gab es Probleme mit ihnen? Das du z.B. gerne früher wieder abgereist wärst?
Große Probleme gab es eigentlich nie. Ab und zu war es etwas schwierig mit Erin und Oisin, da sie schon älter waren und nicht besonders gut gehört haben. Es gab zum Beispiel Situationen in denen die Eltern das Essen vorgekocht haben und ich es nur aufwärmen sollte, oder die Lieblingspizza der Kinder gekauft haben, aber wenn ich es dann serviert habe, wollten sie es nicht essen und meinten, ich hätte es falsch gekocht etc. (aber was man beim Tiefkühlpizza in Ofen oder fertig gekochtes Essen aufwärmen falsch machen kann, weiß ich echt nicht..).
Ich hab das dann aber Abends bei den Eltern angesprochen und wir haben dann alle zusammen mit den Kindern geredet und dann ging es eigentlich auch.
Was waren deine täglichen Aufgaben?
Eigentlich alles, was man sich so vorstellen kann, wenn es um Kinder geht. Frühstück/Mittagessen zubereiten, mit ihnen spielen, Windeln wechseln, ab und zu mussten auch welche zur Kindergruppe gebracht werden (zu Fuß), mit den Kindern aufräumen.. Sauber machen musste ich nur das, was ich auch dreckig gemacht habe, also nach dem Kochen/Essen/Spielen eben alles wieder aufräumen und ab und zu wurde ich gebeten, Wäsche in den Trockner zu schmeißen oder aufzuhängen, das war aber eher selten.
Was mich etwas überrascht hat war, dass beide Familien aus Ballinhassig während meiner Zeit über ein Wochenende weggefahren sind und die Kinder bei mir gelassen haben. Es kamen zwar Tagsüber auch die Oma oder eine Schwägerin vorbei um mich zu entlasten, aber ich würde meine Kinder nicht 3 Nächte bei einem Au Pair lassen, was ich erst wenige Wochen kenne. Zu der Zeit musste ich die Kinder also auch ins Bett bringen. Ab und zu habe ich auch am Wochenende mal abends auf die Kinder aufgepasst während die Eltern ausgegangen sind, da haben sie aber meistens die Kinder erst ins Bett gebracht und sind dann gefahren.
Welche Freizeitaktivitäten gab es dort bzw. welche hast du wahrgenommen?
In meinem 1. Jahr gab es nicht besonders viele, daher habe ich in Ballinhassig mit Taekwondo angefangen. Ist jetzt nicht unbedingt mein Traumsport, aber wenn man unter der Woche das Haus nicht verlässt, wird man völlig verrückt!
Es gab in der Nachbarschaft aber auch immer andere Au Pairs, mit denen man sich entweder tagsüber mit den Kindern oder am Nachmittag alleine treffen kann.
Und natürlich war ich jedes Wochenende in der Stadt shoppen. In London bin ich auch gerne schwimmen gewesen, da es dort im Sommer super heiß war.
Was ist dir am schwersten gefallen/Was waren die größten Herausforderungen?
Bockige Kinder!!!! Besonders im Alter von 2-4 können die manchmal echt anstrengend sein.. aber wenn gar nichts mehr geht hab ich sie entweder bei gutem Wetter in den Garten oder bei schlechten Wetter vor den Fernseher gesetzt und ihnen Tractor Tom oder irgendwelche Kinderlieder angemacht und mich hingesetzt und das Farmers Journal gelesen, was in Irland immer auf dem Küchentisch lag. Oder sie damit bestochen, dass wir was leckeres backen, wenn sie jetzt brav sind, das hat auch immer gezogen.
Woran hattest du am meisten Freude?
Natürlich daran, den Kindern Sachen beizubringen und sie aufwachsen zu sehen :-)))
Ok nein, das war gelogen. Ich hatte die Kinder wirklich alle sehr lieb, aber das beste war eigentlich, am Wochenende das Land zu erkunden! In Irland bin ich immer gerne über's Wochenende nach Killarney gefahren, das ist einfach mein Wellness-Ort. Dort zur Massage und dann am Nachmittag im Nationalpark spazieren..
Hast du noch Kontakt zu ihnen?
Nicht wirklich. Mit meinen beiden letzten Familien bin ich auf Facebook befreundet, aber schreiben tun wir nie. Meine 1. Familie habe ich ab und zu besucht, nach mir waren dort auch nacheinander meine beiden Stiefschwestern, so dass ich nochmal einen Grund mehr hatte, dort hinzufahren.
Hast du noch ein abschließendes Wort an die Leser?
Wenn ihr die Möglichkeit habt, für ein Jahr ins Ausland zu gehen, dann tut es!!!!!! (nur vielleicht nicht gerade jetzt, wartet, bis Corona vorbei ist)
Vielen Dank für das Interview!
Ich hoffe ihr konnten vielleicht den ein oder anderen Tipp für euch und euer Leben aus diesem Interview ziehen. Lasst uns beiden gerne einen Kommentar da, wie euch das Interview gefallen hat, welche weiteren Fragen euch nun noch auf der Seele brennen und welche weiteren Themen euch interessieren würden!