Mitte Januar hatte das NewsTeam in einer Doppel-Ausgabe einen Newsartikel und ein Interview rund um das Thema Neurodermitis veröffentlicht. Als ich den Beitrag gelesen habe, kam mir sofort meine Beziehung zu einer anderen chronisch-entzündlichen Hautkrankheit in den Sinn: Rosazea.
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Rosazea ist eine unter recht vielen Namen bekannte aber wenig erforschte Hautkrankheit, bei der sich die Blut- und manchmal auch Lymphgefäße der Gesichtshaut entzünden. Der Grund für den diffusen Wissenstand: Viele Symptome oder Stadien waren lange als eigenständige Krankheitsbilder bekannt. Früher dachte man beispielsweise Couperose (auch Kupferrose zu Deutsch) wäre ein Ableger; heute hält man es für eines der Vorstadien. Manchmal wird Rosazea als Erwachsenenakne bezeichnet und diagnostiziert. Aufgrund der vielen Unsicherheiten rund um die Krankheit ist es nicht verwunderlich, dass viele der Behandlungsansätze auf Spekulation und Rätselraten beruhen.
Rosacea betrifft in Deutschland geschätzt 2 bis 5 Prozent aller Bewohner.Frauen sind häufiger betroffen als Männer, dafür sind die Symptome bei Männern deutlich stärker ausgeprägt. Die Krankheit kann bis zu drei Stadien durchlaufen. Früherkennung ist wichtig, denn mit den richtigen Ansätzen kann man die Krankheit halbwegs therapieren und ein Fortschreiten somit hinauszögern.
Das Vorstadium ist Couperose. Hier kommt es zu sogenannten Flushings; dem unkontrollierten und scheinbar grundlosen Erröten. Bei Stadium 1 kommt es zu leichten Rötungen im Gesicht (besonders auf Wangen und Nase, manchmal auch Stirn und Kinn), hinzu kommen Juckreiz, Brennen und gelegentlichen sehr kleinen Papeln. Das Gesicht sieht aus und fühlt sich an wie nach einem Sonnenbrand. Hier kann es bereits zu dauerhaften Rötungen kommen.
Stadium 2 verschlimmern sich die Papeln und Pusteln - die kleinen Eiterbläschen werden oft fälschlicherweise für Akne gehalten. Die Rötungen lassen sich schärfer abgrenzen und sind deutlicher sichtbar. Es kommt zu dem sogenannten “Schmetterlingsgesicht”, bei dem auf den Wangen und der Nase die Form eines Falters zu erahnen ist. Je weiter die Entzündung fortschreitet, desto mehr vom Gesicht ist betroffen.
Stadium 3 erreichen fast nur Männer. Es kommt zu dicken entzündlichen Knoten, gutartigen Talgdrüsen-Vergrößerungen und am wohl bekanntesten der Gewebevermehrung an der Nase, umgangssprachlich auch Knollennase oder Säufernase genannt.
Es gibt eine handvoll an Sonderformen; bei rund einem Viertel der Betroffenen gibt es eine Mitbeteiligung der Augen. Hierbei kommt es zur Ausbreitung der Symptome auf die Augen, was im schlimmsten Fall zu Entzündungen an der Regenbogen- und Hornhaut führen kann.
Eine weitere Begleitungerscheinung von Rosacea sind sogenannte Telangiektasien. Dabei handelt es sich um ein primär kosmetisches Problem, bei dem sich kleine Adern (oft die Kapillaren) optisch stark erweitern und dauerhaft sichtbar unter der Haut liegen.
Rosacea erkennen kann jeder Hautarzt - es ist eine Krankheit, die sichoptisch einordnen lässt und selten eine Hautbiopsie benötigt. Der genaue Ursprung der Krankheit ist unbekannt, auch wenn es eine Palette an fundierten Theorien gibt.
So ist man sich sicher, dass die Gene eine Rolle spielen - nicht sonderlich verwunderlich, wenn man davon ausgeht, dass der Hang zu Entzündungen neigender Gefäße sowie die Festigkeit des Bindegewebes eine große Rolle für das Fortschreiten der Krankheit spielen. Neuere Forschungen vermuten auch eine angeborene Immunreaktion und bestimmte Hautmilben, da viele Patienten zumindest kurzzeitig auf Antibiotika mit Verbesserung reagieren.
Da die Ursachen allerdings immer noch nicht sicher sind, sind die Maßnahmen gegen Rosacea leider genauso vage. Es gilt alles zu vermeiden, was die Durchblutung der Haut anregen, Entzündungen provozieren oder das Bindegewebe schädigen könnte. Sprich kein Stress, kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Koffein, kein scharfes Essen, keine heißen Getränke, keine extremen Wetterumschwünge, keine Sonne.
Rosacea kommt in Schüben. Während die Rötungen in Stadium 1 nochabklingen können, in Stadium 2 aber dauerhaft vorhanden sind, so ist man nicht dauerhaft durch das Jucken, Brennen und die Pusteln geplagt. Wer von Rosacea betroffen ist, kennt die Schübe und lernt mit der Zeit seine Trigger kennen. Vermeidung der persönlichen Trigger kann Schübe verhindert. Für den Fall, dass es dennoch zu einem Schub kommt, gibt es immer noch Therapie-Möglichkeiten, die sie etwas leichter erträglich machen und dazu beitragen, dass die Beschwerden nicht über Wochen hinweg anhalten. Im Schlimmsten aller Fälle wird medikamentös gegen das Problem vorgegangen.
Betroffene haben oft eine sehr empfindliche und reaktionelle Haut. Deshalb wird empfohlen auf sanfte bis wenig Kosmetik zurück zu greifen und absolute Vorsicht im Umgang mit der eigenen Gesichtshaut walten zu lassen. Sonnencreme übrigens auch im tiefsten Winter Pflicht! Es empfehlen sich Kosmetikprodukte aus der Apotheke zu benutzen, die extra für von Rosacea betroffene Haut entwickelt wurden und wenige bis keine aktiven Inhaltsstoffe enthalten.
Eine letzte Alternative bei einer weit fortgeschrittenen Erkrankung ist eine Lasertherapie - die Krankenkassen zahlen dies jedoch nicht, da es sich um einen rein kosmetischen Eingriff handelt. Hinzu kommt, dass diese Behandlung ein Fortschreiten der Krankheit nicht verhindert. Die entzündeten Aderngeflechte und Knoten werden sich auf ein Neues bilden. Wie bei jeder Laserbehandlung besteht auch hier das Risiko von Narbenbildung.
Gegen Rosacea kann man leider nicht viel machen. Trigger vermeiden,hoffen dass die aktuelle Pflege hilft und die Entzündung nur langsam weiterwächst und im Extremfall auf Make-Up zurückgreifen. Dies ist einer der Gründe, weshalb das wohl größte Leiden ein psychologisches ist. Der Druck steigt mit der Dominanz von sozialen Medien, in denen optische Perfektion und attraktives Aussehen die Premium-Währung sind, vor allem für diejenigen, die ihre Krankheiten für alle sichtbar mit sich herum tragen müssen.
Ich selber habe in der Pubertät sehr an meinem roten Gesicht gelitten. Mittlerweile weiß ich, wie ich mit Make-Up zumindest die größten Anzeichen entsprechend kaschieren kann und habe mich damit abgefunden, dass mein Gesicht nicht besser werden wird. Mein größtes Problem ist jetzt eher der Schmerz, den die Krankheit auslösen kann. Allerdings weiß ich auch, dass sich das Blatt mit einem Fortschreiten der Krankheit ziemlich wahrscheinlich wieder wenden wird.
Übrigens: Da so viele von der Krankheit betroffen sind, ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass eine ganze Reihe an Promis mit dem gleichen Problem zu kämpfen haben. Mein Hobby ist es mittlerweile bei Pressekonferenzen oder in Filmen und Videos nach den Anzeichen Ausschau zu halten. Es hilft nicht immer mit den eigenen Problemen, die man mit seinem Aussehen hat, aber es ist eindeutig tröstlich zu sehen, dass andere mit genau dem gleichen “Problem” in der Öffentlichkeit stehen und es ihnen kein Nachteil ist. Wenn man vom Brennen und Jucken bei aktiven Schüben mal absieht, ist es eben nichts anderes als ein “rein kosmetisches Problem” und als solches fällt es vielen Menschen oft gar nicht richtig auf, weshalb die Krankheit oft sogar Betroffenen unbekannt ist.