Herzallerliebstes Tagebuch!

Heute haben wir Dienstag, den 28.Oktober 1905, eigentlich, war heute ein Tag wie jeder anderer, doch vorhin geschah etwas sehr Seltsames, was mich wirklich zum Nachdenken gebracht hat:

Jahrelang wohne ich schon mit meiner Familie an der Grenze Hollands, ziemlich isoliert von anderen Dörfern und wir haben viele eigene Traditionen. Schon seit ich hier wohne, habe ich keine fremde Menschenseele in unserem Dorf gesehen, doch das hat sich heute am späten Nachmittag schlagartig geändert.
Wie auch an anderen Tagen, kümmerte sich mein Vater, mit anderen Männern unseres Dorfes um den Acker. Ich hingegen half meiner Mutter bei der Wäsche und sämtlichen Hausarbeiten, molk die Kühe und kümmerte mich um meinen 11 Monate alten Bruder. Als ich gerade zu einem kleinen Fluss gehen wollte um seine Wäsche zu waschen, fiel mir etwas Seltsames ins Auge. Im hintersten Winkel des Dorfes erspähte ich eine große Menschenmenge. Auf den ersten Blick, konnte ich viele kräftig gebaute Männer in prächtigen Kostümen erkennen. Fast dachte ich mir, dass es sich hierbei um brutale Wikinger handelt, doch dem war, wie ich später erfuhr, nicht so. Ehe ich die Flucht ergreifen konnte, hatten sie mich schon entdeckt und standen wenige Sekunden später direkt um mich in einem großen Kreis. Alle Männer waren in Bären-, Tiger- oder andere Tierfelle gehüllt und trugen goldenen Schmuck. Voller Furcht hätte ich fast die eine oder andere Träne vergossen, doch da kamen andere Leute aus meinem Dorf herbei.

Während wir versuchten vor den fremden Menschen zu fliehen, begannen uns diese etwas von einem jahrealten Fluch zu erzählen, der ab sofort jedes Jahr gegen Ende Oktober über unserem kleinen Dörflein liegen würde. Die Männer meinten, dass sie Kelten seien und, dass am letzten Tage des Oktobers die Welt der Lebenden mit der Welt der Toten zusammentrifft und sich vermischt. Von Gestalten mit roten Augen, verlorenen Seelen und dunklen Nächten war die Rede, doch wir alle sahen die lustlosen Wandergestalten nur mit großen Augen an. Als sie ihren Monolog beendet hatten, prustete nicht nur ich lautstark los. „Ein Fluch? Monster? Verlorene Seelen? – Dass ich nicht lache! Wer glaubt denn bitte schon an sowas?“, schrie ich lautstark in die Menge und alle stimmen mir zu – Welch ein Humbug! Doch damit nicht genug. Einer der Männer wollte mir noch mehr erzählen, doch ich wandte mich ab, schnappte mir meine Bewohner und verschwand schlussendlich alleine in einer Scheune, nicht weit von hier in der Hoffnung, diese Fremden würden verschwinden und unser Dorf in Ruhe lassen. Stundenlang saß ich unter frostigen Bedingungen zusammengekauert in der Ecke, ehe mich die Müdigkeit packte und ich dem Schlaf verfiel. Doch lange schlief ich nicht, denn ich träumte von diesen rücksichtslosen, mörderisch wirkenden Wandergestalten, welche mir den Schlaf zur Hölle machten.