Völlig isoliert, mangelernährt und un-terentwickelt. So wurde die damals 13-jährige „Genie“ 1970 vorgefunden. Sie benimmt sich merkwürdig, spricht nicht und kann kaum laufen.
Doch wie konnte es dazu kommen?
Genie lebte 11 Jahre in fast kompletter Isolation, eingesperrt in ein abgedunkeltes Zimmer, tagsüber an einen Toilettenstuhl gekettet, nachts mitsamt Zwangsjacke an ihr Bett.
Ihr Vater erklärte seine Tochter im Alter von 20 Monaten für geistig behindert und eine Gefahr für die Außenwelt und hielt sie gefangen, um sie vor anderen zu schützen.
Genie durfte keine Geräusche von sich geben, im Haus musste absolute Stille herrschen und sobald sie einen Laut von sich gab, schlug ihr Vater sie und bellte sie an wie ein Hund, ohne ein Wort zu sagen. Mehr Kommunikation wurde ihr nicht gewährt.
Genies Mutter war nicht in der Lage, ihrer Tochter zu helfen, da sie aufgrund eines Unfalls immer mehr an Sehkraft verlor und wurde, ebenso Genies kleiner Bru-der, vom Vater enorm unter Druck ge-setzt und dazu gezwungen, keinen Kon-takt mit Genie zu suchen und ebenfalls nicht mit ihr zu sprechen.
Am 4. November 1970 jedoch wendete sich das Leben Genies um 180 Grad. Ihre Mutter war nach einem Streit mit dem Vater in der Lage, aus dem Haus zu flüchten und dabei ihre Tochter mit sich zu nehmen. Sie suchte Unterschlupf beim Sozialamt, wo direkt auffiel, dass Genies äußerliche Erscheinung und ihr tatsächliches Alter nicht zusammen passten.
Sie war blass, ausgemergelt und ängst-lich, ihre Zähne dunkel verfärbt und lief vornübergebeugt wie eine alte Frau.
Genie wurde nach einem Anruf bei der Polizei sofort ins Krankenhaus geliefert und ihre Mutter wurde verhaftet, der Vater nahm sich noch am selben Tag das Leben.
Der Plan war es, sie zu einer Pflege-familie und in die Sonderschule zu schi-cken und sie dann zu einem „normalen“ Menschen umzuerziehen.
Doch sobald die Öffentlichkeit von Genies tragischen Erlebnissen Wind bekamen, stürzten sich sämtliche Wissenschaftler auf sie, denn das sogenannte „Wolfskind“ (völlig verwahrloste Kinder) faszinierte alle.
Neurowissenschaftler maßen ihre Hirn-ströme, Bindungsforscher untersuchten ihre emotionale Befindlichkeit und Sprachwissenschaftler ihr Sprachvermögen.
Sie wurde schnell zu einem begehrten Untersuchungsobjekt und zum wohl am meisten getesteten Kind in der Geschichte.
Sie lernte mühsam, sich mit Worten auszudrücken und entwickelte langsam ein Vertrauen zu ihrer Umgebung.
Und in der Tat lernte sie sprechen und konnte über ihre Vergangenheit reden und Fragen stellen. Aber grammatikalisch kam sie über einen primitiven Standard nicht raus und als sie nach 5 Jahren immer noch einzelne Wörter nur bezugslos aneinander reihte, verloren Forscher die Geduld und das Interesse.
Sie wurde von fortan von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht und hörte nach wiederauftretender Gewalt gänzlich auf zu reden. Ihre Fortschritte wurden zu Rückschritten.
8 Jahre später erhielt Genies Mutter das Sorgerecht für ihr Kind zurück, sie nahm sie zu sich und schirmte sie zum Schutz von der Öffentlichkeit ab.
Es wird vermutet, dass die mittlerweile 60-jährige Frau in eine, Pflegeheim in Los Angeles lebt. Da der Kontakt zu ihr anwaltlich verboten ist, ist über ihren heutigen Zustand nichts bekannt.