Das Volk der Mosuo (摩梭 Mósuō) ist eine der 56 offiziell anerkannten ethnischen Minderheiten in der Volksrepublik Chinas und eine der wenigen, die außerhalb Chinas Bekanntheit erlangen konnten. Die Angehörigen leben hauptsächlich an der Grenze zu Tibet am Lugu-See zwischen den beiden Provinzen Yunnan und Sichuan im Südwesten Chinas und zählen schätzungsweise noch etwa 40.000 Personen. Junge Menschen wandern wie überall in China gerne in Großstädte ab, fern von Heimat und Kultur, wodurch die Bräuche der Mosuo immer weiter bedroht sind. Dass viele Traditionen bis heute erhalten blieben, liegt vermutlich vor allem daran, dass die Dörfer oft in den Bergen liegen und schwer erreichbar sind. Historische Zeugnisse gibt es wenige, da die Mosuo selber keine Schriftsprache kennen. Geprägt ist die Wirtschaft von der Landwirtschaft, wobei auch die Frauen seit langem harte Feldarbeit ausführen, da Männer auch in die Kindererziehung eingebunden werden. Dies ist schon ein Indiz dafür, weshalb sich vergleichsweise viele Menschen aus dem Westen für die Mosuo interessieren, denn die Mosuo sind Vertreter eines matriarchalischen Systems und führen den Brauch der Wanderehe aus.
Die Mosuo leben in großen Häusern, in denen viele Generationen unter einem Dach leben. Frauen können ab dem „Mündigkeitsalter“ (zwischen 12 und 14 Jahren) ein privates Schlafzimmer besitzen, was andernfalls nicht selbstverständlich ist. Frauen können dann Männer zu sich nach Hause einladen, welche dann meistens nachts die Frau besuchen, mit ihr die Nacht verbringen, und vor Tagesanbruch wieder in ihr eigenes Haus zurückkehren. Ein Hut an der Tür zeigt an, ob das Bett einer Frau für eine Nacht schon belegt ist. Frauen – wie Männer – können auf diese Weise mehrere Partner gleichzeitig haben, oft entwickelt sich jedoch trotzdem eine langfristige Beziehung zu einem einzigen Mann. Das Konzept einer Ehe, wie wir sie kennen, ist dennoch weitgehend unbekannt. Die Männer verbringen ihr gesamtes Leben im Haus ihrer Familie und sorgen für diese. Er kann der Familie der Mutter seiner Kinder Geschenke machen, wird jedoch nie zu dieser gehören. Die Kindererziehung übernimmt die Familie der Mutter. Diese teilt sich die Erziehung und das Sorgen für Kinder auf, weshalb Männer trotzdem Verantwortung übernehmen, jedoch nicht für ihre biologischen Kindern. Diese Art der Familienführung hat viele Vorteile: Familien mit Töchtern „verlieren“ ihre Kinder nach der Ehe nicht wie in anderen Kulturen und stellen so sicher, dass sich um ältere Familienmitglieder gekümmert wird. Es gibt keine Scheidungen, keine Sorgerechtsstreits, kein Eigentum, das geteilt werden muss. Um das Gleichgewicht in ihren Familien zu erhalten, wird dafür gesorgt, dass etwa gleichviele Frauen wie Männer in einem Haushalt leben. Ist das nicht der Fall, so können Kinder anderen Geschlechts adoptiert werden oder auch „ausgetauscht“ werden.
Es handelt sich bei den Mosuo also weder um ein „umgekehrtes“ Patriarchat, noch um ein Leben voll fareier Liebe. Viele Mosuo-Frauen arbeiten hart und sind kräftiger als die Männer. Sie versorgen sich und ihre Familien überwiegend selbst, tauschen eigene Produkte ein gegen das, was ihnen fehlt. Als Tauschwirtschaft spielt Bildung eine untergeordnete Rolle, auch wenn in den letzten Jahren immer mehr Mosuo-Kinder die Schule besuchen. Das große Interesse an der Lebensweise der Mosuo hat zu einem ansteigenden Tourismus in der Gegend geführt, der von den Frauen gerne zugelassen wird, weil er Geld und Wohlstand bringt. Dabei geht es nicht nur um kulturelles Interesse, viele Männer kommen, weil sie denken, die Mosuo seien leicht zu haben. Bei vielen „Mosuo“-Frauen handelt es sich in den Touristengebieten jedoch eher um Han-Frauen, die sich als Mosuo verkleiden und sich dann prostituieren. Inwiefern die Mosuo ihre Traditionen in den nächsten Jahren erhalten werden, bleibt abzuwarten. Auch wenn es sich nicht um ein Matriarchat aus dem Bilderbuch handelt, haben die Mosuo ein alternatives Gesellschaftskonzept entwickelt, das Jahrhunderte lang gut funktioniert hat und von dem wir das ein oder andere lernen können.
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