Das Durchschnittsalter auf Virtual Popstar steigt und steigt. Damit ist es unweigerlich, dass immer mehr von uns ihren Schulabschluss erreichen und sich umsehen müssen, was sie denn nach der Schule machen und werden wollen. Hierbei sind vielfältige Möglichkeiten vorhanden. Ein Jahr im Ausland, ein FSJ, eine Ausbildung oder ein Studium. In der Reihe "Meine Zukunft als..." werdet ihr nun ein wenig mehr über die Zukunft und die Pläne einiger anderer VP User kennen lernen. Im sechsten Teil der Ausgabe geht es darum seine Zukunft zu planen, wenn man von Diabetes betroffen ist. Als Partnerin für dieses Interview hat sich Yuwumi bereit erklärt!
Willkommen und vielen Dank für deine Bereitschaft dieses Interview mit mir zu führen! Wärst du so lieb und würdest dich erst einmal vorstellen?
Ich bin Yuwumi aka Berna, bin 19 Jahre und ich habe Diabetes Typ 1.
Magst du uns einmal erklären was den Diabetes Typ 1 ausmacht?
Diabetes ist eine chronische autoimmun Erkrankung, sprich
wenn man nicht die notwendigen Medikamenten nimmt
(in dem Fall das Insulin), greift der Körper sich selber an. Typ 1
ist eine Variante von dem Diabetes. In den meisten Fällen trifft es Kindern und Jugendliche. Sie tritt auf,wenn ein Versagen der Zellen, die das Insulin produzieren, in der Bauchspeicheldrüse besteht.
Das ist natürlich nicht so schön. Wie lange hast du die Erkrankung denn schon und wie wurde sie festgestellt?
Ich habe die Krankheit seit Januar 2003, also seit 17 Jahren. Festgestellt wurde es nach unserem Urlaub aus der Türkei:
Ich habe ständig Flüssigkeit zu mir genommen, musste erbrechen, war ständig müde und hatte weitere Anzeichen für Diabetes. Zuerst dachte man, dass es eine Grippe sei und man verschrieb mir Medikamente. Da sie mir nichts gebracht haben, wurde ich schlussendlich ins Krankenhaus gebracht, wo Diabetes Typ 1 diagnostiziert wurde.
Oh man, das klingt wirklich nicht schön. Ich meine generell so eine Diagnose zu bekommen ist ja schon schlimm genug, aber wenn es dann erst so schlimm werden muss, das man ins Krankenhaus muss, ist wirklich unglücklich...
Wie alt warst du denn damals und was waren die größten Umstellungen für dich? Gibt es Dinge die du nicht mehr machen kannst oder bei denen du eingeschränkt bist?
Ich war 2 Jahre alt, als ich diagnostiziert wurde. Da ich noch sehr jung war, bekam ich nicht viel mit, aber dafür meine Mutter, die zu dem Zeitpunkt 22 war. Für sie war es hart, jede zwei Stunden aufstehen
zu müssen, um meine Werte zu messen. Sie hat sehr viel getan,
nur damit ich „gesund“ bleibe, man könnte sagen, dass sie schon „Expertin“ in dem Bereich war, da sogar Ärzte im Krankenhaus sie nach Ratschlägen gefragt haben . Das einzige was ich mitbekam war, dass ich eine Insulinpumpe bekam und gelegentlich vor dem Essen mein Blutzucker messen musste. Ich mag zwar Diabetes haben, aber bin in meinen Tätigkeiten nicht eingeschränkt, Gott sei Dank auch.
Da fallen mir zweierlei Fragen ein. Zum einen habe ich den Eindruck das es dann verschiedene Grade der Diabetes gibt, da ich von früher auch Personen kenne, die keine Pumpe hatten - stimmt das? Und zum anderen, was genau macht deine Insulinpumpe und was musst du bei der Nutzung beachten?
Meinst du mit Grade die Arten von Diabetes?
Ich meine, wie schlimm das werden kann, von "der Körper produziert wirklich gar kein Insulin mehr" und "der Körper produziert nicht genug". Ich kenne mich damit selbst nicht so aus, aber hatte früher in der Grundschule jemanden in meiner Klasse, der auch Diabetes hatte und sie hatte eben keine Pumpe, sondern musste sich das nur Spritzen.
Der Pen, die Pumpe und Medikamenten sind Möglichkeiten, um das Insulin in den Körper zu bekommen. Wenn jemand einen Pen hat, sagt es nichts über den „Grad“ des Diabetes. Außerdem gibt es beim Diabetes nur Arten und keine Graden. Meine Insulinpumpe gibt mir stündlich 24/7 mein Insulin, die ich mit meinem Arzt eingestellt habe. Die nennt man auch Basalrate. Zu dem erinnert mich die Pumpe daran, meine Kanüle zu wechseln, denn meine Pumpe ist mit einer Stahlkanüle an meinem Körper befestigt. Ich muss bei der Nutzung nicht viel darauf achten, sie macht es nämlich von alleine, ich muss nur was eingeben.
Und wie entscheidet sich das, ob man eine Pumpe, Medikamente oder den Pen nutzt?
Das entscheidet man beim Arzt, in dem Fall beim Diabetologen. Auch je nach dem, ob die Krankenkasse das bezahlt.
Ah okay. Aber da stelle ich mir die Pumpe schon praktischer vor, wenn man sich da so gut wie nicht drum kümmern muss, und die einen an alles erinnert.
Wie schaut es bei dir denn mit beruflichen Zukunftswünschen aus? Musst du da irgendwas besonderes beachten? Gibt es irgendeinen Beruf den du aufgrund deiner Krankheit nicht ergreifen kannst?
Momentan arbeite ich seit Ende April als Standverkäuferin, um finanziell etwas „ausgesorgt“ zu sein, ist zwar nichts festes, aber ich habe mein Spaß daran. Mein aktueller Wunsch ist es nächstes Jahr mein Abi zu bestehen und dann in einer Großstadt den neuen Studiengang „Psychotherapie“ zu studieren! Die Polizei wäre ein Beruf, was ich aufgrund meiner Krankheit nicht ausüben dürfte. Aber da ich sowieso andere Pläne habe, ist es auch nicht schlimm.
Das ist dann doch schön zu hören, das du das, was du machen möchtest auch tatsächlich machen kannst! Ich drücke dir für dein Abitur die Daumen! Wie wäre das denn im Urlaub, wenn du zum Beispiel einen Strandurlaub machst. Kannst du mir der Pumpe schwimmen gehen?
Nein, ich muss die Pumpe ablegen und sie gut verstecken, damit sie niemand klaut. Es ist nicht schlimm für maximal 2 Stunden ohne Pumpe Sport zu machen, spätestens nach 3 oder 4 Stunden fängt der Körper an, sich selber anzugreifen und die Werte steigen.
Was wäre, wenn du die Pumpe verlierst, oder sie kaputt geht könntest du dann übergangsweise einen Pen benutzen?
Ich hatte leider mal das Pech, dass mir die Pumpe verloren gegangen ist, Gott sei Dank hatten wir noch eine Ersatzpumpe mitgenommen, sonst wär unser Urlaub schnell ein Ende gefunden. Wenn ich sie verlieren sollte, wird von Firmen wie Medtronic eine Ersatzpumpe ausgestellt, bis man eine Ersatz bekommt Bzw. Eine Möglichkeit hat Insulin zu sich nehmen zu können. Aber dazu weiß ich auch nichts genaueres.
Das ist dann ja echt ärgerlich... Wie groß ist denn die Pumpe in etwa? Bzw. wie kann ich mir das vorstellen, das das dann aussieht?
Etwa wie ein dicker breiter Mp3 Player oder wie ein Tastenhandy hahah.
Oh okay, ja sowas verlegt man dann wohl wirklich schnell mal :/ Ist es dir schwer gefallen dich an die Pumpe und das Gewissen mit einer Krankheit zu leben zu gewöhnen?
Also an die Pumpe habe ich mich schon seit 17 Jahren gewöhnt, nur ab der Zeit, wo ich aktiv selber darauf aufpassen musste, fiel es mir schwer mich komplett daran zu gewöhnen.
Was musst du denn alles genau beachten, an das es sich zu gewöhnen galt. "Nur" den Katheter zu wechseln, oder gehört zu der Verwendung noch irgendwas anderes besonderes? Reinigung oder Aufladen zum Beispiel.
Ich muss darauf achten, dass ich mindestens alle 2 Stunden messe, Insulin abgebe, Katheter wechsele und jegliche Signale, die mir mein Körper gibt.
Was für Signale können das so sein?
Also meine Signale sind immer die Über- und Unterzuckerung. Bei der Überzuckerung kriege ich Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit, starkes Durstgefühl und der Atmen stinkt dann auch nach Azeton. Bei einer Unterzuckerung zittere ich, leide dann auch an Konzentrationsstörungen, Heißhunger und bin sehr blass, als ich sonst schon bin. Es fühlt sich an, als wäre man betrunken.
Und wie und vor allem wie schnell musst du dann auf diese reagieren?
Am besten ist es, wenn man es sofort merkt und handelt. Bei einer Überzuckerung muss ich Insulin spritzen, bei einer Unterzuckerung muss ich Kohlenhydrate zu mir nehmen (am Besten etwas Süßes), um wieder im Normalbereich zu sein.
Klar ist das am besten, ist es ja bei allem, aber hast du irgendwelche Anhaltspunkte, ab denen es dann wirklich kritisch werden würde?
Was könnte denn so alles passieren, wenn du nicht entsprechend auf eine Unter-/Überzuckerung reagierst?
Ich habe zwei Situationen, die mir gezeigt haben, dass es nicht gut ist,
sowas zu ignorieren: Ich weiß noch, dass ich mit einem damaligen Freund am Abend telefoniert habe und ich meinte, dass ich ziemlich müde sei. Als ich auflegte und mich schlafen legte, verging 21 Stunden bis ich wieder aufgewacht bin.
Ursache: starke Unterzuckerung (Hypoglykämie). Ich war den ganzen
Tag nicht ansprechbar, war weder physisch noch mental "wach", habe rumgeschrien, geweint, versucht mich aus dieser Unterzuckerung rauszuboxen. Es hat sich angefühlt als hätte ich 30kg Steine auf meinem Körper liegen. Keiner hat verstanden was passiert ist. Das Schlimme war dabei, dass es mir ein Monat später vier mal in der Woche passiert ist.
Bei meiner Überzuckerung kann ich mich nur an eine Phase erinnern, wo
es mir gesundheitlich echt nicht gut ging: ich musste die jede Woche kotzen, sodass ich mehrere Kilos abgenommen habe. Das führte dazu, dass ich mich jeden Monat im Krankenhaus aufgehalten habe, sogar auch mal in der Intensivstation.
Das ist wirklich nicht schön... Ich drücke dir echt die Daumen, dass dir das nicht noch mal passiert!! Wie kann es denn sein das es so schlimm wird, wo du doch regelmäßig misst und die Pumpe das Insulin ja automatisch abgibt?
Ich habe vor wenigen Monaten wieder angefangen mich aktiv auf mein Zucker zu fokussieren, wenn ich nicht aufpasse, könnte ich niemals sagen, dass mich meine Krankheit nicht dominiert. Ich habe zu lange meine Krankheit "ignoriert" und wegen sowas, will ich nicht meine Zukunft verbauen!
Was für Folgeerkrankungen sind denn möglich?
Amputationen, Schlaganfall, Herzinfarkt, diabetische Retinopathie
(geschädigte Netzhaut - starke Sehstörung) und und und.
Dann drücke ich dir die Daumen, das du davon verschont bleibst...
Hast du noch ein abschließendes Wort an die Leser?
Immer an die Gesundheit denken, der Rest kann warten.
Da kann ich dir nur zustimmen! Vielen Dank für das Interview!
Ich hoffe ihr konnten vielleicht den ein oder anderen Tipp für euch und euer Leben aus diesem Interview ziehen. Lasst uns beiden gerne einen Kommentar da, wie euch das Interview gefallen hat, welche weiteren Fragen euch nun noch auf der Seele brennen und welche weiteren Themen euch interessieren würden!