CHALLENGE 1 Monat vegan |
Lesedauer: 5 Minuten - Hördauer: 8 Minuten (Hörfassung) Man liest immer wieder von den Vorteilen einer veganen Ernährung. Von den Argumenten gegen den Bedarf nach tierischen Proteinen bis hin zu der ethischen Diskussion rund um das Tierwohl bei der Aufzucht und Haltung gibt es viele Gründe, weshalb man sich eine vegane Ernährung mal anschauen sollte. Als jemand, der eine recht widerborstige Verdauung hat und öfter mal mit Problemen wie Sodbrennen, allgemeiner Fettunverträglichkeit und der allseits beliebten Laktoseunverträglichkeit geplagt ist, fand ich die Idee recht reizvoll. Denn viele vegane Rezepte sind nicht nur frei von tierischen Produkten, sondern legen auch einen Fokus auf einen allgemein “gesünderen” Lebensstil. (Das hier ist ein Teaser für einen Blog in der Zukunft, in dem ich über Ernährung und vor allem “gesunde Ernährung” schreiben möchte.) G e s u n d h e i t l i c h e r S t a n d Mein Plan: Vier Wochen vegan ernähren. Die Idee war nicht schlecht, die Planung machte Spaß. Doch kurz vorweg: Es war vielleicht nicht sonderlich schlau mit meiner aktuellen gesundheitlichen Lage dieses Experiment zu wagen. Ich habe seit ca 2 Jahren eine immer schlimmer werdende Anämie bedingt durch einen leichten Eisenmangel und einen recht starken Mangel an Vitamin B-12 und Folsäure. Ich bin deshalb in Behandlung und nehme seit einem Jahr jeden Tag Präparate und hatte vorher bereits angefangen eine sehr Vitamin-B fokussierte Ernährung anzufangen. Dennoch werden meine Werte mit jeder Blutuntersuchung schlechter. Der Verdacht liegt nahe, dass ich den gleichen Gendefekt habe wie meine Mutter und meine Tante, bei dem der Körper Vitamin-B nicht binden kann. Für die meisten Menschen ohne exzessiven Fleischkonsum reicht das Vitamin-B aus tierischen Produkten vollkommen aus, um ihren Haushalt zu decken. Lediglich bei Veganern oder Menschen mit akuter Mangelernährung kommt es zu einem so starken Vitamin-B12 Mangel. (Oder halt wie gesagt Gendefekt.) Die auffälligsten Symptome bei Vitamin-B12 Mangel sind Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und neurologische Probleme. Als jemand mit geschädigten Nerven ist es also definitiv etwas, was ich stärker bemerke - jedes Mal wenn meine Blutwerte schlecht waren, hatte ich auch extreme Beschwerden und Schmerzen was meine geschädigten Nerven anbelangt. Das ist relevant für das Fazit. Ich würde also sagen, nächstes Mal mach ich solch ein Experiment nur, wenn ich weiß dass ich vorher und nachher eine Blutuntersuchung machen kann lassen, um zu schauen ob es sich wirklich so extrem verschlimmert hat, wie es körperlich den Anschein hatte. M e i n e E r n ä h r u n g v o r d e r C h a l l e n g e Ich bin das, was man wohl Teilzeit-Vegetarier nennen könnte. Ich esse oft vegetarisch und selten mal Hähnchen oder Fisch. Einmal im Monat gibt es dann ein paar Gerichte mit Rinderhack. (Ich erinnere, ich lebe alleine und koche für eine Person. Fast alles was ich koche ist 2 Portionen und aufwärts. Das heißt, es gibt oft die halbe Woche lang das Gleiche zu essen und sehr viel Resteküche.) Meine absoluten Lieblinge sind Toast mit Ei oder Käsetoast. Allgemein so ziemlich alles mit Käse. Ich bin ein großer Fan von Milchprodukten, obwohl ich sie nicht vertrage, und leide gerne für den Geschmack. Mir war von vorne herein klar, dass ein Verzicht auf Milchprodukte und Eier sich am härtesten auf meine Gewohnheit auswirken würde. M e i n E s s e n s p l a n Anfangs hatte ich mir meinen Plan richtig schön zusammen gelegt. Ich hatte einen kompletten Plan wann ich was kochen und essen wollte und musste recht zügig feststellen, dass ich das so nicht so ganz durchziehen konnte. Ich hatte oft nicht so Hunger oder Lust, wie ich mir das im Plan notiert hatte und habe recht schnell angefangen spontan und nach Laune zu essen. Woche 1 lief noch ganz gut, doch spätestens ab Woche 2 verabschiedete sich dann jegliche Logik. Aber das ist normal, so esse ich sonst auch immer. Hinzu kamen schlechte Tage, an denen nicht viel lief (Schmerzen, grausame Müdigkeit, depressive Verstimmung - das Leben ist halt nicht immer ein Zuckerschlecken) und ich auf das altbewährte Rezept Nudeln mit Ketchup zurück griff. Einfach weil es schnell geht, keinen Anspruch hat und ich zeitgleich Kohlenhydrate und etwas Zucker in mich hinein bekomme. Und wie ihr seht ... habe ich nicht mal Woche 3 komplett durchgezogen. M e i n E n d e Am Ende war mein schlechter körperlicher Zustand (ich will hier nicht rummeckern, wie scheiße es mir ging, aber sagen wir so, ich hatte echt genügend Tage, an denen ich nicht mehr als 3 Stunden aktiv sein konnte) der letzte Nagel im Sarg. Hinzu kamen dauerhafte Schmerzen und schlaflose Nächte. Ich kann nicht mit Sicherheit beschwören, dass es damit zu tun hat, dass mein Körper eventuellen Nahrungsmangel hatte (also, schon gut möglich wenn ich bedenke wie schlecht ich die letzte Woche gegessen habe und wieviel schlimmer es wurde). Ich kann also nicht sagen, ob der viele Fisch, Frischkäse und die Eier am Ende der dritten Woche tatsächlich was gebracht haben oder es reine Kopfsache war. Aber nach ca drei Tagen Linsen, Fisch, Brokoli und Frischkäse, ging es mir langsam wieder besser. Ich werde es aber defintiv im Sommer nochmal versuchen mit 2 Wochen, um zu schauen ob es nur eine Laune meinerseits war, oder ob es sich wirklich auf meine Gesundheit auswirkt. D i e R e z e p t e s a m m l u n g Falls ihr euch fragt, was ich die Tage so alles gegessen habe, hier ist die Liste mit den Rezepten, die ich mir für mein Projekt rausgesucht hatte und auch gekocht habe. (Einige davon habe ich erst nach dem Projekt gekocht, aber sie sind definitiv alle Carmen-approved.) Schokomüsli Haferbrei mit Banane Vegane Cashew Ricotta Erdnusssauce Penne alla Norma Gemüsenudeln mit Erdnusssauce Süßkartoffel Falafel Linsen-Bolognese Z a h l e n s p i e l e z u m E n d e Und last but not least wollte ich einen kleinen Einblick in den finanziellen Aspekt der ganzen Nummer bringen. Es heißt nicht umsonst, dass vegane Ernährung teurer ist als die mit tierischen Produkten und es ist definitiv was dran. Vielleicht sind die Produkte überteuert, vielleicht leben wir auch nur in einer verzerrten Welt, in der wir glauben dass die unfair und lebensruinierend niedrigen Preise tierischer Produkte ein gutes Mindestwert sind. Das ist eine Frage für moderne Philosophen und nicht für mich - auch wenn ich definitiv eine Meinung dazu habe. Ich teile am Ende also einfach mal meine Kassenbons mit euch und ziehe einen Vergleich zu den sonstigen Wochen. (Also, den expliziten Kassenbon jetzt nicht wirklich. Wenn da Interesse an den genauen Produktpreisen besteht, dann teile ich die gerne mit euch; aber die jetzt alle abtippen dafür dass am Ende keiner sie liest ist selbst mir ein bisschen zu dämlich.) In einer normalen Woche gebe ich zwischen 25-32€ für Lebensmittel und Essen aus. Da ich halt vieles in größeren Mengen kochen kann und versuche sofern Möglich nach Angebotskatalog zu kaufen, gleicht es sich oft aus. Mein wöchentlicher Einkauf während meines Vegan-Projekts belief sich dabei eher auf 40-45€. Das hängt damit zusammen, dass mehr Bio Gemüse und Obst gekauft wurde und beispielsweise die Nussmilch 2€ teurer ist, als Kuhmilch. (Wobei der Preis leicht verzerrt ist; da ich öfter mal für mehr einkaufe, sind viele der Produkte nicht komplett aufgebraucht am Ende der Woche und dümpeln dann vor sich hin, bis ich sie in einem Anfall von “lass mal Regal leer machen” aufbrauche und dann in einer Woche gar nicht einkaufen gehe, weil ich genügend Reste für 8 Gerichte zu Hause habe. Realistisch gesehen habe ich dieses Jahr im Durchschnitt 39€ pro Woche für Lebensmittel ausgegeben, wovon die letzten drei Wochen zwischen 8 und 15€ über diesem Durchschnitt lagen und somit den Preis etwas in die Höhe gedrückt haben. Hinzu kommt die allgemeine Preissteigung der letzten Monate, die das zusätzlich noch etwas verzerren im Vergleich zu meinem sonstigen Kaufverhalten.) Und, habt ihr auch schon mal versucht euch eine Weile vegan zu ernähren oder seid sogar Vollzeit-Veganer? Wie hat es sich auf euch ausgewirkt? Was waren die größten Veränderungen und was waren die Nebenwirkungen - sowohl positive als auch negative Effekte? |