REPORTAGE Das Ozonloch |
Lesedauer: 4 Minuten - Hördauer: 6,5 Minuten (Hörfassung) Erinnert ihr euch an die ganzen Berichte und Medien rund um das Ozonloch, als wir Kinder waren? Irgendwie hört man davon heute nichts mehr. Dabei ist das Ozonloch immer noch da. Wie schaut es eigentlich damit aus? Ein kleiner Blick zurück in die Vergangenheit und die Lage heute. Die meisten von uns kennen Ozon nur als Begriff aus der Kindheit, den Sommermedien oder im medizinischen Kontext. Tatsächlich fällt das Wort Ozon im Sommer am häufigsten. Doch was genau ist Ozon? Ozon ist das, was aus Sauerstoff passiert, wenn kurzwellige UV-Strahlung darauf einwirkt. Vor allem im Sommer, wenn es trocken ist und wir wenig Wolken am Himmel haben und somit die Sonneneinstrahlung über Tage hinweg besonders intensiv ist, hört man immer wieder von Ozon-Warnungen. Denn nicht nur durch die Sonne, auch durch Abgase aus Verkehr und Industrie steigt der Ozongehalt in der Luft. Eine zu hohe Konzentration sorgt für Atemprobleme. An solchen Tagen kann man den Sommersmog so richtig beobachten. Doch wenn vom Ozonloch geredet wird, dann reden man von der Ozonschicht in der Stratosphäre. Zwischen 15 und 50 Kilometern in der Höhe ist die Ansammlung von Ozon in der Atmosphäre erhöht. Das sorgt dafür, dass UV-Strahlung der Sonne weniger stark hier unten bei uns ankommt. UV-B Strahlung ist besonders gefährlich für uns, da es Hautkrebs auslöst. Deshalb ist es eigentlich gut, wenn die Ozonschicht in Takt ist. Während Ozon weit oben gut ist, ist Ozon bei uns hier unten schlecht. Von den direkten gesundheitlichen Auswirkungen einmal abgesehen ist eine erhöhte Ozon-Ansammlung auch Mitschuld an einem verstärkten Treibhausgaseffekt. Je mehr Ozon wir also bei uns in der Troposphäre (vom Erdboden bis zum Beginn der Stratosphäre) haben, desto mehr schadet es unserer Gesundheit und dem Klima. Das Problem des Ozonlochs ist auf der Südhalbkugel schlimmer, denn die konstantere Kälte der Antarktis im Vergleich zur Arktis sorgt dafür, dass mehr Chlormoleküle in der Luft gefangen werden und diese werden dadurch massenhaft im antarktischen Frühling freigesetzt und greifen dort die Ozonschicht an. Als von den meisten von uns noch keiner redete (sprich in den 1970ern und 80ern), fanden Forscher heraus, dass die Ozonschicht in der Stratosphäre dünner wird. Schuld daran waren primär Fluorchlorkohlenwasserstoffe (abgekürzt unter FCKW bekannt), spezifischer das Chlor. FCKW befand sich vor allem in den Kühlelementen von Kühlschränken und Klimaanlagen, aber auch in Spraydosen wie Farblack, Schaum oder Haarspray. Wer noch einen Kühlschrank aus der Zeit kurz nach dieser Entdeckung zu Hause hat, hat vielleicht noch den Aufkleber “frei von FCKW” drauf pappen - wir haben noch so einen in der Garage stehen. Am 16. September 1987 gab es das sogenannte Montreal-Abkommen, welches 29 Staaten unterschrieben und somit unter anderem die Verwendung von FCKW verbaten. 1989 trat dieses Abkommen in Kraft. Ein großer Erfolg, wie wir ihn heutzutage nicht mehr kennen. Ein internationales Bemühen zum Schutz der Menschheit und des Klimas, wie wir es uns heute mit so vielem noch wünschen. Vielleicht auch geschuldet dem Zeitgeist der 80er. Doch das heißt nicht, dass es sofort zur Veränderung kommt. Es dauert, bis die Moleküle in die Stratosphäre gelangen. So verschlimmerte sich die Lage trotz Einführung des Verbots eine ganze Weile. Wie in vielen Dingen merken wir die negativen Auswirkungen erst, wenn sie zu spät sind und selbst das Resultat direkter Verbesserungen lässt einige Jahre auf sich warten. In den 2000ern gab es dann ein Aufatmen. Die Chlorwerte sanken und es kam zu Anzeichen einer Rückbildung des Ozonlochs. Während sich das Ozonloch zwar jeden Frühling auf der Südhalbkugel leicht aufbaut, so nimmt Größe und Ausbreitung tendenziell über die Jahre hinweg ab. Heißt das jetzt aufatmen? Nein, denn auch wenn die Situation besser ist als noch vor 30 Jahren, so gibt es nach wie vor Löcher und undichte Stellen in der Ozonschicht. Eine Studie von 2018 zeigt, dass vermutlich in China einige Fabriken immer noch FCKW in größeren Mengen in die Athmosphäre pumpen. Zwar will die chinesische Regierung alle Löcher gestopft haben, aber das Problem besteht weiterhin aufgrund der langen Abbauphase von FCKW (zwischen 50 und 100 Jahren). Eine weitere Studie zeigt, dass auch wenn die Dichte der Ozonschicht in unseren Breitengraden eindeutig höher ist als die den südlichen, es dennoch Anzeichen dafür gibt, dass an vielen Orten immer noch illegales FCKW in die Athmosphäre schwebt und es wieder zu Problemen kommen kann, wenn das nicht gestoppt wird. Wann und wie extrem, das kann keiner vorhersagen. Hinzu kommt, dass FCKW zwar einer der größten Schädlinge ist, aber eindeutig nicht der einzige. Und nicht alle wurden verboten. So wird beispielsweise in der Industrie immer noch viel mit Dichlormethan gearbeitet, welches zwar nicht ganz so langlebig ist, dennoch eine negative Auswirkung auf die Ozonschicht hat. Wenn durch den Klimawandel, also die Erhöhung der Temperaturen in unserer bodennahen Troposphäre, die Atmosphäre verändert, dann wird die Stratosphäre kühler. Das heißt, dass das Ozon sich wieder mehr anreichern kann. Die Ozonschicht würde komplett heilen. Das wäre aber so ziemlich eine der wenigen positiven Effekte des Klimawandels. Und das auch nur, sofern die These dass eine erhöhtere Temperatur der Troposphäre nicht neue Luftbewegungen in Gang setzen würde, die somit die Stratosphäre wieder leicht erwärmen. Wie es sich genau entwickeln wird ist ungewiss. |